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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 09.04.1936
Physical description: 6
durch eine hl. Messe eingeleitet, worauf nach einer Fest ansprache des Klubvorstandes Dok tor A tz die Vertreter der alpinen Organisationen aus ganz Oesterreich beglückwünschende Ansprachen hiel ten. — Lichtbild Tiroler Kunstverlag Chizzali, Innsbruck. Donnerstag, den 9. April 1936. Ein teurer Mer. Von G. Fröhlich. Theodor Meisner sitzt mit einem schweren Kopf beim Schreibtisch. Seine Frau hatte gemeint, daß daran nur der verlängerte Skatabend schuld sei. Zugeben darf man das natürlich nicht. Zumindest

nicht, MN man Theodor Meisner ist. Bitte: Theodor Meisner, Inhaber von Theodor Meisner, Gemüsegroßhandlung. 'Aber unangenehm ist die Sache doch! Peinlich. Und gerade P muß so etwas passieren! Zu dumm! Sie hatten ihren Skatabend gehabt, wie gewöhnlich; der Franz, der Karl, der Seff und er. Halt? Da stimmt doch was Ht! Der Karl hatte sich doch entschuldigen lassen?! Natür lich! Also: Er, Theodor Meisner, der Franz, der Seff Herrgott, wer war den der Vierte gewesen? Richtig! Der Doktor Müller war ja eingesprungen

! Mit dem hatte er hoch auch Bruderschaft getrunken? Oder nicht? Na, ist ja egal! Und dann hatte plötzlich der Franz Geburtstag gehabt, inan hatte gefeiert, immer mehr Freunde waren dazu gekommen. . . Rrrrrrrrrrrrr! Das Telephon. „Hallo! Hier Theodor Meisner, Gemüsegroßhandlung!" „Hier Städtische Polizei! Herr Meisner, könnten Sie im Laufe des Vormittags einmal vorsprechen? Es ist da so eine unangenehme Sache . . ." Mer, bitte, bitte!" Städtische Polizei? Herrgott, was wollen denn die? Sollte es vielleicht deswegen

. . .? Er hatte doch da so laut gesungen Nif dem Heimweg! Was denn nur gleich? .So leben wir, ,sieben wir, so leb'n wir alle Tage!" Ja freilich, das, und tan auch noch .Bier her, Bier her!' Stimmt! Der Franz hatte ihm noch den Mund zuhalten wollen. Und was gesagt hatte er auch. Von nächtlicher Ruhestörung oder so. Ach du liebe Güte! War das vielleicht? Rrrrrrrrrrrrr! Das Telephon. „Hallo! Hier Theodor Meisner, Gemüsegroßhandlung!" „Hier ist die Vezirlshauptmannschast. Herr Meisner, könn- tai Sie im Laufe des Vormittags

einmal vorsprechen? Es hi ba so eine unangenehme Sache . . ." „Aber, bitte, bitte!" Also, alle Achtung! Da hatte er sich ja tüchtig hineingeleiert! Wiche Ruhestörung? Wieviel Strafe kostet . . .? Mo! Wer dort? Hier Theodor Meisner!" „hier Gendarmeriewachtposten. Bitte, könnten Sie . . .?" Arrrrrrrrrrrrrrr! „Sofort. Besetzt!" Rrrrrrrrrrrrr! Me, bitte, ich spreche gegen elf Uhr vor." „hier die Liga gegen Straßenlärm." .Es ist da so eine unangenehme Sache . . Her Theodor Meisner!" Mrrrrrrrrrrr! Hßt, ich spreche

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 4 of 8
Date: 10.06.1933
Physical description: 8
." „Da kannst du schon rvas unternehmen, Otto! Klar, gehe zu dem Bossewitz hin und sags ihm auf den Kopf zu!" „Das passiert noch!" Onkel Otto blickt wieder auf das Geld. „Das Geld macht mir keine Freude. Peter, tus in den Kassenschrank, hebs auf für mich!" Peter nimmts und schließt es ein. Der Gerichtsvollzieher ist natürlich auch dem bra ven Theodor und dem biederen Malermeister Nolte mit so einer netten Schuldforderung gekommen. Flammen der Bedrückten Roman von Erich A. Mayer Schluß „Der Wind geht

hin und wieder laufen sähe. „Es wirkt!" höhnt er, die Faust ballend. „Es wirkt! Bald werden sie aus dem Loch müssen. Der Wind nimmt zu." Mit zusammengepreßtem Munde steht der Komman dant der Gendarmen neben ihm. „Und wenn wir es nickt mehr bändigen können?" fragt er. „Was geht das Euch an? Ich habe es befohlen und werde es verantworten. Und sollte das ganze Land Pfändungen in beiden Fällen! fruchtlos. Aber Theodor ist mit seiner Wut im Bauch zu Nolte gelaufen, dann haben sie gemeinsam eins ujnd immer noch eins

getrunken, bis sich soviel Wut im Busen ansammelte/ daß sie beschlossen, den „Raben aas" von Onkel auf die Bude zu rücken und ihm Be scheid zu sagen. „Totschlägen! Totschlägen!" rief Theodor, der schon ziemlich angezecht war. „So ein Lump! So ein Lump!" Also zogen sie gemeinsam zum „Ochsen". Die Gaststube war heute wenig besuch:. Onkel Otto saß am Klavier und spielte ein Operettenstück, den wenigen Gästen zur Unterhaltung. „Du, du!" ruft Theodor Onkel Otto an, der nichts ahnend „Wir tanzen Ringelreihen

— einmal hin und her!" auf dem Piano trällert. „Du Hast uns den Kuckuck auf den Hals geschickt." Rudi hört mit Biereinschenken auf. Onkel aber lacht kurz auf, wendet ihnen den Kopf zu und nickt. „Stimmt!" Er wechselt die Melodie und spielt zum diebischen Vergnügen aller plötzlich: „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald!" Theodor bricht in eine Flut von Verwünschunge!N, Flüchen und genreinen Redensarten aus. Es sieht aus, als wollte er sich jeden Augenblick auf Onkel Otto, der seelenruhig am Klavier sitzt und spielt

, stürzen. Rudi will schon- eingreifen, aber da tritt der Va ter ein und nickt ihm zu. Peter Lenz mächtige Gestalt schiebt sich vor die bei den Ruhestörer. „Was geht hier vor?" fragt er scharf. „Mit dir ham wir nischt! Mit dem gemeinen Kerl von Onkel!" sagt Theodor. Peter Lenz liebt keinen Skandal in seinem Lokal. Er ist gewohnt, alles in Ruhe zu schlichten, aber jetzt platzt ihm doch bald die Galle. „Ihr trauriges Gelichter, ihr ganz genreinen Lum- penkcrle, wenn ihr jetzt nicht macht, daß ihr raus

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Wörgler Nachrichten
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Page 4 of 6
Date: 27.05.1933
Physical description: 6
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 24. Warum hat sich Onkel Otto mit dem Neffen Theo dor verkracht? Peter Lenz wollte es wissen, und er erfuhr es auch. Das Ganze hat sich so abgespielt. Auf dem Platze Theodors, wo er seine Baumate rialien untergebracht hat, sind neue Vorräte einge troffen. Fünfzig Säcke mit Kalk stehen brav nebenein ander. Und unweit von ihnein steht ein Sack mit Mehl. Theodor hat längst

bei dem Chef abgeladen, und das Mehl — das habe ich eingerührt!" Auf dem Bau hat die Arbeit zehn Minuten ge stockt. Man konnte einfach nicht arbeiten- man lachte, daß die Seiten und der Leib weh taten. „Otto hat Mehl als Kalk eingerührt!" Man lachte bis Theodor kam. Als der erfährt. Flammen der Bedrückten Roman von Erich A. Mayer 43. Fortsetzung Sie findet ihn im Unterstand lang ausgestreckt lie gend, das Gesicht in den verschränkten Armen ver graben,. Sie wirft sich neben! ihn und redet ihn« an, sucht

