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Page 3 of 4
Date: 06.05.1940
Physical description: 4
.) * 4 Männer. Mädchen und Motoren Ein Aernfahrer-Roman von Hanns Höwing UchSSiervochtfchutz: BiLdgut-Ver'l.ag, Essen, Schutzwehr 15/17 Plötzlich kommt ihm ein Gedanke. Er ist nicht mehr weit von der Schubalkfchen Tankstelle entfernt. Wie wär's, wenn er dort der schönen Rosa einmal einen Besuch abstatten würde? Im Osten graut schon der Morgen und für Rosa ist es wohl weiter nicht schlimm, wenn er sie etwas früher aus den Federn herausholt. Zwar hat er erst knapp eine Stunde den Lastzug weüer fortgebracht

, aber was macht schon solch eine kurze Unterbrechungaus. Der Gedanke an Rosa Schubalke hat seine Laune wieder etwas verbessert. Er pfeift ein Lied und tritt auf den Gas hebel, daß der Motor laut aufheult. Nach ein paar Kilometern taucht nach einer Kurve aus dem grauen Dämmerlicht des neuen Tages Rosa Schubalkes Tank- stelle auf. Es ist keine Großtankstelle, wie sie meist an Haupt verkehrsstraßen zu finden sind. Rosa Schubalke, die schon man ches in ihrem Leben hinter sich gebracht hat, betreibt das Ge schäft

Seiten der Landstraße hinweg und spiegeln sich in den blanken Fensterscheiben des Hauses. Robert geht darauf zu und klopft ans Fenster. „Hallo, Wirtschaft, aufstehen!" Drinnen kreischt eine Frauenstimme auf. Wenige Sekunden später wird der Vorhang beiseite geschoben, das Fenster ge öffnet und Rosa Schubalke steckt ihr verschlafenes Gesicht in die frische Morgenluft. „Jesses, der Robert", schrickt sie zusammen und zieht un willkürlich ihren himmelblaufarbenen Morgenrock bis zum Hals hinauf zusammen

. „Aufstehen, die Hähne krähen, der junge Tag bricht an", lacht Robert und versucht, sie zu fassen. Aber Rosa schließt früh genug noch das Fenster und zieht die Vorhänge zu. Eine ganze Weile dauert es, bis Rosa sich auf Roberts Be such genügend vorbereitet hat, denn sie halt auf Ordnung und würde es sich niemals verzeihen, einen jungen Mann, von dem man nie wissen konnte, ob er nicht doch reelle Absichten hatte, flüchtig zurechtgemacht zu empfangen. Rosa Schubalkes Mann ist tot; wenigstens sagt

sie es jedem, der es hören will. In Wirklichkeit liegen die Dinge aber ganz anders: August — so hieß der Göttergatte — ist garnicht tot, sondern sitzt wegen irgend einer dummen Sache in Plötzensee. Das Haus an der Landstraße ist Rosa Schubalkes ganzer Stolz. Sie liebt chren kleinen Besitz, sonst hätte sie sicherlich schon ihr Domizil in Berlin, in Hannover oder sonstwo auf- geschlagen, denn eigentlich ist Rosa weniger für die Einsam keit geschaffen. — Aber sie ist unentwegte Optimistin und träumt schon seit Jahren davon

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 10
Date: 25.07.1930
Physical description: 10
Ungnaden, Herr von Ko- nopischt und Schrecken der Rehe, in Artstetten liegen seine Gebeine. Nur Konopischt ist gebsieben." Und dann „Ich habe mit Euch!nur über Eure Tulpe zu reden, die Euch ja doch über alles andere geht." Rosa sprach diese Worte in einem eisigen Tone, der den jungen Tulpenzüchtor erschreckte. Er begriff aber nicht, was das arme Kind, welches imNrer km Kampfe mit seiner Nebenbuhlerin, der schwarzen Tulpe, lag, unter dein Scheine der Kälte zu verbergen suchte. „Ach, Rosa," flüsterte

er, „habe ich Luch nicht ge schrieben, daß nur Ihr allein es seid, um die ich mich abhärme, Ihr allein, die Ihr durch Eure Abwesenheit mir Lust, Wärme, Licht und Leben entzieht?" Rosa lächelte wehmütig. „Ach," sagte sie, „wohl Nur deshalb,, weil Eure! Tulpe sich in so großer Gefahr befand." Kornelius fuhr wider willen empor und ließ sich in der Schlinge fangen, falls ihm eine gelegt worden war. — „Eine große Gefahr!" wiederholte er heftig zit ternd, „mein Gott, und welche?" Rosa blickte ihn voll milder Teilnahme

an, sie fühlte, daß sie zu viel von ihm verlangte, und sich darein fügen müsse, .ihn samt seiner Schwäche hinzunehmen. „Ja," sagte sie, „Ihr habt damals richtig geraten!, der Jakob kam nicht meinetwegen zu uns. Er kam wegen, der Tulpe." Rosa bemerkte, wie der Gefangene vor Schreck erbleichte. Sie fuhr fort: „Am Morgen nach dem Abende, wo ich Euch zum letztenmale gesehen habe, und wo Ihr mir sagtet..." „Ich bitte Euch nochmals um Vergebung, Rosa," unterbrach sie Kornelius, „was ich Euch gesagt

habe, war eine große Taktlosigkeit, die ich bitter bereut und auch gebüßt habe." „Am Morgen nach jenem Abende," sprach Rosa weiter, „führte ich jene Lift aus, die ich mit Luch ver abredet hatte, um mich zu versichern, ob ich oder die Tulpe es sei, worauf jener abscheuliche Mensch es ab gesehen habe . . ." „Ja, abscheulich! . . . Nicht wahr, Ihr haßt diesen Menschen?" „Ja, ich hasse ihn," versetzte Rosa, „denn er ist die Ursache, daß ich seit acht Tagen so viel gelitten Habe" „Auch Ihr habt also gelitten? Dank

für dieses gütige Wort, teure Rosa!" weiter: „Im Souterrain ist ein kellerartiger Raum, ein gerichtet wie eine praterselfteßbude. Ein Trommler ist da und! eine Trompeterin, mit einem weißen Knöpf mitten im Bauch, so wie die Rovoh^erkügel des Gavrilo princip mitten im Unterleib der S phie Thotek. Trifft man den weißen Knopf so bläst die Troincheteckn. Da mit vergnügte sich! Franz Ferdinand von Gesterreich- Lste. Er schoß auf weiße Knöpfe, er schoß auf Rehböcke und er sammelte ihre Geweihe und Marterln und Grab

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 1 of 12
Date: 04.07.1930
Physical description: 12
Dumas. 16 „Hört mich," sagte er, „wir würden zu viel aufs Spiel setzen, wenn wir unser ganzes Vermögein in den selben Sack geben. Bedenkt, Rosa, daß es sich um etwas handelt, was noch nie dagewesen ist, um die große, schwarze Tulpe. Sie bedarf, um zur Blüte gebracht ;u werden, der sorgfältigsten pflege. Ihr habt wohl in der Festung einen kleinen Garten oder wenigstens einen Hof." „wir haben einen sehr schönen Garten," sagte Rosa, „welcher sich längs der Waal ausdehnt und voll von schönen alten

