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Oberinntaler Wochenpost
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Page 1 of 10
Date: 01.08.1930
Physical description: 10
ist es bereits, daß die Zwiebel- knospe bereits in der Erde liegt?" -„Sechs Tage, ja, Porr Kornelius." „Und sie kommt noch nicht zum Vorschein?" „Nein, doch ich glaube, daß dies morgen geschehen wird." „Also morgen, gut, und Ihr werdet mir Nachricht ^avon geben, nicht wahr, Rosa, und auch von Euch? 3 Ich bin sehr besorgt um die Tochter, von welcher W eb en spracht, doch weit mehr interessiert mich die Natter." „Morgen?" sagte Rosa zögernd, indem sie den Ge- faitgenen von der Seite anblickte, „ich weiß

, m Chrysanthemen und den Geranien fliegen. Der barten der Hoffnungen und Vergnügungen eines Ge fangenen hat nur eine Jahreszeit. Ihr habt mich ver ölen, teure Rosa, um Eure eigenen vier Jahreszeiten äes Vergnügens zu suchen. Ihr habt wohl getan, und jch beklage mich nicht darüber, denn welches Recht habe ch, von Luch Treue zu fordern?" „Meine Treue?" rief Rosa, ohne daß sie sich Mühe gab, vor Kornelius die Dränen zu verbergen, welche bung der Kollektivierungsmaßnahmen Stellung und schlugen ein gemäßigteres

die radikalen Kommunisten sofort einen großen Lärm, doch wußte sie Stalin damit zu beruhigen, daß er betonte, die Hauptrichtlinien der Kollektivierung blieben unangetastet und nur die Ueber- schreitung der Parteidirektiven werde ablgbbaut. über ihre Wangen flossein, „meine Treue! bin ich Euch denn nicht treu gewesen, wie?" „Nun, heißt das mir treu sein," rief Kornelius, „wenn man mich verläßt, wenn man mich« dem Tode preisgibt?" „Aber, Herr Kornelius," erwiderte Rosa, „tue ich nicht alles, was Luch

Vergnügen, verschaffen kann? Be schäftige ich mich nicht mit Euren Tulpen?" „Rosa, Ihr werft mir die einzige ungetrübte Freude vor, welche ich auf D ieser Welt noch habe. Es mißfällt Luch, daß ich die Blumen liebe." „Nicht das mißfällt mir, Herr Kornelius, sondern nur, daß Ihr sie mehr liebt als mich selbst, das ist es, was mich traurig macht." „Ach, teure, geliebte Rosa," rief Kornelius, „seht meine Hände an, wie sie zittern, betrachtet mein Antlitz, wie es blaß ist, horcht, wie mein Herz pocht, beim

Pimmel! das gilt nicht meiner schwarzen Tulpe, son dern es ist deswegen, weil Ihr mir zulächelt, weil Ihr Euer Antlitz gegen mich neigt, weil — weil es mir scheint, als ob Eure Hände die meinigen suchen und als ob ich die Wärme Eurer schönen Wangen hinter dem kalten Gitter verspürte. Rosa, meine Liebe, zer stört die Knospe der schwarzen Tulpe, zerstört meine Hoffnung auf die Blume, nehmt mir dies alles, doch raubt mir nicht Eure Stimme, Euren Anblick, raubt nrir nicht das Feuer Eurer Augen

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 12
Date: 04.07.1930
Physical description: 12
Briand, dem Stresemann jedes geringste Zu geständnis in härtestem Ringen abtrotzsn mußte! Das heißt speichelleckerische Liebedienerei zum Exzeß treiben, und das „Berliner Tageblatt" raubt damit Stresemann, Ls gab außer den Zwiebelknospen noch etwas, worüber Kornelius sich Sorgen machte, und das war dis Abhängigkeit Rosas von ihrem Vater. Das Glück des gelehrten Doktors, des erhabenen Menschen, wel cher aller Wahrscheinlichkeit nach jenes Meisterstück der Schöpfung entdeckt hatte, das man Rosa

Barlensis heiße:: würde, lag in dem Belieben eines Geschöpfes des niedrigsten Geistes, der gemeinsten Klasse: es war ein Kerkermeister. Dieser konnte sich eines Tages in Löwenstein langweilen, er koninte finden, daß die Luft daselbst schlecht, der Wacholderbranntwein nicht gut sei, und so konnte es leicht geschehen, daß er die Festung verließ und seine Tochter mitnahm. Und waren Kor nelius und Rosa von neuem getrennt, so würden sie sich schwerlich jemals wiederfinden

. Und was würden uns dann die Zugtauben helfen können," sagte Kor nelius, von diesem Gedanken beunruhigt, zu dem jun gen Mädchen, „da Ihr weder lesen könnte, was ich Euch schreiben würde, noch mir werdet schreiben können, was Ihr mir mitzuteilen habt?" „wohlan," versetzte Rosa, welche sich im Grunde ihres Herzens vor einer Trennung ebensosehr fürchi- tete wie Kornelius, „wir haben alle Abend eine stunde für uns, benützen wir sie. Zeigt mir, wie man liest und schreibt, ich werde durch Euren Unterricht viel ge-, winnen

und auf diese Art werden wir nie getrennt sein, außer wenn wir es selbst wollen." „Ach," rief Kornelius, „dann haben wir die Ewig keit vor uns." Rosa lächelte und zuckte leise die Achseln. „werdet Ihr immer im Gefängnisse bleiben?" fragte sie. „wird Seine Hoheit Luch nicht die Freiheit geben, nachdem er Luch doch schon das Leben geschenkt hat? werdet Ihr dann als freier und reicher Mann - es Euer für würdig halten, die kleine Rosa, eines Ge- . fangenwärters Tochter, das Kind eines MaNNes, der ! dom Henker nahe

steht, anzusehen, wenn Ihr in einer Kutsche oder zu pferde an ihr vorbeieilt?" Kornelius wollte.protestieren. Das junge Mädchen unterbrach ihn aber, indem sie lächelnd fragte: „wie geht es Eurer Tulpe?" Mit Kornelius von seiner Tulpe zu sprechen, das war ei:: Mittel für Rosa, ihn alles andere vergessen zu machen. „Nun, ziemlich gut," antwortete er, „das Häutchen den es doch feiern wollte, jedes Verdienst am Befreiungs- werk und beleidigt überdies noch alle, die befreit wurden

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 1 of 14
Date: 29.08.1930
Physical description: 14
wie in den Reden! Die schwarze Tulpe. Roman von Alexander Dumas 24 Für den Herrn Präsidenten der Gartenbaugesell schaft war die Tulpia nigra eine Macht ersten Ranges. „Ja, mein Herr," versetzte Rosa, „ich komme we nigstens, um mit Euch über sie zu sprechen." „Befindet sie sich wohl?" fragte van Spstens mit einem Lächeln zärtlicher Ehrfurcht. ,Leider weiß ich es nicht," sagte Rosa. „wie, sollte ihr vielleicht ein Unglück zugestoßen sein?" „Ein sehr großes, ja, mein Herr

