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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 12
Date: 19.06.1954
Physical description: 12
6UNIE UNTERHALTUNG Hans lächelte so merkwürdig, als er zu seinem Kusin Kurt sagte: „Du hättest Onkel Theodor nicht so grob abweisen sollen, als er dich um das kleine Darlehen bis zum Ersten bat.“ — „Laß mich mit Onkel Theo dor in Ruhe 11 erwiderte Kurt. „Seit ich denken kann, belästigt er die ganze Familie mit seinen kleinen Darlehenswünschen bis zum Ersten. So etwas geht einem doch schließ lich auf die Nerven.“ — Habt ihr ihm schon jemals geholfen?“ fragte Hans, noch impertinenter lächelnd

— „Nein. Wozu auch? Onkel Theo dor hat doch eine Pension als Staats beamter. Er soll sich nach ihr strek- ken und nicht mehr verbrauchen, als ihm zukommt.“ Hans sagte: „Onkel Theodor ist ein Fuchs. Und ihr seid ahnungslos wie Hühner im Stall.“ — „Hans!“ fuhr Kurt auf. Aber Hans schwieg nun. Nur sein Lächeln wurde immer sonderbarer. Bis Kurt plötzlich herausplatzte: „Was hast du denn? Was ist mit Onkel Theodor?“ Da antwortete Hans: „Eigentlich wollte ich es ja diskret behandeln. Aber ich sehe

ein, daß es unfamiliär von mir wäre.“ — „Rede doch endlich!“ — „Also! Onkel Theodor ist kein klei ner Pensionist mit chronischen Geldverlegenheiten bis zum Ersten, wie er es euch bisher eingeredet hat. Onkel Theodor ist ein schwerreicher Mann.“ „Hans!“ Kurt verfärbte sich bei dieser Mitteilung. — „Gib acht!“ fuhr Hans fort. „Unlängst hatte ich an einem Bankschalter zu tun. Da stand Onkel Theodor und verhan delte mit dem Beamten hinter dem Schalter. Onkel Theodor sah mich nicht. Aber ich hörte

, wie er sich über die Verwaltung seines riesigen Vermögens unterhielt. Es wimmelte nur so von Hypotheken und Obli gationen und Wertpapieren. Plötz lich blickte sich Onkel Theodor um und erschrak fürchterlich. Er brach das Gespräch mit dem Bankbeamten sofort ab und ging schleunigst aus der Schalterhalle. Tja, mein lieber Kurt, es ist eine bekannte Tatsache, daß alte Menschen geizig werden, ständig im Verarmungswahn leben und sich als Bettler betrachten. Sie wollen von der Mildtätigkeit der anderen erraffen, was zu erraffen

ist In Wirklichkeit aber ist Onkel Theodor unser Erbonkel. Und es wird nach seinem Tode eine riesen große Ueberraschung für die Fami lie geben.“ Onkel Theodor Von Stephan Sturm Wenige Tage später suchte Kurt Onkel Theodor auf. Er sagte mit einem verlegenen Räuspern: „Hör einmal, Onkel Theodor, ich komme mir dir gegenüber sehr schuldbe wußt vor.“ — „Schuldbewußt? Warum?“ fragte Onkel Theodor mit seinem gütigen Lächeln. — „Daß ich dich vor ein paar Tagen so brüsk •abwies, als du ein bißchen in Geld verlegenheit

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Unterinntaler Bote
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Page 12 of 20
Date: 06.09.1913
Physical description: 20
— 284 Der deuffche Dichferheld. Skizze von Luise An:hu. (Nachdruck verboten.» f n der Zeit der großen welthistorischen Befreiungskriege gegen die Herrschaft der Franzosen sitzt in einem trau lichen Zimmer ihres Hauses in Dresden die Mutter Theodor Körners in einem hohen Lehnsessel und neben ihr Dorothea Stock und ihre Toch ter Emma, welche an einer kunstvollen Stickerei eifrig ar beitet. „Du bist eine Meisterin der Stick kunst, liebe Emma," sagte Dorothea Stock lächelnd

, das ist ein sogenann tes Erbstück von unserem Mütterlein, denn das be sitzt eine so hervorragende Geschicklichkeit im Malen und Sticken, daß unsere Arbeiten gar nichts da gegen sind!" Frau Körner seufzte schwer. „Ach, meine Lieben... die Sorge um das geknech tete Vaterland raubt mir alle Ruhe des Gemütes und alle Lust zur Arbeit. Mir blutet das Herz bei dem Gedanken, daß auch mein Sohn ... mein Lieb ling ... mein Theodor hin ausziehen muß in den blu tigen Krieg. Und ich fürchte, daß seine Gesundheit den Strapazen

des Krieges nicht gewachsen ist!" „O Mütterchen, da irrst du dich, unser Theodor ist ein Held", sagte Emma begeistert. „In seinem treuen Herzen quillt war mes Lebensblut, und aus seinem kühnen Geiste ent strömen feurige Lieder für das Vaterland! Ich glaube, unser Theodor wird ein unsterblicher Dichter werden!" „O Gott, ja... wenn seine Lieder... nur nicht sein Schwanengesang werden", sagte Frau Körner bewegt. — „Und seine Braut, wie unglücklich wird seine Toni sein, wenn er hinausziehen mutz in den Krieg

", fügte sie seuf zend hinzu. In diesem Augenblick klopfte es an die Türe und gleich darauf trat die interessante junge Künstlerin Antonie Adam berger ein. Ihr schmales Gesicht ist vo.n lieblicher Schön heit, und ein freudi ger Zug belebte es, als sie die Mutter ihres Bräutigams, Dorothea Stock, und Emma mit herzlichem Händedruck begrüßte. Ihr Blick eilte im Zimmer umher und schien jemanden zu suchen. „Wo ist Theodor, Mütterchen?" fragte sie erstaunt. „Er ist in seinem Zimmer und arbeitet

an seinem neuen Theaterstück, Toni," sagte Emma herzlich und fügte lächelnd hinzu: „Ich werde ihn gleich rufen, Toni... komm' Mütterchen und auch du Tante Doris, Theodor und Toni haben sich viel zu sagen .. . wir wollen sie nicht stören", sagte sie hastig und verließ mit ihrer Mutter und Schwester das Zimmer. Antonie Adamberger harrte mit sehnsuchtsvollen Augen auf das Zusammen treffen mit dem geliebten Bräutigam, und ein freu diges Zittern durchlief ihre schlanke Gestalt, als sie sei nen Schritt hörte

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Der Standpunkt
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Page 12 of 12
Date: 16.04.1954
Physical description: 12
. Nicht einmal die Bombenangriffe hatten sie darin beirren können. Frau Amalie sah auf das Ziffernblatt und sag te: «Jetzt wird er gleich kommen, der junge Marin. Willst du nicht deine Haus joppe ablegen und das richtige Jackett anziehen, Theodor? » Theodor war) einen missbilligenden Blick durch-seine Brillengläser. « Der jun ge Mann soll von Anfang an- wissen, dass wir für die Gemütlichkeit sind. Ich be halte die Hausjoppe an... Uebrigens, iver ■ sagt, dass der junge Mann überhaupt kommt. Die Menschen sind heutzutage völlig

unzuverlässig.» Amalie zuckte mit den schmalen Schul tern. Es klingelte. Amalie ging öffnen. Theodor setzte derweilen .eine Miene au), die liebenswürdig sein sollte,- aber sie war wie-beim Photographen.-, Die Uhr tickte ungeheuer ordentlich. Der junge Mann trat ein geleitet von Amalie. «Guten Tag, da. bin ich)}, sagte -er. «Mein Name ist Fax.» . « Nehmen Sie Platz, Herr Fax .» Theodor stach seinen rechten Arm durch'die Luft in Richtung auf den immer noch ge wühlten Sessel neben der hohen Stehlam