Onkel Otto aus, wird ein Flegel, seine Wut artet so aus, daß er tätlich gegen Onkel Otto werden will. Onkel Ottos Gesicht ist mit einem Male todernst geworden. Er weicht nicht aus, als Theodor sich auf ihn stürzen will, als er aber ran ist und ihn vorn an der Brust packen und schütteln will, da gibt ihm Onkel Otto ganz, plötzlich unerwartet einen Kinnha ken, der Theodor die Luft nimmt, er taumelt, will sich halten, klappt zusammen und — wohin setzt er sich? Ausgerechnet in den Mehlpamps. Otto steht

ganz ruhig und sieht auf den bewußt losen Theodor, dann tut er einen tiefen Atemzug,! und ein Lächeln erscheint wieder auf seinem Voll mondgesicht. „Knockout!" sagt er trocken. Der Bau lacht abermals, bis Theodor wieder zu sich kommt. Theodor möchte sich gern aufrichten- aber an sich! fällt das dem schweren- dicken- ungelenken« Körper schon schwer, und dann klebt er i»n Mehlteig fest. Der Polier und zwei Maurer helfen ihm heraus. Sie müssen sich sehr anstrengen, nicht zu lachen. Es zuckt

ihnen mn die Mundwinkel. „Du verfluchter Hund!" brüllt Theodor. „Du Rind viech, so alt du bist — raus mit dir! Dag Mehl wirst du mir bezahlen!" „Bezahle mir erst einmal meine achttausend Dollar, die ich dir gepumpt habe!" spricht Onkel Otto ruhig. „Ich habe dir nichts zu bezahlen! Nicht einen Hel ler kriegst du!" „Das wollen wir sehen! Ich treib dich bis zum- Offenbarungseid- ich laß dich auspfänden, sechsmal in der Woche. Du bist mir ja ein teurer Neffe! Ich werds dir zeigen- wie man mit seinem alten Onkel

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 4 of 8
Date: 18.03.1933
Physical description: 8
ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urheberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 23. „Du verfluchter Hund !" brüllt Theodor. „Du Rind viech, so alt du bist. . . raus mit dir! Das Mehl wirst du mir bezahlen!" „Bezahle mir erst einmal meine 8000 Dollar, die ich dir gepunrpt habe!" spricht Onkel Otto ruhig. „Ich habe dir nichts zu bezahlen! Nicht einen Hel ler kriegst du!" „Das wollen wir sehen! Ich treib dich bis zum Offenbarungseid, ich laß dich auspfänden

, sechsmal in der Woche. Du bist mir ja ein teurer Neffe! Ich werds dir zeigen, wie man mit seinem alten Onkel um springen kann." Theodor sagt nichts mehr, er geht in die Bauhütte und reinigt sich notdürftig. Inzwischen nimmt Otto Abschied von den Kollegen und ladet sie nach Feierabend zu einem Schoppen ein. Es hat lange gedauert, bis sich Peter Lenz von dem Lachkrampf erholte, den er durch Onkel Ottos Er zählung bekam. „Ist alles richtig so, Otto! Jetzt bleiben wir zu sammen

nichts mehr, er läßt alles über sich ergehen. Aber ihm macht das Geldverdienen keine Freude mehr. Frank Käsebier findet bei der Post einen Zahlungs befehl von Onkel Otto. Ueber 33 600 Mark! Schwer geht sein Atem, und doch fühlt er sich er leichtert. Seit ein paar Wochen hat er darauf gewartet. Er weiß, daß Onkel Otto kein Erbarmen haben wird, denn . . . man ist ja zu hundsföttisch mit ihm umgesprungen. Eine Stunde später kömmt Theodor mit Nolte. Beide sind sehr aufgeregt. „Hast

du auch einen Zahlungsbefehl erhalten?" fragt Theodor. „Ja!" „Der verdammte Teufelsbraten!" flucht Theodor. „Wir werden ihm eins pfeifen!" Frank entgegnet hohnvoll: „Er wird uns eins pfei fen ! Schließlich, dürft ihr nicht vergessen, daß er im Recht ist. Er hat uns das Geld geborgt gegen Schuld schein." „Ach was, der Schuldschein war doch nur eine Formsache, von wegen der Erbschaft." „Das bildest du dir ein, Theodor! Das ist nicht der Fall! Onkel ist im Recht, da ist nicht dran zu tippen, wir werden verurteilt und stehen

hat, wieder einen Ast tiefer, hebt das Boot mit gewaltiger Anstrengung empor un>d läßt es auf der andern Seite, nachdem er es zwischen den beiden Stämmen durchgepreßt hat, wieder ins Wasser herab. Irene kann wieder einstei gen, und die Fahrt geht jetzt unter einem dicht be zeigten? Wir Habens nicht getan! Ich möchte mich Tag um Tag in Grund und Boden schämen, daß ich nicht die Kraft fand, gegen die Jämmerlichkeit mei ner eigenen Frau aufzutreten." „Jedenfalls kriegt er von mir keinen Pfennig!" sagte Theodor

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 16
Date: 16.09.1934
Physical description: 16
die Festrede Du schonst das teure Wäschegut, Wenn Schicht Radion die Arbeit tut. r f%cog ‘ r DuA vücSu! 'Wj/mM' SCHICHT RADION IN PAKETEN ZU 40 u.70 GROSCHEN „Im Aufträge des Herzogs Doktor Karl Theodor von Bayern mach ich Ihnen die erfreuliche Mittei lung, daß die von demselben an Ihrer Tochter per sönlich vorgenommene Staroperation einen sehr glücklichen Erfolg hatte, daß der Heilungsprozeß seinen normalen Verlauf nimmt und die Patientin voraussichtlich in zwei bis drei Wochen im Besitze

!" „Amen!" sagte Georg, seiner Gefühle und Rührung kaum mächtig. Kardinal Jnnitzer nimmt die Weihe des Heldendenkmales vor Vierzehn Tage später wurden zwei Frauen, von wel chen die jüngere eine Schutzbrille trug, von dem Her zog Karl Theodor im Palais zu Würzburg in Audienz empfangen. Es war Röschen Brandeis und deren Mut ter. Beide fanden kaum Worte des Dankes. Er aber sagte einfach: „Ich freue mich der gelunge nen Operation. Hier, liebes Kind, nehmen Sie diesen Ring zum Andenken an Ihren Arzt Karl

Theodor. Doch halt! Zuerst sagen Sie mir, welche Farbe haben die Steine des Ringes?" „Herr Herzog", sagte das Mädchen schüchtern, „es sind zwei grüne und zwei rote Steine." „Bravo!" rief der Herzog", in der Tat, es sind Ru binen und Smaragde. Adieu, möge Ihr ferneres Le ben sich so gestalten, daß den Ihnen wiedergegebenen Augen nur selten Tränen entströmen — denn Tränen — schwächen das Auge!" „Mutter, Mutter, schau dorthin! Ist es ein Blend werk der Sonne? Dort blicke hin — ist es Wahrheit

, wo der letztere eine große Wagenfabrik er warb und den Titel eines „Hoflieferanten des Herzogs Karl Theodor von Bayern" führte. Zwei goldlockige Knaben verschönten den trauten Hausstand. Der eine trug den Namen Karl, der andere Theodor, wohl aus Verehrung der Eltern für den edlen Herzog, der sich aus purer Nächstenliebe fast ausschließlich dem Dienste der Barmherzigkeit und Humanität gewidmet hat.