." „Bei meinem Herrn?" „Ja, seid Ihr nicht im Dienste der Herrn Isaak Boxtel?" „Ich kenne einen Herrn dieses Namens gar nicht." „So hattet Ihr also auch eine schwarze Tulpe?" „Gibt es noch eirre andere?" fragte Rosa zu Tode erschrocken. „Ich meine jene des Herrn Boxtet." „wie sieht sie aus?" „Schwarz, bei Gott! Ohne einen einziglen Makel, ohne den kleinsten Fleck." „Und Ihr habt diese Tulpe?" Stalins beim Kongreß und bei früheren Anlässen. Die Richtlinien der künftigen praklisck err Politik sind arrch

machen, bevor ihr der Preis zuerkannt wird." „Mein Herr," rief Rosa, „ist dieser Isaak Boxtel, welcher sich den Eigentümer der schwärzen Tulpe nennt, nicht ein magerer Mann?" „Ja." „Kahl?" „Ja." „Er hat einen scheuet: Blick?" „Ich glaube ja." „Er geht gebeugt und hat einwärts gebogene Beine?" „Ja, in der Tat, Ihr liefert Zug für Zug das Porträts des Herrn Boxtel." „Und die Tulpe, mein Herr, die Tulpe befindet sich in einem Topf von Steingut, blau urrd weiß mit gelb lichen Blumen?" „Das weiß

ich nicht, denn den Topf habe ich mir nicht näher angesehen." „Mein Herr, die Tulpe ist Mein Eigentum ; man hat sie mir gestohlen; ich! bin hieher gekommen, nrrr sie von Luch zurückzufordern." „G, o," sagte Herr van Syften, indem er Rosa er staunt anblickte, „Ihr wollt die Tulpe haben? Beim Himmel, Ihr seid eine kecke Gevatterin!" „Mein Herr," entgegnete Rosa, ein wenig verwirrt von dieser Anrede, „ich sage nicht, daß ich komme, um die Tulpe des Herrn Boxtel zu reklamieren, sondern meine Tulpe verlange ich, diejenige

vor: verschiedener: Kähnen ultt^ kleinen Schiffen, ans welchen „faschistische" FahNen 'wehten, bei ordentlich empfindlich, was die Ehre der Tulpe anlangt. Geht, mein Kind, geht; Herr Isaak Boxtel wohnt im Gafthofe zum „Weißen Schwan". Und Herr van Systerr ergriff wieder die Feder, um in seinem unterbrochenen Berichte fortzufahren. Fünf u nd zw anzigstes Kapitel. Rosa schliß den weg nach den: „Weißen Schwan" ein, immer begleitet von ihrem Schiffer, einem riefen-- starken Friese::, der es mit zehr: Boxtels

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 10
Date: 01.08.1930
Physical description: 10
ihm, als ob das Leben, die Freude, ja beinahe sogar die Freiheit mit diesem Strahle der Sonne in seine düstere Kammer ein zöge. — Denn die Liebe blühte darin und machte auch alles um ihn herum blühen. Als Gryphus eintrat, war er erstaunt, feinen' Ge fangenen außerhalb des Bettes zu finden, das dieser doch während der letzten Tage nicht Mehr verlassen hatte; auch hörte er ihn eine Opernarie singen. Gryphus betrachtete ihn von der Seite. „Der Hund und Herr Jakob, und unsere schöne Rosa, wie befinden

nicht wieder zu sich genommen zu halben, denn Gryphus hätte sie bei dieser Durchsuchung ganz ge wiß gefunden, und ihr das Schicksal der ersten bereitet. Der alte Tyrann fand nur einen Bleistift und einige Blätter weißen Papieres, welche Rosa dem Gefangenen gegeben hatte. Mit dieser bescheidenen Tröphäe zog er sich zurück. Um die neunte Stunde kam Rosa, aber ohne La terne. Sie hatte kein Licht mehr nötig, denn erstens brauchte sie keine Lektionen mehr, zweitens konnte das Licht zum Verräter werden, weil Jakob ihr mehr

als je nachspürte, und drittens konnte man bei Licht zu leicht sehen, wenn sie errötete. Die zwei jungen Leute sprachen diesen Abend von allem, wovon verliebte zu sprechen pflegen, nur nicht von der schwarzen Tulpe. Dann schieden sie voneinander, wie gewöhnlich, um zehn Uhr. Kornelius war so vollkommen glücklich, wie es nur ein Tulpenzüchter feilt kann, mit dem man nicht über seine Tulpe gesprochen hat. Er fand Rosa hübsch, er fand sie gut, holdselig, entzückend. Aber weshalb verbat sie sich, von der Tulpe

, als wenn über die Tulpe gesprochen worden wäre. Das sah sie auch ein, als sie mit schwellendem Herzen, glühenden Wan gen und feuchten Augen in ihr Zimmer zurückkehrte. Als sie am folgenden Abend am Türgitter erschien, war ihr erstes Wort: „Sie ist aufgegangen!" „Sie ist aufgsgangen! was? wer?^ fragte Korne lius, der nicht daran zu glauben wagte, daß Rosa selbst die Dauer seiner Prüfungszeit abkürze. so waren sie zugerichtet. Mehr als zwanzig Personen mußten wegen leichterer Köperverletzung an Ort uO s Stelle

mir also?/ r> „Jawohl!" sagte Rosa im Tone einer zärtlichen Mutter, welche ihrem Kinde eine Freude gestattet. ' |! „Ah!" flüsterte Kornelius, seine Lippen durch da-' ^ Gitter spitzend, in der Hoffnung, eine Wange, einc| Hand oder die Stirn der Geliebten berühren 311 können! Und f r r berührte etwas besseres, als alles dieses, elf , berührte zwei geöffnete Lippen. Rosa stieß einen kleinen Schrei aus. n Kornelius begriff, daß er sich beeilen müsse, ch j; Unterredung fortzusetzen, weil diese unerwartete Br- a rührung

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 01.11.1918
Physical description: 16
— ja ohne Zweifel wird ein Engel dich aus deiner extravaganten Reise begleiten und dir zu trinken geben, wenn du Durst hast. Seht Ihr nicht ein, welche Narrheit es ist, sich solchen Hoffnungen hinzugeben." \ Rosa erwiderte, daß sie weit davon entfernt sei, zu hoffen, daß ein Engel komme um sie oei ihrem Unternehmen zu unterstützen. „Aber," sagte sie feierlich, „ich glaube fest, daß mein Schutzengel mich nicht verlassen wird, und daß meine Reise statthaben würde, wenn ich mich auch selbst derselben widersetzen

wollte." Loponloff war erschüttert über diese unbe greifliche Hartnäckigkeit seiner Tochter. Indes verfloß wieder ein Monat, ohne daß von der Abreise gesprochen wurde. Rosa wurde immer stiller und nachdenkender, gar oft war sie im Wald oder aus ihrem Lieblings plätzchen ohne je wieder ihre Eltern mit ihrem Vorhaben zu belästigen. Da sie oft ge droht hatte, ohne Paß abzureisen, so singen die Eltern an, ernstlich zu befürchten, Rosa könnte es wirklich so machen und sie wurden stets von heftiger Unruhe ergriffen

zu setzen. Es drängt sich einem unwillkürlich die Frage auf: Eines Tages glaubten sie sicher, Rosa sei da- vöngelausen, da sie außerordentlich lange aus blieb. Endlich kam sie von der Kirche her, wohin sie allein gegangen war. Nachher hatte sie sich den jungen Bauernmädchen ihrer Nachbarschaft angeschlossen und sich einige. Stunden bei ihnen aufgehalten. Als sie endlich nach Hause kam, umarmte sie ihre Mutter unter vielen Tranen. „Du bist lange ausgöblieben," sagte die Mutter. „Wir glaubten, du habest

uns für immer verlassen!" „Diesen Kummer könnt Ihr für die nächste Zeit erwarten," sagte ihre Tochter, „wenn Ihr mir den Reisepaß nicht ausliesern wollt; Ihr werdet es dann bitter bereuen, mich die ser großen Erleichterung, einen Paß zu ha ben und Eures Segens beraubt zu haben?" Rosa sprach die Worte, ohne acht zu haben auf die Liebkosungen ihrer Mutter, in einem so traurigen und aufgeregten Tone, daß letz tere lebhaft davon ergriffen wurde. Um ihre Tochter zu beruhigen, versprach ihr die Mut ter

, ihrer Abreise''in Zukunft keine Hinder nisse in den Weg legen zu wollen und daß sie jetzt einzig noch die Erlaubnis des Vaters ha ben müsse. Rosa verlangte diese Erlaubnis nicht mehr. Aber ihre Niedergeschlagenheit und ihr ganzes Benehmen sprachen lauter zum Herzen ihres Vaters als die beredtesten Worte. Loponloff wußte in der Tat nicht, wo zu er sich entschließen sollte. Eines Tages bat ihn die Frau, einige Erd äpfel aus dem kleinen Gärtchen zu holen, den sie neben dem Haufe hatten. Voll Schmerz