pe. «Sie wollen also unser Untermieter werden, Herr Fax » «Sie würden es bei uns recht gemütlich haben», liess Amalie sich vernehmen; «Mein' Mann und ich, wir sind sehr für die Gemütlichkeit.» «Ach, das ist gar nicht nötig», meinte Herr Fax. «Mir liegt mehr an Atmosphä re.» « Wie bitte? » sagte Theodor. « Was sind Sie-denn von Beruf? » «Schauspieler. Insbesondere Filmschau spieler. Nachwuchs natürlich.» «So jung und schon beim Film?» be anstandete Theodor. «Da müssen wir denn doch Genaueres über die Benutzung des Mobiliars

vereinbaren.» • «Herr Fax hat sich das Zimmer und die einzelnen Möbel, schon heute vormit tag genau angesehen, Theodor», gab Ama lie ängstlich zur Kenntnis. «Genaueres ist eigentlich überflüssig.» Die- Uhr -tickte unbeirrbar in die kurze Gesprächspause hinein. «Ich bin der Haushaltsvorstand, Ama lie », stellte Theodor fest. «Herr Fax, es ist der Ordnung wegen. Nur in fester Ord nung lässt es sich gemütlich leben .» «Bitte, bitte», sagte-Herr Fax. ■ «Also da wäre erstens das Bett. In dem Bett gedenken

Sie vermutlich zu schla fen. Oder?»- «Na ja ,. ‘oderkann - schon auch mal Vorkommen», sagte der junge Schauspie ler. «Schliesslich -—.» • «Es spielt, auch gar keine Rolle», flöte te Amalle, zart.- Theodor hustete und fuhr-fort; «Nun zum Schreibtisch. Wie gedenken Sie ihn zu'benutzen?» «Schreibend», sagte-Herr Fax, « Ich meine . beruflich oder privat? » er läuterte Theodor. « Gemischt », sagte Herr Fax. « Uebri gens bin ich schreibfaul .» Theodor atmete tief auf. « Sehr schön Nun zu dem wertbeständigen

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Außferner Zeitung
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Page 16 of 20
Date: 06.09.1913
Physical description: 20
Druhn. (Nachdruck verbüken.) n der Zeit der großen welthistorischen Befreiungskriege gegen die Herrschaft der Franzosen sitzt in.einem trau lichen Zimmer ihres Hauses in Dresden die Mutter Theodor Körners in einem hohen Lehnsessel und neben ihr Dorothea Stock und ihre Toch ter Emma, welche an einer kunstvollen Stickerei eifrig ar beitet. „Du bist ^cirte Meisterin der Stick kunst, liebe Emma," sagte Dorothea Stock lächelnd, „ich könnte dir das mit dem besten Willen nicht nachmachen." „Ist auch gar

Mütterlein, denn das be sitzt eine so hervorragende Geschicklichkeit im Malen und Sticken, daß unsere Arbeiten gar nichts da gegen sind!" Frau Körner seufzte schwer. „Ach, meine Lieben ... die Sorge um das geknech tete Vaterland raubt mir alle Ruhe des Gemütes und alle Lust zur Arbeit. Mir blutet das Herz bei dem Gedanken, daß auch mein Sohn ... mein Lieb ling ... mein Theodor hin ausziehen muß in den blu tigen Krieg. Und ich fürchte, daß seine Gesundheit den Strapazen des Krieges nicht gewachsen

ist!" „O Mütterchen, da irrst du dich, unser Theodor ist ein Held", sagte Emma begeistert. „In seinem treuen Herzen quillt war mes Lebensblut, und aus seinem kühnen Geiste ent strömen feurige Lieder für das Vaterland! Ich glaube, Iheodor Körners Grab zu JDöbbelin. k'W-Öt J DIMM IsÜÜ Das neue ftörnerdenhmal in Breslau. Schwanengesang werden", sagte Frau Körner bewegt. - „Und seine Braut, wie unglücklich wird seine Toni sein, wenn er hinausziehen muß in den Krieg", fügte sie seuf zend hinzu. In diesem Augenblick

klopfte es an die Türe und gleich darauf trat die interessante junge Künstlerin Antonie Adam berger ein. Ihr schmales Gesicht ist von lieblicher Schön heit, und ein freudi ger Zug belebte es, als sie die Mutter ihres Bräutigams, Dorothea Stock, und Emma mit herzlichem Händedruck begrüßte. Ihr Blick eilte im Zimmer umher und schien jemanden zu suchen. „Wo ist Theodor, Mütterchen?" fragte sie erstaunt. „Er ist in seinem Zimmer und arbeitet an seinem neuen Theaterstück, Toni," sagte Emma herzlich

und fügte lächelnd hinzu: „Ich werde ihn gleich rufen, Toni komnr' Mütterchen und auch du Tante Doris, Theodor und Toni haben sich viel zu sagen . . . wir wollen sie nicht stören", sagte sie hastig und verließ mit ihrer Mutter und Schwester das Zimmer. Antonie Adamberger harrte mit sehnsuchtsvollen Augen auf das Zusammen treffen mit dem geliebten Bräutigam, und ein freu diges Zittern durchlief ihre schlanke Gestalt, als sie sei nen Schritt hörte. Unter der Türe erschien Theodor Körners schöne, edle

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Lienzer Nachrichten
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Page 16 of 20
Date: 05.09.1913
Physical description: 20
, wärts. Bürgerliche ' Milch und Butter, Lienz. Aufstieg im sicht zur Hochsteir .JUJ 284 - Der deutfehe Dichterheld. Skizze von Luise Druhn. (Nachdruck verboten.) der Zeit der großen welthistorischen Befreiungskriege ^ gegen die Herrschaft der Franzosen sitzt in einem trau lichen Zimmer ihres Hauses in Dresden die Mutter Theodor Körners in einent hohen Lehnsessel und neben ihr Dorothea Stock und ihre Toch ter Emma, welche an einer kunstvollen Stickerei eifrig ar beitet. „Du bist eine Meisterin

... mein Theodor hin ausziehen muß in den blu tigen Krieg. Und ich fürchte, daß seine Gesundheit den Strapazen des Krieges nicht gewachsen ist!" „O Mütterchen, da irrst du dich, unser Theodor ist ein Held", sagte Emma begeistert. „In seinem treuen Herzen quillt war mes Lebensblut, und aus seinem kühnen Geiste ent strömen feurige Lieder für das Vaterland! Ich glaube, unser Theodor wird ein unsterblicher Dichter werden!" „O Gott, ja... wenn seine Lieder... nur nicht sein Theodor Körners Orad zu IDöbbelin

umher und schien jemanden zu suchen. „Wo ist Theodor, Mütterchen?" fragte sie erstaunt. „Er ist in seinem Zimmer und arbeitet an seinem neuen Theaterstück, Toni," sagte Emma herzlich und fügte lächelnd hinzu: „Ich werde ihn gleich rufen, Toni... komni' Mütterchen und auch du Tante Doris, Theodor und ' Das neue ftörnerdenKmal in Breslau. Toni haben sich viel zu sagen ... wir wollen sie nicht stören", sagte sie hastig und verließ mit ihrer Mutter und Schwester das Zimmer. Antonie Adamberger harrte

mit sehnsuchtsvollen Augen aus das Zusammen treffen mit dem geliebten Bräutigam, und ein freu diges Zittern durchlief ihre schlanke Gestalt, als sie sei nen Schritt hörte. Unter der Türe erschien Theodor Körners schöne, edle Jünglingsgestalt. „Toni... meine geliebte Toni..." sagte er innig und küßte ihr die Hand. „Ich habe mit Sehnsucht auf dich gewartet, und als ich eben noch schrieb, waren meine Gedanken bei dir!" Ein leiser, fast unhör barer Seufzer kam über Tonis Lippen. „'vsu • • - ja... du... Böser .. Guter