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 08.02.1935
Physical description: 6
hatte Mrs. Ludlow einen Besucher — niemand lungeren als ihren Sohn. Theodor Ludlow schien ausge- fprochen schlechter Laune zu sein. „Wo ist Netto?" war seine erste Frage. „Mit Mr. Smithers im Theater." Theodor Ludlow war auf das peinlichste überrascht. „Was?" rief er. Frau Ludlow wiederholte ihre Antwort mit etwas unsicherer stimme. Sie hatte von jeher Angst vor ihrem Sohne, und 'vnnte sie niemals abstreifen. »Du hast Netto mit diesem — Menschen allein ins Theater sehen lassen?" „Warum

. Ich bin selber in der Klemme." „Das glaube ich dir nicht, Theodor. Du sagst es jedesmal, wenn ich dich um Hilfe bitte. Anscheinend hast du nicht einen Funken Kindesliebe im Leibe." Sie beugte ihren Kopf über die Hände und weinte leise. Theodor betrachtete sie mit soviel Teilnahme, wie er einem mechanischen Spielzeug gewidmet hätte. Sodann hatte er einen Einfall. „Warum wendet ihr euch nicht an Rodway? Wie ich höre, ist an seiner verrückten Erfindung doch etwas dran. Und warum nicht an Smithers?" „Du kannst

. Ludlow außer zwei Schlafzimmern zur Verfügung stand. Theodor stand plötzlich auf. „Wohin gehst du?" fragte die Mutter besorgt. „Ich beabsichtige, die Gelegenheit wahrzunehmen, Mister Smithers Zimmer einen Besuch abzustatten. Bleibe hier, ich komme gleich wieder. „Theodor, du hast kein Recht dazu." „Ein Recht vielleicht nicht, aber triftige Gründe." Er öffnete und schloß die Tür zum Nebenzimmer. Mrs. Ludlow wagte nicht, ihn daran zu hindern. „Großer Gott, was wird Mr. Smithers dazu sagen

, wenn er es erfährt?" war alles, was sie einzuwenden den Mut hatte. In dieser Hinsicht schien Theodor Ludlow sich keine Sorge zu machen. Er benahm sich in den zwei Zimmern des Mieters, als ob sie seine eigenen wären; riß Schränke und Schubladen auf, durchstöberte den Schreibtisch und öffnete, was sich öffnen ließ. Nur eine Dokumentenkaffette leistete ihm Widerstande Es war ein teurer Attikel, mit einem vorzüglichen Schloß aus gerüstet. Keiner seiner Schlüssel wollte passen. Schließlich ver suchte

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Der Arbeiter
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Page 8 of 10
Date: 05.08.1936
Physical description: 10
) sind durch Abgase eines in einem Schacht ausgestellten Benzinmotors vier Arbei ter getötet worden, drei weitere liegen schwer vergiftet im Krankenhaus. „Hier ist das Schreiben", nickte der Gefragte. Theodor Lohse überfliegt die wenigen Zeilen und lacht kurz aus. „Da soll er sich aber gründlich getäuscht haben, wenn er glaubt, so leichten Kaufes zu entkommen. Vier Wochen hat er noch im Büro zu arbeiten. Was er dann tut, ist mir egal." Er überwindet die Schmerzen in seinen Beinen und läßt sich von Basewitz ans

Auto führen. Als er im In nern sitzt, grollt er: „Frühlingsstraße 34." Eine Viertelstunde später sind sie vor ihrem Ziele angelangt. „Bleiben Sie unten, Basewitz, ich werde die Sache gleich erledigt haben", hält er den jungen Mann zu rück, der ihn begleiten will. Aechzend steigt er die Treppen hinan, und die Toch ter von Pauls Wirtin öffnet auf sein Läuten die Gang tür und führt ihn zu den Zimmern Pauls. Theodor klopft herrisch und tritt ein, ohne einen Anruf abzu warten. Er schließt die Tür

kräftig hinter sich zu und bleibt stehen. Paul ist eben dabei, seine Koffer zu packen. Er rich tete sich aus und sieht Herrn Lohse mit unbeweglichen Mienen an. „Was machen Sie da?" „Darüber bedarf es wohl keiner weiteren Erklä rung", erwidert Paul und deutet auf die Koffer. „Ich verlasse Berlin." „Was Sie in vier Wochen tun, soll mich nicht be kümmern", fährt Theodor auf. „Aber vorläufig stehen Sie noch in meinen Diensten, und ich denke gar nicht daran, Sie laufen zu lassen." „Liegt

um Arbeit vorgesprochen wurde, auch Bedarf an Arbeitskräften hatten, wird in einem sol Theodor setzt sich auf den nächsten Stuhl und macht eine Handbewegung. „Man spricht oft Dinge aus, die mit den inneren An sichten nichts zu tun haben", erklärt er .„Es tut mir leid, wenn ich heute vormittags nicht sehr höflich zu Ihnen war, aber die Umstände waren wirklich nicht dazu angetan, Ihnen ein Loblied zu singen. Wenn ich gewußt hätte, daß das Mädel sich selbst von Ihnen ab kehrt, hätte ich kein Wort gesagt

da, und Sie haben nichts getan, um ihre Meinung über mich zu ändern. Es ist also nur zu be greiflich. wenn ich in Ihrem Betrieb nichts mehr zu tun haben will." „Sie sprechen wie ein Mann ohne Kopf", ereifert sich Theodor und versucht, mit seiner lauten Stimme sein Schuldbewußtsein zu überschreien. „Was wollen Sie denn ansangen, wenn Sie Berlin verlassen? Glau ben Sie, so rasch wieder eine gute Stelle zu finden?" „Das dürfte Sie am allerwenigsten bekümmern", erwidert Paul kalt. „Sie können ja nur froh

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Der Arbeiter
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Page 8 of 10
Date: 02.09.1936
Physical description: 10
in demselben Maße, als man „Warum fuhrst du denn mit Basewitz an der Fabrik vorüber, wenn du Reichmann nicht ärgern wolltest?" Trude funkelt den Sprecher böse an. „Du bist ein alter Narr. Ich habe niemanden ärgern wollen, am wenigsten diesen Menschen. Es wundert mich überhaupt, daß du ihn noch nicht entlassen hast." Theodor sieht aufmerksam in ihr Gesicht. „Reichmann wäre längst gegangen, das heißt, er ist tatsächlich gegangen, aber ich holte ihn wieder zurück, und er mußte sich fügen, da er nicht gekündigt

hatte. Er hat nun noch vier Wochen bei mir zu arbeiten, dann ist er mir verloren." Es ist zum erstenmal, daß Trübe von dieser Sache hört. Sie drängt Theodor, ihr alles ausführlich zu be richten. Das geschieht. Hieraus herrscht eine Weile Schweigen, das endlich von Lohfe unterbrochen wird. „Du fuhrest nachmittags mit Basewitz aus. Was hatte das zu bedeuten? Hat dein Verhalten ihm gegenüber eine Wandlung erfahren?" Trude schürzt die Unterlippe. „Was könnte sich da wandeln? Ich fuhr eben aus, und dabei brauchte

ich einen treuen Diener. Dazu eig nete sich Basewitz am besten. Das ist alles. Im übrigen scheint Basewitz mich doch nicht mehr zu lieben, denn er hat sich in die Kontoristin vergafft." „Was hat er?" wiederholt Theodor verblüfft. „Er ist in Fräulein Busch vernarrt. Vermutlich hängt sie ihm den Brotkorb nicht allzu hoch, und damit ist bei ihm schon etwas auszurichten." „Aber das ist doch toll!" fährt Theodor auf. „Base witz und die Kontoristin! Und du nimmst das so ruhig aus?" „Wie sollte ich es sonst aufnehmen