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 6 of 16
Date: 29.11.1918
Physical description: 16
unserer Front vom Rückzüge abge- schltittenen heimischen Truppen, Stand- schützen, Kaiserjäger und Kaiser- schützen, Verhandlungen anzubahnen. Präsident Schraffl an Präsident Wilson. Der Präsident des Tiroler Nationalrates, Herr Josef S ch r a f f l, hat durch das Mitglied des ungarischen Nationalrates, der bekannten Frie densfreundin Rosa B 0 d y - S ch w i m m e r, die auf ihrer Reise von Budapest nach Bern in Innsbruck ab gestiegen war, ein direktes Schreiben an den Präsidenten der Vereinigten

an um den seinigen, aber es gab ihn nicht her. In dieser heiklen Lage wußte ein junger Fuhrmann plötzlrch einen ganz eigentümlichen Ausweg, was der be kümmerten Rosa einen großen Trost ge währte. „Wir leihen ihr," ries er, „der Reihe nach unsere Pelzmäntel, oder vielmehr sie kann den meinigen aus der ganzen Strecke behal ten. und wir leihen die unserigen einander." Alle stimmten diesem Vorschlag mit Freu den bei. Man sing sogleich an zu berechnen, wie weit der Weg noch sei und wie vielmal man die Pelzmäntel

wechseln müsse. Die russischen Bauern berechnen alles ge nau, und lassen sich nicht hinter's Licht führen. Unsere Reisende durfte nun wieder auf einem Schlitten Platz nehmen, wohl einge hüllt in ihren Pelzmantel. Der junge Mann, der ihr denselben geliehen, schützte sich nun mit der Strohmatte, welche Rosa bisher be nützt. Lustig, wie er war, fing er auf seinem Sitze aus vollem Halse zu singen an und er- öffnete den Zug. Bei jedem Wegweiser wur den regelmäßig die Mäntel gewechselt und der Zug kam ganz

glücklich bis Ekatharinen- burg. Auf der ganzen Strecke betete Rosa inständig zu Gott, daß die Gesundheit ° ihrer braven Fuhrleute keinen Schaden leiden möchte wegen dem Opfer, das sie sich auser legt hatten. Nach der Ankunft in Ekotharinenburg lo- die Munitionsarbeiter, die, nebenbei erwähnt, auch in der Ernährung dem übri gen Volke immer vorgezogen worden sind. Wenn ihm bei seinem anmaßenden Auftre ten im Nationalrate seitens der bäuerlichen Vertreter nicht gehörig über die Schnutte ge fahren wurde

den, daß die Tiroler sich nicht von der Wiener Regierung bevormunden lassen wollen und sprach dem Nationalrat geradezu das Recht zu einem solchen Beschlüsse ab. Alles nützte ihm nichts, er blieb ein einsames Mauer blümchen. Die Gegnerschast Abrams zeigt, daß der Tiroler Nationalrat auf richtigem Wege ist. Ruhr und Ordnung in Nordtirol. Die für Nordtirol mit der Hals über Kopf er folgten Frontauflösung verbundene Gefahr ist, gierte Rosa in derselben Herberge mit ihren Fuhrleuten. Die Wirtin

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 18.10.1918
Physical description: 16
wolle. Als der bestimmte Tag herangerückt war, begab sich Rosa frühzeitig auf ihr Lieblingsplätzchen, um von Gott Mut zu erflehen, sich mit der gehö rigen Gewandtheit ihren Eltern gegenüber aus zusprechen; nachdem sie ihr Gebet verrichtet, ging sie nach Hause, fest entschlossen, demjenigen ihrer Eltern, dem sie zuerst begegnete, ihren Plan mit- 'zuteilen. Sie wünschte zuech die Mutter zu tref fen, weil sie da mehr Nachgiebigkeit zu finden hoffte. Als sie sich aber dem Hause 'näherte, sah

sie den Vater auf der Bank vor dem Hause sitzen und sein Pfeifchen rauchen. Besorgt näherte sich Rosa demselben und fing gleich an, ihren Plan auseinanderzusetzen und erbat sich mit der größ ten Wärme und Entschlossenheit die Erlaubnis, nach St. Petersburg Hetzen zu dürfen. Als sie ihre Rede, welche der Vater mit größtem Ernste und ohne sie zu unterbrechen angehört hatte, been digte, nahm er sie bei der Hand und führte sie in das Zimmer, wo die Mutter eben den Tisch für das, Mittagessen decken

wollte und rief aus: „Mein Weib, ich habe eine gute Nachricht! Wir haben einen mächtigen Beschützer gestruden. Siehe, unsere Rosa will sogleich nach Petersburg gehen und will in höchst eigener Verson freund- lichÜ mit dem Kaiser sprechen." Darauf erzählt det. Die Zamborer Polizei fand die Papiere von Frau Ledia Hefner in Ordnung und ließ sie frei. Die junge Frau ist nun nach Oerß- allas zu den Verwandten gereist. Man will nichts lernen. Zn Prag traf kürz lich aus Galizien für die Verpflegsanstalt

Sommerfrische aufsüt- tern. Diese braven Zungen benahnren sich wie ausgewachsene Kriegsmillionäre. Zhre Hotel- rechnung zerfiel in einige Unterabteilungen, von denen eine hie Ueberschrift „Champagner" Loponloff in scherzhafter Weise alles, was ihm seine Tochter mitgeteilt hatte. „Sie würde besser daran tun, wenn sie an ihre Arbeit ginge, als uns solche Albernheiten mitzuteilen", versetzte die Mutter. Rosa hatte sich gewasfnet gegen den Schmerz ihrer Eltern, aber diese Spötterei zu ertragen

für das Mittagessen; nachher kannst du nach Belieben nach Petersburg ab reisen." Diese Art der Behandlung war für unsere arme Rosa viel mehr dazu angetan, ihr ihren Plan zu verleiden, als selbst Tadel und harte Behandlung. Indes machte diese Demütigung, sich behandelt zu sehen wie ein ganz unverständiges Kind, keinen blei benden Eindruck auf sie und entmutigte sie nicht im geringsten ans die Dauer. Das Eis war ge brochen, sie kam immer und immer wieder auf ihren Plan zu sprechen und zwar so oft und so zudringlich

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 10
Date: 22.08.1930
Physical description: 10
s ei, und mietete sich in einem guten Gasthofe ein. Dort wartete er das weitere ab. v i e r un d z w a n z i g st e s Kapitel. Als Rosa den Gefangenen verließ, hatte sie schon ihren Entschluß gefaßt. Sie wollte ihm entweder die Tulpe zurückbringen oder ihn nicht wiedersehn. Rosa war eine jener Frauen, welche sich von einem Nichts entmutigen lassen, die aber bei einem großen Unglück aus diesem selbst die Kraft schöpfen, ihm ener gisch entgegenzutretcn. Das junge Mädchen trat in ihr Zimmer, schnürte

zu kommen, auch auf dem demokratischen Wege des Stimmzettels die Allein herrschaft zu erringen, so erlebten wir, rn anderen 'For men zwar, aber im Wesen genau das, was rn Rußland von den Kommunisten durch Gewalt g«egen alle Selb ständigen erzwungen wurde. Zwischen Löwenstein und Haarlem wurde die Straße durch Kanäle und Flüsse gekreuzt, und der Umweg, den man deshalb machen mußte, verdoppelte die Ent fernung. Rosa war deshalb genötigt, ein Pferd zu nehmen, das der Vermieter, dem sie als Tochter

des Kerker meisters bekannt war, ihr gern anvertraute. Sie durfte hoffen, ihren Boten einzuholen, einen braven und guten Jungen, der ihr als Schützer und Führer dienen konnte. In der Tat hatte sie noch nicht eine Meile zurück^ gelegt, als sie ihn vor sich erbliche. Sie setzte ihr Pferd in Trab und ritt auf ihn zu. Der brave Bursche kannte die Wichtigkeit seiner Bot schaft nicht, dennoch schritt er tüchtig aus. Rosa nahm ihm den Brief ab, welcher nun unnütz geworden war, und erklärte

ihm, daß sie seiner noch sehr notwendig bedürfe. Der Schiffer stellte sich ihr ganz zur Verfügung und versprach sogar, mit dem Pferde gleichen Schritt halten zu wollen, wenn Rosa ihm er laube, seine pand auf den Sattelbogen zu stützen, was gern gewährt wurde. Die beiden Reisenden hatten bereits über acht Mei len zurückgelegt, ohne daß Vater Gryphus eine Ahnung von Rosas Flucht besaß. Rosa ließ sich so selten vor ihrem Vater sehen, daß beide nur zur Essenszeit zusammentrafen, da Gryphus mit seiner Tochter seit langer Zeit schon

schmollte. Er ließ sie d urch einen Gefangenwärter rufen und als dieser mit der Nachricht zurüchkehrte, daß sie nir gends zu finden sei, entschloß er sich selbst, sie zu suchen. Zunächst begäb er sich nach ihrem Zimmer, doch er mochte pochen und rufen, so viel er wollte, Rosa ant wortete nicht. Man ließ den Schlosser der Festung kommen. Die ser öffnete die Tür, doch Rosa war nicht da. verge bens suchte man in allen Räumlichkeiten des Schlosses nach ihr. Man kann sich den Zorn des Kerkermeisters denken