Bäumen ist." „würdet Ihr mir, liebe Rosa, ein wenig Erde aus diesem Garten bringen, damit ich sie untersuchen känn?" „Jawohl, morgen." „Nehmt Erde von der Sonnen- und von der Schat tenseite, damit ich beide Sorten nach ihrer Trockenheit and Feuchtigkeit- beurteilen kann." „Sei darum unbesorgt." „Die Erde, die ich wähle und nach Bedarf mit der anderen mische, werden wir auf unsere drei Zwiebel knospen verteilen. Eine der Rnospen Nehmt Ihr an Luch,, Md an einem von mir zu bestimmenden Tage setzt

und selbst die heiße Asche meiner pfeife aus- Mützen suchen. Ihr nun, Rosa, Ihr haltet die dritte Zwiebelknospe in Reserve, als unsere letzte Hoffnung für den Fall, daß die beiden anderen Versuche miß glücken. Auf diese weise werden wir unser Werk sicher von Erfolg gekrönt sehen." „Ich habe Luch verstanden," sagte Rosa. „Morgen werde ich Luch Erde bringen, damit Ihr eine Wahl trefft." „wir können uns Zeit nehmen, liebe Rosa, denn unsere Tulpen dürfen vor einem vollen Monat nicht eingelegt

wohl, teure Rosa, man stiehlt einen Gulden und riskiert für solch eine elende Rleinigkeit die Freiheit, um wie viel .eher kann man eine Zwiebelknospe stehlen, welche hunderttausend Gul den wert ist." „Niemand als ich wird in den Garten kommen." „Gut, Rosa, gut, und tausend Dank! o all' meine Freuds kommt von Euch." Und als die Lippen van Baerles sich mit derselben Glut wie tags vorher dem Gitter näherten, da die Stunde des Scheidens gekommen war, zog Rosa den Ropf zurück und reichte die Hand dafür

hin. In dieser schönen Hand, welche dieses kokette junge Mädchen mit besonderer Sorgfalt pflegte, befand sich sich nämlich die Zwiebelknospe. Rornelius küßte voll Leidenschaft die Fingerspitzen dieser Hand. Geschah es wogen der Zwiebelknospe oder weil diese Hand Rosas Hand war? Das zu erraten, überlassen wir klügeren Leuten als wir sind. Rosa zog sich also mit den zwei anderen Zwieblel- knospen zurück, indem sie dieselben an ihren Busen drückte. Tat sie das, weil es die Zwiebelknospen der -großen schwarzen Tulpe

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 5 of 16
Date: 10.01.1919
Physical description: 16
. Zwischen Italien und Frankreich sind die Beziehungen lange nicht so rosig, als fortgesetzt behauptet wird. Der allzu große Rosa, das Mädchen aus Sibirien. (6. Fortsetzung.) Als sie auf der Höhe der Stiege angekom men, klingelte der Portier zweimal heftig. Rosa wußte nicht, was das zu bedeuten habe; da sie aber auf der Reise öfter solche kleine Schellen an den Werkstätten angebracht ge sehen, so glaubte sie. diese sei auch hier ein Schutzmittel gegen Diebe. Als sie dann in den Salon eintrat. wurde sie ganz

eingeschüch tert durch das viele Zeremoniell, das sie be obachten sollte und durch das tiefe Schweigen, das da herrschte. Noch nie hatte Rosa ein so «ostbar ausgestatteres und so hell erleuchtetes Zimmer gesehen. Es war ein? zahlreiche Gesellschaft im Sa lon, die in Gruppen verteilt war. Die jungen Herren spielten an einem Tisch am äußersten Ende des Salons. Aller Augen waren auf Rosa gerichtet. Die alte Prinzessin spielte mne Parti? Boston (ein Kartenspiel) mit drei anderen Personen. Als dieselbe.das

junge Mädchen erblickte, besah! sie ihm. sich ihr zu nähern. »Guten Tag. mein Kind." sagte sie in freundlichstem Tone, „hast du einen Brief für mich?" Unglücklicherweise hatte Rosa daraus vergessen, den Brief zmn Abgeben her- zurichien. Sie war also genötigt, ihr kleines ^.edertäschchen vorn Halse wegzunehmen und den Brief mit vielem Müh? lm-nmrznsuchen, -vle ;ungen Damen flüsterten leise und läckel- Appetit, den die Italiener an den Tag le gen, wird von den Franzosen und Engländern übel vermerkt

verübeln. Von den Herren des alten Verwaltungssystems, das sich während der ten einander zu, während die Prinzessin den Brief in Empfang nahm und ihn aufmerksam las. Unterdessen schlug einer der Mitspielenden, welcher das Spiel veranstaltet und durch die sen Besuch geärgert wurde, mit geballter Faust ungeduldig auf den Tisch, indem er den neuen Ankömmling, welcher ihn in seinem Vergnügen störte, scharf ins Auge faßte. Rosa glaubte in ihm jenen großen, vornehmen Herrn zu erkennen, der ihr Bittgesuch

an den Senat Zurückgewiesen hatte. Als er sah, daß die Prinzessin den Brief zusammenfaltete, rief er mit fürchterlicher Stimme: „Boston!" Rosa, ohnehin schon verwirrt und sehend, daß der Herr sie scharf anschaute, glaubte, er habe sie gerufen und antwortete: s„Was ist gefällig, mein Herr!" Darüber mußte die ganze Versammlung hellauf lachen. ' Die Prinzessin zeigte sich sehr gerührt über die gute Ausführung Rosas und besonders über ihre Liebe zu den Eltern. Eie versprach ihr, zu helfen, und nachdem

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 12
Date: 04.07.1930
Physical description: 12
Briand, dem Stresemann jedes geringste Zu geständnis in härtestem Ringen abtrotzsn mußte! Das heißt speichelleckerische Liebedienerei zum Exzeß treiben, und das „Berliner Tageblatt" raubt damit Stresemann, Ls gab außer den Zwiebelknospen noch etwas, worüber Kornelius sich Sorgen machte, und das war dis Abhängigkeit Rosas von ihrem Vater. Das Glück des gelehrten Doktors, des erhabenen Menschen, wel cher aller Wahrscheinlichkeit nach jenes Meisterstück der Schöpfung entdeckt hatte, das man Rosa

Barlensis heiße:: würde, lag in dem Belieben eines Geschöpfes des niedrigsten Geistes, der gemeinsten Klasse: es war ein Kerkermeister. Dieser konnte sich eines Tages in Löwenstein langweilen, er koninte finden, daß die Luft daselbst schlecht, der Wacholderbranntwein nicht gut sei, und so konnte es leicht geschehen, daß er die Festung verließ und seine Tochter mitnahm. Und waren Kor nelius und Rosa von neuem getrennt, so würden sie sich schwerlich jemals wiederfinden

. Und was würden uns dann die Zugtauben helfen können," sagte Kor nelius, von diesem Gedanken beunruhigt, zu dem jun gen Mädchen, „da Ihr weder lesen könnte, was ich Euch schreiben würde, noch mir werdet schreiben können, was Ihr mir mitzuteilen habt?" „wohlan," versetzte Rosa, welche sich im Grunde ihres Herzens vor einer Trennung ebensosehr fürchi- tete wie Kornelius, „wir haben alle Abend eine stunde für uns, benützen wir sie. Zeigt mir, wie man liest und schreibt, ich werde durch Euren Unterricht viel ge-, winnen

und auf diese Art werden wir nie getrennt sein, außer wenn wir es selbst wollen." „Ach," rief Kornelius, „dann haben wir die Ewig keit vor uns." Rosa lächelte und zuckte leise die Achseln. „werdet Ihr immer im Gefängnisse bleiben?" fragte sie. „wird Seine Hoheit Luch nicht die Freiheit geben, nachdem er Luch doch schon das Leben geschenkt hat? werdet Ihr dann als freier und reicher Mann - es Euer für würdig halten, die kleine Rosa, eines Ge- . fangenwärters Tochter, das Kind eines MaNNes, der ! dom Henker nahe

steht, anzusehen, wenn Ihr in einer Kutsche oder zu pferde an ihr vorbeieilt?" Kornelius wollte.protestieren. Das junge Mädchen unterbrach ihn aber, indem sie lächelnd fragte: „wie geht es Eurer Tulpe?" Mit Kornelius von seiner Tulpe zu sprechen, das war ei:: Mittel für Rosa, ihn alles andere vergessen zu machen. „Nun, ziemlich gut," antwortete er, „das Häutchen den es doch feiern wollte, jedes Verdienst am Befreiungs- werk und beleidigt überdies noch alle, die befreit wurden

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 1 of 10
Date: 25.07.1930
Physical description: 10
, noch roher als gewöhnlich. Vielleicht war er es, dachte Kornelius, wel cher Rosa zu kommen verhindere. Er wurde wrt der wilden Begierde erfaßt, ihn zu ^drosseln, doch dann würden es alle menschlichen und göttlichen Gesetze der schönen Rosa verwehren, den Ge fangenen je wieder zu sehen. Der Kerkermeister entrann also, ahne daß er es vermutete, einer der größten Gefahren, worin er sich! lemals in seinem Leben befunden hatte. Der Abend kam und die Verzweiflung verwandelte in Melancholie; diese Melancholie

war um so düste- rcr ' als sich mit ihr unwillkürlich der Gedanke an seine aime Tulpe mischte. Man befand sich gerade in jenen Lagen des April, welche die erfahrensten Gärtner als günstigsten Zeitpunkt betrachteten, die Tulpen zu Pflanzen. „Denn Rosa diese Zeit vorübergehen lassen würde, konnte sich zu dem Kummer, das junge Mädchen zu Mtbpbren, auch noch das Unglück gesellen, daß die swiebelknospe mißriet, weil sie entweder zu spät oder sie gar nicht gepflanzt wurde. diplomatische Schritt Frankreichs