.. Lieber .. aber ich weiß, daß du auch an andere Dinge dankst, und das ist der Unterschied in unserer Liebe. Deine Toni denkt nur an dich ... an dich allein ..." Sie standen Hand in Hand einander gegenüber. ,,„O schau, Theodor, wie schön und friedlich ist cs hier im traulichen Stüb chen! O, könnten wir in dieser schweren, ernsten Zeit doch immer in dieser fried lichen Einsamkeit leben... du... und ich!" sagte sie leise und innig. Eine plötzliche tiefe Bewegung durchzitterte die hohe Ge stalt Theodor

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Tiroler Post
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Page 16 of 20
Date: 05.09.1913
Physical description: 20
in einem trau lichen Zimmer ihres Hauses in Dresden die Mutter Theodor Körners in einem hohen Lehnsessel und neben ihr Dorothea Stock undmhre Toch ter Emma, welche an einer kunstvollen Stickerei eifrig ar beitet. „Du bist eine Meisterin der Stick kunst, liebe Emma," sagte Dorothea Stock lächelnd, „ich könnte dir das mit dem besten Willen nicht nachmachen." „Ist auch gar nicht nötig, Tant chen, daß du gerade alles kannst", ent gegnete Emma Kör ner schelmisch. „Der liebe Herr gott verteilt seine Gaben

seufzte schwer. „Ach, meine Lieben ... die Sorge um das geknech tete Vaterland raubt mir alle Ruhe des Gemütes und alle Lust zur Arbeit. Mir blutet das Herz bei dem Gedanken, daß auch mein Sohn... mein Lieb ling ... mein Theodor hin ausziehen muß in den blu tigen Krieg. Und ich fürchte, daß seine Gesundheit den Strapazen des Krieges nicht gewachsen ist!" „O Mütterchen, da irrst du dich, unser Theodor ist ein Held", sagte Emma begeistert. „In seinem treuen Herzen quillt war mes Lebensblut

, und aus seinem kühnen Geiste ent strömen feurige Lieder für das Vaterland! Ich glaube, unser Theodor wird ein unsterblicher Dichter werden!" „O Gott, ja... wenn seine Lieder ... nur nicht sein Iheodor Körners Grab zu wöbbelin. Schwanengesang werden", sagte Frau Körner bewegt. — „Und seine Braut, wie unglücklich wird seine Toni sein, wenn er hinausziehen mutz in den Krieg", fügte sie seuf zend hinzu. In diesem Augenblick klopfte es an die Türe und gleich darauf trat die interessante junge Künstlerin Antonie Adam

berger ein. Ihr - schmales Gesicht ist von lieblicher Schön heit, und ein freudi ger Zug belebte es, als sie die Mutter ihres Bräutigams, Dorothea Stock, und Emma mit herzlichem Händedruck begrüßte. Ihr Blick eilte im Zimmer umher und schien jemanden zu suchen. „Wo ist Theodor, Mütterchen?" fragte sie erstaunt. „Er ist in seinem Zimmer und arbeitet an seinem neuen Theaterstück, Toni," sagte Emma herzlich und fügte lächelnd hinzu: „Ich werde ihn gleich rufen, Toni... komm' Mütterchen und auch du Tante

Doris, Theodor und Toni haben sich viel zu sagen ... wir wollen sie nicht stören", sagte sie hastig und verließ mit ihrer Mutter und Schwester das Zimmer. Antonie Adamberger harrte mit sehnsuchtsvollen Augen auf das Zusammen treffen mit dem geliebten Bräutigam, und ein freu diges Zittern durchlief ihre schlanke Gestalt, als sie sei nen Schritt hörte. Unter der Türe erschien Theodor Körners schöne, edle Jünglingsgestalt. „Toni... meine geliebte Toni..." sagte er innig und küßte ihr die Hand

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Unterinntaler Bote
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Page 13 of 20
Date: 13.09.1913
Physical description: 20
— 293 Da entdeckte er einen großen Baum, weit vom Schlacht feld entfernt ein Fleckchen Erde... dort ist es einsam ... mühsam erreicht er es und legt den Sterbenden vorsichtig zur Erde nieder. Der Mann ist Rektor Probsthan, der den sterbenden Theodor Körner aus dem wilden Gefechte des Schlachtfeldes heraustrug, damit der heldenhafte Krieger unter Gottes freiem Himmel, ange sichts eines friedlichen Plätzchens seinen letzten Seufzer aushauchen kann. „Leben Sie Wohl... mein lieber.... guter Freund

und betrachteten niit tie fer Rührung den sterben den Helden. Und Theodor Körner sah aus brechenden Au gen, aber mit einem se ligen Lächeln in die rau hen, teilnehmenden Ge sichter der Krieger. Rektor Probsthan benetzte die erkaltende Hand des Sterbenden mit seinen Tränen. Auf Theodor Körners Antlitz lag ein Ausdruck wunder barer Wiirde. „Nur ... meinen Körper haben sie getötet," hauchte er, „meine Seele können sie nicht töten!" „Gehen Sie in Frieden in die bes sere Heimat, tapferer, junger Held," sagte

die Luft. Im Arme des treuen Freundes hat Theodor Körner seinen letzten Atemzug ausgehaucht. Auf einen Wink Probst- hans waren sie plötzlich von beiden Seiten umringt und die Krieger hatten einen Kreis um den Toten gebildet. „Soldaten . . . seht euch diesen jungen Helden an . . . wir verlieren viel an ihm!" Die Soldaten standen mit ent blößtem Haupt vor dem Toten, und als sie wieder zum Schlachtfeld ins Kampfgewühl zurück eilten, kniete Probsthan an der Seite des Toten nieder, erhob seine Augen

zum Himmel und rief mit schluchzender Stimme: „O Deutschland .'. . . Deutschland . . . wie teuer ist deine Freiheit er kauft!" Der Krieg ist vorüber. Ueber die Wipfel des Baumes bei Wöbbelin, unter dem Theodor Kör ner die letzte Ruhestätte gefunden, streicht kosend der Abendwind. Und die strahlen der Sonne durchdringen die Bäume und brechen sich Bahn, bis zu dem bleichen Lei densantlitz der Mutter Theodor Körners, die dort am Grabe steht mit ihrer Tochter Emma und Toni Adamberger, der unglücklichen Braut

, der den Be- Zu den Kailerinanövern in Schlesien: Vas Grand-Hotel in Zalrbrunn. freiungstod für das geknechtete Deutschland gestorben und sein warmes Herzblut dahinströmen ließ für seine Ehre. Und siegreich erklingen in diesen großen Tagen die unsterb lichen Lieder Theodor Körners, des deutschen Dichterhelden.

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Unterinntaler Bote
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Page 13 of 20
Date: 06.09.1913
Physical description: 20
— 285 — eine flammende Röte. „Ich liebe dich über alles auf der Welt, Toni," sagte er erregt, „aber wenn das Vaterland meiner bedarf, geht mir die Ehre ... über meine Liebe!" Er wandte bei diesen Worten die.Augen von ihr ab, denn er konnte den schmerzlichen Blick Tonis nicht ertragen. „Du kannst in meiner Seele lesen, Theodor," sagte sie mit zitternder Stimme, „du weißt, was mir schwer auf dem Herzen liegt ... aber habe keine Angst, Ge liebter ... deine Toni will dich nicht abhalten

Hoch zeit ... denke an die hohe Ehre, die deinem Bräutigam zuteil wird, wenn er siegreich aus der Schlacht zurückkehrt als ruhmreicher Held", rief er mit flammender Begeisterung. „Dann erzähle ich dir, Geliebte, von den Gefahren, denen die Deutschen getrotzt, von den Siegen, die sie errungen, und meine Toni wird stolz sein auf ihren Theodor, denn nur große, edle Taten sind des Mannes würdig!" „O nenne mich eine Törin, Geliebter," sagte sie tief be wegt, „aber eine bange Ahnung quält mich be ständig

