Nr. L66 ,Bozner Nachrichten', Mitwoch, 18. November 19S8 Aus der Theater- und Musikwrlt. In der Wiener Hofoper wurde mit dem Studium von Richard Strauß' „E l ektr a' begonnen. Das Werk dürfte den Höhepunkt der modernen dramatischen Tonkunst Richard Strauß' bezeichnen und enthalt ganz unglaubliche Schwierig- rigkeiten für die Sänger und das Orchester. Eine Reihe-von Operettenpremieren fand in letzter Zeit in Wien statt. Am 7. ds. wurde im Wiener Carl-Theater zum erstenmal „D erGlücksnar
r', Operette in 3 Akten (nach iE. Äime) von Alexander Landesberg und A. M. ^Vill- ner, Musik von Berte aufgeführt. Ein Wiener Blatt schreibt hierüber: Es Mb eine Zeit, wo man nur Girardi-Operetten schrieb. Man schuf eine große Rolle, von der man glaubte, daß sie Girardi passe, und rund herum trostlose Wüsteneien. Aus dieser für die Operette so unheilvollen Zeik stammt „Der Glücksnarr'. Eine unsäglich traurige Geschichte von einem armen Knappen, den eine gütige Waldfee drei Wundergaben spendete
. Bei den Reprisen wird es viel stiller werden im Carl- Theater. / ,, , . . Im neuen Johann Strauß-Theater in Wien war am Freitag den 13. ds. die erste Premiere. Sie hieß „Bub oder Mädel ?' Operette von Dörmann und Altmann, Musik von Bruno G r a n i ch st ädte n , dem jungen Sohn des betannten Wiener Juweliers. Das Buch soll sehr schwach sein und behandelt nach 'bekanntem Muster die Verheiratung eines verlebten Fürsten (a la Danilo) seitens seiner Gläu biger mit einem Millionenmädchen, das sich schließlich
des „9ceuen! Wiener Journals' u. R. Bernauer einen durchschla genden Erfolg, der umso höher einzuschätzen ist, als Strauß mit dieser Operette eine neue Kunstform geschaffen hat, in dein er(ähnlich wie bei der neueren Oper) mit den bisheri gen Nummern-System gebrochen und auch auf alle Auftritts- lieder etc. verzichtet hat. Natürlich! ist die Operette raniniert wirkungsvoll instrumentiert. Die Handlung ist Bernard ^haNs „Helden' nachgebildet, stark parod istisch und spielt u: Bulgarien.—Ein scharfer
Konflikt ist gegemvärtig zwischen den Wiener Thoaterdirektoren und den Varietedirektorep ausgebrochen. Die 'Theaterdirektoren haben sich an die Statt- halterei mit einer Eingabe gewendet, damit sie den Varietes das Spielen von Operetten und Stücken verbieten solle. Sie stellen sich auf den Standpunkt, baß den Theatern immer nur Pflichten auferlegt werden, während den Varietes alle Rechte eingeräumt seien. In den Varietes dürfe man essen und rauchen, während die Theater nur alle möglichen Vor- Ariften