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Literature Archive
Category:
Essay
Year:
01.10.2005
Zwischen Vielfalt und Geheimnis
Zwischen Vielfalt und Geheimnis, Jugendliche stellen sich im Zeichen der heutigen Individualitätskultur gerne exzentrisch dar. Sie wollen auffallen und etwas Besonderes sein. Oder sie identifizieren sich mit Gruppen, die ihnen das Gefühl des Stark-Seins, des In-Seins oder des Beheimatet-Seins vermitteln. Beide - zueinander gegenläufigen - Trend drücken sich in Musik und Kleidung, aber zunehmend auch in spirituellen Einstellungen aus
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Author: Benedikter, Roland
Date: 2005.10
Source: Kulturelemente – Zeitschrift für aktuelle Fragen, Nr. 56, 7-10
Articletype: Essay
Involved person: Hitzler, Roland
Involved organisation: Associazione Italiana Sclerosi Multipla (AISM); Universität Dortmund; deutsche Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung $
Keywords: Jugend
Authormap: Benedikter, Roland
Location mark: 0047_010
nicht als Theorie oder Glauben, sondern als Erfahrung! Daher sucht er das Integrale auch nicht als bereits fertigen Sinn, den ihm irgend jemand als Re zept guten Lebens anbietet, sondern als ursprüngliche, primär an sich selbst erfahrbare Intensität. Das ist auch der Grund dafür, warum die Nonsense-Kul tur weiterhin, ja zunehmend als wesentlicher Teil der aktuellen Jugendkulturen gelten muß. Die Verweigerung gegenüber jedem von außen vorgegebenen Sinn, der sich als Nonsense manifestiert

, ist ein wichtiger Teil der eigenen Sinn findung. Das gilt auch für die Suche nach Spiritualität. Auch diese Suche steht heute in natürlicher Weise unter dem Zeichen des Integralen. Spiritualität hat bei heutiger Jugend, im Gefolge von 1989/91 und der seit damals einge tretenen weltweiten „Renaissance der Religionen", aber auch im Gefolge der Erschütterung durch den 11. September 2001, einen viel höheren Stellenwert, als viele meinen. Doch nicht kirchliche, sondern erlebnishafte Spiritualität wird gesucht

Sinn. Denn die Jugendlichen sind gegenüber dieser Beschäftigung mit Ausdrucksformen meist immer schon einen Schritt weiter. Man ahmt als Erzieher dann die Jugendlichen nach, wird bis zu einem gewissen Grad unwillkürlich selbst zum Jugendlichen, statt ihnen ihr Verhalten frei zurückspiegeln. Diese Problema tik ist nicht nur, aber besonders in der offenen Jugendarbeit zu beobachten. Mein Rat lautet daher: Nicht zu stark an äußeren Trends hängen bleiben! Sondern sich, durch sie hindurch, so weit

Bewusstseins-Konstrukt und als Produkt von Kommunikation an, überführt um den Preis der „Austreibung des Geistes“ (Friedrich Kittier) das Gleichheitsprinzip vom Rechtsleben in das Kul turleben und will alle vertikalen Verhältnisse in horizontale Beziehungen auflösen. Demgegenüber sind den Jugendlichen sowohl in den USA wie in Lateinamerika, Russland und Südostasien umgreifende religiöse Ideen im Sinn spiritueller Leit linien wichtiger denn je. Aber auch in Europa entsteht mittlerweile ein neuer re ligiöser

von Seiten der Erwachsenen diese brutalen „Späße“ seit Jahren propagiert werden. Solche „Aktionstrends“ suchen nach einem „intensiveren“ Ereignis realer Wirklichkeit mittels absurder Handlungen im Spannungsfeld zwischen direkter menschlicher Begegnung und abstrakter Technologie. Sie spielen mit der heutigen Verbindung zwischen menschlicher Realität und deren „Aufhebung“ (durchaus im doppelten, Hegleschen Sinn) durch die Technik. Sie nehmen damit eine der zentralen Ge fährdungen und unterbewußten Sorgen