Seite hin den kleinen Garten zu er spähen, der nach Rosas Aussage an den Fluß grenzte. Abends trug Gryphus das Frühstück und das Mit- tasgmahl des Kornelius fort, ohne daß dieser etwas davon angerührt hatte. Am nächsten Tage wiederholte sich das gleiche. Kor nelius war während des Tages gar nicht aufgestanden. „Gut," sagte Gryphus, als er von dev letzten Visite zurückkam, „gut, ich glaube, daß wir den Gelehrten nun bald los sein werden." Rosa zuckte empor. „wieso?" fragte Jakob. „Er trinkt

nicht mehr, ißt nicht mehr, steht nicht mehr auf," versetzte Gryphus. Rosa wurde totenbleich. „jlv, ich begreife dies," dachte sie, ,.er ist seiner Tulpe wegen in Angst." In großer Beklemmung begab sie sich nach ihrem Zimmer, wo sie Feder und Papier nahm und sich wäh rend der ganzen Nacht im Schreiben übte. Als Kornelius ant nächsten Tage sein Lager verließ, um sich zum Fenster zu schleppen, bemerkte er ein Blatt Papier, welches unterhalb der Tür hereingeschoben wor den war. Gr stürzte darauf los

, öffnete und las es: „Seid ruhig, Eure Tulpe befindet sich wohl." Obgleich diese Worte Rosas den Gefangenen ein wenig beruhigten, so konnte er doch die darin liegende Ironie nicht übersehen. Rosa wurde also durchs kein Hindernis von ihm zurückgehalten. Sie blieb- ihm absicht lich ferne; in ihrem freien Willen allein fand sie die Stärke, den Mann nicht mehr zu besuchen, welcher vor Gram zu sterben meinte, weil er sie schon so lange nicht gesehen hatte. Kornelius besaß noch Papier und Bleistift

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 1 of 12
Date: 11.07.1930
Physical description: 12
wir, daß das deutsche Volk aus der nach bangen und wechselreichen 'Kämpfen er - reichten äußerlichen Befreiung des vaterländiftben Bo dens einen starken und nachhaltigen Auftrieb empfängt, Die schwarze Tulpe. Roman von Alexander Dumas. 17 „Ich glaube nicht," erwiderte Rosa; „wenn dieser brave Mensch jemanden auszuspähen sucht, so ist es nicht mein Vater." „wer denn sonst?" „Ich zum Beispiel." „Ihr?" „warum nichf?" sagte Rosa lächelnd. „Als ich gestern bei Sonnenünlergang die Rabatte arrangierte

. „Ist er jung, ist er schön?" Und er blickte Rosa begierig an, indem er ihre Ant wort erwartete. „Schön, jung!" rief Rosa, in Lachen aUsbrecheNd, „er hat ein häßliches Gesicht, geht gebücht und ist nahe an die fünfzig Jahre." „Und wie nennt er sich?" „Jakob Gisel." „IN jedem Falle, wenn er Luch liebt, Rosa, was sehr wahrscheinlich ist, -— denn Luch sehen, heißt Luch lieben — so liebt doch Ihr ihn nicht?" „G nein, gewiß nicht!" % „wohlan; sobald Ihr ein wenig lesen gelernt habt, werde ich für Luch

einiges über die Qualen der Eifer sucht und der Trennung Niederschreiben, und Ihr werdet es lesen, nicht wahr?" „Ganz gewiß, wenn Ihr sehr groß schreibt." Als diese Wendung des Gesprächs Rosa zu beun ruhigen anfing, sagte sie: „wie befindet sich Eure Tulpe?" „Rosa, denkt Luch meine Freude; diesen Morgen, als ich sie beim Sonnenlichte betrachtete, hatte ich äußerst behutsam die Lrdlage weggenommen, welche die Zwiebel knospe bedeckte, und da sah ich den Triebstachel des ersten Keimes durchbrechen; ach, Rosa

, das hat mich mehr ergriffen, als jener Befehl Seiner Hoheit, welcher das 'Beil des Henkers auf dem Schafott des Buvtenhofs von mir zurückhielt." „Ihr hofft also?" sagte Rosa lächelnd. „O ja, ich hoffe." „Und wann werde de-njnj ich meine Zwiebelknospe pflanzen dürfen?" Am ersten günstigen Tag werde ich es Luch sagen, aber vertraut niemandem auf der Welt Euer Geheimnis meine teuerste Rosa, und hütet die dritte Zwiebel wie Luern Augapfel." „Sie ist noch in demselben Papier, in welches Ihr sie eingewickelt habt

^ritt auf der Stiege." „Das kann nicht Gryphus sein," sagte der Ge fangene, „den hört man schon aus der Ferne." „Aber es könnte Herr Jakob sein," meinte Rosa. Sie stürzte nach der Stiege, und man hörte eine Tür. welche schnell geschlossen wurde, bevor noch das junge Mädchen die ersten zehn Stufen überschritten hatte. Kornelius blieb sehr unruhig zurück, doch war dies nur ein Vorspiel dessen, was kommen sollte. wenn das Mißgeschick sich einem Menschen naht, so pflegt es ihm vorher großmütig

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 5 of 6
Date: 19.09.1930
Physical description: 6
. Die ausgestreckte Hand mit dem Daumen nach oben bedeutet fünfachtel Tent. Man kann sich vorstellen, was für ein! wildes Gestikulieren an Sturmtagen hier vor sich geht, und der Uneillgeweihte glaubt sich mitten in einem Heer von' verrückt en zu befinden. Snterteren SA! Ma! führte sie heran, indem er dem vom Prinzen selbst em- pfangenen Aufträge Folge leistete. Lin doppelter Ruf ließ sich hören. „Rosa!" tönte es von den Lippen des hochüber rascht eil Gefangenen. . „Rosa!" entrang es sich wie ein erstickter

Schreckens schrei der zusammengoschstürten Kehle Boxtels. „Diese Tulpe gehört wohl Euch, nicht währ, just- ges Mädchen?" sagte der Pristz zu Rosa. „Ja, gnädigster Herr," stammelte Rosa, welche in ihrer rührenden Schönheit von einem allgemeinen Ge murmel begrüßt wurde. Kornelius zuckte schmerzlich zusammen. „Oh!" dachte er, „so hat sie also gelogen, als sie mir sagte, daß marnl ihr die schwarze Tulpe gestohlen 'habe. Deswegen also hat sie Löwenstein verlassen ! So bin ich denn verkauft und verraten

von ihr, welche ich für meine beste Freun din hielt." „O," stöhnte Boxtet seinerseits, „ich bitt verloren." „Diese Tulpe," fuhr der Prinz ijn seiner Rede fort, „wird demnach den Namen "ihres Entdeckers tragen und wird in dein Blumestkatalog unter dem Titel Tulpia nigra Rosa Baerlsnsis eingeschrieben werden, weil der Name van Baerle künftig der Frauenname dieses jun gen Mädchen^ sein wird." Bei diesen Worten ergriff Wilhelm die Hand Rosas und legte sie in die Hand des Gefangenen, welcher sich bleich, betäubt, zermalmt vor Freude

seinen ehemaligen Nachbar Isaak Boxtel er künstle, den er in der Unschuld seiner Seele niemals solcher Verworfenheit für fähig gehaltein hatte. Das Ereignis störte das Fest jnstr wenig, da weder der Prinz noch der Präsident davon ergriffen schienen. Unter de»n Schalle der Trompeten fetzte die Pro- Zession sich wieder ijn Bewegung, nur waren es jetzt Rosa und Korjnelius, die sich arr Boxtels Stelle befanden und nebeneinander Hand in Hand triumphierend! einher - schritten. Als man im Rathause angekommen

war, zeigte der Prinz dem glücklichein Bräutigam Rosas das Gefäß mit ^ hunderttausend Goldgulden und sagte: „Mau weiß eigentlich nicht, von wem dieses Geld gewonnen wurde, ob von Euch oder von Rsosa, denn wenst Ihr auch das Geheimnis der schwarzen Tulpe entdeckt habt, so hat doch Rosa sie aufgezogest und zur Blüte gebracht. Ich gebe ihr also die hunderttausend Gulden, sie sijnd der Preis ihrer Liebe, ihres Mutes und ihrer Ehrbarkeit. Was Euch betrifft, Herr vä'ns Baerle, so hat Rosa sich ein doppeltes

