Rose-Mary noch einmal die Hand. „Es war trotz meines Pechs wunderschön,' sagte er, „denn ich durfte einen ganzen Tag an deiner Seite zubringen, schöne, bezaubernde Nosenkönigin.' „Wahrhaftig, es geschehen Zeichen und Wunder,' lachte Rose-Mary, „der Geld schrank wird poettsch. Entweder bist du be schwipst — oder die Götter haben dir den Verstand verwirrt.' „Keines von beiden,' antwortete er, «viel mehr habe ich mein Herz entdeckt, das nur für dich schlägt. Auf Wiedersehen. Herz königin — morgen komm
ich wieder, und so alle Tage, bis du mir dein Jawort gibst.' „Troll dich,' rief sie, ihm einen Klapps gebend. „Pechvögel habe ich besonders gern, das kannst du dir denken — und wenn ich mal einen Hofnarren brauche, werde ich dich dazu ernennen.' Henry lachte, daß sein ganzes gesundes, glänzendes Gebiß auflouchtete, grüßte noch einmal und fuhr trompetend in den weißen Nebel hinein. Rose-Mary fand solches Gefallen an der Jagd, daß sie täglich auf die Pirsch g-ng. Cs knallte bald da, die dort, und sie empfand Freude
war, seine Pension zu verpfänden. Was mm?... Nächtelang zermarterte er fein Gehirn, bis ihn endlich ein rettender Ge danke durchzuckt«: „Die goldene Rose! ... Wenn ich sie in meinen Besitz bringe und verkaufe, hat alle Not ein Ende.' Seine Gedanken gegen diesen Raub be schönigte er mit der Entschuldigung, daß die Not ihn dazu zwinge. ./Schließlich gehört mir die goldene Rose so gut wie jedem andern Familienmitglied, denn auch ich bin «in Weinberg — und zwar aus dem Ur- stamm. Was nützt das tot« Metall
, wenn dabei alle zu gründe gehen? Es ist daher besser, daß dieses Prunkstück geopfert wird, als daß unser Geschlecht an den Bettelstab kommt und aussttrbt. Das Recht der Leben den steht höher als die Pietät gegen die Toten. Was nützt es. wenn die goldene Rose der vermoderten Ahnsrau. die nachgerade zu einem Schreckgespenst der Familie ge worden ist. wie ein goldenes Kalb angebetet und beräuchert wird, während wir alle hun gern und an unserer Armut zu Grunde gehen? Besser und gerechter
ist es, wenn das Kleinod geopfert wird! Die goldene Rose muß sterben, damit wir Hungernden — leben können.' Mit solchen Gründen beschrvichttgte er sein Gewissen und entschuldigte den Verrat, den er an seinen Verwandten begehen wollt«. Sein Entschluß, die goldene Rose zu entwenden, stand fest und in aller Heimlich keit schmiedete er einen Plan, um so rasch als möglich st- , Ziel zu erreichen. Inzwischen setzte Rose-Mary ihre Pürsch- gänge fort, meistens allein, da sie dann un gestört ihren Gedanken nachhangen