Oesterreichs, treu zu ihrer Nation zu halten und besonders in der gegenwärtigen Zeit schwerer nationaler Bedrängnis für deren Rechte einzutreten.' Mit einem dreifachen Hoch auf Papst, Kaiser And Bischof schloss diese denkwürdige Versamm lung. Begeistert gieng man auseinander. Die Musikeapellen vertheilten sich dann in mehreren Localen, um zu concertieren. Gegen halb 6 Uhr Zogen sie einzeln, ihre Weisen spielend, zum Bahn hof. Vor demselben entwickelte sich nun ein echtes Tiroler Volksleben
der Berge Frei-- heitsliebe und Kraft einathmet; Freiheitsliebe, um sich nicht willig in das geistige Joch der Könige dieser Zeit zu sügen, und Kraft, um die Ketten abzuschütteln, die andere Völker willig tragen. Wohl die Perle des Büchleins ist die Er zählung : „Der Fahnlbua'. Reimmichl schildert uns hier eine Episode aus den Tiroler Freiheits kämpfen, und die Gestalten, die er uns zeichnet, sind so lebenswahr, so gemüthvoll, so aus der Natur gegriffen, dass sich dem Kenner Tirols unwillkürlich
das Wort auf die Lippen drängt: Ja, das sind sie, die Tiroler Leute, Zug für Zug, so sind sie und nicht anders heute noch dort, wo der fremde Geist noch nicht einge drungen ist, noch nicht Tiroler Eigenart ver drängt hat. Der „Reimmichl' liest in der Seele seines Volkes, sie liegt offen vor ihm wie ein aufge schlagenes Buch, und er studiert sie auch fleißig, daher der Reichthum seiner Gestalten, die doch alle dem Leben abgelauscht sind, keine Roman figuren, keine Salontiroler! Dass er den Tiroler
Dialeet völlig beherrscht und ungekünstelt hand habt, ist ihm als einem Sohne des Landes und als Seelsorgspriester, der mit dem Volke stets in innigster Berührung steht, wohl nicht so hoch anzurechnen, aber seinen Schriften verleiht das völlige Anschmiegen an die Denk-, Rede- und Ausdrucksweise des Tiroler Volkes den Schmelz der Natürlichkeit und den Reiz der Originalität. Dass der „Reimmichl' trotz mancher borsti gen Außenseite und trotz der hellen Schalkhaftig keit, die aus seinen Schwänken lacht
machen nach der wohl schmeckenden und gesunden Tiroler Geisteskost, die der Mich! in seinen „Lustigen und leidigen Geschichten' auftischt. Die Tiroler sollen ihn nicht allein haben, ihren geschichtenschreibenden Volksprediger, wir brauchen ihn noch viel noth wendiger. Noch sei verrathen, dass der „Reimmichl' auch eines der trefflichsten katholischen Volks- blätter, die wir haben, den „Tiroler Volksboten', schreibt, und wer den Mann ganz kennen lernen will als warmherzigen Volksfreund, als schrift- stellernden