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 10
Date: 13.06.1930
Physical description: 10
er, „ich habe die Blumen sehr geliebt; es war in jener Zeit, wo ich nicht wußte, daß man auch etwas anderes lieben könne. O, wendet Luch nicht ab, Rosa, und fürchtet nicht, daß ich Luch eine Liebeserklärung »rachen will. Da unten auf denr Buytenhof wartet meiner der blinkende Stahl, der in sechzig Minuten Rechenschaft von jeder meiner Tor heiten fordern wird. Also Rosa, ich lieble die Blumen und glaube, das Geheimnis gefunden zu haben, wie inan die schwarze, große Tulpe züchtet, worauf ein Preis von hunderttausend

ich von Euch weiter nichts als das versprechen,daß Ihr einen braven jungen Maüjlt heiratet, welchen Ihr liebt, und der Euch so sehr liebt, wie ich die Blumen liebte. Unterbrich mich nicht, Rosa, denn ich habe nur noch einige MinutejN . . ." Das junge Mädchen erstickte fast unter Schluchzen. Kornelius ergriff ihre pand. „Port zu," fuhr er fort, „damit Ihr wißt, was Ihr zu tun habt. Ihr laßt Euch in meinem Garten zu Dordrecht von Butrisheim, meinem Gärtner, Erde von meiner Rabatte Hr. 6 geben. In diese Erde pflanzt Ihr in einem großen Topfe

jene drei Zwiebelknospen; sie werden im nächsten Mai blühen, das ist in stöben Monaten. Des Hachts müßt Ihr die Blumen vor denk winde schützen und bei Tag vor der Sonne. Sie wird schwarz ^blühen, dessen bin ich ganz gewiß. Nachher bringt Ihr dem Präsidenten zu paarlem die Tulpe. Er wird durch eine Kommission die Farbe beurteilen lassm und Luch die hunderttausend Gulden auszahlen." Rosa streß einen tiefen Seufzer aus. Kornelms trocknete eine Träne, die mehr jener wun derbaren schwarzen Tulpe galt

, welche er nicht mehr sehen sollte, als dem Leben, das er nun zu verlassen im Begriffe war. „Ich verlarrge nichts weiter," fuhr er fort, „als. daß die Tulpe Rosa Barlensis genanrrt werde, zu gleicher Zeit also an Euren und meinen Ha- nren erinnert-, weil Ihr aber wahrscheinlich nicht Latein versteht, so könntet Ihr leicht dieses Wort vergessen; verschafft mir also Papier und Bleistift, damit ich es Euch aufschreiben kann." Rosa brach abermals in Schluchzen aus und reichte ihm ein Buch in vedereinband hin, worauf

sich die großen Buchstaben T. und w. befanden. „Was bedeutet das?" fragte der Gefangene. „Li," versetzte Rosa, „es ist die Bibel Eures armen Paten, des perrn Kornelius von Witt. Er hat Trost daraus geschöpft. Ich habe sie in dieser» Zimmer ge funden und wie eine Reliquie aufbewahrt, denn es schien! mir, als ob in dieser» Buche eine göttliche Macht ver borgen sei. Obgleich ich das Unglück habe, rächt lesen zu können, so wird doch alles, was Ihr hineinschreibt, gewissenhaft vollzogen werden." Kornelius nahm

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 5 of 16
Date: 29.11.1918
Physical description: 16
wir Tiro- Rosa, das Mädchen aus Sibirien. 13. Fortsetzung.) 7. Weiter. Als sie einige Kilometer vom Dorfe ent fernt war, kam sie die Neugierde an, ihr Geld zu zählen. Der Leser wird sich gewiß auch verwundern, wie Rosa selbst, wenn er ver nimmt, daß sie nun statt 80 Kopeken, die sie zu haben glaubte, deren 120 fand. Ihre Gast geber hatten heimlich 40 hinzugesügt. Rosa erzählte dieses Abenteuer immer mit Vorliebe, als einen besonderen Beweis des Schutzes Gottes, welcher auf einmal die Herzen

. Einer derselben packte sie am Rock und zerriß denselben. End lich legte sich Rosa auf ihr Angesicht aus den Boden und empfahl sich Gott. Sie fühlte mit Entsetzen, wie einer von den wütendsten Hun den mit seiner kalten Nase ihren Nacken be rührte und daran hprmnrnA l e r müssen bei dem so wichtigen Beschlüsse, vor dem wir heute stehen, aus diese sehr wahr scheinliche Möglichkeit Rücksicht nehmen. Weit günstigere Aussichten bieten sich da gegen, wenn sich zwischen Italienund Deutschland ein neutrales Ge biet

, welcher mich vom Sturme befreit und den Händen der Räuber entrissen hatte, mich auch in dieser neuen Gefahr beschützen würde." Die Hunde taten ihr wirklich kein Leid an. Ein vorübergehender Bauer jagte sie ausein ander. Indes wurde der Winter immer strenger; Rosa wurde wegen den Schneemassen acht Tage lang in einem Dorfe zurückgehalten. Die Straßen waren für Fußgänger absolut ungangbar geworden. Nachdem dieselben durch die Schlitten wieder gangbar gemacht worden waren, wollte sich Rosa wieder mutig

gewährten Rosa einen Platz auf einem ihrer Schlitten. So freundlich auch die Fuhrleute mit ihr waren und sich um sie annahmen, so hatte sie doch sehr viel zu ertragen von der Kälte, denn ihre Kleider waren nicht für diese Jahreszeit berechnet. Auch die Strohmatte, welche sonst zum Bedecken der Waren be stimmt war, die man aber jetzt ihr überlassen hatte, vermochte nicht hinreichenden Schutz zu gewähren. zichten gerne aus die Beteiligung an einem solchen unseren Interessen ferne gelegenen, neue große

Mädchen ein ganz gefrorenes Angesicht habe; sie rieben es mit Schnee und verwendeten alle mögliche Sorge auf das selbe, verweigerten es aber hartnäckig, sie weiter mit sich zu führen, indem sie ihm leb haft die große Gefahr vorstellten, der es ent- gegengehe, ohne Pelz bei einer solchen Kälte zu reisen, die sicherlich noch zunehmen würde. Rosa weinte bitterlich, weil sie gar wohl vor aussah, datz sie nun recht lange keine so gün stige Gelegenheit finden würde, um weiter- zukommen. Auch machten

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 16.05.1940
Physical description: 4
ihn in die Schlafkabine und bedeckt ihn mit ein paar Wolldecken. Dann zieht er die Rollade der Kabine zu, sitzt sich ans Steuer und fährt weiter. Der Regen hat aufgehört. Es ist Heller Morgen, als der Lastzug vor Rosa Schubalkes Tankstelle hält. Robert klettert aus der Kabine und reicht dem Kapitän die Hand. Während der Lastzug durch die Nacht brauste, hat er geschlafen wie ein Murmeltier. Das Fieber ist fort, er ist nur noch ein wenig schlapp in den Knochen. „Ich danke dir, Kamerad, vielleicht sehen

wir uns noch einmal wieder, und ich kann dir alles wieder gutmachen." Der Kapitän winkt ab: „Geht in Ordnung." Langsam zieht der Motor an und der Lastzug fährt weiter. Robert sieht sich suchend um. „Schön ist es hier", denkt er. Vor acht Tagen, als er das letztemal mit dem Lastzug von Koska u. Söhne vor Rosas Tankstelle gehalten hat, lockte der Frühling eben das erste Grün aus der schlafenden Erde. Jetzt ist alles in voller Blüte. Er geht um das Haus herum und wirft einen Blick in den Obstgarten. Dort ist Rosa damit be schäftigt, eine Bank mit hellgrüner Farbe

anzustreichen. „Hallo, Rosa", ruft er. Rosa Schubalke läßt vor Schreck den Pinsel fallen und sieht ihn entgeistert an. „Mensch, Robert, hast du mich erschreckt. Wo kommst du denn her?" Sie gehen zusammen ins Haus, und dort beginnt Robert zu sprechen von dem Streit mit Michael, wie er sich betrunken hat, und von seiner fristlösen Entlassung. „Und was soll jetzt werden?" fragt Rosa. „Ich bleibe natürlich hier, wenn du nichts dagegen hast. Erinnerst du dich noch, daß du mir einmal ein Angebot gemacht hast

