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Volksbote
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Page 6 of 8
Date: 27.01.1938
Physical description: 8
beim Schneiden von Hühneraugen! Dies, sowie das Nägel schneiden, soll nur an gründlich gewaschenen Füßen mit in Spiritus gereinigten Scheren oder Messern vorgenommen werden, da sonst leicht Blutvergiftungen entstehen. Alle klei- Die Nordlicht Grscheinnng in ganz Europa gesehen — Die stärkste seit Meitschengedeuken telstück unter einer Sammlung kleinerer Schnitzereien untergebracht. Darunter an geheftet ein kleines Schild mit der Bezeich nung: Sauswappen des Tannhofes — Robert Meißner

. Mit nicht geringem Stolz erfüllt es Robert, daß man seiner Arbeit solche Ehre angetan hat. In dieser Umgebung mußte sein Wap penschild schön auffallen. Nein, man konnte unmöglich dran Vorbeigehen, ohne ihm einen Blick zu schenken. Robert will gleich die Probe machen und nochmal zurückgehen. Da schlendert eben eine Gruppe von drei Be suchern vom Hauptgang herüber. Zwei Herren und eine Dame sind es. Sie haben es anscheinend sehr eilig. Aber segt . bleibt die Dame plötzlich stehen, läßt den Arm des einen Begleiter

los und sagt, mit Ueber- raschung in der Stimme: „Ach sieh doch, Otto, dies Wappen da!' Sie streift Robert mit einem flüchtigen Blick und wendet sich wieder an ihre Begleiter. „Ein richtiges, kleines Kunstwerk, nicht wahr?' Und dann liest sie halblaut den Namen auf dem Schild: Hauswappen des Tannhofes — Robert Meißner. Robert ist etwas zur Seite getreten und kann die Fremden nun ungestört betrachten. Die Dame sieht noch sehr jung aus, ihrem Wesen nach könnte sie aber schon Mitte bis Ende

der Zwanzig sein. Vielleicht ist sie auch noch älter. Robert kann das nicht so unter scheiden und soll das auch nicht, denn sie ist sicher die Frau des großen, schlanken Herrn, auf desien Arm vorhin ihre Hand lag und der jetzt mit ein paar Sätzen sein Urteil über das Schnitzwerk abgibt. „Gewiß, du hast recht, Hilde', sagt er. Wenn das Wappen aus Bauernhand stammt md der Abteilung nach müßte das ja der Fall ein. dann verrät es eine ganz ursprüngliche gegabung; solch bäuerliche Talente sind übri- ,ens

hierzulande gar nicht so selten. Man aüßte sich im Sekretariat einmal nach dem Rann erkundigen.' „Robert Meißner', liest jetzt die Dame oieder und schüttelt den Kops. ..Den Namen >abe ich noch nirgends gelesen.' Dann gehen sie langsam weiter, vorüber in Robert, der nochmals einen Blick aus ,roßen, dnnklen Frausnaugen auffängt. Ein fragender Blick ist es und Robert fühlt, wie ihm alles Blut ins Gesicht steigt.' Er wendet sich schnell ab und setzt seinen Rund- gang durch die Ausstellung fort

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 24.02.1938
Physical description: 8
mit Robert redet. Mit einem Scherz wort hatte sie sich von ihm verabschiedet. Er war zckm Seewirtshaus zurückgeganaen. Suchend schritt er unter den Bäumen dahin. Die Gäste saßen alle im Freien. Einfache Glühbirnen gaben einen spärlichen Schein. Bald hatte kein Blick das Paar an dem Tisch chen entdeckt. Robert Meißner spürt sein Herz klopfen. Das ist der Herr, der in Passau bei ihr war, den er für ihren Mann gebalten hatte und bei dessen Erwähnung ein Schatten über ihr Gesicht gefallen war. Sein Fuß

ist wie auf die Stelle gebannt. Jetzt sieht er, wie der Herr lächelnd sich zu Hilde beugt und ihre Hand ergreift, die sie ihm laßt, ja sie. neigt sich zu ihm hin und flüstert ihm etwas ins Ohr. Es muß etwas sehr Liebes und etwas sehr Fröhliches sein, oenn Hilde Bergendorf lacht belustigt auf wie ein Mädchen, und er lacht auch. * Robert Meißner bricht der Schweiß aus allen Poren. Qualen der Eifersucht brennen in ihm. Sollte er vorstürzen und den Neben buhler packen? Sollte er dieser falschen, treulosen Frau offen

ihre Schande ins Ge sicht schreien? — Das war ja Unsinn! Er konnte sich nur lächerlich machen! Was hatte er, Robert Meißner, der Tannhofbub und Bildbauerschüler, für ein Recht auf diese Frau? Hatte sie ihm auch nur den Anlaß gegeben zu glauben, sie liebe ihn? — Aber warum kam sie dann hierher? Und warum mit diesem? — Und warum setzte sie ich hier ins Licht vor aller Augen und ließ ich vom anderen schmeicheln und streicheln? Dar das ein Theater? Tat sie es nur, um ihn zu reizen, eifersüchtig

zu machen? Sie mußte doch wissen, daß er sofort zurückkehrte zu ihr, wenn er Linde hetmgebracht batte? Oder halt, jetzt glaubte er. das richtige qe- troffen zu haben: Sie war auf Linde eifer süchtig!. Sie hatte ihn mit Linde gesehen! Za, so war es! Und nun stürzte sie sich aus Hatz und Wut voll Verzweiflung in die Arme des nächstbesten Mannes! O Robert Meißner, was für ein irrsinniges tgxichtes Zeug fuhr dir ist Blitzesschnelle durch den Kops, als du im Schalten einer > großen Buche standest und auf das Paar

am Tischchen starrtest! Und warum traust du dich nicht einfach an den Tisch hinzutreten, zu grüßen und dich aufsordern zu lasten, Platz zu nehmen? Dann wärst du dem Herrn vor gestellt worden. Er ist ein freundlicher Herr, ein weltgewandter, reifer Mann. Und du hättest erfahren, Robert Meißner, daß dies der Verlobte der Hilde Bergendorf war, mit dem sie schon seit Jahren zum Bund fürs Leben sich verkvrochen. zwei gesund empfin dende. treu sich liebende, kluge Leute, du bättest auch^ erfahren, daß der Herr

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 22.04.1938
Physical description: 8
. Robert bog eben von der Schwanthaler Straße in den Torbogen ein, da fährt er zurück! Tine Bremse kreischt hart auf. Beinahe hätten ihn die Kotflügel eines Autos ge-, .streift. Der Wagen steht und Robert will oben seinem Unmut Luft machen, da bleibt ihm das Wort in der Kehle stecken. Unter der braunen Lederkappe des Fahrers sehen ihn ein paar graue Augen scharf an. Ern Mund öffnet sich, als möchte er etwas sagen. Das Gesicht kennt er, es ist ihm unver geßlich! Dr. Karras, jener Herr vom See wirtshaus