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Page 2 of 6
Date: 19.09.1930
Physical description: 6
ii d zw an zi g st e s Kapitel. wir haben gesehen, daß Rosa und die Tulpe wie zwei Schwestern von dem pritzzen von Grauten bet dem Präsidenten vatz Systens zurück-gelassen worden waren. Gegen Abend er schütz ein Offizier, um Rosa auf Befehl seiner Hoheit einzuladetz, sich in das Rathaus zu begeben. Dort führte man sie in den großen Beratungssaal, wo sie den Prinzen fand. Er war allein und schrieb an einem Tische. Au scindn Füßen lag ein großer friesischer Windhund, welcher sofort auf Rosa zukäm, sie forschend ansah

und sich daltzn liebkosend an sie schmiegte. „Ah!" sagte der Statthalter, der dadurch auf das junge Mädchen aufmerksam geworden war, „man sieht, daß ihr beide Landsleute seid!" Lr gab Rosa ein Zeichen, sich zu setzen. Sie gehorchte schüchtern. „Nun, meine Tochter?" begann der Prinz nach eiiter Pause in jenem eigentümlich gebieterischen Tone, vor dem jeder erbebte. Rosa zitterte an allen Gliedern, obwohl sie in dem Antlitze des priitzetz nur Wohlwollen entdecken konnte. treldepreise, über die der Bauer lachen

. . ." „welcher Euer Liebhaber ist." „Rosa trat einen Schritt zurück. „Ich liebe ihn, gnädigster Herr," versetzte sie mit Festigkeit. „Seit langer Zeit?" fragte der Prinz. „Seit dem Tage, wo ich ihn zum erstenmale ge sehen habe." „Und watzn war das?" „Den Tag darauf, als der Großpensiotzär Johann und fein BruderKortzelius einen so schrecklichen Tod erlitten." Die Lippen des prinzetz schloffen sich, seine Stirn umzogen Falte,t, seine Augenlider senkten sich. Nach einem augenblicklichein Stillschweigen begann

in Erinnerung, daß in zwei alten päpstlichen Bullen sich eindeutig die Erklärung finde, der Papst glaube an das Bestehen eistes Ritual nt o rdbra u ches bei den Juden Diese beiden Doku mente, schrieb Rothschild, würden jetzt von dem russi schen Geistlichen pranaitis gegen die Juden ausgespielt, war die Milde in dem düsteren Herzetz dieses Fürsten entschlummert, so mußte dieser Blick sie wieder zum Leben erwecken. „Ah, ich begreife." Rosa lächelte, indem sie ihre Hände faltete. „Ihr hofft auf mich?" sprach

der Prinz. „Ja, gnädigster Herr." „Hm!" Er siegelte den Brief, welchjen er soeben geschrieben hatte, und rief einen seiner Offiziere herbei. „Herr van Deken, bringt diesen Befehl hier noch Löwenstein. Ihr werdet ihn dem Gouverneur übergeben und die Befehle vollziehen, die Ihr von diesem erhaltet." Der Offizier empfahl sich und man hörte in den schallenden Gewölbejn des Hauses den Galopp eines ! Pferdes widerhallen. „Meine Tochter," wandte der Prinz sich wieder an Rosa, „am Sonntag, das ist übermorgen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 9 of 16
Date: 18.10.1918
Physical description: 16
mit Ermächtigung des Amtes für Volksernährung für bestimmte Gegen den aus besonderen Gründen gestatten können. jährliche Reise anzutreten, auf der du zugrunde gehen kannst und die den Eltern statt der Frei heit ebenfalls den Tod bringen wird?" Auf solche Auseinandersetzungen antwortete Rosa nur mit stillen Tränen; ihr Wille wurde aber keineswegs schwanker^ gemacht, sondern ihr Entschluß wurde von Tag zu Tag fester. — Es stellte sich ihr aber noch eine ganz andere Schwierigkeit entgegen, die sie viel mehr

beunruhigte, als die Einwendungen ihres Vaters, sie konnte ohne Paß nicht abreisen, nicht einmal ihr Torf verlassen. Auch war es nicht wahrscheinlich, daß der Gouverneur von To- bolsk, der ihre Briefe niemals beantwortet hatte, ihr eine solche Gunst zuwenden würde. Rosa wuvde also wieder gezwungen, ihre Abreise auf eine andere Zeit zu verschieben; indes wandten sich alle ihre Gedanken den Mitteln zu, wie sie sich einen Reisepaß verschaffen könnte. 2. Der Reisepaß. Es befand sich im Dorfe ein gewisier

. Das Ge treide wurde in den Grund und Boden so hinein geschlagen, daß die Bauern nicht einmal ein Saatgut erhalten konnten. Als sich ein größerer Besitzer rechtzeitig an die politische Verwaltung um Saatgut wandte und ersuchte, es möchte ge stattet werden, daß ihm ein Bauer aus der Nach jungen Mädchens nicht entgangen und er wurde nicht müde, sich in Spötteleien über sie zu ergehen. Er nannte sie die heilige Rosa. Rosa hielt diesen Menschen für gewandt genug, um ihr eine Bittschrift an den Gouverneur

er wieder mit seinen Spötteleien. „Wenn du noch einige Faxen mehr gemacht hättest", ries er ihr hohnlachend zu, „würdest du sicher ein Wunder gewirkt haben, und deine Wäsche wäre von selber nach Hause geflogen. Gib her", sprach er, indem er ihr die Last entriß, „ich will dir beweisen, daß die Ungläubigen, die du so sehr verabscheust, dennoch gute Leute sind." Wirklich trug er ihr den schweren Korb mit der feuchten Wäsche bis ins Dorf hinein. Auf dem Wege sprach Rosa, die stets nur von dem einen Verlangen, einen Reisepaß

zu erhalten, einge nommen war, mit dem Schneider über das Bitt gesuch, durch besten Abfassung er ihr einen so außerordentlichen Dienst erweisen könnte. Un- glücklicherweise mußte der Philosoph, 1er über alles zu schwätzen verstand, das demütigende Be kenntnis oblegen, daß er nicht schreiben könne. Er entschuldigte sich damit, daß er in seinem Be rufe als Schneider die Literatur vollständig ver nachlässigt Labe: er nannte ihr aber im Dorfe einen Mann, der ihre Bitte gut erfüllen könnte. Rosa kam voll

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 21.05.1940
Physical description: 4
des Kaisers geschlagen — Blücher hatte Napoleon besiegt. (Nachdruck verboten.) 14 Männer. Mädchen und Motoren Ein Fernfahrer-Roman von Hanns Häwing Urheberrcchlschutz: Bildgur-Verlaa. Essen. Schutzwehr 15/1? Doch mit dieser einfachen Erklärung gibt sich Becher nicht Zufrieden, er trabt schweigend neben Rosa her und preßt die Lippen aufeinander. „Böse?" fragt sie kokett, sie schlägt mit einem himmlischen Augenaufschlag ihre getuschten Wimpern hoch. „Es ist nicht so. Wie Sie es sich vorstellen." Becher

atmet auf. „Eigentlich hätte ich es mir ja denken kön nen, denn soviel ich gehört habe, besteht ja auch zwischen ihm und Iolla Petereit etwas mehr als eine dicke Freundschaft." Rosa horcht auf. Langsam zieht sie die Luft durch die Nase ein. Dabei zittern ihre Nasenflügel unmerklich. „So erzählt man sich das?" sagt sie möglichst unbefangen unter Aufbietung aller Selbstbeherrschung. „Ja, und yian erzählt sich noch viel mehr." Rosa geht über die glatten Aschenwege wie über glühende Kohlen. Das Herz

