55 Tiroler VolMWM Nk. 28. Csrresplmdenz. Von der Talfer, 4. April. (Andeutungen, wie hick die Freundschaft zwischen Oesterreich und Italien sei.) Wir lasen letzthin bei Gelegenheit der Kaiserreise nach Venedig im „Volksblatte', daß es mit der Freundschaft zwischen Oesterreich und Italien nicht gar weit her sei oder eigentlich, daß man aus die so. hoch gerühmte und so sehr zur Schau getragene Freundschaft Italiens wenig Gewicht legen kann. Man darf nur in den Zeitungen eine kleine Rundschau
machen und man wird sich davon überzeugen. Man liest in der „Epoea' vom 30. März, daß „die Präfekten und Unter- präfekten (Statthalter) von der Regierung den Befehl erhalten haöen, alle Beschlüsse niederzuhalten, welche die Arbeiter- und Demokraten vereine gegen die Reise des Kaisers nach Venedig fassen könnten.' Die nämliche Zeitung schreibt ferner: „Man ist unablässig thätig, die Person des Kaisers von Oesterreich sicher zu stellen. Die Ver haftungen, die vom 20. bis 27. März stattfanden, betragen schon einige Hunderte
, und zwar gibt es unter diesen Verhafteten junge Leute aus allen Standen.' Außer diesem liest man in den Zeitungen, daß der Minister des Innern Schaaren von Wachen der öffentlichen Sicherheit und Carabinieri concentriren und für die ersten Tage Aprils nach Venedig beordern ließ. Sonderbare Vorbereitungen^ die man in Italien treffen muß, um einen Freund auf's herzlichste zu empfangen! Es ist dies gewiß ein schlagender Beweis, wie es mit der öffentlichen Sicherheit in dem Lande aussieht
, welches uns die liberalen Zeitungen als das Eldorado aller irdischen Glückselig keiten schildern. In der „Zeitung von Venedig' lesen wir ferner folgende Erklärung, die nicht ohne Wichtigkeit ist: „Ein Blatt dieser Stadt, heißt es darin, veröffentlichte gestern eine Adresse, die von einem Triestiner Comite an den Bürgermeister von Venedig gerichtet gewesen sein soll. Wir können versichern,, daß es in Venedig keine Triestiner Comites, und daher auch keine Ver tretung derselben gibt und daß folglich
von ihnen in den Zeitungen die Rede ist, „i nostri eari kratelli' (unsere lieben Brüder) genannt? Aus läuter Freundschaft für Oesterreich! Und jetzt müssen diese „lieben Brüder', weil der Kaiser von Oesterreich nach Venedig kommt, aus lauter Freundschaft mit Schmerzen verläugnet werden. Schon vor Jahren, tvo man zuerst von der Freundschaft sprach, die zwischen Oesterreich und Italien bestehen soll, hätten wir eine solche Erklärung zu lesen gewünscht, waren aber nicht so glücklich, sie irgendwo zu finden, son dern sehen