... wenn du in der Schlacht dein Leben lassen müßtest ... wer wird dir dann ' ver gelten?" „Gott," sagte er feier lich, „sein Lohn ist herr licher als tausendfache irdische Ehre!" Nach den letzten Wor ten Theodor Körners wurde plötzlich die Türe aufgerissen und Emma Körner stürzte, ein Zeit ungsblatt in der Hand haltend, atemlos herein. Ihr folgten Frau Kör ner und Dorothea Stock in höchster Aufregung. „O Theodor ... Bru der ... welch ein Un glück!" rief Emma weh klagend und reichte ihm die Zeitung. Er nahm sie ruhig

aus ihrer Hand und lasi Die Dresdener Nach richten vom 18. August 1813 fordern den Thea terdichter Karl Theodor Körner zur sofortigen Erfüllung seiner Militärpflicht auf, widrigenfalls man ihn als Deserteur behandeln wird. Den Lippen Tonis entrang sich ein Schmerzensschrei und Frau Körner sank halb ohnmächtig in die Arme ihrer Tochter Emma. „O meirw Ahnung ..." stöhnte die arme Mutter. Theodor Kör ner preßte die Hand krampf haft auf das pochende Herz bei dem Angst schrei der Mut ter und der ge liebten Braut

. „Sage, liebe Mutter, soll dein Sohn viel leicht als Feig ling ülnd De serteur Zurück bleiben? Könn test du das wollen?" Frau Körner richtete sich auf und legte ihre zitternde Hand in die des Sohnes. „Nein, mein Sohn, das will deine Mutter nicht," sagte sie mit fester sollst kein Deserteur Stimme, „du sollst nicht hier bleiben sein ... du sollst für das geknechtete Vaterland kämpfen und dir den Siegeskranz erringen!" Das Angesicht Theodor Körners verklärte sich bei den Worten seiner Mutter

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Unterinntaler Bote
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Page 12 of 20
Date: 13.09.1913
Physical description: 20
ist gekommen," sagte sie leise, „und sie soll mich deiner würdig finden. Ich liebe dich, Karl Theodor, und würde mit Freuden mein Leben für dich hingeben... ich würde dir folgen in Not und Tod, und du solltest dich deiner Toni nicht zu schämen haben! Aber jetzt muß ich stark sein ... denn wir müssen scheiden!" Sie öffnete ihr Handtäschchen und ent nahm ihm ein seidenes Halstuch. „Nimm das mit.. in den Krieg, Karl Theodor... ich hab's für dich gestickt... und Wenn du es nun trägst... dann mußt du immer

hinaus. Frau Körner lag weinend in den Armen ihrer Tochter Emma. „Mutter . teure Mutter ... liebe Schwester.. macht mir doch das Scheiden nicht so schwer," sagte Theodor Körner bewegt, und barg sein Gesicht in den Händen. „Wohlan, mein Sohn," erwiderte die Mutter mit Tränen in den Augen, „wir schwache Frauen wollen zeigen, daß wir starke Seelen haben, wenn auch die Herzen bluten... ich bin stolz auf dich, Karl Theodor, und auch der Mutter Gebet begleitet dich!" Nun schlang auch Emma die Arme

um seinen Hals und flüsterte ihm zu: „Leb wohl, mein lieber Bruder, gib dich nicht allzusehr dem Schmerze hin, du wirst wieder heimkehren, und wir werden selige Zeugen deines Ruhmes und deiner Ehre sein!" Am anderen Tage ist Theodor Körner in den Krieg ge zogen. Monate gingen dahin, und die Menschen betrach teten den Krieg als das, was er in Wahrheit ist, ein Schrecken für die Völker und eine Geißel Gottes. Theodor Körner vauern uncl Bäuerinnen in den Straften von Sofia. schrieb nach Hause, daß er in hohem

und der darauf fol genden Hochzeit. Arme Toni! Der Traum dei ner Liebe zu Theodor Körner ist dahin für im mer! Auf dem Schlachtfelde bei Wöbbelin lagen Tote und Ver wundete, Mann an Mann getreu lich nebeneinan der. Da lag alles Miitzen, Tschakos, Straftenfzene in Sofia. herum, was an Opfer gefordert wurde. Epaulettes, Messer, Säbel, Gewehre und Patronentaschen. Vom Schlachtfelde her bricht sich ein Mann die Bahn durch das Gefecht. Er trägt einen Sterbenden auf seinen Armen. Sein Weg geht über Leichen

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Tiroler Post
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Page 16 of 20
Date: 12.09.1913
Physical description: 20
, „und sie soll mich deiner würdig finden. Ich liebe dich, Karl Theodor, und würde mit Freuden mein Leben für dich hingeben... ich würde dir folgen in Not und Tod, und du solltest dich deiner Toni nicht zu schämen haben! Aber jetzt muß ich stark sein ... denn wir müssen scheiden!" Sie öffnete ihr Handtäschchen und ent nahm ihm ein seidenes Halstuch. „Nimm das mit.. in den Krieg, Karl Theodor... ich hab's für dich gestickt... und wenn du es nun trägst... dann mußt du immer an mich denken", sagte sie innig, und aus ihren schönen

ihrer Tochter Emma. „Mutter teure Mutter... liebe Schwester.. macht mir doch das Scheiden nicht so schwer," sagte Theodor Körner bewegt, und barg sein Gesicht in den Händen. „Wohlan, mein Sohn," erwiderte die Mutter mit Tränen in den Augen, „wir schwache Frauen wollen zeigen, daß wir starke Seelen haben, wenn auch die Herzen bluten... ich bin stolz auf dich, Karl Theodor, und auch der Mutter Gebet begleitet dich!" Nun schlang auch Emma die Arme um seinen Hals und flüsterte ihm zu: „Leb wohl, mein lieber

Bruder, gib dich nicht allzusehr dem Schmerze hin, du wirst wieder heimkehren, und wir werden selige Zeugen deines Ruhmes und deiner Ehre sein!" StraOenfzenc in Sofia. „O du meine einzige Schwester," rief er begeistert, „du verstehst mich, lebt wohl, ihr treuen, geliebten Frauenherzen? Euere opferfreudige Liebe wird mich begleiten und gibt mir Heldenmut im Kampfgetümmel." Am anderen Tage ist Theodor Körner in den Krieg ge zogen. Monate gingen dahin, und die Menschen betrach teten den Krieg

als das, was er in Wahrheit ist, ein Schrecken für die Völker und eine Geißel Gottes. Theodor Körner schrieb nach Hause, daß er in hohem An sehen stehe bei seinem General und manche Nachricht von des Sohnes Tapferkeit er reichte das Ohr der bekümmerten Mutter. Ueberall sprach man von dem Freiheits kriege und den Taten der tapferen Kämpfer. Die Mütter bete ten, daß ihre Kinder auch so mutig und standhaft werden möch ten, wie die deutschen Helden, die in den Krieg gezogen. Antonie Adamber ger lebte in stiller Einsamkeit

Adam berger versetzte sich in Gedanken zurück in die glück selige Brautzeit und träumte von seiner Rückkehr und der darauf fol genden Hochzeit. Arme Toni! Der Traum dei ner Liebe zu Theodor Körner ist dahin für im mer! Auf dem Schlacbtfelde bei Wöbbelin- lagen Tote und Ver wundete, Mann an Mann getreu lich nebeneinan der. Da lag alles herum, was an Opfer gefordert wurde, Mützen, Tschakos, Epaulettes, Messer, Säbel, Gewehre und Patronentaschen. Vom Schlachtfelde her bricht sich ein Mann die Bahn

