.- (¬Der¬ fahrende Skolast ; 6 - 9. 1961 - 1964)
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Place:
Bozen
Publisher:
Südtiroler Hochschüler/innen/schaft
Physical description:
Getr. Zählung
Language:
Deutsch
Notations:
Abschlussaufnahme von: 1961,1-4 ; 1962,1-5 ; 1963,1-4 ; 1964,1-3 ; Vorhandene Dubletten: 1961,1-4 ; 1962,1-5 ; 1963,1-4 ; 1964,1-3
Subject heading:
g.Südtirol ; s.Student ; f.Zeitschrift
Location mark:
III Z 342/6-9(1961-64)
Intern ID:
319169
gebreitet. Die Zeit durchläuft den Tag von der Frühe bis zum Abend. Die Jahreszeit: der Frühling! von Trakl so selten besungen. Die schweren Farben blau und schwarz weichen den leichten silbern und rosig. Dazwischen drei mal das neutrale Grün. Die Schwere und Angst der Nacht versinkt im Aufschrei. Aus dem Morgengrauen tauchen die Dinge auf. Kahn fahrt der Erinnerung in die Kindheit: ursprüng lich sind noch- Tier und Baum. Die Zeit der Reinheit, einem Ab grund strahlender Sonne gleich! Mit dem Mittag
dämmert der Fluß, silbern die alten Alleen Und die Türme der Stadt. O sanfte Trunkenheit Im gleitenden Kahn und die dunklen Rufe der Amsel In kindlichen Gärten. Schon lichtet sich der rosige Flor. Feierlich rauschen die Wasser. O die feuchten Schatten der Au, Das schreitende Tier; Grünendes, Blütengezweig Rührt die kristallene Stirne; Schimmernder Schaukelkahn. Leise tönt die Sonne im Rosengewölk am Hügel. Groß ist die Stille des Tannenwalds, die ersten Schatten am Fluß, Reinheit! Reinheit
! Wo sind die furchtbaren Pfade des Todes, Des grauen steinernen Schweigens, die Felsen der Nacht Und die friedlosen Schatten? Strahlender Sonnenabgrund. Schwester, da ich dich fand an einsamer Lichtung Des Waldes und Mittag war und groß das Schweigen des Tiers; Weiße unter wilder Eiche, und es blühte silbern der Dorn. Gewaltiges Sterben und die singende Flamme im Herzen. Dunkler umfließen die Wasser die schönen Spiele der Fische. Stunde der Trauer, schweigender Anblick der Sonne; Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden
der Schuld ist in diesem Augenblick in die Ver gangenheit gerückt, nur hier steht das Verbum im Imperfekt! Aus dem schweigenden Anschaun der Sonne er kennt er: Es ist die Seele ein Fremdes auf Erdefn. Der Abend im Zeichen des Verfalls: verhauener Wald. Lang begleitet ihn eine Glocke. Über den weißen Lidern des Toten blüht nun (nicht mehr der Dorn, sondern) die Myrthe, der Braut schmuck, ein Zeichen der Versöhnung im Tod. Vom Hügel, der immer das Gute, vielleicht Gol gatha versinnbildet, tönt der sanfte
Gesang des Bruders, eines Bruders (Christus, Hölderlin?), auf alle Fälle das Gute. Wir sind im Raume, wo alles mehr bedeutet und alles mit dem andern durchsetzt ist. Der Lauf des Tages mit dem Le ben, die Sonne mit der Reflexion, der Dom mit erotischer . Versuchung und dem daraus sich einstellenden Leid der Seele. Klage Das Gedicht ist mit „Grodek“ in Krakau in den letzten Tagen des Dichters entstanden. Wie oft ist der Schlaf dem Tode verglichen worden! Für Trakl wurde er zum Schicksal