, Ihre freiwillige Meldung als Richter für Naumburg und jetzt die Rückkehr nach Südtirol. Schließt sich hier ein Kreis? Herbert Rosendorfer: Also, das ist gar nichts Roman tisch-Sentimentales gewesen. Wir [d.i. seine Frau und das damals einjährige Kind] waren in Naumbutg und haben ge wusst, ich werde pensioniert, und haben überlegt, wohin wir gehen sollen. Wir haben sehr viel überlegt [Berlin, Wien, Rom, New York, Bamberg und sogar Bologna!], alles hatte aber irgendwelche Nachteile. Nach München zurück
wollte ich nicht mehr, ich wollte nach Süden, jenseits des Alpen hauptkammes aus rein klima tischen Gründen. Da habe ich zu meiner Frau gesagt: Du, was wäre, blöde Idee [Lachen], nach Südtirol, und sie hat ja gesagt. Und dann habe ich gemerkt - komisch, ganz ko misch - erst dann, wie ich schon hier war: Ich bin heim gekommen. „D": Weshalb haben Sie sich denn eigentlich damals, im merhin nach einem Jahr an der Akademie der bildenden Künste, für das Studium der Rechte entschlossen? H. Rosendorfer
“ also weit ent fernt ist, ist ja sehr wohl kon- notiert. Wie sind Sie, dessen künstlerisches Werk sich durch einen tiefen Humanismus aus zeichnet, während Ihrer Lauf bahn als Richter mit eben der juristischen Definition des Menschen zurcchtgekommen, die etwas festlegt, was es ja in der Realität nicht gibt? H. Rosendorfer: Da muss man sich schon das Bild vom Menschen machen, bemüht sein, selbst wenn man viele Jahre gewaltet hat, sich das richtige Bild vom Menschen zu machen. Dieses Bild ist mei stens
, nur versuchen, was zwischen den Einzelnen ist, in Ordnung zu bringen. Über diesen Zwi schenraum, so sehe ich es, wacht die Gerechtigkeit. Es ist vielleicht komisch, wenn es ein Richter sagt, aber die Gerech tigkeit ist etwas Göttliches, hat göttliche Funktionen. Ohne die funktioniert es nicht. „D“: Also auch ein perma nenter Kampf gegen passives Hinnehmen und mentale Träg heit. Und das Bewusstsein? H. Rosendorfer: Ja, das ist schon was Merkwürdiges. Man ist ja so stolz auf das kritische 1 Herbert
Rosendorfer „d» Bewusstsein, das ständig zu nimmt, zumindest in der west europäischen und amerikani schen Gesellschaft, wo man metaphysische, religiöse Werte in Frage stellt und gleichzeitig ein Absinken beobachtet, im Hinnehmen z.B. der Entwick lung, der ökologischen Kata strophe, von der eine Zeit lang die Rede war, von dem Wald sterben, das es ja immer noch gibt. Man ist müde geworden, darüber zu reden, auch ich. Manchmal raffe ich mich auf und schreibe was. Ich habe so das Gefühl, es ist die Gesin