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Außferner Zeitung
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Page 16 of 20
Date: 13.09.1913
Physical description: 20
." f ?oni Adamberger lehnte sich an den Tisch, leichenblaß und * nach Fassung ringend. „Und was hast du ntir zu sagen, geliebte Toni?" fragte er mit ruhiger, fester Stimme. „Die Stunde der Prüfung ist gekommen," sagte sie leise, „und sie soll mich deiner würdig finden. Ich liebe dich, Karl Theodor, und würde mit Freuden mein Leben für dich hingeben... ich würde dir folgen in Not und Tod, und du solltest dich deiner Toni nicht zu schämen haben! Aber jetzt muß ich stark sein ... denn wir müssen scheiden

!" Sie öffnete ihr Handtäschchen und ent nahm ihm ein seidenes Halstuch. „Nimm das mit.. in den Krieg, Karl Theodor... ich hab's für dich gestickt... und wenn du es nun trägst... dann mußt du immer an mich denken", sagte sie innig, und aus ihren schönen Augen perlten die Tränen. „Dein Gebet soll Wachen über mir, geliebte Braut," wegt, „die Weiße Taube soll den schützen!" , . Er nahm ihre Hände in die seinen. Sie lehnte zärtlich ihr Haupt an seine Schultern, schlang ihre Arme um seinen Hals und küßte

ihn. Es war der Todeskuß für das liebende Brautpaar, der sie für immer voneinander schied. Toni Adam berger riß sich mit großer Erregung aus seinen Ar men los und eilte hinaus. Frau Körner lag weinend in den Armen ihrer Tochter Emma. „Mutter teure Mutter... stebe Schwester.. macht mir doch das Scheiden nicht so schwer," sagte Theodor Körner bewegt, und barg sein Gesicht in den Händen. „Wohlan, mein Sohn," erwiderte die Mutter mit Tränen in den Augen, „wir schwache Frauen wollen zeigen, daß wir starke Seelen

haben, wenn auch die Herzen bluten... ich bin stolz auf dich, Karl Theodor, und auch der Mutter Gebet begleitet dich!" Nun schlang auch Emma die Arme um seinen Hals und flüsterte ihm zu: „Leb wohl, mein lieber Bruder, gib dich nicht allzusehr - dem Schmerze hin, du wirst wieder heimkehren, und wir werden selige Zeugen deines Ruhmes und deiner Ehre sein!" Lauern und Lauerinnen in den Straßen von sona. entgegnete er tief be- Adler vor dem Tode Am anderen Tage ist Theodor Körner in den Krieg ge- zogen. Monate gingen dahin

, und die Menschen betrach teten den Krieg als das, was er in Wahrheit ist, ein Schrecken für die Völker und eine Geißel Gottes. Theodor Körner schrieb nach Hause, daß er in hohem An sehen stehe bei seinem General und manche Nachricht von des Sohnes Tapferkeit er reichte das Ohr der bekümmerten Mutter. Ueberall sprach man von dem Freiheits kriege und den Taten der tapferen Kämpfer. Die Mütter bete ten, daß ihre Kinder auch so mutig und standhaft werden möch ten, wie die deutschen Helden, die in den Krieg gezogen

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Lienzer Nachrichten
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Page 17 of 20
Date: 12.09.1913
Physical description: 20
293 Da entdeckte er einen großen Baum, weit vom Schlacht feld entfernt ein Fleckchen Erde... dort ist es einsam... mühsam erreicht er es und legt den Sterbenden vorsichtig zur Erde nieder. t c p . , , Der Mann ist Rektor Probsthan, der den sterbenden Theodor Körner aus dem wilden Gefechte des Schlachtfeldes heraustrug, damit der heldenhafte Krieger unter Gottes freiem Himmel, ange sichts eines friedlichen Plätzchens seinen letzten Seufzer aushauchen kann. „Leben Sie wohl... mein lieber

den Platz erreicht und betrachteten mit tie fer Rührung den sterben den Helden. Und Theodor Körner sah aus brechenden Au gen, aber mit einem se ligen Lächeln in die rau hen, teilnehmenden Ge sichter der Krieger. Rektor seinen letzten Atemzug ausgehaucht. Auf einen Wink Probst- hans waren sie plötzlich von beiden Seiten umringt und die Krieger hatten einen Kreis um den Toten gebildet. „Soldaten . . . seht euch diesen jungen Helden an . . . wir verlieren viel an ihm!" Die Soldaten standen mit ent blößtem

Haupt vor dem Toten, und als sie wieder zum Schlachtfeld ins Kampfgewühl zurück eilten, kniete Probsthan an der Seite des Toten nieder, erhob seine Augen zum Himmel und rief mit schluchzender Stimme: „O Deutschland .... Deutschland ... wie teuer ist deine Freiheit er kauft!" Der Katzenbrunnen in hNckeshelm. Der Krieg ist vorüber. Ueber die Wipfel des Baumes bei Wöbbelin, unter dem Theodor Kör ner die letzte Ruhestätte gefunden, streicht kosend der Abendwind. Und die Strahlen der Sonne durchdringen

die Bäume und brechen sich Bahn, bis zu dem bleichen Lei densantlitz der Mutter Theodor Körners, die dort am Grabe steht mit ihrer Tochter Emma und Toni Adamberger, der unglücklichen Braut des toten Helden. Tonis träumende Au gen blicken hinüber auf die Stätte, wo der Ge liebte gekämpft und den Tod gefunden. Und in die Erinner ung versunken, beten die Frauen am Grabe des teueren Toten, den sie ge liebt über alle Maßen, Probsthan benetzte die erkaltende Hand des Sterbenden mit seinen Tränen. Auf Theodor

noch einmal nach der Richtung hin, in welcher die Heimat lag, dann . _ sank sein Körper zurück auf die Erde, wie eine vom Sturm geknickte Blume. Vom Schlachtfeld her erschütterten dre dumpf brüllenden Kanonen und das wilde Schreien aus tausend Kehlen die Luft. Im Arme des treuen Freundes hat Theodor Körner mehr als Worte es beschreiben können. Mit Ehrfurcht und Begeisterung gedenken ernste Männer, edle Frauen und die jugendlichen Söhne Deutsch lands, an der hundertjährigen Gedenkfeier der großen Freiheitskriege

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 11.01.1957
Physical description: 8
uns täglich das eigene Herz gebietet. Goethe. Dr. Theodor Körners letzter llleg Lange vorher schon strömten die Trauer gäste von allen Seiten dem Rathaus zu. Das Publikum stand dicht bei dicht bis zu sieb zehn Reihen tief auf dem Rathausplatz und ■den Weg entlang, den der Trauerzug nehmen sollte. Der Sarg war in den Morgenstunden ge schlossen und auf den Katafalk in der Turm, nische des großen Festsaales gehoben wor den; er war mit der Staatsflagge als Bahrtuch bedeckt. Die Feier begann

, an der Bahre eines Staatsoberhauptes, das aus seiner Arbeit heraus uns entrissen wurde. So wie sein Vorgänger Dr. Karl Renner, ist auch Bundespräsident Dr. h. c. Theodor Körner, der zweite Präsident der Zweiten Republik, als fiktives Staatsoberhaupt gestorben. Sein jäher und unerwarteter Tod erfüllt das ganze öster reichische Volk mit tiefer Trauer. Zehntau sende von Menschen, welche in den letzten drei Tagen stumm an seinem Sarg vorbei schritten. das Blumenmeer rund um seinen Sarg beweisen, welch großer

Beliebtheit sich der Dahingeschiedene beim ganzen Volk er freute; zahllos waren die Trauerkundgebun gen, die uns aus dem Ausland zugegangen sind. Wir betrauern in Theodor Körner Wien und ganz Oesterreich standen ge stern im Zeichen der Trauer und des letzten Abschieds von unserem verewigten Bundes Präsidenten Dr. Theodor Körner. Ein leich ter Nebel hüllte die Bundeshauptstadt ein, den das schwache Licht der winterlichen Sonne nur zaghaft zu durchdringen ver mochte. Schwarze Fahnen kündeten überall

den Errsl der Stunde Lange bevor die offi ziellen Trauerfeiern ihren Anfang nahmen, säumten bereits Zehntausende von Men. sehen den Weg, welchen der Trauerkondukt nehmen sollte, um in tiefer Bewegung und Ergriffenheit von Theodor Körner Abschied zu nehmen, der auch im Zeichen der höch sten Würde, welche ein Volk zu vergeben hatte, stets ein echter Mann dieses Volkes geUieben war. Um 9 Uhr versammelte sich der Wiener Gemeinderat in Anwesenheit von Mitglie dern der Bundesregierung zu einer Trauer Sitzung