? Topp, da bin ich!" Rosa lehnt sich wie eine schnurrende Katze an ihn. „Topp, es bleibt dabei..." vor Alexandria vernichtend geschlagen wurde. Der Kampf der Franzosen und der Engländer um Vorderindien war damals noch nicht endgültig entschieden. Napoleon hoffte, durch einen erfolgreichen Aegyptenfeldzug England völlig aus Indien ver treiben zu können. Für England aber ist Indien die wichtigste Kolonie, die es wie einen Augapfel hüten zu müssen glaubt. Englisches Mißtrauen gegenüber dem Suezkanal

. Wie ein Vogel nach einem Gewitterguß schüttelt er das Gefieder und alles ist wieder in bester Ordnung. Seit Tagen führt er ein herrliches Leben: Stundenlang liegt er hinter dem Haus und schaut in den Himmel. Nur wenn vor der Pumpe ein Lastzug hält oder ein Per sonenkraftwagen, zapft er den verlangten Brennstoff. Das ist die einzige Arbeit, die er Rosa abgenommen hat. Aber dieses Faulenzerleben hat für Robert auch einen Haken. Er hat alles, was er zum Leben braucht: ein Dach über dem Kopf, gutes Essen

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Page 4 of 4
Date: 04.06.1940
Physical description: 4
. Brösecke nimmt seinen Hut. Ohne sich von Grimberg zu ver abschieden, verlassen beide das Büro. Draußen steht Bröfeckes Wagen. Damit fahren sie nach Düsseldorf. Grimberg steht anr Fenster und sieht dem davonfahrenden Wagen nach ... * Rch'a Schub alle ist merkwürdig nervös in der letzten Zeit. Sie hat eine Pechsträhne nach der anderen. Alles, was sie an fängt, geht ihr schief. Nein, materielle Sorgen sind es allerdings nicht, die Rosa Schubalke bedrücken. Es ist etwas anderes. Sie braucht

sich nur vor «den Spiegel zu stellen, um sich darüber klar zu werden: sie, Rosa Schubalke, ist alt geworden, daran ist nicht zu deuten und zu rütteln, daran können auch Massage, Puder, Lippen stift und Wasserstoff nichts mehr ändern. Ihr Hals ist welk „wie bei einem Truthahn", hat ihr Oskar Petereit erklärt, ah er sie in der vorigen Woche mit Iolla auf einen Sprung besucht hatte, llud auch'ihr Gesicht zeigt bedenkliche Falten, Krähen füße unter den Augen, Falten auf der Stirn und zwei tiefe Furchen

, die sich von der Nasenwurzel zu den beiden Mund winkeln hinzogen. Das Gesicht war das schlimmste, alles andere ließ sich ja verdecken und mit ein wenig Nachhilfe ausgleichen. Rosa Schubalke befindet sich in einem unglücklichen Zustand. Sie steht gewissermaßen an der Grenze zweier Zeitabschnitte. Aber sie ist immer noch nicht alt genug, um sich in ihr Schicksal zu ergeben. Ganz allein die Einsamkeit ist es, die sie nervös und unruhig macht. Wenn Robert Kunkel Wort gehalten hätte, wäre es vielleicht

Wochen hatte sie an Robert zahlreiche Briefe geschrieben, fast jeden Tag einen, nach seiner Wohnung in Viersen und per Adresse Spedition Petereit, Heinsberg. Alle Briefe waren zurückgekommen mit dem Postvermerk: „Emp fänger auf Reisen." Wenn da nur nicht Iolla Petereit ihre Hand mit im Spiele hat, geht es Rosa durch den Kopf. Sicherlich war es so, denn als sie Iolla das letztemal nach Robert fragte, wich Iolla ihr aus und gab ihr keine Antwort. — Trotzdem Rosa noch immer auf Robert hofft

sie doch nicht einmal aus, um den gewaltigen Flüchtlingsstrom aufzunehmen. »Iltigunaen | aller Art, rasch und billig bei Die MdielWIgiiiWMiM von heute ist in fünfzig Jahren ein interessantes JSHflHfflfo" Familiendolument. Innsbruck, Templ'str. 2, Ruf 42027 ! ll!!!U[i!ll!!llllllilllI!lllS!liyiIIII!l[l!III!!illVlölllllM stens einmal in der Woche vor ihrer Tankstelle. Jedesmal bringt er ihr etwas mit, Pralinen, Blumen, einmal hat er ihr sogar einen seidenen Schal geschenkt, einen wunderbaren, far bigen Schal. So viel Geschmack hatte Rosa

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Page 2 of 6
Date: 19.09.1930
Physical description: 6
ii d zw an zi g st e s Kapitel. wir haben gesehen, daß Rosa und die Tulpe wie zwei Schwestern von dem pritzzen von Grauten bet dem Präsidenten vatz Systens zurück-gelassen worden waren. Gegen Abend er schütz ein Offizier, um Rosa auf Befehl seiner Hoheit einzuladetz, sich in das Rathaus zu begeben. Dort führte man sie in den großen Beratungssaal, wo sie den Prinzen fand. Er war allein und schrieb an einem Tische. Au scindn Füßen lag ein großer friesischer Windhund, welcher sofort auf Rosa zukäm, sie forschend ansah

und sich daltzn liebkosend an sie schmiegte. „Ah!" sagte der Statthalter, der dadurch auf das junge Mädchen aufmerksam geworden war, „man sieht, daß ihr beide Landsleute seid!" Lr gab Rosa ein Zeichen, sich zu setzen. Sie gehorchte schüchtern. „Nun, meine Tochter?" begann der Prinz nach eiiter Pause in jenem eigentümlich gebieterischen Tone, vor dem jeder erbebte. Rosa zitterte an allen Gliedern, obwohl sie in dem Antlitze des priitzetz nur Wohlwollen entdecken konnte. treldepreise, über die der Bauer lachen

. . ." „welcher Euer Liebhaber ist." „Rosa trat einen Schritt zurück. „Ich liebe ihn, gnädigster Herr," versetzte sie mit Festigkeit. „Seit langer Zeit?" fragte der Prinz. „Seit dem Tage, wo ich ihn zum erstenmale ge sehen habe." „Und watzn war das?" „Den Tag darauf, als der Großpensiotzär Johann und fein BruderKortzelius einen so schrecklichen Tod erlitten." Die Lippen des prinzetz schloffen sich, seine Stirn umzogen Falte,t, seine Augenlider senkten sich. Nach einem augenblicklichein Stillschweigen begann

in Erinnerung, daß in zwei alten päpstlichen Bullen sich eindeutig die Erklärung finde, der Papst glaube an das Bestehen eistes Ritual nt o rdbra u ches bei den Juden Diese beiden Doku mente, schrieb Rothschild, würden jetzt von dem russi schen Geistlichen pranaitis gegen die Juden ausgespielt, war die Milde in dem düsteren Herzetz dieses Fürsten entschlummert, so mußte dieser Blick sie wieder zum Leben erwecken. „Ah, ich begreife." Rosa lächelte, indem sie ihre Hände faltete. „Ihr hofft auf mich?" sprach

der Prinz. „Ja, gnädigster Herr." „Hm!" Er siegelte den Brief, welchjen er soeben geschrieben hatte, und rief einen seiner Offiziere herbei. „Herr van Deken, bringt diesen Befehl hier noch Löwenstein. Ihr werdet ihn dem Gouverneur übergeben und die Befehle vollziehen, die Ihr von diesem erhaltet." Der Offizier empfahl sich und man hörte in den schallenden Gewölbejn des Hauses den Galopp eines ! Pferdes widerhallen. „Meine Tochter," wandte der Prinz sich wieder an Rosa, „am Sonntag, das ist übermorgen

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Page 2 of 12
Date: 11.07.1930
Physical description: 12
aus, welcher selbst jenen Kerkermeister gerührt haben würde, der einige Jahre früher die Spinne des Pelifson getötet hatte. Der Gedanke, den Meuchelmörder umzubringen, durch zuckte wie ein Blitz das Gehirn des Tulpisten. Er hob mit beiden Händen den schweren Krug samt der darin gebliebenen Erde empor. Noch einen Augenblick und- er hätte ihn auf den kahlen Schädel des alten Gryphus herabsausen lassen -— da hielt ihn ein Schrei zurück. Rosa, blaß, zitternd und mit himmelwärts gehobenen Händen hinter dem Gitterfenster der Tür stehend