I Dann ist die Frau an seiner Seite ganz gewiß Hilde! Robert Meißner steht noch immer auf dem gleichen Platz, unfähig, nur ein Glied zu rüh ren, und schaut dem Wagen nach, der soeben langsam in den Hof rollt. Natürlich! Er hätte es sich denken können, daß sie auf das Künstlerfest kommen würden. Auf einmal zuckt er zusammen. Der Wagen hält vor dem Eingang des Theaters. Eine Dame steigt aus. Entzückendes Abendkleid. Die Dame winkt. Wem winkt sie denn? — Robert stockt plötzlich der Puls. Er spürt einen Schmerz

in der Brust. Dann braust es ihm in den Ohren! Das ist Hilde Bergendorf! Sie steht dort vor dom Theatereingang und winkt ihm zu! Ihr Gesicht strahlt! Und hinter ihr der Mann im Wagen? Das ist er. den Robert haßt. Ja, das ist Dr. Karras. Hildes Mann. Er hatte den Mann am Gehsteig sofort erkannt und Hildo angestoßen: „Sieh da. dein Schützling, der Bildhauer! Er will auch zum Fest. Hol ihn doch her. daß er den Abend an unserem Tisch verbringt!' „Aber gern!' Mit einem Sprung war Hilde aus dem Wagen und sucht

sich jetzt ununterbrochen winkend einen Weg zrl ihm zu bahnen. Daß er ihren Grnß nicht erwidert? Hat or sie wirklich nicht erkannt? Aber er hat sie wohl erkannt. Er steht still. Keinen Schritt ihr entgegengehen! Rein! Der ganze Trotz und Eigensinn der Tannhofbuben zeig! sich. Kein Schritt zu ihr! Und wenn sie kommt, wenn sie es wagt, ihm entgegen- zuiretsn, jetzt als Frau jenes anderen, wird er ihr seine Verachtung ins Gest Frau Hilde kommt näher. Es befremdet sie, daß Robert sie nicht erkennt. Zn Robert Meißner tobt

es. Eifersucht, verletzte Eitelkeit, Grimm, Wut, Enttäuschung streiten in ihm mit der Sehnsucht, diese Frau, die hier hinreißend schön auf ihn zugeht, ein fach an sich zu reihen. Immer noch tut er keinen Schritt ihr ent gegen. Jetzt muß er sie doch erkennen! „Robert!' ruft sie und erhebt nochmals die Hand. Er verzieht keine Miene, rührt sich nicht. Rur seine Äugen lodern ihr entgegen. Aufs äußerste befremdet starrt sie ihn an. Dann ist es doch ein Fremder? Aber nein, das ist Robert Meißner! Jetzt öffnet

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 30.12.1937
Physical description: 8
hat der Tag zwar iir aller Pracht begonnen, aber gegen Mittag zu wird es schwül und drückend. „Es wird ein Wetter geben', sagt,die Tann hoferin zu Robert, der mit ihr unter - der Haustür.steht. Prüfend schaut der Junge zum Himmel auf. „Ich denke, eg wird sich halten bis zum Abend.' Der Weg zur Ruine führt am Tannhof vor b e i ! - Und'jedesmal. Meun wieder eine KW^'Äürschön?.ünd/ Mädeln ^-vorbeikommt, rüjM-Min den,H'of: ' „Was ist.Robert? Gehst net mij?'. „Gleich kommen wir nach.' Run kommt auch Christoph

aus dem Haus, den Hut unternehmungslustig aufs linke Ohr gedrückt, die Hände in den Taschen vergraben. ,,So, 'sagte er frohgelaunt, «jetzt kann's aufgehn!' - Bärbel ist auch fertig und es ist eigentlich auf nichts mehr zu warten. Und trotzdem zögert Robert immer noch. Sein Blick geht immer wieder den Weg binunter. Soeben biegt wieder eine Schar, in den Fußweg ein und Robert späht angelegentlich hinüber. ! Linde Burgstaller ist dabei. Er hat sie so fort erkannt. Und auch die. Mutter hat sie erkannt

, denn sie tritt von der Türe weg ins Haus hinein. „Gehn wir', drängt Bärbel. »Jetzt wart nur noch ein bitzl', meint Chnstoph. „Da kommt ja eine ganze Gesell schaft von guten Pekannten. Die Linde ist, auch dabei! Robert.-da gehen wir mit.' Die Mädchen kommen näher. Voraus schritt Linde. Rosalinde Burgstaller. kurzweg Linde geheißen, ist schön-auf ihre Art. In /ihren weichen Bewegungen liegt -etchas wie.leise Schwermut und. ihre dunkelblauen-Augen sind wie zwei klare Brupnen, in die man ruhig hinelnschauen

kann. Helles,, blondes. Haar ringelt sich über ihre Stirne.und die zwei schweren Zöpfe sind um den Kopf gewunden wie eine Krone. Man wäre' fast versucht, sie stolz zu nennen bei ihrer ruhigen, zurückhal tenden Art. Im neunzehnten Jahre steht sie jetzt, aber sie fchaut so sinnend tn die'Ferne, daß man sie älter, reifer schätzt. „Grüß dich Gott, Robert' ruft sie schon von weitem und winkt mit der Hand. Ihre Augen leuchten, und -wie sie jetzt näher tritt, sicht Robert, daß eine leise Röte in ihre Wangen

gestiegen ist. Ist es von der frischen Lüftend vpn der AnstrenguNg des Wanberns, öder ist es die Freude des Wiedersehens? Sie schaut ihm tief inlvie Augen. Uird nun weiß er, es hat sich nichts Lei ihr geändert/ Sie ist noch die Linde wie früher und . dieses Jahr, das sie jetzt kn der Klinik der großen Stadt zugebracht hat, hat nichts vor ihr ge nommen. „Grüß dich Gott, Linde', sagt Robert und seine.Stimme zittert fast. Auch ihn hat die Was ist Fr'eude des Wiedersehens erregt, das Mädchen hübsch geworden

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 16.12.1937
Physical description: 8
zu den Tannhoferbuben nicht mehr ganz fo unbe fangen wie bisher. Die Bärbel freilich, die' gab sich alle Mühe, daß niemand etwas merke von der Not ihres Herzens und ihrer schmerz lichen Liebe, die dem Robert gehörte. Aber ein so junges Ding kann fein Herz nie ganz verstecken. Die Mutter durchschaute sie, aber sie schwieg und lächelte über diese erste heim liche Jugendschwärmerei. * Die Bärbel breitet eben in der Stuve oas blaugewürfelte Tuch über deu Tisch, als Robert in den Hof fährt. Die Mutter trägt

die Milchsuppe auf, Trine, die Magd kommt in die Stube, hinter ihr Steffel, grauhaarig und den Rücken gekrümmt von der Last seiner siebzig Jahre. Sie nehmen alle reihum Platz am Tisch, ziehen die Löffel unter der Tischplatte vor, warten aber mit aufgestütz-- tem Ellbogen, bis auch Robert kommt. Dann macht die Mutter das Kreuz und betet vor. Robert streift zuerst noch seine Stiefel ab, hängt seine Joppe über die Herdstange und nimmt dann auch Platz. , „Hat er wieder.recht narrisch aufgeladen g'habt

