in Sk. Polten. Selten ist bei Berichten über eine öffentliche Kundgebung so unverschämt gelogen worden wie in den Berichten der antichristlichsozialen Blätter über den Parteitag in St. Pölten, wie auch das konservative Wiener „Vaterland' konstatiert. Die Wiener Morgenblätter vom 16. Oktober mußten ein ganzes Sträußchen von Berichti gungen bringen. So hatten die gegnerischen Blätter berichtet: Beim Erscheinen Dr. Geß- manns in St. Pölten hätten sich „die Rufe der Entrüstung' (seitens der roten Voelkl-Garde
habe den Platz vor dem Bahnhof nicht betreten, er fti am Bahnhof angespuckt worden, ein Passagier habe ihm auf dem Perron unter Pfm-Rufen ins Gesicht gespuckt; ein Wiener Amtsdiener und Feuerwehrmann hätten gegen Freikarte (zum Schutz Luegers) mit fahren müssen u. f. w. Die „N. Fr. Pr.' brachte folgende blut rünstige Schilderung, die bei allen, welche den wahren Verlauf der Dinge kannten, nur große Heiterkeit erregen mußte: „Eine Schar von 4000 Söldlingen haben sie auf dieses friedliche Städtchen gehetzt
, die ehrwürdigen Klänge des Kaiserliedes wurden profaniert, denn während diese Melodie aus tausend wüsten Kehlen drang, stürmten die geworbenen Scharen aus den Wiener Vororten gegen die ruhigen St. Pöltener Bürger und vollführten eine Attacke auf die Stadt, die förmlich das Bild eines Bürgerkriegs. bot. Ein ganzes Landwehrregiment und ein Bataillon Infanterie mußten mit gezücktem Bajonett vorgehen, um die Ruhe wiederherzu stellen. Mit einem dichten Kordon von Gen darmen mußte die Stadt abgesperrt
werden, um den Wiener Bürgermeister zu schützen. Die Be völkerung von St. Pölten, obwohl sie gegenüber ihren Wiener Bedrängern in der Minderheit war, hätte jenen Mann in ihren Mauern nickt ge duldet, auf den sich heute bereits der Haß des ganzen Landes konzentriert.' — Wie sollen sich die geistesarmen Leser des Judenblattes zusammen reimen, weshalb das Militär Herrn Lueger und die „Wiener Bedränger' gegen eine „Minder heit' „schützen' mußte, die ihn „in ihren Mauern nicht dulden' wollte! Zum Ueberfluß erzählt