, hatte den! Schrei a/sgestoßen, und warf sich jetzt zwischen ihren Vater und ihren Freund. Kornelius ließ den Krug fallen, welcher in Stücke brach. Gryphus überschüttete den Gefangenen mit gräß lichen Drohungen. „<D," sagte Kornelius, „Ihr müßt ein rechter Feig ling und roher Mensch sein, daß Ihr einem armen Ge fangenen seinen einzigen "Trost zerstört, eine Tulpen zwiebel !" „Pfui, Vater," fügte Rosa hinzu, „es ist sin ver brechen, was Ihr da begangen habt." „Ah, Mamsell," schrie der alte Hitzkopf

, die Ihr zertreten habt. „Ah," .sagte Gryphus triumphierend. "Ich seihe wohl, daß Ihr nicht der bloßen Tulpe wegen so jam mert. Ich merke, daß in dieser Zwiebel einige Hexereien sich befanden, ein Hilfsmittel vielleicht zum Einverständ nis mit den Feinden Seiner Hoheit, die Euch begnadigt hat. Ich sagte es wohl, daß man Unrecht tat, Euch nicht den Kopf abzuschlagen." „Vater, Vater!" rief Rosa. „Umso besser, umso besser," versetzte Gryphus, sich wieder erhitzend, „ich habe sie zerstört, ich habe sie zer stört

! Es wird jedesmal geschehen, so oft ich Euch wie der dabei erwische. Ich will Luch das Leben sauer machen." „Bösewicht," knirschte Kornelius, indem er voll Ver zweiflung mit seinen bebendes Fingern die letzten Reste der Zwiebelknospe, des Leichnams so vieler Freuden und Hoffnungen, auflas. „wir werden morgen die andere pflanzen, lieber Herr Kornelius," sagte Rosa leise, die gar wohl den ungeheuren Schmerz des Tulpisten begriff, und diese sanften Worte wirkten wie Balsamtropfen auf die blu tenden wünde

des Gefangenen. Siebzehntes Kapitel. Rosa hatte kaum die Trostesworte gesprochen, als l man auf der Stiege eine Stimme vernahm, welche an Gryphus die Frage stellte, was vorgefallen wäre. „Vater," sagte Rosa, „hört Ihr? Herr Jakob ruft Luch. „Er ist beunruhigt." „Die Sache hat soviel Lärm gemacht," sprach Gryphus. „Hätte man nicht glauben mögen, daß er mich umbringen wolle, dieser Gelehrte!" Dann wies er mit dem Finger nach der Tür unjd gebot Rosa vorauszugehen. während er die Kerkertür abschloß., rief

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Page 3 of 4
Date: 24.06.1940
Physical description: 4
zu verdanken haben, diese verruchte Bande. Erst haben sie mich hineingezerrt in ihren Dreck, haben mich gebraucht für ihre verdammten Sauereien. Dann haben sie mich betrogen, gemein betrogen um mein Geld." Albert Becher sieht sie erstaunt an. „Hast du denn in Wirk lichkeit daran gedacht, daß sich Robert aus dir jemals etwas machen würde? Sei doch nicht dumm, Rosa. Als ich das letztemal in Berlin war, traf ich ihn auf der Verteilerstelle am Alexanderplatz. Wir sprachen auch über dich, Rosa, sei kein Kind

. Gelacht hat er über dich." Rosa bleibt wie angewurzelt stehen. Aus ihren Augen schießen Blitze. Ihr Gesicht ist von einem grenzenlosen Haß verzerrt. c „ „Dieser Schuft", stößt sie haßerfüllt hervor, „dieser gememe Schuft. Aber jetzt ist er ja an die richtige Adresse gekommen. Jetzt ist er ja da, wo er eigentlich hingehört, bei diesen Ver brechern. Aber das sage ich dir, Albert, jetzt ist Schluß, end gültig Schluß. Jetzt verbindet mich nichts mehr mit diesen Petereits. Jetzt soll alle Welt wissen

, daß Petereit, dieser Hund, all die Autoüberfälle inszeniert hat, daß er und Jolla es waren, die mit ihren Helfern den Raubüberfall auf der Berndorfer Landstraße ausgeführt haben. Jetzt sollen es alle wissen, daß sie allein für den Tod zweier Menschen verantwortlich sind." Albert Becher sitzt ruhig und gelassen in seinem Sessel. Er hat den Kopf weit in den Nacken geworfen und versucht, kreis runde Rauchringe nacheinander in die Luft zu blasen. „Nun, sag schon was!" fährt ihn Rosa plötzlich

an. Und wieder rauscht eine Flut von Beschuldigungen über Albert Becher hernieder. „Weißt du denn, wo sich diese drei jetzt aufhalten?" unter bricht sie Albert Becher vorsichtig. „Und ob ich das weiß", kreischt Rosa erneut auf. „In Magdeburg sitzen sie augenblicklich, im Rasthaus an der Autobahn, und warten darauf, wann und wo eine gute Schare durch die Gegend kommt. Aber es hat sich was mit der Schore. Ihren Umschlaghafen hinter meinem Hause, den haben sie ver loren und mich als Lockvogel, wenn es heißt, neue Leute

heran- zubringen. Aus ist es damit, ganz aus. Das Ding mach ich jetzt allein." Albert Becher hat es jetzt plötzlich sehr eilig. Er erhebt sich aus seinem Sessel und schiebt Rosa behutsam zurück. „Dumm, daß ich schon gehen muß." Er blickt auf die Uhr. „Gerade heute habe ich so wenig Zeit. Aber verlaß dich dar auf, Rosa, ich komme wieder. Heute abend oder morgen. Wir sprechen dann über alles Weitere." Damit reicht er Rosa die Hand zum Abschied, und ehe sich Rosa versiebt, ist Albert Becher

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Page 3 of 4
Date: 21.05.1940
Physical description: 4
des Kaisers geschlagen — Blücher hatte Napoleon besiegt. (Nachdruck verboten.) 14 Männer. Mädchen und Motoren Ein Fernfahrer-Roman von Hanns Häwing Urheberrcchlschutz: Bildgur-Verlaa. Essen. Schutzwehr 15/1? Doch mit dieser einfachen Erklärung gibt sich Becher nicht Zufrieden, er trabt schweigend neben Rosa her und preßt die Lippen aufeinander. „Böse?" fragt sie kokett, sie schlägt mit einem himmlischen Augenaufschlag ihre getuschten Wimpern hoch. „Es ist nicht so. Wie Sie es sich vorstellen." Becher

atmet auf. „Eigentlich hätte ich es mir ja denken kön nen, denn soviel ich gehört habe, besteht ja auch zwischen ihm und Iolla Petereit etwas mehr als eine dicke Freundschaft." Rosa horcht auf. Langsam zieht sie die Luft durch die Nase ein. Dabei zittern ihre Nasenflügel unmerklich. „So erzählt man sich das?" sagt sie möglichst unbefangen unter Aufbietung aller Selbstbeherrschung. „Ja, und yian erzählt sich noch viel mehr." Rosa geht über die glatten Aschenwege wie über glühende Kohlen. Das Herz

sie ihr zartes Spitzentaschentuch. „Wodurch habe ich das verdient, ich arme, unglückliche Frau." Herr Becher hat hilflos den plötzlichen Gefühlsausbruch der armen, unglücklichen Frau über sich ergehen lassen. Die Leute, die sowieso in sonntäglichem Nichtstun durch den Park wan deln, glauben schon, daß er ein Tyrann ist, der einer Hilflosen Frau gemein zusetzt. „Wollen wir nicht umkehren, zurück in die Stadt?" Rosa knüllt ihr tränennasses und zerrissenes Spitzentuch zu sammen und steckt es in ihre Handtasche

schneller aus. „Ich weiß ein nettes Lokal hier, ganz in der Nähe", sagt er schnell. „Wollen wir dort essen?" Rosa nickt. Sie ist eine bescheidene Frau, mit allem zu frieden. Sie gehen zusammen in das von Albert Becher vorgeschla gene Restaurant und essen zu Abend. Das Thema Robert Kun kel ist allmählich verblaßt, wenigstens nimmt Becher es an. In Rosa dagegen bleibt ein schmerzender Stachel zurück und bohrt und bohrt -.. Nach dem Essen drängt Albert Becher zum Aufbruch. „Die Pflicht ruft", sagt

er und reicht Rasa ihre Handtasche. „Ich muß mit meinem Lastwagen weiter." Rosa nimmt seufzend ihre Handtasche und erhebt sich. „Ein schrecklicher Beruf, Ihr Beruf. Ich verstehe nicht, wie man von solch einem unregelmäßigen Leben begeistert sein kann." „Wer sagt Ihnen denn, daß ich davon begeistert bin", erklärt Albert Becher, während sie das Lokal verlassen und langsam nach dem Parkplatz schlendern, wo der Lastzug steht. „Wenn ich könnte, wie ich wollte, hätte ich schon längst die ganze Fahrerei