2
Literature Archive
Category:
Laudatio
Year:
01.01.2008
Leben besiegt den Tod
Am 9. November 2007 wurde Sabine Gruber mit dem Förderpreis der Walther-von-der-Vogelweide-Stiftung geehrt
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Author: Wirthensohn, Andreas
Date: 2008
Source: Schlern, Der, Nr. 1, 58-59
Articletype: Laudatio
Involved person: Gruber, Sabine
Involved organisation: Bozner Waltherhaus
Keywords: Auszeichnung; Literaturförderung
Place: Bozen
Authormap: Gruber, Sabine Preise
Location mark: 0318_009
Jetzt der er zählten Zeit und der Erzählzeit zur letz ten Gewissheit in einer Welt der Kon tingenz, in der der Zufall regiert, „diese Lebensmacht, diese Todesmacht“, wie es in Uber Nacht heißt. Die Zeit des Erzählens wird zu einem zumindest temporären Zuhause, zu einem „Sinn gehäuse“ für all die beeindruckenden Frauengestalten bei Sabine Gruber, für Rita ebenso wie für Marianne und für Irma. Wer redet, der ist noch nicht tot; wer erzählt, gibt den Toten ein Leben zurück. Entfremdung, Krankheit und Tod, so hieß

Form die ersehnte „Ganzheit“, sie binden das Disparate zusammen und schöpfen so jenen Sinn, der anders nicht mehr zu stiften ist. In einem Gedicht von Sabine Gru ber, das den Titel Mit Blick auf die Toten insel trägt, heißt es: „Ich will nicht glau ben / Dass der Sinn erfunden / Den wir sinnlos suchen“. Und an anderer Stelle, in dem Gedicht Apulien II. Otranto , ist zu lesen: „Wir suchen einen Boden / Unter unseren Füßen, den Lebensbaum / Als läge er gefällt im Raum / Und wüchse wurzellos

und wüchse.“ In der Moderne muss der Sinn ständig neu erfunden werden, der Boden unter den Füßen ist schwankend geworden, denn die alten Sinn- und Welterklärungssys teme haben ihre Gültigkeit verloren. Gerade daraus aber erwächst die sinn stiftende Kraft der Literatur. Dem Ver lust von Sinn und Wurzeln setzt sie das beharrliche Dennoch der Kunst und des Weiterschreibens entgegen, die Hoff nung auf einen Sinn, der freilich immer nur ein vorläufiger, zweifelhafter, ein Sinn auf Abruf ist, der jederzeit

3
Literature Archive
Category:
Essay
Year:
01.01.1962
ich glaube an gott film: ingmar bergmann
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Author: Platzgummer, Heribert
Date: 1962
Source: Fahrende Skolast, Der – Mitteilungsblatt der Südtiroler Hochschülerschaft, Nr. 4
Articletype: Essay
Keywords: Film
Authormap: Platzgummer, Heribert
Location mark: 0770_004
im eine parti schach an um aufschub zu erhalten für das was er den sinn seines lebens suchen heißt, „mein leben war eine jagd, es war sinnlos, wenn gott nicht ist ist alles streben sinnlos und grausam“, er des sen körper bereit für den tod ist, spilt um einige zeit aufschub um noch etwas zu seen oder zu erleben was seinem leben sinn geben könnte, im stillen hofft er in der kurzen spanne jenen verborgenen gott zu entdecken, er er lebt viles. di antwort auf seine drän gende frage nirgends, sein knappe rückt

?“ er will di Soldaten erschlagen und das arme mädchen ret ten. der ritter hält in auf — der wan sinn? „nein das darf nicht sein.“ er läßt di Soldaten di letzten Vorbereitun gen tun. er wartet verbissen und tut nichts um nicht irgendeinen dunklen sinn dises grausigen geschenisses zu stören, doch da kommt kein teufel um seine hexe zu retten, di abstoßenden szenen der pestprozession, das sadisti sche gebeil des Predigers entdecken im keinen sinn der pest. ist es wirklich der wansinn der regirt? der ritter sucht

. si sind fro, zu- friden und sogar glücklich, der gaukler macht lider und keiner denkt daran zu grübeln und den sinn des lebens außer halb des lebens zu suchen, „ich begreife nicht was für ein vergnügen die leute haben sich selbst zu plagen“ so miß billigt di schauspilerin di selbstquäle- reien des ritters. ihr glück hängt am glück des andern und am kinde. „habt ir ni jemanden gehabt?“ doch, sein weib, aber das ist lange her; trotzdem der ritter erinnert sich, damals war auch er fro und er merkt

