♦ Zweite Beilage ;« Uro. 93 des „Hirrggrafier' Schwaz, Tratzberg etc. (Reiseerinnerungen.) Ohne auf die vielen andern Merkwürdigkeiten und historischen Monumente diesmal näher ein zugehen verlassen wir die Landeshaupt stadt. Wer in alten Zeiten viel verkehren mußte, und heute verkehrt, ver wird deu großen, den gewaltigen Unterschied zwischen einst und jetzt nicht blos merken, sondern recht stark em pfinden. Früher wanderte ein großer Theil der Touristen zu Fuß, viele per der Achse. Oft
langte ich in Schwaz, einem großen, schön gelegenen und historisch sehr berühmten Markte an. Die Gegend ist hier, wie überhaupt im Jnnthal sehr reizend; die kleinen Ortschaften der Umgegend, die vielen Gehöfte auf den Bergen, die gut gearbeiteten Fruchtfelder, die weit ausgedehnten Wiesen müffen jedes Herz, das den Schöpfer in der Natur bewundert, erfreuen; nur die Weinreben mit den dunkelblauen und goldgelben Trauben vermißt ein Etschländer sehr. Oberhalb Schwaz ist das alte berühmte Schloß
, sich in allen Kriegen als kaisertreuer Patriot auszeichnete, in den Niederlanden und Italien gegen den herrsch- und habsüchtigen König Franz I. von Frankreich siegreich kämpfte, von Kaiser Max I. selbst den Ritterschlag und von Kaiser Karl V. die Würde eines Feldhaupt- manneS in Tirol erhielt. Er starb 1528 arm nn Hab und Gut, weil er alles für seine Soldaten verwendete. Der Markt Schwaz selbst hat ein ehrwürdiges und sehr altes Aussehen; große, starkgebaute Häuser sind hier. Schwaz war im Mittelalter und in neuer
Opferwilligkeit, dem Reichthum, aber auch der großen Liebe zu dem in damaliger Zeit so sehr bedrängten Katholizismus der Bürger von Schwaz. Aber nicht minder groß artig ist die Kirche und das Kloster der Franziskaner, die 150? hier einzogen und 1580 mit der nordtirolischen Provinz vereint wurden. Die Kirche, ursprünglich im gothischen Style erbaut, verdankt ebenfalls den Bergwerks besitzern und den Bergknappen, die reichlich von ihrem Vermögen beisteuerten, ihre Entstehung um das Jahr 1515 unter der Regierung
zu deren Restaurirung viele Tausende von Gulden nothwendig wären. Hoffen wir, daß die Zeit einst komme, in der man auch diese Arbeit in Angriff nehmen und der Nachwelt ein Kunstwerk überliefern kann, wie man weit und breit kein zweites findet. Ein kleiner Besuch in dem berühmten wegen, der guten Erziehungsanstalt für Jünglinge hoch geachteten Stifte Fiecht veranlaßte mich auch das gegenwärtig der gräfl. Familie Enzenberg gehörige Schloß Tratzberg, das eine Stunde unter Schwaz am rechten Jnnufer