aber wollte es leugnen, daß für viele Kinder die Kindheitstage, für viele Jugendliche die Tage der Jugend grau verhangen sind, daß Frau Sorge in den Wohnungen der Eltern hockt und sich nicht vertreiben lassen will! Neben dem Spiele brauchen wir, braucht unsere Ju gend Brot. Vielleicht klingt das für manche Ohren zu sehr materialistisch. Oft reden gerade jette Kreise, die selbst bis zu den Ohren im Egoismus und im Materialismus stecken, heute gern und vernehmlich von einer idealistischen j Erziehung der Jugend
. Wie aber, so fragen wir, soll eine Jugend sich für Ideale begeistern können, wenn sie die Sorgen des Alltags an der Kehle würgen? Wo soll der ideale Schwung, wo die idealistische Auftriebskraft Her kommen. wenn die materiellen Verhältnisse so nieder drückend sind? Man schaffe darum der Jugend Entfaltungsmöglichkei ten, schaffe die materiellen Grundlagen, auf denen eine gesunde Jugend wachsen und sich entwickeln kann. Man, sorge dafür, daß die Eltern Arbeitsmöglichkeiten haben, Die Jugend der Kinder arbeitsloser
Eltern kann nicht hell und freundlich sein. Und sie ist noch trüber und grauer nach einem Festtag. Man sorge, daß die Jugend selbst ar beiten kann, daß sie Aussicht hat. endlich von der lähmen den Ungewißheit um die Zukunft befreit zu werden. Was helfen alle Feste, wenn hinter den bunten Fahnen, den festlichen Reden und den farbenfrohen Aufzügen die Sorge um den nächsten Tag brütet? Hier eine Jugend, die in Ba racken wohnen und hungern muß. und dort eine Jugend, die von wenig oder gar
keinen Wirtschaftssorgen geplagt ist — wie sollen diese Gegensätze, die nun einmal durch das Volk gehen, überbrückt werden können? Man kann nur dann Feste mit dauerndem Gewinn feiern, wenn das Volk, das sie feiert, sich eines gewissen Wohlstandes erfreut, wenn nicht das Elend in tausend Winkeln hockt, wenn der Vater sich nicht in dumpfer Sorge um seine Familie bangen muß. Feste sind gut. Feste sind schön, wenn sie von Menschen gefeiert werden können, denen der Tag nach dem Feste nicht ein Sorgentag sein muß