sie ihr zartes Spitzentaschentuch. „Wodurch habe ich das verdient, ich arme, unglückliche Frau." Herr Becher hat hilflos den plötzlichen Gefühlsausbruch der armen, unglücklichen Frau über sich ergehen lassen. Die Leute, die sowieso in sonntäglichem Nichtstun durch den Park wan deln, glauben schon, daß er ein Tyrann ist, der einer Hilflosen Frau gemein zusetzt. „Wollen wir nicht umkehren, zurück in die Stadt?" Rosa knüllt ihr tränennasses und zerrissenes Spitzentuch zu sammen und steckt es in ihre Handtasche

schneller aus. „Ich weiß ein nettes Lokal hier, ganz in der Nähe", sagt er schnell. „Wollen wir dort essen?" Rosa nickt. Sie ist eine bescheidene Frau, mit allem zu frieden. Sie gehen zusammen in das von Albert Becher vorgeschla gene Restaurant und essen zu Abend. Das Thema Robert Kun kel ist allmählich verblaßt, wenigstens nimmt Becher es an. In Rosa dagegen bleibt ein schmerzender Stachel zurück und bohrt und bohrt -.. Nach dem Essen drängt Albert Becher zum Aufbruch. „Die Pflicht ruft", sagt

er und reicht Rasa ihre Handtasche. „Ich muß mit meinem Lastwagen weiter." Rosa nimmt seufzend ihre Handtasche und erhebt sich. „Ein schrecklicher Beruf, Ihr Beruf. Ich verstehe nicht, wie man von solch einem unregelmäßigen Leben begeistert sein kann." „Wer sagt Ihnen denn, daß ich davon begeistert bin", erklärt Albert Becher, während sie das Lokal verlassen und langsam nach dem Parkplatz schlendern, wo der Lastzug steht. „Wenn ich könnte, wie ich wollte, hätte ich schon längst die ganze Fahrerei

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Lienzer Nachrichten
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Page 4 of 4
Date: 31.10.1916
Physical description: 4
0eüe 4. ich dich morgen ungeniert mitnehmen am Nach mittag, wirst seh'n, es wir hetzig!" „Nein, Bruder, lieber nicht; ich Hab' soviel zu tun am Sonntag Nachmittag, bis ich in der Heiligenlegend die Wo chenheiligen durchgcschaut habe ist's Abend und da heißt,s in den Stall gehen —„Ich Hab' ge sprochen mit Klagians Tone, der milkl uns morgen und du gehst mit in Gesellschaft," Das war ziem lich in Befehlsform gehalten; Rosa hatte es be reits herausgesühlt, was sie mit ihr Vorhaben und dachte

anschlagen und sag' dir nur soviel: morgen Nachmittag so um drei Uhr geh'n wir mitsammen der Klause zu, verstanden?" „Verstanden schon, aber nicht einverstanden bin ich einfach nicht und geh' drum auch nicht mit." „Ver maledeiter Fratz du, begegnest deinem erwachsenen Bruder wie einem Lausbuben; bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt; auf der Stelle versprichst es oder —", er hielt das Psannholz über ihren Kops und schäumte vor Wut — „oder ich schlag' dich unter den Tisch hinein." Rosa hatte öfters

, daß er seine Schwester vernachlässige und ver- Peichgültige und minder als eine Magd behandle; Ms das hin hakte sich Rosa — mit Widerwillen genug — in den Festtagsstaat geworfen, das blaue, seine Bläschen hervorgeholt und den Blümelehut, und war nun in der Tat bezaubernd schön anzu sehen und im Bruders Gehirn begann es zu däm mern, welch' göttlich gescheidten Gedanken seine Irma ausgesprochen habe. Beim langen Stein trafen sie laut Vereinbarung zusammen; potz alle Wetter, gab das ein Hallo, wie eine Fürstin wurde

Rosa gefeiert und gemustert und im Triumphe die lange Treppe, etwa hundert Schritt einwärts in den Klausegarten, hinaufgeleitet. Es ist schwer zu sagen, was im Innern Rosas vorging, wie einsam und unglücklich sie sich inmitten der frohen, ausge lassenen Gäste (es gibt keine Jahres- oder Tages zeit, wo dort nicht viele solcher beim Bier sitzen oder im Wirbel des Tanzes sich drehen), fühlte, am liebsten hätte sie bittere Tränen geweint und wär' sie heimgesprungen vors Muttergottesbild

in ihrem Kämmerlein oder hinab zum Bänkle bei den Binsen. O, die reinen Seerosen, wie träumen sie selig und fühlen sich glücklich zwischen den grü nen Wächtern, den Binsen, drinnen! Kein frecher Knabe ist um sie herum und sinnt aus Böses, sie aber, die zarte, unschuldige Rosa sieht sich hier rings von wilden Knaben und Räubern umgeben; o, an den lüsternen Blicken erkennt sie's, daß es Räuber, Unschuldsräuber sind, einer raubgieriger wie der andere, selbst ihr Bruder, ihr leibeigener Bruder, der von Gott

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 31.01.1919
Physical description: 12
besetzte Gebiet erlange und ihr die Möglichkeit geboten werde, die Gefangenenlager, in denen sich Ti roler befänden, zu besichtigen und den Gefangenen die Grüße ihrer Familien und Unterstützungen aus der Heimat, zu überbringen. Kloster sehr nützlich sein. Rosa war eine eben so tätige wie uneigennützige Verfechterin der Angelegenheiten des Klosters. Sie mischte fick aber, wie es ihr neuer Stand erforderte, nicht viel in das Treiben der Gesellschaft, sondern besuchte in Petersburg nur die ihr nahen

. Am Tage vor ihrer Abreise ging Rosa aus, um bei einigen Freun den Abschied zu nehmen, die ihr einen Wagen geschickt hatten. Tonte Sans erklärte sich ohne weitere» dazu be reit und versprach» ein diesbezügliches Ansuchen an die italienisch« Regierung sofort weiterzuleiten. Infolgedessen wurde das Präsidium des Roten Kreu zes gebeten, eine Vertretung in die Gefangenenlager Italien« zu entsenden; vom Präsidium de» Roten Kreuzes wurde hiefüc die Präsidentin des Roten Kreu zes. Exz. Tfchurtschenthaler

und werde ihm nicht mehr lange helfen kön nen!" Rosa griff hastig nach dem Papier und las es; es war ein Armutszeugnis, das der Pfar rer ihrer Pfarrei ausgestellt hatte. Sie er innerte sich dabei so lebhaft an jene unglück liche Zeit, wo sie selber auf der Stiege des Rathauses saß und umsonst das Mitleid des Publikum suchte. Die Aehnlichkeit zwischen der Lage dieses armen Mädchens und der jenigen, in der sie sich selbst einst befunden, rührte Rosa tief; sie gab ihr das wenige Geld, das sie bei sich trug und versprach

Begeisterung für die Zentra len von dieser Seite, daher das fortwährende Droh-m mit der Straße, sobald die Regierung Auf der Rückreise nach Nijni hielt sich die Aebtissin einige Zeit in einem Nonnenkloster zu Nowogorod aus. Dort war die Regel we niger streng und die Lage des Kiosters wäre für den Zustand der armen Novizin viel gün stiger gewesen. Rosa halte im Konvent zu Nijni eine besondere Freundin, die eine Schwester in Nowgorod hatte, wo sie sich eben befand, Diese letztere bekümmerte

sich nun besonders um die kränkliche Rosa und suchte während deren Aufenthalt in ihrem Kloster deren Freundschaft zu gewinnen. Sie teilte ihr mit, daß ihre Schwester Dispens erhalten, das Kloster zu wechseln und von Nijni nach Nowogorod zu kommen und sie riet Nosa recht eindringlich, dasselbe zu tun. Die Aebtissin, welche ihre geliebte Novizin sichtli chdahinsiechen sah, willigte trotz ihrer großen Zuneigung für sie ein und tat nach ihrer Rückkehr nach Nijni alle hiezu nötigen Sckritte, Rosa verließ also bald