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Literature Archive
Category:
Essay
Year:
01.10.2005
Zwischen Vielfalt und Geheimnis
Zwischen Vielfalt und Geheimnis, Jugendliche stellen sich im Zeichen der heutigen Individualitätskultur gerne exzentrisch dar. Sie wollen auffallen und etwas Besonderes sein. Oder sie identifizieren sich mit Gruppen, die ihnen das Gefühl des Stark-Seins, des In-Seins oder des Beheimatet-Seins vermitteln. Beide - zueinander gegenläufigen - Trend drücken sich in Musik und Kleidung, aber zunehmend auch in spirituellen Einstellungen aus
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Author: Benedikter, Roland
Date: 2005.10
Source: Kulturelemente – Zeitschrift für aktuelle Fragen, Nr. 56, 7-10
Articletype: Essay
Involved person: Hitzler, Roland
Involved organisation: Associazione Italiana Sclerosi Multipla (AISM); Universität Dortmund; deutsche Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung $
Keywords: Jugend
Authormap: Benedikter, Roland
Location mark: 0047_010
es sich, wie die Progressiven es deuten wollen, um Fortschritt im Sinn einer „Ablösung von Welt“ und einer Ver-Ichung? Also um eine immanente Individualisierung - oder gar Spirituali- sierung - neuer Art? Das bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt offen. Die Mög lichkeiten der Entwicklung sind zweifellos nach allen Seiten gegeben. III. Ein neuer Ansatz Wie sollen wir nun mit diesen aktuellen Jugendtrends umgehen? Wie können wir sie so von innen heraus verstehen, dass wir ihnen dann angemessen helfen

Einzel-Ansätze in eine dritte, synthetisch-integrale Position hin auszugehen versucht. Dies, indem er das Beste dieser Ansätze nicht opfert, son dern bewusst weiter- und zusammenführt. Integrale Jugendarbeit soll sowohl Prak tiker wie Theoretiker dazu fähig machen, ganzheitlicher zu denken und zu han deln. Viele der im weitesten Sinn im Jugendbereich Tätigen empfinden das als Not wendigkeit, gerade weil die Wirklichkeit der Jugendlichen immer multidimensionaler und oft auch widersprüchlicher

an seine Schnittstel le zwischen Geheimnis und Ausdruck nie um Festschreibung gehen. Sonst würde jedes integrale Schema vereinheitlichend und damit kontraproduktiv. IV. Zusammenfassung und Ausblick Wie geht es weiter? Wohin verweist die aktuelle Entwicklung der Jugendkulturen in Mitteleuropa? Und: Hat es überhaupt einen Sinn, mit Jugendlichen an integralem Erkennen zu arbeiten? Oder ist solche Bewusstseinsbildung nur für die Erwach senen und Erzieher sinnvoll, weil die Jugendlichen sich ja ganz auf der Erfahrungs

: Nach einer, wenn auch auf neue Weise, integralen Welt. Das setzt integrales Erkennen im Gefühl, ge nauer: im ganz-seelischen, intuitiven Erfahrungsleib voraus. Und zwar mittels Intensität - weniger mittels Denken im engeren Sinn. Deshalb ist heu te unter Jugendlichen auch ein - in dieser Hinsicht völlig richtiger - Anti-In- tellektualismus weit verbreitet. Dieser wird stets als einseitig empfunden. Das ist, wie wir gesehen haben, ein entscheidender Unterschied zu den 1960er Jahren. Worum es den Jugendlichen heute geht

5
Literature Archive
Category:
Rezension
Year:
01.03.1990
Buchnotizen
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Author: Gatterer, Armin
Date: 1990.03
Source: Distel, Nr. 42/43, 82-87
Articletype: Rezension
Involved person: Meyer, Thomas; Rehfuss, Wulff; Postmann, Neil
Involved organisation: rororo; Hoffmann und Campe; Fischer Taschenbuch
Keywords: Gesellschaftskritik
Authormap: Gatterer, Armin Texte
Location mark: 0280_016
se auch noch so unecht ist), der Sport (da hat man Über blick, die Regeln sind klar, das gibt also “Sinn”). Wenn partikulare Vernünfte sich widersprechen, braucht es eine Vernunft, die als Schiedsrichter taugt, und das gelingt schließlich der juristischen Vernunft, weil sie nicht inhaltlich gebunden ist, sondern rein verfah rensorientiert arbeitet - “Verrechtlichung des Alltags” also. Nur: Was ist, wenn dann z.B. in der Schule nicht mehr pädagogische, sondern eigentlich juristische Ent scheidungen getroffen

