der Nonnen und ihrer laxen Klausur, in den einschlägigen Akten von sonstigen größeren Verfehlungen und Uebelständen nie die Rede geht, ja Cu sanus selber Verenas sonstige Rechtschaffen heit ausdrücklich anerkennt. Ueberhaupt wäre es ein Unrecht, Sonnenburg nur nach dieser Episode, die wegen ihres allgemeinen Inter esses und ihrer dramatischen Bewegtheit mehr bekannt geworden ist als andere, zu beurtei len. Gewiß, die Nonnn sind auch sonst noch manchmal mit den Bischöfen in Streit gera ten, aber das gilt
auch von anderen Klöstern und war in alten Zeiten sozusagen selbstver ständlich. Und wenn wir zu Beginn des 15. Jahrhunderts unter der Aebtisfin Ursula Ritz von ärgerlichen Zuständen auf Sonnenburg hören, und um 1563 das „Zureiten" des be nachbarten Adels und der „Ausritt" der Nonnen auf die umliegenden Burgen beson ders stark im Schwünge stand, im Kloster gar manches nicht in Ordnung war und die Aeb- tisfin Barbara von Caldös, die selber mit üblem Beispiel voranging, schließlich aus dem Kloster entfloh, so gibt
das kaum ein anderes Bild, als wir es in den genannten Jahrhun derten auch sonst gewohnt sind. Waren aber die allgemeinen religiösen Verhältnisse gut, so herrschte auch auf Sonnenburg Ordnung und Frömmigkeit. Ja, von lutherischen Nei gungen hören wir hier sogar weniger als anderswo und seit dem 17. Jahrhundert bis zur Aufhebung stand das Frauenmünster wohl durchaus in guter Zucht. Die strenge Klausur fehlte zwar noch immer, aber auch von der ehemaligen Freiheit war keine Rede mehr, die Nonnen beteten
eifrig ihren Tag-, aber auch ihren Nachtchor, und wenn es auch nach allgenceinem Brauche bei größeren Fest lichkeiten ein gutes Mahl gab und Gäste ge laden waren und außerdem jeden Sonn- und Festtag die drei Kapläne, die seit unvordenk lichen Zeiten auf Sonnenburg den Gottes dienst versahen und in eigenen Häusern unter dem Stifte wohnten, und der Hosrichter und der Amtmann „bei Hofe" am Tische der Aeb- tissin speisten, so läßt sich doch aktenmäßig feststellen, daß im allgemeinen auch die Ver pflegung
Tink- hauser von düsterem Uebereifer wohl kaum ganz lossprechen, wenn er in den zerfallenen Mauern von Sonnenburg eine schaurige Drohung und eine warnende Erinnerung daran erblickt, daß die von Gott gesetzte Ge walt der Bischöfe sich von niemand ungestraft verhöhnen läßt, und wenn ihn die schwarzen Kellergewölbe unter dem Schutte wie klaf fende Höllenschlünde anmuten.*) Ja, bedenkt man die liebenswürdige Gastfreundschaft, die auf Sonnenburg allzeit und auch Brixen ge genüber geübt worden