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 7 of 10
Date: 26.09.1914
Physical description: 10
Rosa Marsoner lernte im Mai 1913 Fräulein Anna Lageder kennen. Sie erzählte ihr, eine ange sehene, beiden bekannte Frau benötige 8000 X, wo für ein Arzt bereit sei, gutzustehen. In der An nahme, daß das Darlehen wirklich für die angesehene Frau bestimmt sei, und der Arzt gutstehe, gewährte Anna Lageder ein Darlehen von 4000 Kl. Im No vember 1913 gab Frl. Lageder der Marsoner weitere 400 K. Im Juni 1913 kam die Marsoner zur Wäscherin Kathi Pircher, die sie schon von Jugend auf kannte

, und erzählte ihr, daß sie das Weißwarengeschäft, wo sie bedienstet war. übernommen habe und nun Wa ren auslösen müsse. Die Pircher gab ihr zu dem an gegebenen Zwecke 400 K. Einige Zeit später ersuchte Rosa Marsoner die Pircher zum gleichen Zwecke abermals um 2OO K. Kathi Pircher übergab ihr zur Behebung der gewünschten 200 K ein Sparkassebuch, lautend auf Johann Pircher. Als sie das Buch zu rückverlangte, teilte die Marsoner mit, daß sie die ganze Einlage behoben und für ihr Geschäft verwen det

habe. Nach den Eintragungen im Sparkassebuch hat Rosa Marsoner auf diese Weise 2031 Kl 42 Ir er halten. Den Gastwirt Griesmaier bei der Zollstange be schwindelte die Marsoner ebenfalls um 3000 Kl, welche sie ihm mittels eines falschen Wechsels her auslockte. Mit dem Hunger kommt der Appetit und waren der Marsoner bis setzt die Schwindeleien ge glückt, hoffte sie auf weitere Erfolge ihrer Tätigkeit. Sie wandte sich Ende Februar 1914 an Barbara Lintner und erzählte ihr, daß ein Kloster in Bozen augenblicklich in großer

Verlegenheit sei, da es schnell 8000 Kl benötige. In dem Gespräch mit Barbara Lintner ließ die Marsoner durchblicken, daß sie eine Grafentochter sei, ihren Adel verkauft habe und nur zum Vergnügen in einem Geschäft diene, während sie ihr Vermögen zu guten Zwecken verwende. Diese Erzählungen verblendeten die Barbara Lintner so, daß sie der Marsoner ohneweiters teils bar, teils in Form eines Sparkassenbuches, 8000 K zur Verfü gung stellte. Anfangs März teilte Rosa Marsoner der Bar bara Lintner

sich nur unter der Bedingung bereit, das Geld herzugeben, wenn Graf Toggenburg selbst komme. Rosa Marsoner erwiderte, sie werde auf ein halbes Jahr ein Wertpapier über 7O.00O Kl verpfänden und Graf Toggenburg werde in 8 bis 14 Tagen persön lich kommen. Graf Toggenburg erschien nun zwar nicht bei Lintner, dafür übergab ihm Rosa Marsoner einen Schuldschein vom 1. April 1914 über 30.000 Kronen, welchen sie sich von einer Geschäftskollegin schreiben und siegeln ließ. Josef Lintner, der nun wirklich glaubte, Graf Toggenburg

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 09.01.1912
Physical description: 8
die Erinnerung an ihr letztes Scheiden von ihm wieder auf, und es deuchte ihr unwürdig, ihn wieder auf ihre Nähe zu ziehen, da es ihm — und bei dieser Vorstellung traten ihr die Tränen in die Augen — jetzt vielleicht gelungen war, sie zu vergessen und auf eine andere Art glücklich zu sein. Durch diese wechselnden Betrachtungen aufgeregt und sich bald für diese, bald für jene Maßregel ent scheidend, bald alle verwerfend, brachte Rosa die Nacht in schlafloser Bangigkeit hin und faßte, nach dem sie am folgenden

Tage die Sache abermals überlegt hatte, den verzweifelten Entschluß, trotz aller Bedenken Harry Maylie zu Rate zu ziehen. „Wenn es ihm auch peinlich sein wird, hierher zu rückzukehren, ach! Wie peinlich wird es erst sein für mich!" dachte sie sinnend. „Doch vielleicht kommt er nicht; er wird vielleicht schriftlich antworten oder auch kommen und mich ängstlich zu meiden suchen — wie damals, als er fortreiste. Ich hatte es nicht er wartet, doch es war besser für uns beide — viel bes ser," und Rosa

zu haben, als Oliver, der mit Mr. Giles von einer Wanderung durch die Stadt zurück gekehrt war, in atemloser Hast und lebhaftester Un ruhe in das Zimmer trat, pie wenn ein neues Un glück zu befürchten wäre. „Oliver, warum siehst du so erschreckt aus?" fragte Rosa, ihm entgegentretend. „Rede, mein Kind." „Ich kann kaum; mir ist es, als ob ich ersticken müßte," erwiderte der Knabe. „Ach, daß ich ihn doch noch gesehen und daß Sie sich überzeugen werden, daß ich Ihnen die reine Wahrheit erzählt habe!" „Ich habe nie

daran gezweifelt, daß du die Wahr heit geredet hast, mein Lieber," versetzte Rosa be sänftigend. „Doch was bedeutet dies alles — von wem ist die Rede?" „Ich habe den Herrn gesehen," erwiderte der Knabe, „den Herrn, der so gütig gegen mich war, — Mr. Brownlow, von dem wir so oft gesprochen haben." ,",Wo?" fragte Rosa. „Er stieg aus einem Wagen und ging in ein Haus," erwiderte Oliver, indem Freudentränen aus Persien. * Russische Gewalttaten. Rußland versucht mit den Mitteln brutaler Gewalt in Persien

mich nicht und ich zitterte so, daß ich nicht imstande war, zu ihm zu gehen. Aber Giles erkundigte sich, ob er in dem Hause wohnte, und man sagte Ja. Sehen Sie," fuhr er fort, ein Stück Papier entfaltend, „hier steht es, da wohnt er — ich will sogleich hingehen. O Gott, ich werde mich nicht fassen können, wenn ich ihn sehe und seine Stimme wieder höre!" Rosa Maylie hatte unter diesen und noch vielen ähnlichen Ausrufungen der Freude des Knaben große Mühe, Mr. Brownlows Adresse zu lesen, „Craven-Straße, Strand

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 14
Date: 29.08.1930
Physical description: 14
, daß der Nachweis des Filmunternehmens, der Film sie: „Mein Herr, im Namen des Himmels, hört mich an, und wenn Zhr mir nicht zu Meinem guten! Rechte verhelfen könnt, so werdet Zhr Euch wenigstens nicht vorzuwerfen haben, daß Zhr der Mitschuldige einer schlechetn Handlung gewesen seih." van Systen zitterte vor Ungeduld. Es war ' das zweitemal, daß ihn Rosa in seinem Konzepte unterbrach, auf welches er sich viel zugute tat. „Aber mein Rapport," rief er, „mein Rapport über die schwarze Tulpe!" „Mein Herr," fuhr

Rosa mit der Zuversichtlichkeit der Unschuld und der Wahrheit fort, „Euer Rapport über die schwarze Tulpe wird möglicherweise als Akten stück über einen unerhörten Betrug zu dienen haben). ZZ.ch flehe Euch darum an, lasset jenen Herrn Boxtel, rdelchen ich für einen gewissen Zaköb halte, hieher kom men/, und ich schwöre Luch bei Gott, ihm das Eigen tumsrecht seiner Tulpe nicht zu bestreiten, wenn ich we der die Tulpe noch ihren Eigentümer kenne." „Bei Gott, das ist ein netter Vorschlag," sagte van

Systens. „Zch frage Euch, wie Zhr es b!eweisen wollt, daß die Tulpe Euch gehört?" „Nun, am Ende," erwiderte Rosa, „seid Zhr ja ein ehrlicher Mann. Zhr wollet gewiß nicht, daß der Preis für die Tulpe einem Manne zufalle, der sie nicht selbst gezüchtet hat, und noch viel weniger, wenn sie ge stohlen ist." vielleicht hatte der Ausdruck Rosas eine gewisse Ueberzeugung in dem Herzen van Systens hervorgeru fen, und er war eben im Begriffe, dom armen Mädchen sanfter zu antworten, als das Lärmen und. Schreien