der Autonomie steht die Vereinsamung, als Individuali tät beschönigt. Die Moderne hat die Vernunft, sich selbst also über schätzt. Die Psychoanalyse vermochte das “Ich” nicht aufzuschlüsseln, der Determinismus die Einflüsse dar auf nicht hinreichend zu erklären, und der Machbarkeits wahn seine Träume nicht durchzusetzen. Weshalb die Verzweiflung so groß ist, liege daran, daß die Moderne - zwar sämtliche nicht vernünftig-legitimierbaren Sinn stiftungen entlarvend - fortgefahren hat, der Welt und der Existenz

des Menschen Sinn zu unterstellen. Das war ein grundlegendes Mißverständnis: Indem sie in den Gegenständen und Ereignissen den Sinn zu entdecken suchte - nicht ahnend, daß Sinn ein Bedürfnis ist -, hat sie ihre eigene Enttäuschung heraufbeschworen. Rehfuss’ Schlußfolgerungen und “Lösungsansätze”, die er schließ lich aus einem bewußten Verzicht auf Sinn abzuleiten versucht, seien hier nicht ausgeführt. Sie sind so pleo- nastisch, so hilflos, so desorientiert und so sonntags rednerisch wie die ins Alter

6
Literature Archive
Category:
Rezension
Year:
15.04.2012
Vom großen Ganzen
Selma Mahlknecht spinnt feine, raffinierte Erzählungen über die Unmöglichkeit, den großen Sinn zu erhaschen
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Author: Schönauer, Helmuth
Date: 2012.04.15
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die, Nr. 74
Articletype: Rezension
Presented media: Mahlknecht, Selma: Vom großen Ganzen. Erzählungen, Innsbruck: Edition Laurin 2012
Keywords: Erzählung; Prosa
Authormap: Mahlknecht, Selma Vom großen Ganzen
Location mark: 0525_001
Sonntagsbuch von Helmuth Schönauer P hilosophische Maßeinheiten sind bekanntlich immer voppQ^lJMEKTATI der Situation abhängig. Und schon Adalbert Stifter hat im Sanften Gesetz das so genannte Wecgt Große von hinten her, von der Stil le und Überschaubarkeit her auf gezäumt. Selma Mahlknecht geht in sieben Erzählungen der Unver hältnismäßigkeit von Größe und Wirkung nach. Bereits die erste, titelgebende Er zählung beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass der Sinn einer Einzelperson nicht unbedingt

der Sinn der Öffentlichkeit sein muss. In einer jugendlichen Dorfszene rie, wo es von Kurzfreundschaf ten, Kosenamen und Ein-Tag- Theorien nur so wimmelt, kommt es in der Nacht zur Eskalation. Die Erzählerin kommt am Wrack ihrer frisch verunglückten Freun din vorbei. Um vom alkoholisier- -ten Driver abzulenken, setzen sie und ihr Freund sich ins Wrack und überlisten die Polizei mit Nüch ternheit. Im Spital freilich kommt es zur Begegnung mit dem Au ßenseiter Benjamin, der als Ge- heim-Yogi

zusammengeschlagen worden ist, weil er mit seinem Wissen um das große Ganze ge prahlt hat. Auf der Suche nach Sinn versteht eben auch die Ju gend keinen Spaß. In einer absurden Verdrehung vom großen Sterben überlebt ein Bub namens Marseille ganze Jahr gänge von Zeitgenossen, die wie er im Sterbeheim auf den Tod warten. Da es bei ihm mit dem Sterben Ci I i Q ~P Ü Vom großen Ganzen Selma Mahlknecht spinnt feine, raffinierte Erzählungen über die Unmöglichkeit, den großen Sinn zu erhaschen. nichts wird, bringt

