hat die Wiener Ringtheaterkatastrophe be reits weit übertroffen. Während beim Ringtheater brand gegen 450 Tote gezählt wurden, enthält die Verlustliste in Chicago über siebenhundert Tote. — Bürgermeister Dr. Lueger hat auf die Nachricht von dem furchtbaren Unglücke in Chicago nach stehendes Telegramm an den Bürgermeister von Chicago abgesendet: „Die Stadt Wien spricht der Stadtöertretung von Chicago aus Anlaß des un- i heilvollen Theaterbrandes, durch welchen Hunderte j von Menschen zu Grunde gegangen
weiter für das Wohl seines Volkes. Er kennt keine Ruhe, keine Rast, wenn es sich um das Wohl und Wehe der seiner Regierung anoertrauten Millionenstadt handelt. Es vergeht kein Monat, es vergeht keine Woche, ja fast kein Tag, ohne daß die Blätter von neuen Erfolgen des taten lustigen Mannes zu erzählen wüßten. Aber nicht die großen äußerlichen Erfolge des Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, denn von ihm reden wir hier, wie der Leser wohl schon erraten hat, wollen wir hier rühmen. Sprechen
wir einmal von seinen stilleren Taten, von den Taten, die sein Herz, sein goldenes Wiener Herz vollführt und nicht sein politisch-genialer Kopf. Man kann sich nicht erklären, wie dieser provi- dentielle Mann Oesterreichs, der Wien aus einer Judenstadt in eine Metropole der Christenheit um zuwandeln verstanden hat, neben seinen zahllosen Be rufsgeschäften als Bürgermeister, Reichsrat- und Landtagsabgeorneter und Parteiführer noch Zeit findet, fast Tag für Tag als ein Engel der Barm herzigkeit in die Hütten der Armen
, in die Wohnungen der Verlassenen zu gehen und Hilfe zu spenden, so gut es die Ersparnisse seines Wirkens nur erlauben. Aber Dr. Luegers goldenes Wiener Herz, das vom Geiste christlicher Charitas erfüllt ist, treibt ihn dazu, bei den Armen auszuruhen von des Tages schweren Bürden. Keines Pfründners im Bürger versorgungshause oder im Armenhause vergißt er, wenn dieser ein Erinnerungsfest, silberne oder goldene Hochzeit und dergleichen feiert; kein Wohltätigkeits fest findet statt
der gesellschaftlichen Gegensätze und einen Ausgleich zwischen reich und arm herbeizuführen, der uns wie ein Märchen anmutet. Wer diesen Teil der Tätigkeit Dr. Luegers über sieht, der versteht sein Leben nur zur Hälfte. Wer nicht weiß, daß Dr. Lueger nicht einfach Wiener Bürgermeister ist, sondern seinen Stolz darein setzt, ein B ü r g e r m e i st e r der Armen und V e r-