Tirolensia : zum 80. Geburtstag Konrad Fischnaler's.- (Schlern-Schriften ; 30)
Andreas Hofers Beziehungen zu Sterzing. Von Kail Paulin, Innsbruck. Außer der Hauptstadt Innsbruck, dem Schlüsselpunkt des Landes, hatte keine tirolische Stadt solch wesentlichen Anteil an der Tiroler Volkserhebung des Jahres 1809 wie Sterzing, die engere Heimat unseres Jubilars, Begründet war diese Bolle im Befreiungskampf vor allem in der verkehrsgeographischen Lage des Eisak- städtchens, Am Südhang des Brennerpasses, an der Hauptverkehrsader, der Brenner straße, gelegen, bildete Sterzing
damals auch einen wichtigen Knotenpunkt für Verbindungen mit dem östlichen und südwestlichen Teil des Landes. Von Sterzing aus war der vielbegangene und befahrene Saumweg des Jaufenpasses am leichtesten ersteigbar, der zu jener Zeit die kürzeste Verbindung mit dem Sarn- und Passeiertal ermöglichte und damit auch das angrenzende Bozner und Meraner Gebiet, das Burggrafenamt und den Vintschgau erschloß. Im Süden mündet unweit von Sterzing das Pustertal in die Eisakfurche, den Verkehr mit dem östlichen
Tirol und dem angrenzenden Kärnten vermittelnd. Aus dieser Lage im Herzen des Landes ergab sich von selbst die Bedeutung Sterzings als Stütz- und Operationspunkt beider kämpfenden Teile im Jahre 1809, aus diesem Grund wechselte Sterzing auch im Verlauf der Ereignisse, ähnlich wie Innsbruck, je nach dem Wellengang des Kriegsglückes, seine Herren und erfuhr daher auch ein denkwürdiges Schicksal. Andreas Hofer, der Sandwirb von Passeier, Führer und Oberkommandant Tirols im Befreiungskampf, stand schon
durch sein Gewerbe als Wirt, Pferde- und Wein händler mit Sterzing in Verbindung. Unzählige Male mag der Sandwirt in den Jahren vor der großen Volkserhebung mit seinen Saumpferden über den Jaufen gezogen sein und dabei jedesmal auf dem Hin- und Rückweg in Sterzing Rast gehalten haben, wo die Wirte zur „Sonne' (Anton Hochiainer), zur „Post' und zur „Krone' (Nagele), seine Berulsgenossen und engeren Freunde waren. Es war daher nur natürlich, daß Hofer, als er im Auftrag des Wiener Hofes die verbindenden Fäden
zur Organisation des Aufstandes knüpfte, auch in Sterzing seine Vertrauensmänner wählte und in seine Pläne einweihte. Der Geist der Stadt war freilich nicht einheitlich; viele Beamte, Bürger und Gewerbsleute, die aus wirtschaftlichen Gründen Freunde des Friedens waren, hatten sich mit der bay-