, war echt gewesen. Und außerdem hatte die arme Betzh das sicher sehr schön gefunden. IX. Rose stellte die Schale mit den blauen und weißen Astern vor den Grabflein ihrer Eltern und blieb einen Augenblick davor stehen. Torkild spießte mit dem Spazierstock die gelben Ahorn- Aätter auf, die den schmutzigen Kirchhofsweg dicht bedeck ten. Er fand, daß Rose «so unendlich jung und zart und ein sam aussah, wie sie schlank und schwarzgekleidet dort in der Dämmerung des Herbstabends am Grabe stand. Wie fern
und unwirklich erschien ihm jetzt die Zeit in seinem Leben, der die Tote da unten ihr Gepräge gegeben, die Zeit, wo er sich zu ihr und Rose gehörig gefühlt hatte. Auch ihr, der Tochter, waren Kindheit und Mutter wohl ferner gerückt, das Leben hate sie beide weit von dimem Heim, das sie ge meinsam gehabt haten, weggesührt, wie von allem, was ihnen gemeinsam war und wie sogar voneinander. Er fühlte jetzt, daß das Leben sie unerbitlich von ihm entfe,rnte. Es läutete auf dem Kirchhof. Rose zog sich die Hand
, der bis zu den Ohren reichte. Ein Genius mit ausgelöschter Fackel betrach tete wehmütig das Bildnis. Rose las die Inschrift: Zur ewigen Erinnerung an den Leutnant im zweiten hochländischen Dragvnerregim.ent Jacob Broch Wegner geboren zu Frederikshald 8. Juni 1785 gestorben in Christiania 12. Mai 1816 Tapfer, treu, wahrhaft, gut Die letzten Worte wiederholte sie leise. „Er ist der einzige Mann, in den ich je verliebt gewesen bin. Ungefähr von meinem zwölften, dreizehnten Jahre an, und noch viel, viel später
aus den Spitzen der Stangen das Staket entlang. Torkild und Rose schlenderten langsam dem Ausgange zu, zwischen den alten Monumenten toter Offiziere und ihrer Familien hin, deren altmodische, Prunkthafte Eisen säulen, von Urnen und Helmen gekrönt, warm und feierlich, wortreiche Inschriften trugen. Den Blumenflor hatten Re gen und Nachtfrost zerstört, Astern und Levkojen waren kahl und schwarz, es roch nach nasser Erde und faulem Laub. Nur an einer Stelle stand ein Rosenbusch mit einer frisch- aufgesprungenen
, purpurroten Blüte an der Spitze eines langen, starren Zweiges. Die beiden blieben stehen und be trachteten die einzige sammettiefe Rose, deren Farbe in dem violetten Abendlicht wundersam leuchtete. „Er war im Kriege gewesen und hatte sich ausgezeich- ner", sagte Rose Plötzlich. „Er war verheiratet — und starb sechs Wochen nach der Hochzeit. Es war im April und ein fürchterlicher Schneesturm, und er hatte eine lange, be schwerliche Reise bis zum Pfarrhof auf Dovre, wo seine Hochzeit abgehalten