10 Uhr betrat der Bundeskanzler, gefolgt vom Präsidium des Nation? 1 “ 'es, den Vorsitzenden des Bundes rates und den Mitgliedern der Bundesregie rung den Saal. Dann erhob sich National ratspräsident Dr Hurdes und hielt die Trau, errede, die von allen Anwesenden stehend angehört wurde. „Theodor Körner“ so schloß er, „hat entscheidend dazu beigetragen, das neue Oesterreich erstehen zu lassen. Mit diesem Verdienst wird er in die Geschichte eingehen; er wird uns alle n unvergeßlich bleiben.“ Um 12 Uhr

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 20
Date: 06.10.1929
Physical description: 20
Segel im Wind geschwellt, tragt die Fähre Frau Hildegardis nach Mainz. Mainaufwärts * Der Lin-emnüllee. Preisgekrönte Volkserzählung von Katharina H o f m a n n. „Bist du eben erst mit dem Zuge gekommen?" fragte er. In der Aufregung der letzten Stunden hattze er ganz vergessen, daß Jakob im Laufe des Nachmittags auf die Jagd gegangen war. „Dann weißt du noch gar nicht, was geschehen ist!" „Theodor, ums Himmels willen, hilf mir! Gib mir Geld! Ich mutz fort!" Jetzt erst faßte Theodor den Bruder näher

, wo es ist. Ich muß fort, die Zeit vergeht." Er packte den Bruder an beiden Armen. „Verstehst du mich dettn nicht? Der Lorenz hat mich angegeben. Morgen früh kommen sie, mich zu arretieren — und wenn ich den Schnellzug nicht mehr erwische, jag ich mir eine Kugel durch den Kops. Wo ist das Geld?" „Großer Gott, Jakob, was hat der Lorenz mit dir zu schaffen?" „Das wirst du früh genug erfahren. Gib das Geld!" Theodor öffnete ein Fach und leerte den Inhalt in Jakobs Hand; einige blaue Scheine waren dabei, Gold stücke

und Silber. Hastig steckte Jakob alles zu sich. „Behüt dich Gott, Theodor! Wir sehen uns wohl nimmer in diesem Leben. Sag dem Vater, er soll sich mit Franz vergleichen. Alles andere nützt nichts. Ich fehs jetzt ein. Seit heut abends glaub ich an Wunder. Gegen unfern Herrgott kann keiner an. Und der Mut ter sag, sie soll sich nicht grämen. Wenn ich glücklich übers große Wasser komm, danach sang ich ein anderes Leben an." Schon war er an der Türe. Theodor folgte ihm und faßte ihn am Arme. War fein Bruder

irrsinnig gewor. den? „Laß mich, Theodor! Ich dank dir für alles. Wenn man dich fragt, so schweig! Ist vielleicht das Brücken- törle schon abgeschlossen?" Theodor nahm den Schlüssel von der Wand und ge leitete den Bruder durch enge Gänge. Er schloß das Mühlentor auf. Schon standen sie am Stege. Die Nacht war dunkel. Schwere Gewitterwolken bedeckten den Himmel. „Geh langsam über den Steg! Halt dich am Gelän der!" bat Theodor. „Ein einziges Wort könntest mir doch sagen, daß ich wenigstens weiß

— „Wird der Franz sterben müssen?" fragte Jakob statt einer Antwort. Er faßte Theodors Hand. „Sag ihm, es tue mir leid. Sag der Rosa, mit ihr Hab ichs gut gemeint. Sie soll mir verzeihen. O Theodor, die Liebe und das Geld — eines davon ist schon genug, um einen Menschen schlecht zu machen. — Aber kannst mirs glauben, wie er hinüber gewesen ist über den Felsen, hat michs gereut, in demselben Augenblick. — — Warum ist er auch dort gestanden, so nah am Rand? — Der Teufel hat ihn hingeführt." „Jakob, Jakob

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Außferner Zeitung
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Page 17 of 20
Date: 06.09.1913
Physical description: 20
Organ für den politischen Bezirk Rentre. -------- Mit erner miitfeitiaeti tfütlteieufest $*ntaaz: .Mtetnc und Blurrr^u " eine flammende Röte. „Ich liebe dich über alles auf der Welt, Toni," faßte er erregt, „aber wenn das Vaterland meiner bedarf, geht mir die Ehre ... über meine Liebe!" Er wandte bei diesen Worten die Augen von ihr ab, denn er konnte den schmerzlichen Blick Tonis nicht ertragen. „Du kannst in meiner Seele lesen, Theodor," sagte sie mit zitternder Stimme, „du weißt

mich wird man wohl auch bald rufen ... Toni ... hörst du?" „Ja, ich höre," unter brach sie ihn mit leuch tenden Augen, „wenn du hinausziehen mutzt 285 „Dann erzähle ich dir, Geliebte, vorr dem Gefahren, denen die Deutschen getrotzt, von den Siegen, die sie errungen, und meine Toni wird stolz sein auf ihren Theodor, denn nur große, edle Taten sind des Mannes würdig!" „O nenne mich eine Törin, Geliebter," sagte sie tief be wegt, „aber eine bange Ahnung quält mich be ständig ... wenn du in der Schlacht dein Leben

lassen müßtest ... wer wird dir dann ver gelten?" „Gott," sagte er feier lich, „sein Lohn ist herr licher als tausendfache irdische Ehre!" Nach den letzten Wor ten Theodor Körners wurde plötzlich die Türe aufgerissen und Emma Körner stürzte, ein Zeit ungsblatt in der Sand haltend, atemlos herein. Ihr folgten Frau Kör ner und Dorothea Stock in höchster Ausrea"na. „O Theodor ... Bru der ... welch ein Un glück!" rief Emma weh klagend und reichte ihm die Zeitung. Er nahm sie ruhig aus ihrer Hand und las

: Die Dresdener Nach richten vom 18. August 1813 fordern den Thea terdichter Karl Theodor Körner zur sofortigen Ver Schweizer flviatiker Oskar Bider bei seinem fing über die Jungfrau in den Berner fllpen. in den Krieg, wird deine Toni unaufhörlich für dich beten. Und wenn du dann wieder heimkehrst, wird dich ihre Liebe mit dem Siegeskranze schmücken, denn als ein Held wirst du dann wiederkehren! Will's also Gott ... darin mutzt du gehen!" Einen Augenblick herrschte tiefes Stillschweigen. Mit einem Ju belruf

die arme Mutter. Theodor Kör ner preßte die Hand krampf haft auf das pochende Herz bei dem Angst schrei der Mut ter und der ge liebten Braut. „Sage, liebe Mutter, soll dein Sobn viel leicht als Feig ling «und De serteur zurück- bleiben? Könn test du das wollen?" Frau Körner richtete sich auf und legte ihre zitternde Hand in die des Sohnes. „Nein, mein Sohn, das will deine Mutter nicht," sagte sie mit fester Stimme, „du sollst nicht hier bleiben ... sollst kein Deserteur sein ... du sollst

