unaufhörlich. An einem breiten Arbeitstisch, der schräg gegen das Fenster gestellt war, saßen zwei blühende stramme Jungens, Kurt und Fritz, bei einer lateinischen Ausarbeitung. Der jün gere Bruder, der achtjährige Theodor, saß ein wenig von ihnen entfernt. Er hatte einen Abschnitt ans der vaterländischen Ge schichte zu lernen und war ganz vertieft in seine Arbeit. Den Kopf hatte er in beide Hände gestützt und die Ohren mit den Dau men verschlossen, er wollte sich durchaus nicht stören lassen. Der Kleine
auf seinen Zu stand. Kurt und Fritz klappten ihre Bücher mit Wonne zu. Turnen mochten sie lieber, als die alten langweiligen Ausarbeitungen. Der kleine Theodor war etwas langsam in seinen Bewegungen, ordentlich legte er das Buch, aus dem er gelernt, an seine Stelle. „Herr Doktor" — die Jungen nannten ihren Hauslehrer stets „Herr Doktor". „Was wünschst du, Theodor?" „Herr Doktor, ich möchte noch etwas wissen; Was ist ein Held?" „Wie kommst du zu der Frage?" „Ich möchte wissen, ob es bloß Helden gibt
ist er ein Held." „Ob ich wohl ein Held werden kann?" fragte Theodor schüchtern. * Herr Haberkorn und die großen Brüder lachten. „Kiek einer den Thedh, der sich vor Vaters Hengst fürchtet — die Traumflöte, der Fips, der Banghase — der will ein Held werden!" „Wenn ich kein Held werden kann, dann wird mich Papa auch niemals lieb haben," sagte der Kleine ganz leise; „den Fritz hat er lieb, weil er den Schusterwilhelm aus dem Teich gezogen hat, und der Kurt kann auf ungesatteltem Pferd reiten
, ich kann nichts. Sind das auch Heldentaten?" Herrn Haberkorn sagten diese Auseinander setzungen nicht zu. „Ach, was, dumme Jungenstreiche sind es! Nun laßt das Ge frage und kommt auf den Turnplatz." Theodor schwieg gehorsam. Das Fragen hatte ja auch keinen Zweck. Er wußte ganz genau, daß der Vater ihn lange nicht so lieb hatte, wie die Brüder. Die konnten auch alles, laufen und klettern, reiten, sprin gen und schwimmen. Wenn der Vater ihren Wetteifer anspornte, er blieb ausgeschlossen, ihn ermunterte er nie. Er beachtete den kleinen
Jungen einfach gar nicht und sprach er einmal ein paar Worte mit ihm, so ge schah das im Tone eines so geringschätzenden Mitleids, den der Kleine wohl herausfühlte, und der ihn tiefer schmerzte, wie es ein derbes, heftiges Wort vermocht hätte. Ja, wenn die Mutter gelebt hätte, aber sie war bei seiner Geburt gestorben. »Theodor hatte sich nach seiner Mutter gesehnt, so lange er denken konnte. Mit Fräulein Beate war nichts los, die war ein Pslichtmensch, der sich im höchsten Falle auf das leib liche