, der Schreiner?' fragt die Mutter. Robert nickt. „Drei Kubikmeter grünes Holz für zwei so leichte Ochsen. Noch dazu, wo die Wege jetzt im Frühjahr so schlecht sind. Drtng'hängt ist er bis in die Achs.' Kaum ist das Essen beendet, kommt auch Christoph heim. Ihn hatte die Tannhoferin nach Wicking geschickt zum Lärchenbauer um einen Saathafer. ‘ „Pressiert hahs dir grad net', meint die Bäuerin, während sie das Spinnrad aus dem Ofenwinkel nimmt und in den Lichtkreis der Lampe stellt. „Hast einkehrt

- schüsserl. Das Spinnrad schnurrt bereits. ' „Steffel, das kannst du machen, morgen früh den Hafer holen.' . Cbristovh macht sich nun über das Essen her. das ihm Bärbel aus der Küche brngt. / Robert zündet sich feine kurze Pfeife an, nimmt dann von dem großen Kachelofen einen unförmigen Klotz linoenes Holz her unter und schärft mit einem Wetzstein sein Schnttzmeffer. „So. so, die Linde hat dich aufgehalten?' ragt er dazwischen kühl, als ob es ihn nicht onoerlich interessierte

. „Ist sie denn wieder >«?' „Ja, ich mein, das solltest du eigentlich besser wissen', war Christophs Antwort. „Sie wird übrigens hübscher mit jedem Tag: sie hat mir auch einen schönen Gruß an dich aufgetragen.' Da hebt die Mutter dag Gesicht und ein scharfer Blick trifft Christoph Robert senkt den Kopf und setzt das Messer in das Holz, aber Christoph plaudert weiter: „Wirklich sauber ist sie beworben und ein nettes Wesen hat sie immer noch. Du bist ja so wie so Hahn im Korb bei ihr.' Da steht die Mutter auf; ihr Gesicht ist vor Aerger rot. „Bon

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 05.05.1938
Physical description: 8
können sein verschüttetes Leben wieder aufrichten. + Drei Tage später bringen sie Rösalinde Burgstaller durch den Wald herunter ins Tal. Die Glocken läuten, und die ganze Luft ist durchzittert von diesen ernsten, schwer mütigen Klangen. Unübersehbar ist die Menschenmenge, die am Waldrand wartet und nun hinter dem Sarge hergeht nach dem Gottesacker von Wolfsbach. Robert geht neben Hellmut Burgstaller und dessen. Vater gleich hinter dem Sarg. Ganz deutlich kann man jetzt im Sonnenlicht sehen, wie grau sein Haar

, dieser.Geistliche, und hämmert nicht auf dem Schmerz der Hinterbliebenen herum, sondern zeichnet den Weg der Toten als einen lichten Pfad zur Höhe, den Rosa- linde Burgstaller nun gegangen sei. An dem Tag denkt Robert, .an dem Linde zum ersten Male in sein Leben trat, als er die crste-Schaufel auf den Sarg wirft. Bet der zweiten Schaufel muß er des Tages gedenken, an dem sie zu ihm sagte: ich bin so froh, daß du mich lieb hast. Bei der dritten Schaufel ist ein Stein dabei, und der schlägt so dümpf. auf das Holz

da unten, daß er erschreckt zu sammenzuckt und an nichts mehr denken kann. Rach der Beerdigung läßt ihn Dr. Burg staller nicht gleich fort. Er bittet Robert in ständig. daß er für den Rest des Tages bei ihnen bleiben möge. Er möchte ihm gerne etwas schenken, denn er wisse, daß dies Ge schenk auf dem Tannhof wohl immer einen Ehrenplatz einnehmen wird. Es ist ein Bild das Robert ausgehändigt bekommt. Eine Photographie, auf der sie ihr Siminelschlüsselkleid anhat und die eigentlich für. ihn schon bestimmt

war. denn auf der Rückseite steht von Lindes Hand geschrieben: „Dem lieben Robert zugeeignet.' Spät am Abend geht Robert Heini, stellt das Bild auf den schönsten Platz in der Stube und sagt zu Bärbel: „Sorg du dafür, Bärbel daß Linde immer die schönsten Blumen hat.' Dann zündet er sich die kurze Pfeife an und setzt sich auf die Hansbank. Tief und mit flimmernden Sternen hat sich die Rachi herabgesenkt. Robert schaut den Rauchwolken seiner Pfeife nach, die ebenso grau sind wie seine Gedanken. Er merkt es kaum

, daß nach einer Weile Bärbel und die Mutter kommen und sich beidseitig zu ihm setzen. Die Mutter sägt nur einmal: „Es ist. ein Elend, wenn der Mensch so jung, sterben muß.' Da hebt er zum ersten Male den Kopf. „Weiß nicht, Mutter, ob es ein Elenh ist. Leben müssen ist oft ein viel größeres Elend.' Die Mutter schaut ihn von der Seite an, sagt aber vorerst nichts. Erst als Bärbel ins Haus geht, fängt sie an: „Du sollst net soviel vor dich hinsinnreren, Robert. Es hat halt net sein sollen, daß ihr zwei zusammenkommt

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 17.03.1938
Physical description: 8
. daß viel- leichtijemand von Robert etwas sagen'Möchte.' Aber was gäbe es da viel zu sagen? Sie. grollt Linde immer noch, weibsie es war, die den Buben- zur - Bildfchnitzmei brachte und letzen und ihr sagen, daß er eine andere Sie kann es nicht. Der Donaubote hat einmal einen kurzen Artikel über den Künstler Robert Meißner ' aus dem Bayerischen Wald gebracht. Darüber kanst man sich lange Zeit unterhalten. And danfi wird der Name Robert wieder nicht mehr genannt, weder von - der Mutt' r, .noch vpn. Bärbel und Linde

. Es 'ist wie eine ge- heiMe.Abmachung, daß keine der anderen weh tun will.. Es wäre auch gar nicht gut, wenn Linde eittmäl zu ihr käme und fragen würde: „Wißt ibr denn .nichts von Robert?' Dann müßte ih . die stolzS Tannhoferin wühl demütig- den e selbst nichts weiß von ne sagen, eine. Kopf neigen, weil ihrem Sohn. Rur Bärbel'könm kuM Karte sei gekommen. Air einem Sonntag macht die Tannhoferkn eitfen, Besuch in ihrem Heimatdorf. Trine ist AltAAMAilW ebenfalls zu ihrenEltern gegangen und Sief fel-sschläft. Bärbel will den schönen

von mir damqls, aber ich Lab net. anders können.' Vielleicht war es bloß der Reid. auf Robert.' . - Er!läßt sie stehen und'Leht ins Haus, Brauchst.dich mit dem Robert nicht mehr zu raufen. um mich, denkt Bärbel bedrückt/ er will von feiner Bärbel nicht mehr, viel wissen.' Dann- eilt, sie den Hang hinauf zuM Wald,' um Linde,im Sanatorium aüfzusuchen. Auf halbem Wege kommt ihr die Freundin schon entgegen. „Kommst'du zu Mir, Bärbel?' begrüßt ... - fl,.* - - Ltnde die Freundin;' „gerade wollt' ich. dich abholen