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Lienzer Nachrichten
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Page 16 of 20
Date: 12.09.1913
Physical description: 20
zur Höchst. > } 292 (Nachdruck verboten.) Der deuffche Dichferheld. Skizze von Luise Drnhn. (Schluß.) Mloni Adamberger lehnte sich an den Tisch, leichenblaß und nach Fassung ringend. „Und was hast du mir zu sagen, geliebte Toni?" fragte er mit ruhiger, fester Stimme. „Die Stunde der Prüfung ist gekommen," sagte sie leise, „und sie soll mich deiner würdig finden. Ich liebe dich, Karl Theodor, und würde mit Freuden mein Leben für dich hingeben... ich würde dir folgen in Not und Tod, und du solltest

dich deiner Toni nicht zu schämen haben! Aber jetzt muß ich stark sein ... denn wir müssen scheiden!" Sie öffnete ihr Handtäschchen und ent nahm ihm ein seidenes Halstuch. „Nimm das mit.. in den Krieg, Karl Theodor... ich hab's für dich gestickt... und wenn du es nun trägst... dann mußt du immer an mich denken", sagte sie innig, und aus ihren schönen Augen perlten die Tränen. „Dein Gebet soll Wachen über mir, geliebte Braut," entgegnete er tief be wegt, „die Weiße Taube soll den Adler vor dem Tode schützen

!" Er nahm ihre Hände in die seinen. Sie lehnte zärtlich ihr Haupt an seine Schultern, schlang ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn. Es war der Todesknß für das liebende Brautpaar, der sie für immer voneinander schied. Toni Adam berger ritz sich mit großer Erregung ans seinen Ar men los und eilte hinaus. Frau Körner lag weinend in den Armen ihrer Tochter Emma. „Mutter teure Mutter ... liebe Schwester.. macht mir doch das Scheiden nicht so schwer," sagte Theodor Körner bewegt, und barg sein Gesicht

in den Händen. „Wohlan, mein Sohn," erwiderte die Mutter mit Tränen in den Augen, „wir schwache Frauen wollen zeigen, daß wir starke Seelen haben, wenn auch die Herzen bluten... ich bin stolz auf dich, Karl Theodor, und auch der Mutter Gebet begleitet dich!" Nun schlang auch Emma die Arme um seinen Hals und flüsterte ihni zu: „Leb wohl, mein lieber Bruder, gib dich nicht allzusehr dem Schmerze Hin, du wirst wieder Heimkehren, und wir werden selige Zeugen deines Ruhmes und deiner Ehre sein!" bauern unci

bäuerinnen in den Straften von Sofia. Straftenfzene in Sofia. „O du meine einzige Schwester," rief er begeistert, „du verstehst mich, lebt wohl, ihr treuen, geliebten Franenherzen? Euere opferfreudige Liebe wird mich begleiten und gibt mir Heldenmut im Kampfgetümmel." Am anderen Tage ist Theodor Körner in den Krieg ge zogen. Monate gingen dahin, und die Menschen betrach teten den Krieg als das, was er in Wahrheit ist, ein Schrecken für die Völker und eine Geißel Gottes. Theodor Körner schrieb nach Hause

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Lienzer Nachrichten
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Page 17 of 20
Date: 05.09.1913
Physical description: 20
" » iü aazm. 285 eine flammende Röte. „Ich liebe dich über alles auf der Welt, Toni," sagte er erregt, „aber wenn das Vaterland meiner bedarf, geht mir die Ehre ... Liber meine Liebe!" Er wandte bei diesen Worten die Augen von ihr ab, denn er konnte den schmerzlichen Blick Tonis nicht ertragen. „Du kannst in meiner Seele lesen, Theodor," sagte sie mit zitternder Stimme, „du weißt, was mir schwer auf deni Herzen liegt ... aber habe keine Angst, Ge liebter ... deine Toni will dich nicht abhalten

... an den Tag unserer Hoch zeit ... denke an die hohe Ehre, die deinem Bräutigam zuteil wird, wenn er siegreich aus der Schlacht zurückkehrt als ruhmreicher Held", rief er mit flammender Begeisterung. Der neue feldbergturrn im badischen ächwarzwald. „Dann erzähle ich dir, Geliebte, von den Gefahren, denen die Deutschen getrotzt, von den Siegen, die sie errungen, und meine Toni wird stolz sein auf ihren Theodor, denn nur große, edle Taten sind des Mannes würdig!" „O nenne mich eine Törin, Geliebter," sagte

sie tief be wegt, „aber eine bange Ahnung quält mich be ständig ... wenn du in der Schlacht dein Leben lassen müßtest ... wer wird dir dann ver gelten?" „Gott," sagte er feier lich, „sein Lohn ist herr licher als tausendfache irdische Ehre!" Nach den letzten Wor ten Theodor Körners wurde Plötzlich die Türe aufgerissen und Emma Körner stürzte, ein Zeit ungsblatt in der Hand haltend, atemlos herein. Ihr folgten Frau Kör ner und Dorothea Stock in höchster Ausrea"na. „O Theodor ... Bru der ... welch

ein Un glück!" rief Emma weh klagend und reichte ihm die Zeitung. Er nahm sie ruhig aus ihrer Hand und las: Die Dresdener Nach richten vom 18. August 1813 fordern den Thea terdichter Karl Theodor Körner zur sofortigen Erfüllung seiner Militärpflicht auf, widrigenfalls man ihn als Deserteur behandeln wird. _ Den Lippen Tonis entrang sich ein Schmerzensschrei und Frau Körner sank halb ohnmächtig in die Arme ihrer Tochter Emma. „O meine Ahnung ..." stöhnte die arme Mutter. Theodor Kör ner preßte die Hand

und dir den Siegeskranz erringen!" Das Angesicht Theodor Körners verklärte sich bei den Worten seiner Mutter. „Jetzt sprichst du, wie es dir das Herz eingibt," rief er mit leuchtenden Augen, „ja, das ist en, »gen, Inserate, Be- Verwaltung in Lienz, erkirche, zusenden. :: :: en >-Einsendungen Montag tlose Zuschriften werden nicht rückgestellt. Offene !nnahme des Blattes gilt als eine Kündigung nzelne Nummern 10 h. g. 1913. verbündeten und ten erhielten einen daß das Wahl- m Blocks endgültig Volkspartei

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Alpenrosen
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Page 1 of 4
Date: 25.12.1915
Physical description: 4
unaufhörlich. An einem breiten Arbeitstisch, der schräg gegen das Fenster gestellt war, saßen zwei blühende stramme Jungens, Kurt und Fritz, bei einer lateinischen Ausarbeitung. Der jün gere Bruder, der achtjährige Theodor, saß ein wenig von ihnen entfernt. Er hatte einen Abschnitt ans der vaterländischen Ge schichte zu lernen und war ganz vertieft in seine Arbeit. Den Kopf hatte er in beide Hände gestützt und die Ohren mit den Dau men verschlossen, er wollte sich durchaus nicht stören lassen. Der Kleine

auf seinen Zu stand. Kurt und Fritz klappten ihre Bücher mit Wonne zu. Turnen mochten sie lieber, als die alten langweiligen Ausarbeitungen. Der kleine Theodor war etwas langsam in seinen Bewegungen, ordentlich legte er das Buch, aus dem er gelernt, an seine Stelle. „Herr Doktor" — die Jungen nannten ihren Hauslehrer stets „Herr Doktor". „Was wünschst du, Theodor?" „Herr Doktor, ich möchte noch etwas wissen; Was ist ein Held?" „Wie kommst du zu der Frage?" „Ich möchte wissen, ob es bloß Helden gibt

ist er ein Held." „Ob ich wohl ein Held werden kann?" fragte Theodor schüchtern. * Herr Haberkorn und die großen Brüder lachten. „Kiek einer den Thedh, der sich vor Vaters Hengst fürchtet — die Traumflöte, der Fips, der Banghase — der will ein Held werden!" „Wenn ich kein Held werden kann, dann wird mich Papa auch niemals lieb haben," sagte der Kleine ganz leise; „den Fritz hat er lieb, weil er den Schusterwilhelm aus dem Teich gezogen hat, und der Kurt kann auf ungesatteltem Pferd reiten