? Was Basewitz tut, ist mir gleichgültig, wie irgend etwas. Dieses Tech telmechtel freut mich sogar. Das gibt mir wenigstens eine Gelegenheit, ihn ein bißchen in feiner träge« Ruhe aufzustören, und die freche Person von einer Busch soll auch ihr Teil abbekommen." Theodor schüttelt den Kopf. „Ich glaube die Sache nicht aufs erstemal. Wahr scheinlich heuchelst du etwas zusammen. Oder hast du Beweise für deine Behauptung?" „Habe ich nicht", verneint Trude. „Wenigstens keine solchen, die du erfassen würdest

. Du kannst dich ja selbst einmal mit der Angelegenheit beschäftigen." Nach dem Essen begibt sich Trude in ihr Zimmer, und Frau Wanda folgt ihr nach. „Hast du eine Aussprache mit Herrn Reichmann her beigeführt?" „Nein. Wozu auch? Es wäre ja doch nur vergeblich, und er würde mich höchstens nochmal belügen. Das ertrage ich nicht. Warum läßt ihn denn Theodor nicht laufen, wenn er doch gehen will?" Frau Telow sieht ihre Tochter forschend an. „Diese Frage hättest du an Theodor selbst richten ollen. Warum hast

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Der Arbeiter
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Page 8 of 10
Date: 27.05.1936
Physical description: 10
an und für sich hinter seiner rauhen Schale ein ganz annehmbarer Kern sitzt. Nach dem frühen Tode seines Stiefbruders Richard Telow ging die Leitung der großen Porzellansabrik auf ihn über. Der gesamte Besitz gehört der Gattin des Verstorbenen, Frau Wanda Telow, und Theodor Lohse, der in geschäftlichen Dingen eine glückliche Hand besitzt, leitet das herrenlose Unternehmen. Richard Te- lows Hinterlassenschaft bestand außer seinem Barver mögen in der großen Porzellansabrik am westlichen Ende von Blankensee. Theodor führte

den Betrieb geschickt weiter, vergrößerte ihn, und als im Zentrum Berlins eine etwas kleinere Porzellanfabrik unter den Hammer kam, kaufte er diese kurz entschlossen auf. ließ sie unter ihrem alten Namen weiterbestehen und brachte sie wieder aus die Höhe. In dieser Fabrik ist Benvenuto Basewitz, der ein zige Sohn des reichen Geheimrates Dr. h. e. Friedrich Basewitz, tätig. Theodor Lohse hat den Ehrgeiz, den jungen Menschen zu einem tüchtigen Geschäftsmann auszubilden, und fein Streben zielt dahin

, ihn mit Trude Telow, seinem Mündel, zu verheiraten. Nach seinen bisherigen Erfahrungen ist er der Ansicht, daß es der junge Basewitz zu etwas bringen könne, und außerdem ist er der Alleinerbe des großen väterlichen Vermögens, und dieser Umstand sticht Theodor am meisten, denn ein Fabrikunternehmen blüht und ge- und Angestellten Steiermarks nimmt die erfolgte Um bildung der Bundesregierung zum Anlaste, Ihnen, hochver ehrter Herr Bundeskanzler, wie der gesamten Bundes regierung aufs neue

verliebt. Das weiß Theodor. Er weiß aber auch, daß Trude ihrerseits von dem jungen Mann nicht sehr viel wissen will, aber das stört ihn nicht weiter. Die „Göre", wie er Trude offen und geheim zu nennen beliebt, ist erst achtzehn Jahre alt, steckt also noch in den Kinderschuhen und verfügt somit über keinen eigenen Willen. Außerdem ist er ihr Vormund und er hegt die felsenfeste Ueber- zeugung, daß es ihm gelingen wird, sie in den nächsten Jahren mit dem jungen Basewitz zu verheiraten. Wenn das geschehen

ist, kann er sich getrost zur Ruhe setzen. Er nähert sich bereits bedenklich den Sechzigern, und wenn er auch seiner Tätigkeit noch mit ungebrochener Kraft nachgeht, so sehnt er sich doch bisweilen nach Ruhe und Ablösung. Bevor er sich aber von der Lei tung der Fabrik zurückzieht, muß Trude mit 'Benve nuto Basewitz verheiratet sein. Den Schwur hat er sich getan. Theodor sitzt breit und gewichtig vor dem wuchtiDen Schreibtisch in seinem gediegen ausgestatteten Arbeits zimmer in der Blankenseer Fabrik. Stöße

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Der Arbeiter
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Page 7 of 10
Date: 10.06.1936
Physical description: 10
Roman von I. £. Hecker Urheberrecht Herold-Verlag. Homburg-Saar. (Nachdruck verboten.) 14 Der junge Mann macht ein verdrossenes Gesicht. „Was läge mir an acht Tagen? Aber Sie wissen ja, tvie Trude ist. Ich bin völlig Lust für sie. (sch habe mir manchmal schon gedacht, daß alles vergeblich fei. Viel leicht hat sie irgendwo einen heimlichen Bräutigam auf der Seite . . ." „Das wäre ja noch schöner!" fährt Theodor auf. »Was glauben Sie eigentlich? Sie beleidigen mein Mündel! Dos find dumme Flausen

. Das haben Sie nicht. Also!" Es ist eine Eigenart Theodors, alle längeren Aus lassungen und Belehrungen mit einem .Also!' abzu- schließen. Er klopft Basewitz nochmal auf die Schulter, dann verläßt er das Zimmer, um wieder nach Blan kensee zurückzufahren. Während er die Treppe hinuntergeht und alle feine Gedanken noch mit dem Thema: Trude und Basewitz be schäftigt sind, kommt ein junger Mann, immer gleich drei Stufen auf einmal nehmend, von unten empor gesaust. Theodor fühlt sich plötzlich recht unsanft aus seinen Träumen gerisien, und bevor

er weiß, was eigentlich geschehen ist, sitzt er auf der Treppe und hat das Empfinden, als hätte ihm jemand sämtliche Kno chen entzweigeschlagen. Er verzieht das Gesicht, das bei dem jähen Schreck ganz blaß geworden ist. „Oh weh. Dickerchen!" sagt eine teilnehmende Stimme, „das hat also einen kleinen Unfall abgesetzt! Warum haben die auch keinen Schupo im Haus, der den Verkehr regelt!" Zwei starke Hände fassen den Gestürzten behutsam an den Schultern und heben ihn empor. Theodor be fühlt

sein brennendes Sitzfleisch, dann kommt ihm dre Wut. „Sie verfluchter Kerl!" schreit er und jetzt sieht er sich den Menschen an, der ihn überrannt hat, „haben Sie denn keine Augen? Rennt man in fremder Leute Häusern vielleicht wie auf der Avus umher? Und Sie denken wohl auch gar nicht daran, sich zu entschuldi gen?" r .. „Das wird halt nicht mehr viel helfen, Dickerchen , lacht der Gemaßregelte, und dieses Lachen beraubt Theodor seiner Wut und läßt ihn sogar das .Dicker chen' überhören. Der andere steht

vor ihm, groß, schlank und blond und mit einem Lächeln im sonn gebräunten Gesicht, das einen Weltverächter aufgetaut hätte. Theodor, der vierzig Jahre lang mit Menschen umgegangen ist, sieht bloß in die Augen des jungen Mannes und kennt sich aus. „Was wollen Sie hier?" fragt er, immer noch mit einem Anflug von Grobheit in der Stimme, der jedoch mit feinen innersten Gefühlen nichts zu tun hat. „Ich will mich um die Stelle bewerben, die in drefer Fabrik freigeworden ist", lautet die Erwiderung

