¬Der¬ Prättigauer Freiheitskampf : den Prättigauern erzählt
117 sie hörte, daß auch Chur belagert werde, also von dort keine Hilfe zu hoffen sei, ohne Schwertstreich und durfte ungekränkt abziehen (8. Juni). Die bündnerischen Truppen rückten infolgedessen sofort über die LenZerheide aus Chur Zu, um die Stadt auch von der Südseite eiuznschließeu. Bei Lenz siel ihnen ein nach Oestreich bestimmter Brief Baldirons in die Hände, worin er über Mangel au Geld klagte imd sich in feiner rohen Weise verschwor, der Teufel solle ihn holen, wenn er die geringste
Furcht hege, aber er könne nirgends Hilfe bekommen und wolle deshalb Gepäck und Munition ins Engadin schicken; er könne nicht glauben, daß zwei der mächtigsten Potentaten es leiden sollten, daß vier Bauernhanfen alles dies ungestraft thnn dürften. Jetzt erst begannen die Prüttigauer und ihre Ver bündeten die Belagerung von Chur. Oberst Guter, der von Tiefenkastels herkam, lagerte sich zwischen Malix und der Stadt, beim Gilt St. Hitarien und im nahen Walde. Der Oberanführer Sali s hatte inzwischen
bei Masans eine Schanze aufgeworfen; bei ihm befanden sich die Mannschaften aus Ca stets, Schiers, der Herrschaft und den vier Dörfern, sowie die Alveneuer und Churwalder, die sich nun ebenfalls den Prättigauern augeschlossen hatten, und die angeworbenen Kompagnieen der Zürcher, Glarner und Appenzeller. Die Hut der Luzieusteig war Zeuch und seinen Klostersern übertragen. Die Schanfigger besetzten auf Giilers Weisung den Mittenberg. Das belagerte Heer seinerseits hatte auf der Südseite der Stadt, beim