, ich kann nichts. Sind das auch Heldentaten?" Herrn Haberkorn sagten diese Auseinander setzungen nicht zu. „Ach, was, dumme Jungenstreiche sind es! Nun laßt das Ge frage und kommt auf den Turnplatz." Theodor schwieg gehorsam. Das Fragen hatte ja auch keinen Zweck. Er wußte ganz genau, daß der Vater ihn lange nicht so lieb hatte, wie die Brüder. Die konnten auch alles, laufen und klettern, reiten, sprin gen und schwimmen. Wenn der Vater ihren Wetteifer anspornte, er blieb ausgeschlossen, ihn ermunterte er nie. Er beachtete den kleinen

Jungen einfach gar nicht und sprach er einmal ein paar Worte mit ihm, so ge schah das im Tone eines so geringschätzenden Mitleids, den der Kleine wohl herausfühlte, und der ihn tiefer schmerzte, wie es ein derbes, heftiges Wort vermocht hätte. Ja, wenn die Mutter gelebt hätte, aber sie war bei seiner Geburt gestorben. »Theodor hatte sich nach seiner Mutter gesehnt, so lange er denken konnte. Mit Fräulein Beate war nichts los, die war ein Pslichtmensch, der sich im höchsten Falle auf das leib liche

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 09.04.1936
Physical description: 6
durch eine hl. Messe eingeleitet, worauf nach einer Fest ansprache des Klubvorstandes Dok tor A tz die Vertreter der alpinen Organisationen aus ganz Oesterreich beglückwünschende Ansprachen hiel ten. — Lichtbild Tiroler Kunstverlag Chizzali, Innsbruck. Donnerstag, den 9. April 1936. Ein teurer Mer. Von G. Fröhlich. Theodor Meisner sitzt mit einem schweren Kopf beim Schreibtisch. Seine Frau hatte gemeint, daß daran nur der verlängerte Skatabend schuld sei. Zugeben darf man das natürlich nicht. Zumindest

nicht, MN man Theodor Meisner ist. Bitte: Theodor Meisner, Inhaber von Theodor Meisner, Gemüsegroßhandlung. 'Aber unangenehm ist die Sache doch! Peinlich. Und gerade P muß so etwas passieren! Zu dumm! Sie hatten ihren Skatabend gehabt, wie gewöhnlich; der Franz, der Karl, der Seff und er. Halt? Da stimmt doch was Ht! Der Karl hatte sich doch entschuldigen lassen?! Natür lich! Also: Er, Theodor Meisner, der Franz, der Seff Herrgott, wer war den der Vierte gewesen? Richtig! Der Doktor Müller war ja eingesprungen

! Mit dem hatte er hoch auch Bruderschaft getrunken? Oder nicht? Na, ist ja egal! Und dann hatte plötzlich der Franz Geburtstag gehabt, inan hatte gefeiert, immer mehr Freunde waren dazu gekommen. . . Rrrrrrrrrrrrr! Das Telephon. „Hallo! Hier Theodor Meisner, Gemüsegroßhandlung!" „Hier Städtische Polizei! Herr Meisner, könnten Sie im Laufe des Vormittags einmal vorsprechen? Es ist da so eine unangenehme Sache . . ." Mer, bitte, bitte!" Städtische Polizei? Herrgott, was wollen denn die? Sollte es vielleicht deswegen

. . .? Er hatte doch da so laut gesungen Nif dem Heimweg! Was denn nur gleich? .So leben wir, ,sieben wir, so leb'n wir alle Tage!" Ja freilich, das, und tan auch noch .Bier her, Bier her!' Stimmt! Der Franz hatte ihm noch den Mund zuhalten wollen. Und was gesagt hatte er auch. Von nächtlicher Ruhestörung oder so. Ach du liebe Güte! War das vielleicht? Rrrrrrrrrrrrr! Das Telephon. „Hallo! Hier Theodor Meisner, Gemüsegroßhandlung!" „Hier ist die Vezirlshauptmannschast. Herr Meisner, könn- tai Sie im Laufe des Vormittags

einmal vorsprechen? Es hi ba so eine unangenehme Sache . . ." „Aber, bitte, bitte!" Also, alle Achtung! Da hatte er sich ja tüchtig hineingeleiert! Wiche Ruhestörung? Wieviel Strafe kostet . . .? Mo! Wer dort? Hier Theodor Meisner!" „hier Gendarmeriewachtposten. Bitte, könnten Sie . . .?" Arrrrrrrrrrrrrrr! „Sofort. Besetzt!" Rrrrrrrrrrrrr! Me, bitte, ich spreche gegen elf Uhr vor." „hier die Liga gegen Straßenlärm." .Es ist da so eine unangenehme Sache . . Her Theodor Meisner!" Mrrrrrrrrrrr! Hßt, ich spreche

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Der Arbeiter
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Page 13 of 16
Date: 29.01.1911
Physical description: 16
. Dazu die Winterzeit. Endlich kam sie zu Besuch. „Theodor muß für einen ganzen Monat fort — zum harz," so hatte sie geschrieben. „Lr mutz ein neues Elektrizitätswerk montieren, wie ich mich freue! Die ganze Zeit kann ich bei euch sein. Auf baldiges frohes Wiedersehen!" Glückselige Freude des Wiedersehens! Vater war mit Tilla an der Bahn. „Mutter wäre auch gerne mitgekommen; aber er ging ja nicht, um die Mittagszeit!" Mutter kam ihr ent- gegen an der haustüre; mit ausgebreiteten Armen. Freuden- tränen flössen

. Die tollste Freude hatte Fix. der kleine Rot* haarige. Immer wieder sprang er an Agnes empor. „Du siehst ja ausgezeichnet aus, Rind; wie geht es dir?" „Gut. Vater." „Rommt ihr mit einander zurecht?" „Theodor ist ein Goldmensch. So zufrieden, so solid, so herzens gut! Und denkt euch, er gibt mir das ganze Geld. Ich sei die Rassiererin, sagt er. will er ausgehen, so geb ich ihm ein paar Mark. Er ist so zufrieden! Lr geht sehr wenig aus; allein nur in den Werkmeisterverein und einmal 'diesen Winter

, klagt bitterlich, daß die alte Frau so eigensinnig ist und manchmal so verkehrt und zanklsch, und möchte wohl am liebsten, daß Agnes nichts anderes sein soll als ihre Magd. Und sie will ihrem Theodor sagen, daß sie das auf die Dauer nicht aushalten kann, und daß sie mcht dazu da ist, sich von seiner Mutter koramieren und quälen zu Kini», so schlimm ist es? Gott sei Dank, dag dii es mir anvertraut hast. Aber nun hör einmal, Rrnd! Sie ist d,e Mutter deines Theodor. Sie hat den prächtigen Jungen

grotzgezogen. Sie kann also auch nicht schlecht sein." „Schlecht — das will ich auch nicht sagen; aber so abstoßend. so mißtrauisch, so daß es einem in der Seele wehtun kann." c „Rind, denk einmal ein wenig nach, woher das wohl kommen mag! Schau, ihr Theodor ist bis jetzt ihr Lins und Alles gewesen. Sie hat ihn mit Opfern und Entbehrungen grotzgezogen. Sie liebt ihn mit der ganzen Rrast der Mutterliebe. Er hat bisher an ihr gehangen wie ein guter Sohn nur an seiner Mutter hangen kann. Nun kommst

du. Theodors Liebe gehört jetzt duer eine ganz andere, viel stärkere Liebe, als die Rinderllebe jemals gewesen ist. Sie fühlt sich durch dich ausgedrängt aus dem Kerzen ihres Sohnes. Du liebst jetzt Theodor, den früher sie allein geliebt hat. Du sorgst für ihn. für den sie den größer» Teil ihres Lebens gesorgt hat. Sie soll an dick abgeben, war ihr bisher allein angehört hat. Glaubst du nicht, daß das die Mutter schmerzt! wir Frauen sind einmal so; wir können uns hundertmal sagen, es muß

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