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 2 of 4
Date: 15.03.1933
Physical description: 4
sich seiner schönen Stimme. ' Mag da Burgemeister läßt ihren Humor leuchten. Alle haben sie gern und scheinbar der Rudi auch, ein bißchen. Da erscheint plötzlich Onkel Otto mit Sack und Pack. Peter empfängt ihn. „Otto . . . Otto . . . wieder ausgezogen? Schön willkommen!" „Jawoll! Ich habe mich mit dem Theodor verkracht! Ausistö!" ' „Wie ist denn das gekommen?" Onkel Otto zwinkert vergnügt mit den Augen und sagt: „Das erzähle ich dir nachher! Jetzt muß ich dich erst fragen. . . nimmst du mich! auf?" „Wie kannst

hat sich Onkel Otto mit dem Neffen Theo dor verkracht? Peter Lenz wollte es wissen, und er erfuhr es auch. Das Ganze hat sich so abgespielt. Auf dem Platze Theodors, wo er seine Baumateria lien untergebracht hat, sind neue Vorräte eingetroffen. Fünfzig Säcke Kalk stehen brav nebeneinander. Und unweit von ihnen steht ein Sack mit Mehl. Theodor hat längst alles Liebenswürdige Onkel Otto gegenüber abgelegt. Er behandelt ihn wie einen Hand langer und nicht anders. ,',Otto!" „Jlt!" „Ehe du den Sack Kalk

bis Theodor kam. Als der erfährt, lvas geschehen ist, gerät er in Zorn und schimpft Onkel Otto aus, wird ein Flegel, seine Wut artet so aus. daß er tätlich gegen Onkel Otto werden will. .Onkel Ottos Gesicht ist mit einem Male todernst geworden. Er weicht nicht aus, als Theodor sich auf ihn! stürzen will, als er aber ran ist und ihn vorn an der Brust packen und schütteln will, da gibt ihm Onkel Otto ganz plötzlich unerwartet einen Kinnhaken, der Theodor die Luft nimmt, er taumelt, will sich hal ten, klappt

zusammen und . . . wohin setzt er sich? Ausgerechnet in den Mehlpamps. Otto steht ganz ruhig und sieht auf den bewußt losen Theodor, dann tut er einen tiefen Atemzug, und ein Lächeln erscheint wieder auf seinem Voll mondgesicht. „Knockout!" sagt er trocken. Der Barr lacht abermals, bis Theodor wieder zu sich kommt. Theodor möchte sich gern aufrichten, aber an sich, fällt das dem schweren, dicken, ungelenken Körper schon schwer, und dann klebt er im Mehlteig fest. Der Polier und zwei Maurer helfen

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 9 of 12
Date: 31.12.1932
Physical description: 12
gerührt. „Gib mir der: Gepäckschein, lieber Onkel, damit wirs erledigen können." „Ich habe kein Gepäck weiter mit als das, lieber Neffe!" fagt Onkel Otto freundlch. Theodor nickt seiner Frau zu. „Er will sich hier einkaufen!" Gemeinsam verläßt »neu» die Bahnhofshalle ,und besteigt die bereitstehenden drn Autos. Die Verwandtschaft ist erregt. Und ein wenig enttäuscht. Ist das der reiche Onkel, der in dem abgeschabten Mantel, mit dem zerschun- denen Koffer hier ankommt? Man tröstet sch damit, daß reiche

. Du bist uns immer willkommen!" Rührende Fanrinrnszene. Onkel und Neffe sinken sich in die Arme und Onkel wischt ein paar Tränen aus den Augen. Unten im kleinen Saale des Hotels „zum grünen Kranze" findet zu Ehren Onkels eine kleine Feierlich keit statt. Die ganze Verwandtschaft ist da versammelt. Da ist Theodor Käsebier, der Bauunternehmer, der den Neu bau der Stadtbank von Pulkenau übernommen hat, mit seiner Frau Jette anwesend. Theodor ist ein Mann von 1,95, aber er verfügt zu dieser Größe

ist ein kleiner Mann. Im Gegensatz zu Theodor Käse bier spielt er in seiner Ehe eine untergeordnete Rolle. Die starke, knochige Frau hat ihn vollkommen unter der Fuchtel, und Onkel Nolte gehört dämm den Gut templern an. Früher soff er wie alle Maler — nehmt mirs nicht übel, ihr Maler, die ihr diese Worte lest, .Hand aufs Herz, der Maler hat, wie der Ofensetzer, im mer gern „genippelt" — jetzt tut ers nur noch heim lich, manche behaupte sogar . . . unheimlich. Nolte war das, was sein Name sagt, harmlos

Fässel. Der Herr Pastor war ein Mann in den Fünfzigern, »nittel- groß, korpulent mit freundlichen, gutmütigen Augen, der kein schlechter Sselenhirte war und der am Er gehen seiner Schäfte»»» großen Anteil nahm, selber half, wo er konnte, »md darum große Beliebtheit genoß. Seine einzige Schwäche war vielleicht, daß er gern überall dabei war. Theodor Käsebier, der sich mit ihm gern häkelte, hatte einmal gesagt: „Kein Ge- fressel ohne Fässel!" Der schlagfertige Pastor hatte ihm darauf lächelnd

geantwortet: „Wo gespielt wird, legt sich nicht aufs Ohr unser lieber Theodor!" Damit hatte er ihn an der richtigen Stell.' getrof fen, denn Onkel Theodor spielte gern und verlor »nanich- mal ganz nette Sümmchen. Der Pastor hatte seine Frau mitgebracht, eine feine, zurückhaltende Bürgerin, die angenchnr a»»ffiel, weil sie nie auffiel. Sie alle erwarteten voll Spannung den guten On kel Otto aus Amerika. Onkel Otto erscheint und wird im Triumph auf seine»» Platz geleitet. Das Schmausen beginnt. Frank

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Wörgler Nachrichten
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Page 5 of 8
Date: 31.12.1932
Physical description: 8
gerührt. „Gib mir den Gepäckschein, lieber Onkel, damit wirs erledigen können." „Ich habe kein Gepäck weiter mit als das, lieber Neffe!" sagt Onkel Otto freundlich. Theodor nickt seiner Frau zu. „Er will sich hier einkaufen!" Gemeinsam verläßt man die Bahnhofshalle ,und besteigt die bereitstehenden dr.n Autos. Die Verwandtschaft ist erregt. Und ein wenig enttäuscht. Ist das der reiche Onkel, der in dem abgeschabten Mantel, mit dem zerschun- denen Koffer hier ankommt? Man tröstet sch damit, daß reiche