, um . dir etwas ganz. Schönes zu zeigen.! Rät', einmal, was es ist! Aber du wirst es doch nicht erraten. Den Platz will ich dir zeigen, wo einmal das Haus hin- tomtittr ,,Was für ein Haus?' ftagt Bärbel ver ständnislos. . - „Na, unser Haus. Das haben wir schon damals ausgemacht, ich und Robert. Siehst du, dort oben, wo dis Blöße ist.' . Sie gehen bis zu dem Platz hin und setzen? sich ins Moos. Linde beschreibt mit einer Armbewegung das ganze'Viereck, in dem das Haus stehen soll. „Weißt du,' sagt sie, „vorn hält

ich gerne eine Veranda und auf der Rückseite soll das Atelier/fein, wo Robert arbeiret. Und an den Sonntagen kommst du dann zu uns auf Besuch, nicht wahr? Ich Hab mir das alles fchon ausaebacht. Da gibt es dann Streusel kuchen. Den ißt du doch so gern?' . „Ja, den mag ich gern', antwortet Bärbel unfein wehes Lächeln zuckt um ihre» Mund. . n Mi „Also, das ist dann schon ausgemacht, nicht wahr? -Und'bei'der. ^ “ _ „ochzeit mußt du ineine Brautiungfer machen.' „Rein, das kann ich net', murmelt Bärbel

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 10.02.1938
Physical description: 8
. . Urheberrechtsschutz durch Verl.-Anst. Mauz, München. (8. Fortsetzung» Ob sie wohl auch an ihn denkt? . . ... ^l auch das wäre, wenn ste Türe hereinträte.und kam und allein. Robert Vorstellung. Sie wird daheim sein und unter dem Lich terbaum sitzen jetzt um diese Stunde. Ja. er steht ste ganz deutlich vor sich. Er sieht den großen schlanken Mann, der damals in ihrer Begleitung war, wie er auf sie zugeht und ihr zu Weihnachten etwas schenkt. Eine Hals kette vielleicht, eine dunkle, schwere Kette

treten heraus. Aus der Kirche dringt helles Licht und legt sich auf die Schneedecke. Weithin leuchtet es in die Gassen und Winkel und zu den Hügeln hinauf, von denen eilige Menschen herunter- rommen. Da schlüpft auch Robert in seinen Mantel und: verläßt das Haus, um in der Kirche die Geburt des Kindes mitzufeiern. > In angestrengter Arbeit und heißem Be mühen um Stoff und Form vergehen für Robert die längen Wintermonate. Run schaut wieder der junge Frühling, durch die hohen Fenster, des. Werkraumes

. In weißen Mänteln' stehen die jungen Schnitzer an ihrem Platz, jeder, in seine Arbeit vertieft. Da öffnet sich eines Tages die Türe und Professor Hagen betritt mit mehreren Gäste den Saal. Robert nimmt keine Notiz davon und schaut von feiner Arbeit gar nicht auf. Es. kommt jetzt öfters vor. daß die Schule von Fremden besucht wird er hat eine kleine Ab neigung dagegen, wenn sie dann stehen blei ben und genau wissen wollen, was dies und jenes werden soll. Er haßt die Menschen überhaupt, es gärt

in ihm. Robert arbeitet an einem Christuskopfund das Messer in seiner Faust reißt Faser um Faser aus dem harten Holz. Da stupst ihn sein Nebenmann, der Moßberger Andreas. „Schau hin, Bertl, die schöne Frau neben dem Professor.' Robert dreht das Gesicht und zuckt zu sammen. Frau Hilde! Sie trägt «inen hellgrauen Mantel und hat einen Photoavparat über der rechten Achsel hangen. Der Professor unterhält sich angeregt mit ihr, aber ihre Blicke gehen suchend über die -Schüler hin. Im nächsten Augenblick finden

ihn ihre Augen. Voll und warm ruht ihr Blick aus ihm. Er grüßt hinüber und sie erwidert mit einem, leisten Neigen des Kopfes: Ganz langsam geht sie dann die Reihen durch, der ganze Schwarm zieht hinter ihr her. Bei-jedem bleiben, sie stehen und endlich kommen sie- auf Robert zu. Wie oft hat er sich diese Begegnung in Ge danken zurechtgelegt. .Ganz genau hak.er sich vörgesagt, was er dann sagen wird. Und nun weiß er überhaupt nichts anzufangep. Eine grenzenlose Verlegenheit überkommt ihn und seine Hände

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Page 3 of 8
Date: 20.01.1938
Physical description: 8
, seinen Bruder zu Hassen. In diesen Tagen arbeitet Robert fleißig an einem Schnitzwerk. Es ist 'das Hauswappen des Tannhoses, das am First angebracht wer den soll: ein ovales Schild mit orei Tannen im Mtttelstllck und zwei aufrecht stehenden Hirschen, die das Schild halten. Bon einem alten bemalten Blechschild hat er das Haus- wappen abgenommen und versucht es nun ge treulich in Holz nachzubilden. Selbst die-Tannhoferin hat im stillen ihre Freude dran und hält nicht zurück mit ihrer Anerkennung

, daß einer auf eine Schul gegangen war.' Am, Nachmittag dieses Tages hellt sich der HimMel auf. Es fällt kein Regen mehr, auch am Abend nicht. , _ • .. Bärbel vergißt das Singen. Hat sich ihr Vorrat an den vielen kleinen Liedern schon erschöpft? Nein, sie wüßte noch so viele kleine Lieder, die von Liebe sagen und vom. Glück, die man. .singen kann, wenn , draußen der Regen rauscht und Robert verdrossen hinter den Pferden seine Pfeife raucht. ' Bärbel fühlt, daß Robert heute in den, Wald gehen wird. Und wirklich, gleich

nach diesen langen Regen tagen. In den Baumen saugen und summen Hunderte, von Bienen und die blühenden Zweige zittern leicht vom Drängen des Saftes in ihrem Innern. Vogelschwärme gleiten vom Wald herüber, Girlitze und Ammern und der ganze- Garten ist erfüllt vom Wohllaut der Liebeslieder und vom Dust der blühenden Erde. Dazwischen hinein tönt das ruhige und muntere Geplauder des alten Knechtes. Er mutz etwas ganz Lustiges erzählen, denn einmal lacht Bärbel panz laut auf. * Robert überlegt auf dem ganzen

