! Sie haben uns die Stellung nicht leicht gemacht. Wir Hütten uns vielleicht zum Verständnis leichter durchgerungen bei etwas mehr Wohlwollen Ihrerseits. Es ist eines der vielverfchlungensten, der vielseitigsten Kapitel der Geschichte, die Stellung der Deutschen in Böhmen ; 1 ich möchte sagen, es ist eine Mischung von j berechtigten nationalen und von unberechtigten' politischen Ansprüchen; es ist eine Mischung,j eine gewisse Hypertrophie der Vergangenheit mit vollberechtigter Sorge für die Zukunft. Eine an Zahl
keine Berücksichtigung finden, und gleichzeitig für kleinere Minoritäten andere Nationen die gleichen Ansprüche erheben, und es tritt heran das sogenannte böhmische Staatsrecht, welches von ihnen als ein czechischer Zentralisirungsversuch angesehen wird. Es ist ja jehr begreiflich, daß diese Doppel- stellung, die ganze politische Situation, die Frage ungeheuer erschwert. Und nun, meine Herren, sage ich, ich begreife den Standpunkt der Deutschen in Böhmen, ich begreife die Sorge, welche die Deutschen dort erfaßt
, wenn sie thatsächlich das Zurückgehen ihrer nationalen Stellungnahme in einzelnen Gemeinden erblicken, ich. begreife ihre Sorge, wenn sie das Vorgehen des slavischen Elementes sowohl, ich möchte sagen, an der Peripherie des SprachenringeS, wie insbesondere in den Sprachen- inseln entdeckten, und ich begreife ganz gut, daß die Deutschen in den Sudetenländern — ich möchte sagen — wie ein Arzt, der mit dem Thermometer in der Hand den Blutumlauf und das Befinden feines Patienten kontrolirt, wenn diese Deutschen
mit derselben peinlichen Genauigkeit und Be sorgnis den Rückgang des deutschen Elementes an verschiedenen Orten, wo es bisher mächtig und einflußreich war, konstatiren. In dieser Sorge für die Zukunft erblicke ich das Hauptmoment der großen Erregung und Befürchtung der Deutschen. Nicht so sehr die Gegenwart als vielmehr die Zukunft ist es eigentlich, welche Ihnen den Streit vor Allem aufgedrängt hat. Und nun, meine Herren, sage ich es unumwunden, daß hier Momente wirth- schafilicher Natur in Frage kommen, an denen