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Oberinntaler Wochenpost
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Page 2 of 12
Date: 06.06.1930
Physical description: 12
sich ein rascher Schritt auf der Stiege hören. Rosa trat ein und sah den Gefangeneist über ihren Vater gebeugt, bemüht, ihn emporzuhelfen. „Schöne Geschichten!" knurrte Gryphus mit vom Schmerz, verzerrtem Gesicht und einem wütenden Blick auf Kornelius, „da beeilt man sich, dem Gefangenen sein Nachtessen zu bringen, fällt in der hast und bricht sich dabei den Arm!" ,Ftill, mein Vater," erwiderte Rosa, „Ihr seid un- gerecht gegen diesen jungen Herrn, der Euch aufhelfen will. . i \ ij) p „13cf} bin Arzt," sagte

Kornelius „und werde Eurem Vater den gebrochenen Arm einrichten. Seid so gut und bringt mir zwei Bretterschienen und leinene Binjden." „Du hörst, Rosa," bemerkte Gryphus, „der Gefan gene wird mir den Arm einrichten; das ist eine Er sparnis." Mittlerweile war es Kornelius gelungen, den schweren Kerkermeister aufzurichten und Rosa schob ihrem Vater einen Stuhl hin, worauf sie verschwand, um nach einigen Minuten mit kleinein schmalen hölzern und einer großen Leinwandbinde zurückzukehrqn. Kornelius

hatte in der Zwischenzeit dem verletzten Rock und Weste ausgezogen und die Hemdärmel hinauf gestreift und richtete nun den Bruch ein, legte die Bretter schienen an und befestigte den verband. Bei dem letzten! Nadelstich wurde der Gefangenenwärter ohnmächtig. „holt Essig, Jungfer," sagte Kornelius, „wir werden ihm damit die Schläfe reiben." Doch ohne den Auftrag auszuführen, trat Rosa zu Kornelius hin, 'nachdem sie sich gehörig versichert hatte, daß ihr Vater ohne Bewußtsein wäre. „Mein Herr," flüsterte sie, „Dienst

Euch also, rettet Luch! Zögert Deinen > Augenblick, denn seht, mein Vater beginnt schön wieder aufzuatmen, in einer Minute vielleicht wird er die Augen ! öffnen, und dann wird es zu spät sein." 1 Kornelius blieb unbeweglich, indem er Rosa an- blickte. „versteht Ihr nicht?" sagte das junge Mädchen ungeduldig. „Wohl, ich verstehe," erwiderte Kornelius, „aber wenn ich Eurem edlen Rate folgte, würde man Luch anklag en." „was liegt daran?" sagte Rosa errötend. „Danke, mein Kind, aber ich bleibe." „Mein Gott

, mein Gott! habt Ihr denn nicht be griffen, daß Ihr verurteilt werden sollt, verurteilt zuin Tode auf dem Schafott, vielleicht in Stücke gerissen, wie Herr Johann und Herr Kornelius. Im Namen de; Himmels, kümmert Luch nicht um mich und flieht!" „heda!" schrie Gryphus, aus der Ohnmacht er wachend, „was schwätzt Ihr da beide mitsammen?" „Nichts," antwortete Rosa, „der Herr gibt mir nur die Verhaltungsmaßregeln, die Ihr zu befolge;: habt." „So, die verhaltmrgsmaßregeln, die ich zu befolgen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 31.01.1919
Physical description: 12
besetzte Gebiet erlange und ihr die Möglichkeit geboten werde, die Gefangenenlager, in denen sich Ti roler befänden, zu besichtigen und den Gefangenen die Grüße ihrer Familien und Unterstützungen aus der Heimat, zu überbringen. Kloster sehr nützlich sein. Rosa war eine eben so tätige wie uneigennützige Verfechterin der Angelegenheiten des Klosters. Sie mischte fick aber, wie es ihr neuer Stand erforderte, nicht viel in das Treiben der Gesellschaft, sondern besuchte in Petersburg nur die ihr nahen

. Am Tage vor ihrer Abreise ging Rosa aus, um bei einigen Freun den Abschied zu nehmen, die ihr einen Wagen geschickt hatten. Tonte Sans erklärte sich ohne weitere» dazu be reit und versprach» ein diesbezügliches Ansuchen an die italienisch« Regierung sofort weiterzuleiten. Infolgedessen wurde das Präsidium des Roten Kreu zes gebeten, eine Vertretung in die Gefangenenlager Italien« zu entsenden; vom Präsidium de» Roten Kreuzes wurde hiefüc die Präsidentin des Roten Kreu zes. Exz. Tfchurtschenthaler

und werde ihm nicht mehr lange helfen kön nen!" Rosa griff hastig nach dem Papier und las es; es war ein Armutszeugnis, das der Pfar rer ihrer Pfarrei ausgestellt hatte. Sie er innerte sich dabei so lebhaft an jene unglück liche Zeit, wo sie selber auf der Stiege des Rathauses saß und umsonst das Mitleid des Publikum suchte. Die Aehnlichkeit zwischen der Lage dieses armen Mädchens und der jenigen, in der sie sich selbst einst befunden, rührte Rosa tief; sie gab ihr das wenige Geld, das sie bei sich trug und versprach

Begeisterung für die Zentra len von dieser Seite, daher das fortwährende Droh-m mit der Straße, sobald die Regierung Auf der Rückreise nach Nijni hielt sich die Aebtissin einige Zeit in einem Nonnenkloster zu Nowogorod aus. Dort war die Regel we niger streng und die Lage des Kiosters wäre für den Zustand der armen Novizin viel gün stiger gewesen. Rosa halte im Konvent zu Nijni eine besondere Freundin, die eine Schwester in Nowgorod hatte, wo sie sich eben befand, Diese letztere bekümmerte

sich nun besonders um die kränkliche Rosa und suchte während deren Aufenthalt in ihrem Kloster deren Freundschaft zu gewinnen. Sie teilte ihr mit, daß ihre Schwester Dispens erhalten, das Kloster zu wechseln und von Nijni nach Nowogorod zu kommen und sie riet Nosa recht eindringlich, dasselbe zu tun. Die Aebtissin, welche ihre geliebte Novizin sichtli chdahinsiechen sah, willigte trotz ihrer großen Zuneigung für sie ein und tat nach ihrer Rückkehr nach Nijni alle hiezu nötigen Sckritte, Rosa verließ also bald

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 09.01.1912
Physical description: 8
die Erinnerung an ihr letztes Scheiden von ihm wieder auf, und es deuchte ihr unwürdig, ihn wieder auf ihre Nähe zu ziehen, da es ihm — und bei dieser Vorstellung traten ihr die Tränen in die Augen — jetzt vielleicht gelungen war, sie zu vergessen und auf eine andere Art glücklich zu sein. Durch diese wechselnden Betrachtungen aufgeregt und sich bald für diese, bald für jene Maßregel ent scheidend, bald alle verwerfend, brachte Rosa die Nacht in schlafloser Bangigkeit hin und faßte, nach dem sie am folgenden