, denn Linde steht unweit des Sanatoriums zwischen den Bäumen und winkt ihm mit der Hand. Im Sturmschritt legt er das Stückchen Weg noch zurück und dann halten sie sich bei den Händen. „Das Malefizwetter', sagt er. „Bald hält es nimmer aufgehört zu regnen. Hast du auch so Zeit lang gehabt?' „Ich kann dir nicht sagen, wie ich Heimweh hatte, Robert.' „Da bin ich schon froh, daß du mir ent- gegengegangen bist. Weißt, ich Hab mir unter wegs allweil Gedanken gemacht. Ich mein, sie müßten uns das vom Gesicht

runterlefen» daß wir uns gern haben.' „Ach, lieb hatten wir uns ja immer schon, Robert. Wir haben es nur nicht als Liebe erkannt. Und zu jung waren wir ja auch noch.' „Hast du denn gewußt, daß ich heut komm?' „Natürlich, du dummer Bub, das fühll man doch. Uebrigens habe ich dich vom Fenster aus schon gesehmr, wie du zum Wald einbogst. Wer jetzt wollen wir oeN aufgeschobenen Spaziergang nachholen.' Und sie wandern durch den traumstillen Wald, auf einsamen» verschwiegenen Wegen, denken und fühlen

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Page 4 of 8
Date: 10.02.1938
Physical description: 8
sitzt Robert in der Diele des Hotels und wartet auf Hilde. Er fühlt sich nicht ganz behaglich in dieser Umgebung. Daß ihn Hilde gerade hieher bestellen mußte, wo die vielen Menschen kommen und gehen und wo eins kaum die rechte Sammlung auf bringt für eine so wichtige Aussprache. Lieber wäre es ihm schon gewesen, die Begegnung hätte draußen im Freien stattgefunden, irgendwo auf einem der vielen schönen Plätze und Spaziergänge der Umgebung. Aber vielleicht schickt

sich das nicht ... Da wird er aus feinen Gedanken gerissen. „Habe ich Sie warten lassen, Herr Meißner?' . Unbemerkt war Hilde Bergendorf an fein Tischchen herangekommen und streckt ihm die Hand entgegen. „Erst wollen wir uns richtig Grüß Gott sagen und dann ein bißchen ms Freie gehen. Einverstanden?' Robert ist aufgesprungen und drückt die dargebotene Hand kräftig: „Sie haben mich .wirklich überrascht mit Ihrem Besuch, gnädige Frau', erwiderte er und nimmt ihr gegen über Platz. «Hoffentlich freudig überrascht' lächelt ste

und ihr Blick geht prüfend über sein Gesicht hin. Er weiß nichts zu erwidern. Wie lang er dieses Wiedersehen schon herbeigesehnt hatte, kann er ihr doch nicht gut sagen. Eine Weile wird es still zwischen beiden. „Der Tannhoferbub ist schmäler und blässer geworden', nimmt Hilde jetzt das Wort. Es spricht fast wie leises Bedauern aus ihrer Stimme. „Das macht das viele Stubenhocken', gibt Robert zurück und fügt zögernd hinzu: „Und ein bißchen schon auch das Heimweh. Aber haben Sie mich von Passau her

noch so genau in Erinnerung, gnädige Frau? Hätt' mir net gedacht, daß Sie noch wissen, wie der Tannhoferbub ausgeschaut hat, damals in Passau.' Hat er schon zuviel gesagt? Ist ihm schon das Herz mit der Zunge durchgegangen? Robert beißt sich auf die Zunge, als Hilde jetzt überrascht M ihm aufschaut. Uber sie bat sich gut in der Gewalt und sagt nur leichthin: „Der erste Eindruck eines Menschen bleibt immer am besten haften. Und von diesem ersten Eindruck blieb mir das Bild eines braungebrannten Waldlerbuben

in Erinne rung. Die Schule hat Ihnen nun ja etwas Farbe genommen, aber sonst hoffentlich recht viel geschenkt? Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut über die Berichte Ihres Lehrers.' Nun ist der Bann gebrochen und Robert erzählt offen von seinen ersten Enttäuschun gen, die ihm freilich die Begeisterung für sein hohes Ziel nicht nehmen konnten. Und er schüttet ihr das Herz aus wie einem treuen Freunde! Es ist ganz das Herz eines großen Kindes und Frau Hilde merkt gleich, wie ste mit ihm dran

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Page 4 of 8
Date: 24.03.1938
Physical description: 8
in Wien, schrieb er lieber diesen Brief. „So!' — sagte er zu sich, als er beide Schreiben in den Briefkasten wirft — „diese Operation ist schmerzhaft, aber sie ist im Interesse des Patienten erforderlich.' Er ahnt nicht» daß dieser Schnitt mitten ins Herz ging, in ein schwaches, zartes Mädchen herz, unv eine Krise auf Leben und Tod heraufbeschwören würde. Robert Meißner las die Karte des Doktor Burgstaller, die ihm feine Hausfrau abends überreichte, und hatte das Gefühl, daß dieser Besuch von Lindes

Bruder für ihn nichts Gutes bedeutete. , Hilde Bergendorf hatte ihn erwartet, um ihm das Angebot eines Keramikers zu brin gen, mit dessen Geschäft sie in Beziehung stand. Es war ein ständiger Auftrag mit nicht großem Honorar, aber Robert griff dar nach wie nach einem Rettungsanker und dankte Hilde für die Vermittlung in fast zu überströmender Weife.'Dieser Auftrag brachte ihm wenigstens die notwendigen Mittel, um aus Lindes Schuld herauszukommen. Er spürte, daß Dr. Vurgstallers beabsichtigter Be such

damit 'zusammenhing. Hilde war auch ihrerseits froh, ihren Schützling nun einigermaßen auf, die Beine gestellt zu haben, denn sie wird tu .Zukunft nicht mehr so viel Zeit haben, sich ihm zu widmen. ■ Sie hatte jetzt mehr im Norden Deutschlands zu tun. Am anderen Tage nun liegt der Brief Dr. Vurgstallers vor Robert.. Er öffnet ihn, liest und wird feuerrot. Cr liest ihn wieder, das Schreiben ist ja kurz. Dann knüllt er das Papier zusammen und wirft es wütend in eine Ecke. . ,,,,, „Einen Lügner nennt

er mich!' — Eine Zeitlang sitzt Robert reglos da und starrt in die Ecke. Seine Lippen murmeln immer wieder: „Einen Lügner nennt er iitifi! 11 —- Dann reißt es ihn auf! Es wird ihm zu eng in diesen vier Wänden, er stürmt hinaus. Cr hat schon zwei, drei Straßen überquert, da fällt es ihm ein, daß er ja Morgenakt bei einem seiner Lehrer habe. Cr will zur Aka demie. Aber dann flucht er: „Verdammt! Ich Hab keine Lust zu arbeiten!' — Erstürmt weiter und landet zuletzt auf dem Monop- terus im Englischen Garten. Lieblich liegt

die Parklandschast vor ihm, die hochwölbigen Baumgruvpen, die im lichtesten Grün schim mernden Weiden, die breiten Wiesenflächen und hinter allem die Türme und Bauwerke Münchens- Aber Robert hat heute keinen Blick dafür. In seiner Brust stürmt es. Und tief im Innersten bohrt der Wurm: „Hat er nicht recht? Bist du nicht ein Lügner? Bist du nicht ein Falschspieler? Heuchelst du der kleinen Linde nicht Liebe vor?' Rein! Seit einem halben Fahre hat er ihr nicht mehr geschrieben! Liebe heuchelt

