!" „Deswegen komme ich ja gerade", unter brach Fräulein Weber, die sich inzwischen vom Treppensteigen erholt hatte, den Rede strom. „Bei meinem Professor ist heute ein guter Freund, Professor Hallstätter. Dem seine Se kretärin hat geheiratet, und nu sucht er 'ne andere. Er will nächstens nach Ungarn. Ein Kreuz ist das mit den Gelehrten. Was die angeben können! Da hat einer dem Hallstät ter in den Kopf gesetzt, er hätte in Ungarn eine Gegend gefunden, wo ein bestimmtes Moos oder so'n Zeugs wächst
. Wie ist es denn nun mit der?" „Ich wer fe mal fragen, Fräulein Weber. Sie liegt mir doch den ganzen Tag in den Ohren. Geld müßt sie verdienen! — Ob sie hier hungern muß, Hab ich gefragt. Aber sie will und will nich mehr bleiben. Warten Sie mal, Webern, ich geh mal rein zu ihr." Fräulein Weber nickte. Sie hatte heute ohnehin schon mehr geredet als sonst in acht Tagen. Mit wem sollte sie auch sprechen? Professor Gusevius, der hörte doch nicht zu. Und da war sie in den zehn Jahren bei ihm recht schweigsam geworden. Im Hause
hatte sie keine Ansprache. Sonst kam die Nitschken regelmäßig alle paar Tage mal zu ihr. Aber seit die Grete Zurückgekommen war und sich gleich mit einer Gehirnhautentzündung ins Bett gelegt hatte, war die Schwatzstunde sortgesallen. Wie das Mädl verändert ausgesehen hatte! Sie war doch ganz stattlich gewesen, und wie dünn sah sie jetzt aus. Fräulein Weber war erschrocken, als sie die Kranke zum ersten Male sah. Jetzt kam Frau Nitschke aus dem Kran kenzimmer. „Grete möcht sehr gern. Sie will ja auch durchaus
wieder ins Ausland. Ich weiß nicht, warum 's ihr in Deutschland gar nicht gefällt! Aber sagen Sie mal", setzte Frau Nitschke flüsternd hinzu, „wie alt is er denn, der Moosprofessor?" Fräulein Weber wäre vor Lachen bald er stickt. Sie prustete laut los: „Da feien Sie unbesorgt, Nitschken! Der hat bald selber Moos angesetzt. Die sechzig hat er längst hinter sich. Da brauchen Sie keene Sorge zu haben. Aber eine Seele von Mensch is er!" „Dann is ja gut!" sagte Frau Nitschke be dächtig. „Denn darin war sie immer ver
dammt komisch, die Grete. Kann sie mit Ihnen mitkommen, sich vorstellen?" „Freilich, freilich", blähte sich Fräulein Weber. „Ich wer sie schon empfehlen! Wenn die Grete will, dann hat sie die Stellung. Aber fix soll sie machen. Mein Professor weiß sich ja nicht zu Helsen, wenn ich solange fortbleibe." Grete Nitschke kam jetzt in die Küche. Sie begrüßte die Freundin der Mutter. „Gut sehen Sie noch nicht aus, Fräulein Gretel! Sie sind wohl in Ihrer Krankheit noch gewachsen? Das kommt oft vor. Bissel