Page 19 of 372
Author:
Pokorny, Bruno / verf., ges. und gesichtet von Bruno Pokorny
Place:
Merano
Publisher:
Poetzelberger
Physical description:
320, [48] S. : Ill.
Language:
Deutsch
Subject heading:
g.Meran ; z.Geschichte 1870-1900
Location mark:
II 102.655
Intern ID:
94700
* ' Gegend entstand, war das Schlachthaus gerade an der Zufahrtstrasse zur Station gelegen, wo Fremde, Rind und Bock in gemeinsamem Trab stückweis wandern mu ssten. Und so was in einer aufstrebenden Kurstadt! Neuerdings entbrannten Kämpfe am Rathaustisch, die um die Jahrhundertwende (1906) ein neues, das heutige, Schlachthaus erstehen Hessen, Die ganze Schlachthaus geschichte erinnert an einen Bau, der so echt die alte Stadt kennzeichnet und der Neuzeit gar bald weichen musste : die Bockhütte
(oder der Bockstadel). Dort, wo einstmals (bis 1909) das Plaus der Anna Posch stand, befand sich in frühe ren Zeiten die sogenannte Bockhütte, ein hölzerner Bau, aus einem Erdgeschoss und ersten Stock bestehend. In letzterem wurde das behörnte Kleinvieh eingesperrt, in ersterem ab geschlachtet und verkauft. Die alte Bockhütten war berüch tigt durch den Duft, den ihre Bewohner, das Blut und die Exkremente, verbreiteten. Dieser Bau war 1766 von der Stadt für die Strutzer errichtet worden. Laut Gemeinde
- ratsbeschluss vom 18. Dezember 1868 wurde die Holzlende, welche sich vom Poschhaus bis zum Schiesstandplatz er streckte, aufgelassen und das Terrain an die Meistbietenden verkauft. Damit war der Bockhütte das Urteil gesprochen und wenige Tage nach dem Beschluss war ein wehmütiges Abschiedsgedicht an diesem Altmeraner Hüttl angeschlagen: Leb' wohl du Stadt, die Würfel sind gefallen, Nicht länger soll ich unter dir bestehen, Nichts hilft mein Fleh'n, in meinem Erdenwallen Soll ich den Weg nun allen Fleisches