nicht froh werden, da ie an eine Erneuerung der Warenlager bei der rapid fort- chreitenden Entwertung der gesetzlichen Zahlungsmittel nicht lenken können. Die Vorgänge an der Wiener Börse aber stellen elbst das in den Schatten, was man bisher in modernen Ro manen als Ausgeburt dichterischer Phantasie gelten zu lassen gewohnt war. Es soll hier nicht untersucht werden, was dieser unglück liche Kleinstaat gewonnen haben würde, wenn er sich von An beginn mit Ungarn auf einen guten, freundnachbarlichen Fuß
, der auch den nächststohenden ungarischen Käufer bereits in Mitleidenschaft zieht. Das agrarische Ungarn bezieht den allergrößten Teil seiner Jndustrieartikel aus Oesterreich. Die Wiener Geschäfte aber; sofern sie nicht ganz schließen, schreiben die Berkaufspreise jetzt schon in Pfunden, in Lire, in Mark und in Tschechokronen aus. Es ist zahlenmäßig eben lächerlich geworden, für eine Halsbinde 6000, für ein Hemd 10.009 österreichische Kronen zu verlangen. Die Wiener Fabri kanten ließen ihre ungarischen Abnehmer wissen
, daß sie künftig österreichische Kronen nicht mehr annehmen. Eine Wiener Firma, die ihre Waren aus der Schweiz besorgt, will künftig nur in Schweizer Franken verkaufen, andere Firmen bieten in Tschechokronen aus, nur noch die Bescheidensten heben sich mit der Zahlung in ungarischen Kronen zufrieden. Diese eigentümliche Erscheinung, die Handel und Industrie weit mehr berührt, als die bloße Geldangelegenheit die Jinanz- welt, ist das große Ereignis des Budapefter Marktes. Der ungarische Transithandel
und auch der größte Teil des Devisen verkehres gehen über Wien. Die Entwertung der österreichi schen Krone verursacht nun die denkbar größten Ungelegen heiten und schmerzliche Verluste. Es ist nicht mehr möglich, über Wien zu kalkulieren, denn durch die stete Abbröckelung der -österreichischen Krone wickeln sich alle Geschäfte verlustreich ab. Die empfindlichsten Einbußen erleiden jedoch die, die schon vordem Wiener Kronen oder Wiener Auszahlung in der Hoff nung auf eine -Kursbesserung oder zu geschäftlichen
Zwecken kauften. Sie sind plötzlich lahmgelegt, können sich Nicht be wegen. In ungarischen Finanzkreisen schätzt man den Betrag, mit dem der ungarische Markt an dem Sturze der österreichi schen Krone interessiert ist, auf sechs bis acht Milliarden. Dieser Verlust steigt täglich. Deshalb wird Wiener Auszahlung sogar bei dem gegenwärtig niederen Kurse massenhaft auf den Markt geworfen. Einzelne ungarische Banken wagen mit den Wiener Geldinstituten weitere Geschäfte nicht mehr abzuschließen