. Du bist uns immer willkommen!" Rührende Famiiienszene. Onkel und Neffe sinken sich in die Arme und Onkel wischt ein paar Tränen -aus den Augen. Unten im kleinen Saale des Hotels „zum grünen Kranze" findet zu Ehren Onkels eine kleine Feierlich keit statt. Die ganze Verwandtschaft ist da versammelt. Da ist Theodor Käsebier, der Bauunternehmer, der den Neu bau der Stadtbank von Pulkenau übernommen hat, mit seiner Frau Jette anwesend. Theodor iß ein Mann von 1,95, aber er verfügt zu dieser Größe

zu huldigen. Nolte ist ein kleiner Mann. Im Gegensatz zu Theodor Käse bier spielt er in seiner Ehe eine untergeordnete Rolle. Die starke, knochige Frau hat.ihn vollkommen unter der Fuchtel, und Onkel Nolte gehört darum den Gut templern an. Früher soff er wie. alle Maler — nehmt mirs nicht übel, ihr Maler, • die ihr diese Worte lest, Hand aufs Herz, der Maler hat, wie der Ofensetzer, im mer gern „genippelt" — jetzt tut ers nur noch heim lich, manche behaupten sogar . . . unheimlich. Nolte

hatte, noch unbeweibt zu sein, und der Pastor Fässel. Der Herr Pastor war ein Mann in den Fünfzigern, mittel groß, korpulent mit freundlichen, gutmütigen Augen, der kein schlechter Seelenhirte war und der am Er gehen seiner Schäflein großen Anteil nahm, selber half, wo er konnte, und darum große Beliebtheit genoß. Seine einzige Schwäche war vielleicht, daß er gern überall dabei war. Theodor Käsebier, der sich mit ihm gern häkelte, hatte einmal gesagt: „Kein Ge- fressel ohne Fässel!" Der schlagfert'ge Pastor

hatte ihm darauf lächelnd geantwortet: „Wo gespielt wird, legt sich nicht aufs Ohr unser lieber Theodor!" Damit hatte er ihn an der richtigen Stelle getrof fen, denn Onkel Theodor spielte gern und verlor mau!:h- mal ganz nette Sümmchen. Der Pastor hatte seine Frau mitgebracht, eine feine, zurückhaltende Bürgerin, die angenehm auffiel, weil sie nie auffiel. Sie alle erwarteten voll Spannung den guten On!- kel Otto aus Amerika. Onkel Otto erscheint und wird im Triumph auf seinen Platz geleitet. Das Schmausen

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Der Arbeiter
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Page 7 of 10
Date: 24.06.1936
Physical description: 10
kommt. Wie mir die um den Hals allen wird!" Er lacht wieder und schlenkert mit den langen Armen. „Die Sache stimmt schon, und Sie können mir heute schon gratulieren." „Meine besten Glückwünsche", sagt Paul trocken und drückt flüchtig die Hand, die ihm der andere entgegen streckt. 9. Kapitel. In der folgenden Woche trifft eine Karte in Blan kensee ein, aus der die beiden Damen ihre Ankunft am Samstag Abend mitteilen. Zur festgesetzten Stunde findet sich Theodor Lohse mit einem Auto am Bahnhof

ein. Da er Trude das erste Wiedersehen nicht gleich vergällen will, hat er darauf verzichtet, Basewitz zu verständigen. Der Schnellzug rattert in die Halle, und ein paar Minuten später kommen die beiden Damen durch den Ausgang. Theodor eilt ihnen strahlend entgegen. „Dem Himmel sei Dank, weil ihr bloß wieder da seid!" rust er und drückt ihre Hände. „Es war ein förmliches Einsiedlerleben, und beinahe wäre alles drunter und drüber gegangen. Und wie blühend ihr ausseht! Die Sommerfahrt scheint euch nicht übel

be kommen zu haben. Du bist ja ordentlich braun gewor den, Trude!" Er mustert das junge Mädchen mit entzückten Blik- ken. Ueber der Brauntönung ihrer Wangen, die dem ganzen Gesicht einen bemerkenswerten Anstrich ver leiht, übersieht er einen gewissen energischen Zug, der sich um den jungen Mund gegraben hat. Sie besteigen das Auto, und nun gehts in sausender Fahrt nach Blankensee. Frau Wanda plaudert unter wegs unermüdlich, und während ihr Theodor gespannt zuhört, vergißt er, auf Trude zu achten

. Das Mädchen sitzt steif im Wagen, beteiligt sich nicht mit einem Wort am Gespräch und läßt die Blicke gleichmütig und bei nahe mit einem Anflug von Trauer über die vorbei huschende Landschaft schweifen. Erst als sie die hübsche Villa in Blankensee betreten, wird Theodor aufmerksam. Er greift nach dem Arm des Mädchens. „Zum Kuckuck nochmal, bin ich nun farbenblind, oder bist du schwermütig geworden? Ich habe dich nicht ein einzigesmal lachen gehört. Stimmt da was nicyt?" Sie sieht ihn gelassen

an. Sie kennt seine Lieblings wünsche, die sie und Basewitz betreffen, und betrachtet ihn als ihren Feind. „Warum sollte ich bloß lachen?" fragt sie ernsthaft. „Bin ich vielleicht dazu aus der Welt?" Theodor verschlägt es beinahe die Stimme. Ist denn das die alte Trude noch? Dieselbe Trude, die täglich dreimal das ganze Haus auf den Kopf zu stellen pflegt? „Donnerwetter!" stammelt er beinahe und jetzt erst bemerkt er das fast harte Gepräge ihres Gesichtes. „Donnerwetter!" wiederholt er verblüfft. „Wo hast

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Der Arbeiter
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Page 7 of 10
Date: 01.07.1936
Physical description: 10
-Verlag» Homburg-Saar. (Nachdruck verboten.) 17 „Gehen Sie einstweilen in das Gesellschaftszimmer und warten Sie dort. Ich will die Göre inzwischen ins Gebet nehmen." Theodor läuft in den Garten und besinnt sich aus eine geharnischte Pauke. Als er dann Trudes ansichtig wird, die mit traurig gesenktem Kops vor einem ver blühten Rosenstrauch steht, wird er etwas versöhnlicher gestimmt. Er legt ihr die Hand aus die Schulter. „Was ist denn eigentlich los, Kindchen? Ich sah es dir bei der Herfahrt schon

ich mich von diesem Menschen anrühren lasse. Mutz ich dir das uoch oft sagen?" Theodor ist wütend, aber etwas im Gesicht des jun gen Mädchens hindert ihn, seinem Grimm Ausdruck zu verleihen. Sie ist nicht wie früher. Das erkennt er ganz genau, und eine Spur von Sorge wird in seinem inneren wach. „Wir wollen uns vernünftig über die Sache unter halten, Kindchen, ja? Also, von Basewitz soll weiter nicht die Rede sein. Sag mir jetzt bloß, was eigentlich in dich gefahren ist. Du bist vollkommen gewandelt von dieser Reise

nicht heiraten? fragt Theodor kleinlaut. „Ich schwöre dir, daß ich mich lieber umbringe, bevor ich ihm an den Altar folge!" Theodor beißt sich auf die Unterlippe, als ihm ein Gedanke kommt. Er sieht sie mißtrauisch an. „Hat dein jungfräuliches Herzchen etwa anderweitig Feuer gefangen?" Er fragt es fo spitz, daß sie rot wird. Dieses Er röten entgeht ihm nicht, und nun ist fein Argwohn geweckt. „Ich glaube, du widmest dich heute anderen,Dingen, als deiner Abendruhe zuträglich ist", weicht sie seiner Frage

werden kann. Das will ich gleich vorwegneh men. Der Mann, dem ich begegnet bin und den ich ni-e vergessen werde, so lange ein Tropfen Blut in meinen Adern rinnt, ist ein armer Teufel, aber er ist ein ganzer Kerl und er liebt mich. Er wollte von mir keinerlei Hilfe annehmen, sondern ging ohne Abschied davon, um irgendwo sein Glück zu machen. Und wenn er sich eine Lebensstellung gegründet hat, kommt er, ^^ie^march'enhaft das klingt!" spottet Theodor. „Wahrscheinlich hast du diesem Ritter von Habenichts nicht sehr viel abgegeben