Tage die Sache abermals überlegt hatte, den verzweifelten Entschluß, trotz aller Bedenken Harry Maylie zu Rate zu ziehen. „Wenn es ihm auch peinlich sein wird, hierher zu rückzukehren, ach! Wie peinlich wird es erst sein für mich!" dachte sie sinnend. „Doch vielleicht kommt er nicht; er wird vielleicht schriftlich antworten oder auch kommen und mich ängstlich zu meiden suchen — wie damals, als er fortreiste. Ich hatte es nicht er wartet, doch es war besser für uns beide — viel bes ser," und Rosa

zu haben, als Oliver, der mit Mr. Giles von einer Wanderung durch die Stadt zurück gekehrt war, in atemloser Hast und lebhaftester Un ruhe in das Zimmer trat, pie wenn ein neues Un glück zu befürchten wäre. „Oliver, warum siehst du so erschreckt aus?" fragte Rosa, ihm entgegentretend. „Rede, mein Kind." „Ich kann kaum; mir ist es, als ob ich ersticken müßte," erwiderte der Knabe. „Ach, daß ich ihn doch noch gesehen und daß Sie sich überzeugen werden, daß ich Ihnen die reine Wahrheit erzählt habe!" „Ich habe nie

daran gezweifelt, daß du die Wahr heit geredet hast, mein Lieber," versetzte Rosa be sänftigend. „Doch was bedeutet dies alles — von wem ist die Rede?" „Ich habe den Herrn gesehen," erwiderte der Knabe, „den Herrn, der so gütig gegen mich war, — Mr. Brownlow, von dem wir so oft gesprochen haben." ,",Wo?" fragte Rosa. „Er stieg aus einem Wagen und ging in ein Haus," erwiderte Oliver, indem Freudentränen aus Persien. * Russische Gewalttaten. Rußland versucht mit den Mitteln brutaler Gewalt in Persien

mich nicht und ich zitterte so, daß ich nicht imstande war, zu ihm zu gehen. Aber Giles erkundigte sich, ob er in dem Hause wohnte, und man sagte Ja. Sehen Sie," fuhr er fort, ein Stück Papier entfaltend, „hier steht es, da wohnt er — ich will sogleich hingehen. O Gott, ich werde mich nicht fassen können, wenn ich ihn sehe und seine Stimme wieder höre!" Rosa Maylie hatte unter diesen und noch vielen ähnlichen Ausrufungen der Freude des Knaben große Mühe, Mr. Brownlows Adresse zu lesen, „Craven-Straße, Strand

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Page 1 of 10
Date: 12.09.1930
Physical description: 10
Wilhelm vor Dra men fort, „Ihr wäret nahe daran, ein verbrechen zu begehen; doch ich werde nicht Luch dafür strafen, sost- dern der wahrhaft Schuldige wird büßen. Ein Mann, der den Namen van- Baerle trägt, mag Verschwörungen anzetteln, selbst verrat üben.... doch soll er keinen Diebstahl begehen." „Einen Diebstahl!" rief Rosa, „er, Kornelius! o, gnädigster Herr, wenn er lLur-e Worte vernähme, so würden diese ihn sicherer töten, als das Beil d!es Hen kers auf dem Buytenhof. wenn ein Diebstahl begangen

worden ist, gnädigster Herr, so schwöre ich es, daß ihn dieser Mensch hier verübt hat." „Beweiset es," sagte Boxtel mit Kälte. „Die Tulpe gehörte also -EM?" frug ihn Rosa 'mit herausfordernder Miene. „3a". „wieviel Awiebelknosp-en waren Vorhänden?" Boxtel stockte einen Augenblick, doch er begriff, daß das junge Mädchen nicht diese Frage tun würde, wenn nur die zwei ihm bekannten Zwiebelknospen allein exi stierten. „Drei," gab er zur Antwort. „w!as ist aus diesen Zwiebeln geworden

?" „was aus ihnen geworden- ist. . . .?, Die eiste ist zu Grunde gegangen, aus der anderen entsproß die schwarze Tulpe..." „Und die dritte?" „Die dritte?" „Die dritte, wo ist sie?" „Die dritte ist bei mir," erwiderte Boxtel verwirrt. „Bei Euch? wo denn, zu Löweiisteist?j" „Zu Dordrecht," versetzte Boxtel. „Ihr lügt," rief Rosa. „Gnädigster Herr," fügte sie, an den prinzest gewendet, hinzu, „die wahre Ge schichte dieser drei Zwiebelknospen werde ich Euch -er zählen. Die erste wurde von meinem Vater im Kerker

sie hier, gnädigster Herr." Und Rosa wickelte die Zwiebelknospe aus dem pa pier und reichte sie d-em prinzest hist, der fie in die Hand nahm. während der Prinz die Zwiebelknospe mit großer Aufmerksamkeit untersuchst, überflog Rosa hastig die Zei len, die auf dem papier geschrieben waren, welches sie in der Hand behalten hatte. Plötzlich flammten ihre Augen auf, sie las, hoch- aufatmend, noch einmal das geh-eimstisv-olle Blatt, und stieße einen Schrei aus. „jO, leset, gnädiger Herr, im Namen des Him mels, leset

, Ihr behaltet dieses junge Mädchen und die Tulpe bis auf weiteres hier. Lebt wohl." Alles verneigte sich und d-er Statthalter schritt ge beugten Hauptes hinaus. Boxtel kehrte mit sehr gemischten Gefühlen in d-en „Weißen Schwan" zurück. Jenes papier, welches Wil helm aus den Händen Rosas empfch^gen, gelesen und mit großer Sorgfalt zu sich gesteckt hatte, machte ihm Unruhe. Rosa näherte sich der Tulpe und küßte voll Fröm migkeit das Blatt, indem sie murmelte:

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Page 1 of 10
Date: 13.06.1930
Physical description: 10
. hieher kam der Aktuar, um ihm das Urteil vor- Blesen. Meister Gryphus wurde durch das Fieber, welches ihm der Armbruch verursachte, an das Bett gefesselt. > Das Schließeramt versah ein Stellvertreter, hinter wel- ( chem, als er den Aktuar heroinführte, Rosa folgte. Sie blieb an der Türecke zurück und hielt sich ein J , Taschentuch vor den Mund, um ihr Schluchzen zu unter drücken. Kornelius hörte das Urteil mit einer mehr über raschten als traurigen Miene an. Dann fragte ihn der Gerichtsaktuar

sich ein plötzliches Schluchzen hören. Kornelius neigte sich, um zu sehen, von wem dieses Schluchzen komme, doch Rosa hatte seine Bewegung bemerkt und sich in den Hintergrund zurückgebogen. „Und um welche Stunde?" fragte Kornelius weiter. „Um die Mtttagsstunde." .„Teufel," sagte Kornelius, „ich habe?, glaube ichs, vor kurzem zehn Uhr schlagen hören, da habe ich keine , Zeit zu verlieren." „Uni Luch mit Gott zu versöhnen, bleibt Euch Zeit genug, mein Herr," sagte der Gerichtsaktuar, indem er sich bis zur Erde

er einige Stufen hinab ulnjd setzte sich mitten auf der Stiege nieder, so daß der obere E Teil durch ihn, der untere durch den Hund bewacht wurde. Das junge Mädchen schritt auf Kornelius zu, bliche ihn aus ihren großen, blauen, tränenverschleierten Augen an und preßte beide Hände gegen das Herz. „Ach, mein Herr, mein Herr!" sprach sie. Schluch zen erstiche ihre Stimme. „Mein schönes Kind," versetzte Kornelius ergriffen, „was wünscht Ihr von mir?" „Ich komme, um mir von Luch eine Gunst zu er bitten," sagte Rosa

Hand und versprecht mir, nicht zu lachen, mein Kind." ,/Lachen," rief Rosa, „lachen, in diesem Augenblick! Ihr habt mich wohl noch nicht recht angesehen, Herr Kornelius!" „Ich habe Luch angesehen, Rosa, und zwar mit meinen leiblichen und geistigen Augen. Nie stänld ein schöneres Geschöpf, nie eine reinere Seele vor mir. Wenn ich Luch in diesem Augenblicke des Scheidens nicht mehr ansehe, so ist es deshalb, weil ich auf dem Punkte stehe; das Leben zu verlieren und nichts zurücklassen

will, was mir den Abschied aus dieser Welt erschweren könnte." vom Wachtturme des Buftenhofes ertönte die elfte Stunde. Rosa zuckte zusammen. „Beeilen wir uns," sagte Kornelius und zog aus seiner Brusttasche das Papier, welches die drei Zwiebel knospen enthielt. Er hatte sie unter dem Stein, wo er sie verborgen, wieder hervorgenommen, nachdem er nicht mehr befürchten mußte, durchsucht zu werden.

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