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Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 31.03.1938
Physical description: 8
nichts. Da wird sie um einen Schein blässer und schwieg auch. Wenn sie doch wenigstens etwas sagen, ihn mit Vorwürfen überschütten würde! Ihn fragen, warum er nie geschrieben habe. Aber nein, sie spracht kein Wort, schaut ihn nur an. Er spürt ihren Blick bis in feine Seele hinein. . Da beginnt sie plötzlich zu sprechen. „Weißt du, lieber Robert,' lagt sie, „manch mal war ich schon sehr traurig, weil du mir gar nie geschrieben hast. Und daß du zuletzt meine Briefe nicht erhalten hast, das kam daher, weil sie mein Bruder

, das war eine fürchterliche Zeit, bis ich dann doch einsah, daß dies nicht gut möglich fein kann, denn dazu hattest doch du auch mich zu lieb und ich wußte doch, daß du nicht lügst. Sei mir nicht böse, lieber Robert, daß ich einmal gezweifelt Hab an Robert kann es kaum mehr aushalten. Er hätte in den Boden versinken mögen vor Scham und Schande. Wie wunderbar groß ist doch die Liebe dieser Frau! Wo es doch gar nichts mehr zu hoffen gab, hat dieser uner schütterliche Glaube sie nicht verlassen. Und nun muß er brutal

diesen Glauben zertrüm mern, denn er kann sie unmöglich noch weiter diesem Irrtum leben lassen. Er kommt sich vor wie einer, der einen Mord begehen will.' „Ich kan« dir das genau nachfühlen' jagt er und erschrickt vor der Farblosigkeit seiner Stimme. „Ich meine — wie dir zumute war. weil keine Post kam. Aber man kann doch nicht — es ist nämlich so, liebe Linde — ich hätte dir schon längst gewisse Dinge —' „Du sollst dich nicht entschuldigen, Robert. Ich bin dir ja gar nicht böse', unterbricht

schattenhaft und ferne sah ich dich htngehen am Rande des Horizontes. Du warst nicht allein. Eine Frau war bei dir. Und trotzdem warst du einsam und gingst gebeugt unter einer Last in der Dunkelheit unter/' — Sie faßt nach seiner linken Hand und legt sie an ihre Wange. „Ich will dir nun oen Platz zeigen, Robert, wohin wir unser Haus bauen wollen «nd —' Aber nun hält er es nicht länger aus. Cs bricht aus ihm hervor: „Linde! Rein! Linde,^setz dich, ich muß dir etwas sagen —' „Jcb weiß schon. Liebster

, das mit der Frau. Aber das ist ja nichts. Künstler schwärmen oft für Frauen, sagt der Vater, aber lieben ist etwas anderes. Die Hauptsache ist, daß du wieder gekommen bist. — Jetzt ist alles wieder gut.' Da schreit er auf: . „Rein! Nichts ist wieder gut. Linde, ich muß offen sein, ich darf nicht nrehr lügen. Helmut nannte mich einen Lügner, er hatte recht. Jetzt mutz ich dir die Wahrheit sagen: Ich liebe eine andere Fraul Ich habe dich noch gern, ich habe grenzenloses Mitleid mit dir —' „Robert! —' schreit

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 14.04.1938
Physical description: 8
Petron! im deutschen Kurzwellen- Funk. Leo Petroni. der eben von einer ein monatigen Tournee in Skandinavien zurück- gekehrt ist, wird heute, 14. ds„ um 21 Uhr 36 in Berlin im Kurzwellen-Sender mit folgendem Programm konzertieren: D-Dur-Konzert von Tartini und Chaconne von Bitali mit Orchester- und Orgelbegleitung. Zilm-Nachrlckttea EentraMno. Der grohe Metrofilm des Regisseurs Richard Boleflawfki „Das Ende der Frau Cheney' mit Ivan Crawford, William Powell stttb Robert Momgomery. Inhaltsangabe

dem Saatkorn mein ich.' „Ja. das kriegen wir auch. Morgen hol ich es. Gute Nacht, Mütter.' Mt leisem Lachen zieht Christoph die Türe hinter sich zu und geht in seine Kammer hinauf. 10. Kapitel. Robert stürzt sich, als er wieder nach Mün chen konnnt. mit aller Kraft auf die Arbeit. Er hat ein größeres Bildwerk vor: „Ama zone'. Er will zunächst einmal einige Wochen nichts sehen und nichts hören, sondern in der Arbeit Vergessen suchen. Aber so leicht wird er die Erinnerung an die Abschiedsszene im Walde

gesprochen Es muß nun einmal gesprocheu werden! Robert Meißner will kämpfen. Hilde ist eine Frau, für die man den höchsten Einsatz bereit hat. Am anderen Morgen kommt ein Herr auf sein Atelier — Ohlenkamp schreibt er sich. Cr ist Rennstallbesitzer und bildet sich ein, daß sein Haus erst vollständig sei. wenn auf dem freien Platz vor dem Treppenaufaang eine Amazone die Wacke halte. Er habe nun ge hört. daß Robert Meißner an einer Amazone arbeite. Als Modell, meint er, könne der Herr Bildhauer fein

für das Bildwerk gar keine Rolle spiele. Und dann lobt er in einem gewaltigen Aufwand von hohlen Redens arten eine Plastik von Robert, die er bei einer Bekannten von ihm gesehen habe. Robert benimmt sich so höflich, als es thm nur möglich ist, obwohl es ihn reizt, ihm zu sagen: „Verehrtester, Sie mögen vielleicht von Pferden etwas verstehen, aber mit Eekstes- gaben und Kunstverständnis sind Sie nicht überschüttet. Und wenn ich Ihnen eine Trauerweide modelliere und Ihnen sage, das fei eine orientalische Pappel

, was ich denke', sagt er sich. „Eines Tages wird mich Hilde überraschen und alles ist gut.' Und er arbeitet wieder an seiner Madonna, die nun schon bald ihrer Vollendung entgegen geht. * Draußen fällt der erste Schnee. Lautlos wirbeln die Flocken an den) großen Atelier fenster vorüber. Und eines Tages pocht es an die Türe. Robert zuckt zusammen, dann eilt er mit großen Schritten, um zu öffnen, denn wer kann es denn anders sein als Hilde? Ei» Rausch erfaßt ihn, sie kommt zu ihm. Strah- leud por Glück öffnet