, sonst hätte er sich wohl an dich gehalten. Na, ich will dir nicht zürnen. Du bist eben'erst achtzehn Jahre und also noch ein richtiges Kind. Mit der Zeit werden dir die Flausen schon aus dem Kopf gehen." ^ . r . Ti „Ich werde den Mann m Ewigkeit nicht vergessen. Das kannst du dir merken. Und ich weiß, daß er eines Tages den Weg nach Blankensee finden wird." „Er soll bloß kommen", nickt Theodor mit einem grimmigen Lächeln. „Dann kann er einen Empfang erleben." . m Trude findet ein Lachen über diese Worte

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Alpenland
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Page 3 of 4
Date: 02.09.1933
Physical description: 4
belastet. Die Aufhebung der Aausel ist daher nicht so leicht zu nehmen, wie es aussieht. d Der Veschichle Oer menschlichen Dummheit. Ä lautet der Titel eines Buches, verfaßt von Dr. Max Nmerich, welches 1923 bei Albert Langen, Verlag für itur und Kunst in München, erschienen ist und durch jede Theodor Körners Geilt. h 120jährigen Todestag dieses deutschen Dichterhelden. Äg- und klanglos, wie es sich aus den heutigen traurigen h des deutschen Bruderkrieges ergibt, ist bei uns der August vorübergegangen

. Und doch hat gerade an diesem ; einer der begeistertsten deutschen Dichter und Freiheits- ta im gemeinsamen Kampfe gegen gallischen Uebermut vor 5% 120 Jahren sein junges, hoffnungsreiches Leben lasien m... ^gewachsen in einem schöngeistigen, kerndeutschen Eltern- \ wo neben anderen Geisteskoryphäen vor allem auch Miller verkehrte, hat der junge Theodor Körner, mit ® 20 Jahren schon k. u. k. Hoftheaterdirektor in Wien, als ! Freiheitsruf ertönte, nicht nur diese hoffnungsvolle Lauf

- w, sondern vor allem auch eine blütenreine, schöne und ^ Braut verlassen, um begeistert in den Kampf gegen den Md zu ziehen. „Leier und Schwert" hat der junge Dichter 'Freiheitsheld die Blütenlese seiner schönsten Gedichte und betitelt, die, von flammender Begeisterung getragen, noch faszinierend wirkt. Als Freiwilliger, dann als Leutnant 'Adjutant im Lützow'schen Freikorps, sang Theodor Körner Unsterblichen Lieder: „Frisch auf mein Volk! Die Flam schen rauchen...", „Was glänzt dort im Walde im Anschein? Hör's näher und näher brausen

, in einem Schlöffe in der Nähe von Schwerin, auf Stroh gebettet, um die Wette schnarchten, setzte sich der junge Dichterheld Theodor Körner in diesen letzten Stunden seines Lebens ans Klavier und es entstand sein Schwanengesang, das „Schwertlied": > „Du Schwert an meiner Linken, Was soll dein heitres Blinken? Schaust mich so freundlich an Hab' meine Freude dran Hurra!" In aller frühe alarmiert — es galt, einen durch Infanterie geschützten französischen Munitions- und Lebensmitteltransport zu überfallen

Eisenbahnhaltestellen zu schaffen. Genau 22mal so groß wie Schreiberhau ist Berlin; wenige werden wiffen, daß unsere Reichshaupt st adt die größte Stadt der Welt ist, denn mit der Ausdehnung von 900 Quadratkilometern übertrifst sie'New Dork, Paris und London beträchtlich. New Jork kann sich nicht so aus sprengenden Freunde in die Arme. Das war im Gefecht von Gadebusch am 26. August 1813 in der Nähe des Dorfes Wöbbelin geschehen und dort liegt Theodor Körner unter einer Eiche begraben... Nicht ganz zweiundzwanzig Lebensjahre

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Der Arbeiter
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Page 8 of 10
Date: 03.06.1936
Physical description: 10
. und da hatte ich nun die Bescherung. Zwei der Mädchen kamen mir heulend und mit blutüberström tem Antlitz entgegen, und die übrigen drei balgten sich wie die Katzen. Das alles hatte ich mit meiner unbe sonnenen Aufforderung verschuldet." „Aber warum denn bloß? staunt der naive Basewitz. „Verflucht nochmal!" schreit Theodor, der immer wütend wird, wenn einer schwerhörig ist. „Weil keine die Aelteste sein wollte! Verstehen Sie denn das nicht?" Es verbleibt ihm keine Zeit zu weiteren Auseinan dersetzungen, denn eben kommt

einer der Bewerber ins Zimmer und nennt seinen Namen, woraus er um die ausgeschriebene Stelle nachsucht. „In welchen Büros waren Sie schon tätig?" fragt Theodor. „Ich arbeitete niemals in Büros", lautet die Ant wort. Da flaut das Interesse Theodors ab. Er stellt noch ein paar Fragen. „Es ist gut", sagt er dann. „Der nächste soll rein kommen." „Was halten Sie von dem Menschen?" wendet er sich hierauf an Basewitz. „Wir werden ihn nicht brauchen können, nachdem er nicht eingearbeitet ist", meinte dieser. Theodor

zu werden. Das ist hier von ausschlaggebender Bedeutung." Der nächste Bewerber kommt ins Zimmer. Er for muliert sein Gesuch in so mangelhaftem Deutsch, daß es Theodor unterläßt, weitere Fragen zu stellen. Der Dritte hat ebenfalls kein Glück. „Es tut mir leid", sagt Theodor. „Wir brauchen einen Mann, der hinreichende Vorkenntnisse besitzt. Damit ist also nichts zu machen." Die drei Leute gehen. Theodor geht mit gefurchter Stirn im Zimmer auf und nieder. „Es ist ein Kreuz", läßt er nach einer Weile verlau ten. „Haben Sie sich die drei Kerle

Worte aus Theodors Mund gehört hat, gähnt gelangweilt und holt sein silbernes Zigarettenetui hervor. „Hat Trude noch nichts hören lassen?" fragt er, und dabei verlieren seine Augen flüchtig alles Abwesende und Stumpfsinnige. „Doch", nickt Theodor. „Mit der Frühpost lies ein Brief von ihr ein. Die Bummelfahrt scheint ihr wohl zu bekommen. Sie fahren jetzt nach Leipzig." „Steht für mich ein Gruß drin?" erkundigt sich Base witz. Theodor läßt ein Knurren hören. „Ja", lügt er. „Ich soll Sie vielmals

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 09.06.1933
Physical description: 6
. Aber heute wollte er sich nicht ärgern. Er setzte sich also wieder auf seinen Platz, der Hof- rütin gegenüber und sagte in friedlichem Ton: „Nein, Olga, ich bin durchaus nicht gekommen, um in dieser leidigen Angelegenheit mit dir zu streiten, sondern dir Mitteilung von einer sehr merkwürdigen Sache zu machen, der ich aus die Spur gekommen bin. Sie be trifft Karl Theodor . . ." Die Hofrätin spitzte die Ohren und rückte unruhig auf ihrem Sitz herum. „Ah . . . ah . . . Karl Theodor

? Es wird sich doch nicht noch nachträglich ein Testament gefunden haben?" „Nein, das nicht, aber ein Nachlaßobjekt, von dem wir bisher keine Ahnung hatten und aus dem sich, wenn mich nicht alles täuscht, ein hübsches Stück Geld herausschlagen ließe. . . unter Umständen!" „Was du nicht sagst? Worin besteht dieses Objekt? Hast du es in Händen?" „Nein, ich erfuhr nur durch Zufall davon. Du weißt, Karl Theodor schrieb aus Prinzip oder Faulheit nie mals Briefe. Alles, was schriftlich zu erledigen war — Geschäftliches sowohl als Privates