er sich selbst noch Lesen und Schreiben bei, da mit das Leben einen Sinn hat. - Eine seltsame Umkehrung des Be griffes Sterbeklinik für Alte. Muss man ab und zu das Leben abstrei fen wie eine Schlangenhaut? Sucht sich jemand für den Suizid seinen Lokführer persönlich aus? Muss man einen Bunker gegen die Geliebte bauen, wenn man sie nicht verlieren will? Mit scheinbar skurrilen Frage stellungen versuchen die Figuren, jeweils den großen Überlebens sinn zu ergattern. Nach einem ereignislosen Leben verschickt Rosa

ungeschickt in die Hand. Diese Helden haben alle ei nen persönlichen Plan, wie sie et was von diesem Rätsel Welt de chiffrieren könnten und sich eine Scheibe vom großen Ganzen ab schneiden könnten. - Sehr fein ge sponnene, raffinierte Erzählun gen über die Unmöglichkeit, den großen Sinn zu erhaschen. Selma Mahlknecht: Vom gro ßen Ganzen. Erzählungen. Innsbruck: Edition Laurin 2012. 147 Seiten. EUR 17,90. V.

7
Literature Archive
Category:
Sekundärtext: Aufsatz
Year:
01.04.1968
Wie modern ist Shakespeare?
Gedanken anläßlich einer Lear-Aufführung des Tübinger Landestheaters
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Author: Guarda, Victor
Date: 1968.04
Source: Brücke, Die, 12-14
Articletype: Sekundärtext: Aufsatz
Involved person: Guarda, Viktor
Keywords: Theater
Authormap: Guarda, Viktor
Location mark: 0291_004
Protest über ein ähnliches Schicksal vom Kreidefelsen stürzen will —: sie gehören einer ganz anderen Welt an als der Mann in Becketts Akt ohne Worte, der schließlich, allen Verlockungen und Ver suchungen widerstehend, resigniert. Noch in der Selbstverstümmelung und im Selbst mord liegt ein Sinn, der als solcher gewußt und intendiert wird — etwa der des Pro testes gegen die höheren Mächte —, wäh rend die Resignation im Sinne Becketts einen möglichen Sinn überhaupt verneint. Das „Warten auf Godot

als jedes Aufbegehren ge gen einen „unabwendbar ew'gen Rat”, des sen Sinn man nicht begreift. Dieses Aufbegehren ist seit Ödipus und Hiob nur so weit verschärft, daß das Verstum men nur noch gewaltsam erfolgen kann: „Könnt ich es länger tragen ohne Hader .. Aber eben diese äußerste Form des Pro tests beweist, entgegen der These Kotts, die stillschweigende, nichtsdestoweniger aber unangefochtene Voraussetzung einer Welt ordnung göttlicher Prägung. Das erweist sich gerade im Vergleich mit der Kordel- Szene aus Warten

, was uns unmöglich scheint, dich retteten.” Gloster sieht das ein: „Ja, das erkenn' ich jetzt. Ich will hin fort mein Elend tragen, bis es ruft von selbst: Genug, genug, und stirb!” Und et was später sagt er: „Ihr ewig güt’ gen Götter, nehmt mein Leben, daß nicht mein böser Sinn mich nochmals treibt, zu ster ben, eh’ es euch gefällt.” - So spiegelt Glo- sters mißglückter Selbstmordversuch keines wegs, wie Kott es haben möchte, einen auch auf. metaphysischer Ebene scheinbaren und mißratenen Purzelbaum. Kott geht

sein! Diese kurze Lebensformel transzendiert die Sinn losigkeit und Immanenz der Beckettschen Weltbühne. Ist Shakespeare unmodern, weil er sich nicht auf die leere Bühne des absurden Theaters verpflanzen läßt? - Mitnichten. Wo Shakespeare den Menschen in seiner existen tiellen Not zeigt, wo er ihn so lange schält und häutet, bis nur noch das Bewußtsein „ich leide — also bin ich” übrig bleibt —, bis auf die Frage: „Wer bist du?” nur noch die Antwort: „Ein Mensch” erschallt — wie eben im Lear —, wo Throne