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Page 4 of 8
Date: 03.02.1938
Physical description: 8
Liebe der Mutterhände Und die Ge borgenheit deines Walddörfleins, wahrschein lich auch, — da du dich ja schon verraten hast — deine vielgeliebte Linde —' „Herr Professor —' stotterte Robert ver legen. „Ich tue der Linde nichts, aber ich möchte haben, daß du erst ein ganzer Kerl werden muht, bevor du mit den Weibern anfängst! Meinetwegen stellst du das Bild der Ge liebten aufs Nachtttfchchen, aber bitte die Weckeruhr daneben, die ist zehnmal wichtiger. Du hast ein Talent, sonst hätte dich mir Hilde

Bergendorf nicht empfohlen —' Robert wurde es. als der Professor den Namen nannte, glühend heiß, und wieder er rötete er. „Da brauchst du dich nicht zu schämen, Meißner. Das ist eine Frau, wie es nicht allzuviele gibt, die hat's im Gespür. Auf -diese Protektion kannst schon stolz sein. Und weil ich wie die Bergendorf weiß, daß was in dir steckt, kümmere ich mich besonders um dich. Auch darauf kannst du stolz fein; aber der Teufel soll dich holen, wenn du dich ver tändelst. Liebe ist Opium. Arbeit

ist alles! Wenn du erst mal was bist, dann kannst dir meinetwegen einen Harem kaufen! Servus!' Professor-Hagen blies zwei riesige Rauch strahlen aus feiner Maserholzpfeife, drehte sich mit einem Ruck-auf feinem Drehstuhl zu feinem Tische und kehrte Robert den Rücken hi». Das war offenbar das Zeichen» daß er ent lassen war. Gr erhob sich, sagte einige Worte des Dankes und grüßte, aber Professor Hagen hüllte sich in seine Tabakswolke und schwieg. Robert war schon an der Türe, da rief Ihn ein Befehl des Meisters

noch einmal zurück. „Halt, Meißner! Leg noch ein Scheit Holz in den Ofen!' Robert tat es und war entlaßen. Diese Unterredung mit Professor Hagen ging dem jungen Bildschnitzer noch lange nach und war ein starker Antrieb für ihn. Er nahm sich zusammen und träumte nicht mehr. Und er studierte! Halbe Nächte hindurch saß er über den Büchern. Was Profeffor Hagen über Linde und Hilde Bergendorf gesagt hatte, hatte sich ebenso tief in sein Gedächtnis geprägt. Ge wiß, Linde hatte es ihm angetan

. War es nicht eine herrliche Frau? Und daß sie sich gerade immer um ihn, den Robert Meißner so annahm? — Wieder wurde es dem Tannhoferbuben heiß ums Herz. Cr setzte sich hin und schrieb nach Selb: „Verehrte Frau Bergendorf! Ich bin nun schon sechs Wochen hier und hätte Ihnen schon früher geschrieben, wenn es mir besser gefallen hätte. Ja, ich war sehr enttäuscht zuerst. Aber nun sehe ich ein, daß zu einem Bildhauer mehr gehört als das bloße Schnitzmesser. Professor Hagen nimmt sich meiner an. Aber pie anderen Lehrer

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 19.05.1938
Physical description: 8
, die im Grunde genommen doch nichts anderes ist als eine dumpfe Furcht vor dem Altwerden. 12. Kapitel. Herbst ist es nun, und die Stoppeln wer den umgebrochen. Robert steht am Fenster der großen Stube, die ihm als Atelier dient, die Hände über der Brust üerfchlungen, die Stirne an das Fensterkreuz gelehnt. In herbstlicher Ruhe liegt das Land da. Droben aüf dem Bergacker geht der Knecht hinter dem Pflug. Robert betrachtet ihn lange und spürt plötzlich heißes Verlangen, selbst wieder einmal hinter dem Pflug

. Auf einmal steht die Bärbel am Ackerrand, das ganze Gesicht überglänzt von einem stillen Lächeln. „Die Mutter sagt, du sollst Feierabend machen.' ., Wt ihm die Pferde ausspannen und die Strange aufbtnden. , Dann gehen sie zu sammen hinunter, ganz eng nebeneinander, denn der Weg ist sehr schmal, und es kann nicht vermieden werden, daß sich zuweilen ihre Hände berühren. Einmal betrachtet sie Robert verstohlen von der Seite, und als ihre Hand die seine wieder streift, hält er sie fest. . »Sag.'Bärbel, bleibst

hat, weil sie die Bäuerin unter der Türe stehen hat sehen. Vielleicht aber auch ein wenig aus Aerger, weil er noch fragen kann, ob sie für ihn lebt. Wäre sie denn sonst noch am Hof? O nein, sie müßte nicht mehr da sein. Die Burschen sind recht geschäftig um sie herum, wenn sie in Wolfsbach bei irgend einer Festlichkeit ist. Nach dem Essen sagt die Mutter zu den Knechten: „Morgen schaffen wir das Grummet heim. Der Bergacker müßte zwar notwendig um- geackort werden, aber wir kommen nicht dazu. Uüd Robert hat nicht Zeit

, und nun wirst du ihn wohl auch säen müssen. Es will nicht mehr recht gehen bet mir, und Säen ist keine Knechtsarbeit. Das muß'der Bauer selber tun.' Säen ist das einzige, was Robert nicht ge lernt hat. Damals, als es feststand, daß er Bildhauer werden soll, hat die Mutter diese ehrwürdigste aller Bauernarbeiten den Christoph gelehrt. Die Tannhoserin lügt absolut nicht, wenn sie sagt, daß es nicht mehr recht gehen will mit ihr. Ein inneres Leide« macht ihr sehr zu schaffen und verursacht ihr mitunter hef tige Schmerzen

. Sie sagt allerdings nichts davon. Wahrhaftig, die Tannhoferm schämt sich, krank zu sein. So fahren sie also am nächsten Morgen zum Vergacker hinauf. Der alte Steffel bindet den ersten Sack auf und hie Mutter hängt Robert das Sätuch um. „Jedesmal, wenn du mit dem linken Fuß vottrittst, mußt du werfen', sagt er. Robert ist feuerrot vor Verlegenheit. Dann taucht er die Hand in das kühle Korn. Vor Auftegung und Scham, weil ihn die Mutter so anschaut, schwingt Robert Leim ersten Wurf zu kurz