, aber wir die Schwimmer nur, wenn sie ganz nahe sind. Autographenverfteigerung aufmerksam gemacht wird, lese: „Briefe des berühmten Musikers Karl Theodor Randal an seinen Rechtsanwalt, Dr. Scherri, 16 Stück. Auch inhaltlich sehr interessant." Was sagst du dazu?" „Ich bin starr! Fünfzehn Briefe von Karl Theodor! Die wären ja heute ein gutes Stück Geld wert!" „Das will ich meinen! Dazu kommt, daß wir meinem Dafürhalten nach die Erben Dr. Scherris — denn diese lassen die Sammlung versteigern — auf Schadenersatz

verklagen können." „Wieso?" „Scherri war Autographensammler. Es ist seine Sammlung, die nun von den Erben — denn er starb ja nur wenige Tage nach Karl Theodor — der Öffent lichkeit preisgegeben wird. Offenbar hat er die fünf zehn Briefe, die in seinem Besitz waren, nach Karl Theodors Tod stillschweigend seiner Sammlung einver- leibt. Aber eben dazu hatte er keinerlei Recht? Diese Briefe waren an ihn gerichtet in seiner Eigenschaft als Rechtsvertreter und unterliegen absoluter Schweige pflicht. Scherri

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Der Arbeiter
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Page 8 of 10
Date: 01.07.1936
Physical description: 10
zu einem sauer- sützen Lächeln. „Ich möchte der Letzte sein, der Fräulein Trude um Erholung bringt", erwidert er. „Ist das Uebel schlimm?" „Sehr", nickt Theodor finster. Bei schicklicher Gelegenheit verabschiedet sich Base witz, und Theodor begleitet ihn hinaus. „Mein bester Basewitz, Sie werden einen verteufelt schweren Stand haben. Das Mädel ist verliebt, aber nicht in Sie!" Der andere wird ganz blatz und schnappt nach Luft. „Meine Ahnung!" jammert er. „Habe ich es nicht immer schon gesagt

? Aber Sie wollten mir ja nicht glauben." „Unsinn!" versetzte Theodor. „Die dumme Geschichte ist erst während dieser Reise passiert. Trude gestand mir die halbe Wahrheit. Darnach ist der Bursche, in den sie sich vergafft hat, ein armer Teufel, der also nicht oie mindesten Aussichten besitzt, ihr jemals ernstlich nahen zu können. Die Sache ist also weiter nicht schlimm, wenn das Mädel augenblicklich auch noch ver narrt ist. Ich hätte sie wirklich für klüger gehalten. Aber da ist nun nichts mehr

zu machen. In ein paar Wochen ist sie bestimmt wieder die alte, und Sie müssen eben selbst zusehen, datz Sie endlich bei ihr ankommen. Ich Hab kein Zeug zu einem Kuppler, außerdem ist Trude alles Unterhandeln durch Dritte verhaßt. Wie Sie es anstellen, ist mir gleichgültig. Gehen Sie klug vor. meinen Segen haben Sie!" Basewitz fährt niedergeschlagen nach Berlin zurück, und Theodor begibt sich wieder in das Gesellschafts zimmer. ihrer Familie gesponnen hatte. Trotz ihrer Betagtheit nahm die alte Frau einen guten

■' 1 - Waren! „Das Mädel hat mir da etwas von einer Liebschaft erzählt, die sie während dieser Reise anknüpfte. Ist dir die Sache bekannt?" wendet er sich an Frau Wanda. Diese wundert sich nicht, daß Trude darüber sprach. Sie nickt gleichmütig. „Allerdings. Du hast dich aber falsch ausgedrückt. Von einer bloßen Liebschaft kann keine Rede sein. Ich bin der sicheren Ansicht, daß Trude den Mann kennen gelernt hat, der ihr zum Lebensgefährten bestimmt ist und den sie auch einmal heiraten wird." Theodor sieht

haben", heult Theodor. „Das ist doch der helle Wahn sinn! Der Kerl ist ein Hochstapler, und das ganze Le bensglück des Mädchens ist mit Füßen getreten, wenn du einwuligst, daß sie ihn heiratet. Aber ich bin letzten Endes auch noch da, und ich bin ihr Vormund. Was sie macht, wenn sie volljährig ist, soll mich nicht bekümmern. Vor her aber hat sie sich an mich zu halten. Und ich dulde nicht, daß sie sich in einen Abgrund stürzt. Später wird sie mir danken. Es geht ja zugleich mit Trude auch um die Fabrik

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Der Arbeiter
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Page 7 of 10
Date: 17.06.1936
Physical description: 10
, die aufgeschlagen dort liegen. Nachdem er bereits zwei Jahre in einem Bureau tätig war, kennt er sich sofort aus. Er hat ein Registrierbuch vor sich, in das gewisse Abschnitte aus dem Hauptbuch eingetragen werden sollen. Ohne Ver zug macht er sich an die Arbeit. Er ist so in seine Tä tigkeit vertieft, daß er es ganz überhört, als jemand ins Zimmer tritt, und er wird erst aufmerksam, als ein Schatten über den Schreibtisch fällt. Er wendet den Kopf und sieht Theodor Lohse vor sich stehen. „Morgen!" grüßt

er und erhebt sich. „Hoffentlich habe ich dem Herrn Betriebsleiter nicht zu viel Arbeit abgenommen", bemerkt er, auf die Bücher weisend. „Ich habe mich hier einstweilen nützlich gemacht, da niemand da war, der mich mit einer anderen Arbeit betraut hätte." Theodor betrachtet die Bücher. „Sie haben eine nette Schrift", stellt er fest, dann schieben sich seine Brauen zusammen. „Der Bengel ist also noch nicht da! Und das nennt sich Betriebsleiter! Was doch dieses verfluchte Geld ausmacht!" Er muß sich strecken

gleichmütig und setzt sich wie der an den Tisch. Theodor sieht ihm eine Weile sicht lich befriedigt zu, dann entfernt er sich. Eine Stunde später kommt Basewitz. Er bleibt mit gerötetem Gesicht vor Paul stehen und wischt sich mit einem seidenen Tüchlein den Schweiß von der Stirne. „Sie haben wohl schon zu arbeiten begonnen?" sagt er überrascht. „Verstehen Sie das denn auch?" „Ich denke", versetzt Paul. „Und wenn ich mal einen Zweifel habe, werde ich Sie ganz bestimmt nicht fragen." „Das wird das richtige

nach Blankensee hinaus und wird bei Theodor Lohse vorstellig. „Da haben Sie einen sonderbaren Heiligen einge stellt", sagte er. „Ich wollte ihm eine Zigarette anbie ten. Das lehnte er ab mit dem Hinweis, unter der Arbeitszeit nicht zu rauchen. Und als ich mich ein biß chen mit ihm unterhalten wollte, meinte er, ich solle ihn ungeschoren lassen. Denken Sie, daß wir mit dem zufrieden sein werden?" „Ich bin überzeugt, daß wir mit ihm zufrieden sein werden", bestätigt Theodor. „Der Mann ging uns ge rade

ab. Nach so einem war ich schon längst aus der Suche." Theodor Lohses gute Meinung von Paul nimmt von! Tag zu Tag zu. Er weilt täglich viele Stunden im Fmalbetrieb, um Paul in allem einzuarbeiten, und das fällt weiter nicht schwer, denn die zwei Jahre, die

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