, das Rosa schon auf dem Groetmarkt gehört hatte, Herrn van Systens Haus erreichte. „was ist das?" rief der Bürgermeister, „wäre es möglich, habe ich recht gehört?" Er stürzte in fein Vorzimmer, ohne sich um Rosa, welche in seinem Kabinette zurückblieb, weiter zu be kümmern. Kaum war er in seinem Vorzimmer angekönrMen, als er einen Ruf der Ueberraschung ausstieß. Ein junger Mann, in einest violettsinntenen, gestick ten Roch gekleidet, stieg mit vornehmer Gemächlichkeit hinter ihm die Stufen herauf

Minister- „Zch werde sie in Gegenwart Eurer Hoheit fragen; sie ist hier." „Gut, hören wir sie an, Herr van Systens, ich bin der erste Gerichtsherr des Landes, ich werde Gerechtig keit üben." „Nun ist inein König Salomon gefunden," antwor tete van Systens, indem er sich verneigte. Beide traten in das Kabinett, wo Rosa zurückge blieben war. Sie lehnte am Fenster und blickte in den Garten. „Ah, eine Friesig," bemerkte der Prinz, als er die Gold Haube und die roten Röche sah. Das junge Mädchen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 7 of 16
Date: 01.11.1918
Physical description: 16
werde abgewie sen, und um wenigstens für einige Zeit den Belästigungen seiner Tochter ein Ende ma chen zu können. Rosa folgte ihren Eltern nach Hause, ohne irgendwelche Fragen zu stellen, aber voll von Hoffnung und Dank ge gen Gott, daß er endlich einen ihrer Herzens wünsche erfüllt habe. Der Vater verschloß den Paß sorgfältig in seinen Schrank, nach dem er ihn vorsichtig in ein Stück Leinwand eingewickelt hatte. Rosa bemerkte diese Sorg falt mit Freuden und hielt sie für ein gutes Zeichen, denn der Vater

die Gefertig ten die Anfrage: Sind Eure Exzellenz bereit, dernisse, die sich in unzähliger Menge gegen dasselbe auftürmten. Man muß sich gestehen, daß es mehr als menschliche Kraft brauchte, um Rosas Pläne zum Ziele zu führen und daß sie zur Vollendung dieses Unternehmens eines Glaubens bedurfte, der Berge versetzen kann. In allem, was ihr begegnete, sah Rosa stets den Finger Gottes. Daher pflegte sie zu sa gen: „Ich bin in meinem Vertrauen aus Gottes Vorsehung wohl oft erprobt, aber niemals getäuscht

keinen vollen Glauben schenken, so finden sie doch eine gewisse Auf munterung darin, wenn ein aufgeschlagener. Vers ihre'still gehegten Hoffnungen zu unter-! stützen scheint. Loponloff war es gewohnt, der Familie am Abend ein Kapitel aus der hl. Schrift vorzulesen. Er erklärte dann den Frauen die altslawischen Worte, welche diesel ben nicht verstanden. Rosa hatte eine große Freude an diesen abendlichen Lesungen. Ee war an einem dieser stillen Wende. Die drei Einsamen saßen beim Tische

, auf welchem die hl. Schrift lag; die Lesung war eben beendet und es herrschte das tiefste Schweigen. Rosa wandte sich an die Mutter um ein Gespräch anzuknüpfen und sagte: „Ich bitte, Mutter, öffnen Sie die Bibel und sucht ! aus irgend welchem Blatt zur Rechten die elfte Zeile." Die Mutter nahm die Bibel mit höchstem Interesse in die Hände, schlug sie auf und zählte dann mit' einer Stricknadel sorgfältig die Zeilen auf der rechten Seite und las dann mit lauter Stimme folgende Worte: „Und der Engel Gottes rief der Agar

vom Himmel und sprach: Was tust du Agar? fürchte dich nicht." I. Mos. 21. 17." Die Anwendung dieser Stelle der hl. Schrift war sehr leicht, bot sich ja darin ein ausfallen der Zusammenhang mit der projektierten Reise. Rosa war außer sich vor Freude und küßte die Bibel mehrmals. „Es ist in der Tat auffällig," sagte Frau Loponloff zu ihrem Manne.

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 10 of 16
Date: 01.11.1918
Physical description: 16
werden. Ein ausdrücklicher Befehl von seiten des Vaters allein konnte sie zur Annahme des Geldes be stimmen. Die zwei armen Verbannten wollten auch beisteuern zu dem kleinen Kapital für die Reise; einer bot ihr 30 Kopeken in Kup fer und der andere ein Silberstück von 20 Kopeken an; das war ihre einzige EinnahMe in mehreren Tagen. Rosa wies das Anerbie ten freundlich zurück und wurde auf's tiefste «griffen. l „Wenn die göttliche Vorsehung," sagte sie, »meinen Eltern je günstig sein wird, so hoffe

ch, sie werden an ihrem Glücke teilnehmen." In diesem Augenblick leuchteten die ersten Strahlen der Morgensonne in das Zimmer hinein. „Die Stunde ist gekomrnen," sagte Rosa, wir müssen uns trennen." Sie setzte sich; ebenso ihre Eltern und die >ei Freunde, wie es in Rußland bei solchen llegenheiten gebräuchlich ist. Wenn ein freund eine lange Reise machen will und er eshalb seine Abschiedsbesuche macht, so setzt sich der Reisende nieder; die Anwesenden tun dasselbe; nachdem man eine Minute gesessen, iwäyrend

und besteht die Gefahr, daß in vielen Gemeinden infolge der beständigen Schlachtviehstellungen, zu denen in erster Linie trennen muß, will man sich gleichsam über die sen traurigen Moment hinwegtäuschen, setzt sich ruhig noch ein wenig miteinander nieder, um der traurigen Notwendigkeit der Tren nung wenigstens Noch diesen Augenblick der Freude abzustehlen. Rosa empfing kniend den Segen ihrer Eltern und entwand sich dann mutig ihren Armen, um die elende Hütte, die ihr in der Verbannung von Jugend

noch viel einsamer als früher. Die anderen Bewohner von Jschim beschuldigten sogar den Vater, er habe seine Tochter selbst zu diesem unvernünftigen Unternehmen ange- trieben, und machten ihn deshalb lächerlich. Auch machte man sich lustig über die zwei Ver bannten, welche in ihrer Einfalt von dem Ver sprechen etwas ausgeschwätzt hatten, das ihnen Rosa gemacht und man beglückwünschte sie jetzt schon spöttisch wegen der künftigen Be gnadigung. Lassen wir nun diesen Ort der Trauer und begleiten wir unsere

sie sich am Rande des Waldes nieder und forderten die jungen Bauern auf, weiter zu gehen. Mer sie wosi- ten nichts davon wissen, und setzten sich eben falls mit der Erklärung, sie wollen das Früh stück mit ihnen teilen und sie dann begleiten bis zum Dorfe. In dieser peinlichen Lage sann Rosa aus eine List, um diese lästigen Begleiter sich vom Halse zu schaffen, welche ihr auch vollständig gelang. „Wir würden recht gern mit euch gehen," sagte Rosa, „aber ich muß hier auf meine Brü der warten, welche zwei