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Literature Archive
Category:
Rezension
Year:
07.01.1999
Nachdenken
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Author: Nd
Date: 1999.01.07
Source: ff – Das Südtiroler Wochenmagazin, Nr. 1, 35
Articletype: Rezension
Presented media: Stahl, Lorenz (hg).: Über Sinn und Unsinn, Frasnelli und Keitsch-Verlag
Keywords: Rezeption
Authormap: Stahl, Lorenz
Location mark: 0971_003
An TT o r- o 11 o rrlornn rr • Keller- Streich quartett aus Ungarn Neuer Zugang zu alter Musikform GLOSSE werden „Wir wollen begreiflich nuKmen, wie dieser Prozess ver- /Tauft“, sagt dazu Andreas Keller, Gründer und erster Geiger des Kellerquartettes - einer der inter essantesten Streichquartettfor mationen weltweit. Das Vorurteil, ein Streichquartett nem Klangstrang versch’mc LITERATUR Nachdenken Ursula Lorenz präsentiert (schö ne) Bilder und (provokante) Texte über „Sinn und Unsinn“ damals und heute. 0 '■rischen

eines Büchleins kombiniert. Das Büchlein hat das Zeug, die hierzulande nicht stattfindende Diskussion über die Kriegsschuld zumindest an zureißen. Es geht um Sinn und ungleich schwerwiegenderen Unsinn da mals: den Fahneneid. Wesent licher Bestandteil der Publikati on sind die Aufzeichnungen des fahnenflüchtigen Wehr machtsoldaten G.H. Stahl. So interessant und viel verspre chend dieser kurze Erlebnisbe richt, so enttäuschend aber der „Anhang“ dazu, wo sich nicht näher beschriebene Zeitgenossen zum selben

Thema äußern. Schade deshalb, weil das Thema tatsächlich provoziert. Wie zum Beispiel der Text von Ursula Lo renz, in dem der Sinn der Ge denkstätte Auschwitz - im Zu sammenhang damit fällt der Be griff „Zirkus“ - in Frage gestellt wird. Ist dies nicht ein wenig zu starker Tobak, um ihn nur so en passant hinzuschreiben wie ei nen Pinselstrich? (nd) Fahneneid. Über Sinn und Un sinn. Hrsg: Lorenz Stahl. Fras nelli & Keitsch-Verlag. Lire 19.500.- Ursula Lorenz, geboren in Bay ern, aber längst

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Literature Archive
Category:
Sekundärtext: Aufsatz
Year:
01.12.2011
"Neue Sprachen" in der deutschen Literatur seit 1945
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Author: Scheichl, Sigurd Paul
Date: 2011.12
Source: Kulturelemente – Zeitschrift für aktuelle Fragen
Articletype: Sekundärtext: Aufsatz
Keywords: Literatur; Sprache
Authormap: Kofler, Gerhard
Location mark: 0424_157
.“ 27 ) Die sprachlichen Zeichen werden nicht mehr verwendet, um Objekte der außersprachlichen Realität kenntlich zu machen, um etwas mitzu teilen, sondern das sprachliche Zeichen selbst ist Thema des Gedichts oder des Texts. Das kann ein Klang sein, das kann ein grafischer Aspekt der Sprache, das kann eine syntaktische Struktur sein. „Gute Gedichte benützen nicht die sprachlichen Mittel, um einen vorher gegebenen Sinn ,mitzuteilen', ihn wie eine Spedition zu transportieren; sondern sie werfen die Frage

auf, wie sich in Sprache Sinn konstituiert. Die Unver ständlichkeit, die ihre Kritikerinnen ihr vorwerfen, ist in Wahrheit das Thema solcher .Poesie gegen die Verständlichkeit', solcher Poesie über das Verstehen.“ 28 ) Ich versuche das am Beispiel des Anagramms zu demonstrieren. Anagramme permutieren das Buchstabenmaterial einer sprachlichen Aus gangseinheit, und zwar in jeder Einheit vollstän dig. Es darf kein Buchstabe übrig bleiben und zugleich soll jede Zeile einen Sinn ergeben. Ein ganz einfaches Beispiel

das sprachliche Zeichen so als etwas Kon kretes gesehen wird - eine Darstellung der lin guistischen und sprachfilosofischen Hintergrün de würde hier zu weit führen - , hat die Bezeich nung .konkrete Poesie’ entstehen lassen (die keineswegs alle Formen dieser Sprachartistik abdeckt). Diese Ansätze haben übrigens weit über die Literatur im engeren Sinn hinaus ge wirkt. Gomringer, Mon und Heißenbüttel habe ich schon genannt als Vertreter dieser sprachrefle- xiven Dichtung, auch Jandl, Pastior (bei dem man wohl

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