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 29.11.1918
Physical description: 16
und zu mißraten, ja sie hatten ihm die verbindlichsten und vorteilhaftesten Anträge gemacht, um es bei sich zurückzubehalten, aber es blieb unerschütterlich bei seinem Vorhaben. Ja, Rasa machte sich bittere Vorwürfe über ihr bequemes und glückliches Leben zu Eka- tharincnbura. „Was macht jetzt mein armer Vater, ganz allein und verlassen, während seine Tochter hier ihre Tage in allen Annehmlichkeiten zu- bringt!" Das war die Frage, welche Rosa un aufhörlich an sich stellte. Die beiden Damen entschlossen

sich endlich, ihr die Mittel zu geben, um die Reise fort setzen zu können. Beim Herannahen des Frühlings sorgte Madame Milin für alles, was Rosa auf der Reise nötig hatte und be sorgte ibr auch einen Platz auf einem Trans portschiffe; sie stellte sie unter die Aufsicht und Fürlorae eines bekannten Mannes, hoi- zu letzteren rechnen sich mit Erlaubnis des Herrn Abram auch die Bauern von Deutschtirol und — deren Zahl i st nicht gering. Wenn num Herr Abram glaubt, daß die Bau ern Deutschtirols

zu machen und der an diese schwierige Reise gewohnt war. Bevor man an den Ural kommt, der Eka- tharinenburg von Nijni trennt, muß man zu Schiffe auf einem der Flüsse fahren, die am Ural entspringen und nach Norden fließen. Man reist zu Wasser bis an den Tobol. Dann muß man aussteigen, um zu Fuß über den Berg zu gehen. Der Weg ist weder allzu steil noch schwierig. Hat man den Berg überschrit ten, so schifft man sich wieder ein aus einem Flusse, der sich in die Wolga ergießt. Da Rosa nicht die Mittel hatte, sich einen Wagen

zu be stellen oder mit der Post zu fahren, benützte sie einen der großen Kähne, auf denen man in Rußland Eisen und Salz auf der Khama und Tschussowa (Nebenflüsse der Wolga) beför dert. Ihr guter Führer ersparte ihr alle Sorgen auf der Reise, die, wenn sie sie allein gemacht hätte, ihr unzählige Gefahren gebracht hätte. Aber das Unglück wollte, daß dieser Mann beim Uebergang über den Berg erkrankte und in einem kleinen Dorfe am Ufer der Khama Zurückbleiben mußte. Rosa befand sich dadurch wieder allein

. Als bei »einem heftigen Sturm, wie sie in dieser Gegend oft Vorkommen, die Schiffer das Schiff vom Ufer abstoßen wollten, zerbra chen sie ein großes Ruder, welches zugleich als Steuerruder diente, und zwar auf der Seite, wo mehrere Personen auf dem Rand des Schiffes saßen und keine Zeit hatten, sich vor zusehen. Drei Reisende sielen ins Wasser und unter diesen war auch Rosa. Man zog sie so gleich wieder heraus. Rosa hatte keine Ver letzung davongetragen. Sie sollte nun die Kleider wechseln, aber die Scham

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Lienzer Nachrichten
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Page 10 of 12
Date: 24.11.1916
Physical description: 12
zu bringen hat, haben wir das Gefühl, daß in der Parteivertretung man ches hätte anders sein können. Ein schärferes Auf treten gegenüber den kompetenten Behörden wäre nicht ohne Schaden. Der Liebe Sieg. Erzählung aus unseren Tagen von 2 o s e f E o r b a ch (Schluß.) An diesem Abende kniete Rosa zum erstenmal wieder nach vielen Wochen im lieben Salvatorianer- kirchle'n; je mehr es draußen dunkelte, je stiller es wurde auf der Landstraße und vor den Häusern, und je heller und unruhiger das ewige Licht

vor dem Tabernakel zu flackern anhub, umso inniger !ward das Gebet und das Zwiegespräch, das Rosa j mit ihres Herzens Erwählten, dem Heiland, hielt. Endlich stand sie auf und begab sich ins Häuschen am See und von da am andern Morgen zum Bahn hof auf den Frühzug, der am andern Tag gegen 8 Uhr im Wiener Westbahnhof einfuhr. > Vom Vorsteher hatte das Mädchen die näheren ■ Angaben über das Spital, wo Hans liege, erhalten 'und eine Schrift an die Spitalsleitung, daß das Mädchen die Schwester des schwerverwundeten

sind Schäume!" Hoch aufge- richtec saß er im Bett und horchte. Ta vernimmt er Tritte. „Jiwt kommt sie,'ich kenn' sie am Gang!" Wild klopft und hämmert sein Herz; jetzt geht die Tür. „O Irma, meine Irma!" Alles still und ruhig; wie angewurzelt steht Rosa mitten im Zimmer, gern macht' sie hinstürzen zum Bruder und ihn umarmen; denn er schaut so elend aus, so ma ger ist er und eingefallen sind seine Wangen und diese unheimliche Binde um die Augen, o, so gerne möcht-sie-ihm an den Hals lallen, d.m armem

in die Kissen zurück, man steht's ihm an, wie's in ihm arbeitet und schafft; leichenblaß färbt sich sein Antlitz und kalter Schauer schüttelt seinen Leib. Jetzt kann Rosa nicht mehr zuschauen, mit Ungestüm wirft sie sich über den Bruder hin und ruft unter Tränen: „Verzeih', Bruder, daß ich Schuld trage an der Enttäuschung und daß ich es bin, die gekommen ist zu dir; o, ich hätt' es keinen Tag mehr länger ansgehalten fern von dir; seitdem ich hörte, wie arm du d'ran bist, hatt' ich keine gute Stunde mehr

; wie ein Kind weinte der Hans vor Freude und unter der weißen Binde flössen d'cke Freudentränen über die Wan gen herab. Er konnte vor freudiger Rührung nicht sprechen; und auch Rosa schwieg und sah dankend 'gen H'mmel; an jenem schweren Abschiedsmorgeu hatte sie auf dem Weg in die Stadt gebetet, der Herr möge dem Bruder die Augen öffnen, daß er's einsehe, wie's Irma nicht gut mit ihm meine, daß sie aber, die Rosa, in aufrichtiger Liebe an ihm hänge und alles für ihn hinopfern wollte, bloß damit des Bruders

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 13.01.1915
Physical description: 8
Tage lang im Schlachtenlärm von Rawaruska den durstenden Soldaten Wasser gereicht, bis ein Schrappnell ihm den Fuß wegritz. „Ja, Sie dürfen sie sehen, sie hat kein Fieber mehr. Wenn Sie in den Saal Nr. 54 eintreten, werden Sie ihr Bett in der Ecke gleich gewahren. Es ist umrahmt von Rosen und Astern und Cyclamen. Wir wissen ja gar nicht, wo wir die vielen Blumen für die Kleine hinstellen sollen." Da lag die kleine Rosa Zenoch aus Ramienna Gora blaß und mager in den Linnen. Ein pol nisches Hannele

zu legen: „Braves Kind" zu sagen, der Mutter eine Banknote in die Hand zu drücken und wieder zu gehen. Andere haben der Kleinen Puppen ge bracht und Kleider und Schokolade. Die Erzher zogin Jsabella schenkte ihr vor 10 Tagen ein paar Gläser mit Kompott. Die stehen noch uner- öffnet da. Sie werden, denke ich, auch im nächsten Monat nicht aufgemacht werden. Wenn die Rosa Zenoch eine dreißigjährige Frau sein wird, dann werden diese Kompottgläser auf einem buntge malten Kasten in einem polnischen

bei uns vorbeimarschiert. Wir sind arm und haben wenig zu essen. Aber der Johann ist auch eingerückt, unser Aeltester, und immer, wenn die Soldaten klopften und eintraten, hak die Rosa gefragt: „Ist der Joseph auch mit?" Die Soldaten haben aber alle nur Deutsch und Ungarisch gesprochen, und sie spricht nur Rhutenisch. Die Soldaten waren furchtbar durstig und hung rig. Zuletzt hat die Rosa schon die eine deutsche Frage verstanden: „Haben Sie was zu trinken?" Sie hat einen deutschen Satz gelernt

: „Ja, wir haben." Solange wir Milch und Brot hatten, gaben wir Milch und Brot. Daun mußte ich zum Brunnen und den Eimer hinunterlassen und den Soldaten Wasser geben. Oft marschierten die Soldaten bei unserem Haus vorbei. Da sagte die Rosa: „Gib mir den Eimer", und dann lief sie mit den Soldaten und gab ihnen Wasser. Die Alte hat schon Uebung in der Erzählung. Mein Begleiter, der Ruthenisch spricht, fragte die Kleine: „Warum hast du ihnen Wasser gebracht?" Die lichten Augen in dem Hannelegeficht wer den groß

und der Mund sagt einfach: „Der Joseph ist doch auch Soldat." „Herr", sagt der Alte, „hören Sie aus mich. Die Soldaten haben ja tagelang nichts zu trinken gehabt. Wenn wir aus dem Haus gingen, haben wir gesehen, wie sie aus dem Sumpf getrunken haben, denn bei uns sind große Sümpfe und viel Sand. Dann kam ein paar Tag niemand. Aber wir haben das Donnern draußen gehört und die Rosa drängte mich: „Mutter, schöpf Wasser!" War ein Eimer voll, so nahm sie ihn und trug ihn zu den Soldaten, die lagen im Graben

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