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 24.02.1938
Physical description: 8
, daß du wenigstens ein ehr licher Mann wirst!' — Dann geht sie rasch hinaus und Mt Robert allein. 6. Kapitel. Der Eemeinderat in Wolfsbach hat ve« schlosien, zur Unterhaltung der Fremden, die nun doch langsam auch die Schönheiten des Bayerischen Wäldes entdeckt hatten und , jedes Jahr in grösterer Zahl kamen, ein kleines Seefest auf dem Waldsee abzuhalten. Abend für Abend sitzen nun-die jungen Leute beisammen und sind beschäftigt,»Kränze und Blumen zu binden, denn der ereignis reiche Tag soll eröffnet

werden mit einer Korsosahdt auf dem See. Den Höhepunkt erreicht die Feier gegen Abend. Jeder Tisch und jede Nische ist be setzt und der Wirt vom Seehaus reibt sich vergnügt die Hände. Es wird ein gutes Geschäft geben. Als es dunkel wird, flammen hundert bunte Lichter auf. die auf dem Wasier tanzen und schillernde Reflexe um sich werfen. Alle Nischen sind in ein bezauberndes Licht ge taucht. Gläferklirren, Lacken und Musik er füllen die Luft und hoch und hell, wie eine fremde Sonne steht der Mond über dem See. Robert

verbringt das Fest mit Linde und läßt sich anstecken von der allgemeinen Freude: nur Linde vermag heute nicht recht .froh zu werden. Plötzlich sagt sie: „Ich muß nun leider keimgeben. Robert. Mein Bater ist etwas leidend die letzte Zeit und ich habe keine rechte Ruhe mehr. Cs tut mir leid. Robert. Du warst heute so nett zu mir und ich danke dir für alle guten-Worte. Unterhalte dich auch noch gut! — Du mußt noch hier bleiben. Ich gehe allein heim.' „Rein, ich gehe mit dir', sagt Robert ohne zu überlegen

und hilft ihr in den Mantel. Und im stillen denkt er, es fei wohl just der rechte Augenblick» um nun in aller Ruhe mit ihr von Hilde zu sprechen. Im selben Augenblick, als sie aufbrechen wollen, fährt ein blaugraues Sportkabriolett vor dem Seehaus vor. Einen Augenblick befinden sich Robert und Linde im grellen Scheinwerferlicht. Sie sehen eine Dame äussteigen und Linde spürt, wie Roberts Arm in dem ihren zuckt. Da kommt dis Dame schon auf sie zu und sagt: „Run? Junger Freund, gar nicht ein wenig

überrascht?' Robert ist nicht nur überrascht, sondern be stürzt und wie aus den Wolken gefallen. »Hilde...' Mehr bringt er nicht heraus. „Wollen Sie mir das Fräulein nicht vor stellen?' fragt Hilde. Ihm steht der Schweiß auf der Stirne und er weiß es hernach nicht, wie er es fertig brachte, Linde als Fräulein Burgstaller vor- zustellen. „Ich kam zufällig in diese Gegend,' erklärte Hilde mehr zu Linde gewandt. „And da wollte ich die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, meinen alten Bekannten zu besuchen

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Alpenzeitung
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Page 3 of 8
Date: 02.09.1934
Physical description: 8
des^Ganzen, die Krö nung des Feuerwerks -, sollte jetzt ein Kanonen schlag ausmachen, , !>en . der Mffè ,Robert beige steuert hatte. Robext war in.Lehre bei einem Drogisten und hatte.Schwarzpulver, Schwefel und Phosphor sorgfältig gemischt, und das Ganze mit geleimtem Bindfaden verschnürt. Der Kanonen- schlag war ein ansehnliches Paket geworden. Mit ihln nnd seinem Gelingen stand jetzt Roberts junge Berufsehre auf dem Spiel. / Natürlich wollte er die Zündschnur, einen laNgen Phosphorfaden, selber

vor Angst. Die anderen standen weit vorgereckten Halses, nur der Neffe Robert stand unbekümmert wie ein Feldherr und beobachtete den laufenden Funken. Bis auf zehn Zentimeter hatte dieser schon den Feuerwerks körper erreicht. Jetzt nur noch fünf. Noch drei! Gleich mußte es losgehen. Onkel Otto riß weit den Mund auf. Er hatte bei der Artillerie ge dient. Allein nichts geschah. Man wartete noch eine Minute, dann wurde man ungeduldig. Neffe Robert umschlich das Erdbeerbeet und pirschte den Kanonenschlag

an. War der vielleicht feucht geworden? Das wäre natürlich höhere Macht, denn an der Mischung lag es bestimmt nicht. Oder ob er doch statt Phosphor Natron genom men, hatte? Die Gläser standen so dicht beisam men. Ein beschämende^ Gedanke! Der Kanonenschlag lag friedlich auf dem Stein. Robert nahm ihn in die Hand. Die Lunte war bis zum Ende abgebrannt, hatte aber nicht ge zündet. Merkwürdig! Onkel Otto vertröstete in zwischen die Verwandtschaft. Robert fei doch immerhin erst ein pyrotechnischer Anfänger

und er würde schon dafür sorgen, daß es noch knalle. Und der Heini bekäme eine Backpfeife, wenn er nicht aufhöre, zu weinen. Neffe Robert hatte in zwischen aus der Laube Papier und Sägespäne gebracht und machte zwischen den Beeten ein lustiges Feuer. Als er genug Glut hatte, warf er einfach den Kanonenschlag hinein. Ein genialer Gedanke! Doch die Wirkung blieb aus. Ruhig brannte das Feuer herunter, der Bindfaden war schon fast verkohlt, und der Kanonenschlag lag noch immer so harinlos

da, als ob er nur mit Zucker und Salz gefüllt wäre. Neffe Robert war sehr bedrückt. Und endlich gab er es auf. Der Abend war jetzt allen verdorben. Die ganze Verwandtschaft fühlte sich um den Abschluß betrogen. Onkel Hans sagte, ein Feuerwerk ohne Kanonenschlag sei überhaupt kein Feuerwerk: und und Kanonenschläge kaufe man fertig im Laden und überlasse das nicht so einem Lausejungen. Und Bier hätte es überhaupt auch zu wenig gegeben. Klein-Heini fragte noch einmal, wann es denn nun endlich knalle, worauf

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Alpenzeitung
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Page 4 of 6
Date: 10.07.1934
Physical description: 6
an den» Schicksal des braven Arbeiters nimmt, die freudige Mit teilung machen, daß es Herrn Schgör bereits be deutend besser geht und sein Zustand zu ernsten Besorgnissen nicht mehr Anlaß gibt. Theaterkino. Heute die brillante Tonfilm operette „Glück über Nacht' mit Magda Schneider, Herm. Thimig, Szöke Szakall und Hans Junker mann in den Hauptrollen. Musik von Paul Abraham. Berlin hat seine Sensation: Morgen soll der seit langem vorbereitete Stratosphärenflug stattfinden. Der Erfinder Robert Wenk

strömenden Regen und Sturm. Natürlich mißlingt der Start. Edith, die sich stark für Robert interessiert, will ihn trösten. Da Haase kein Geld mehr'geben will! muß'ihn erst ein fingierter Liebesbrief einer reichen Amerika nerin an Robert umstimmen. Haase will aber sicher sein und sich mit Roberts künftigen Schwie gervater ins Einvernehmen setzen, der sich momen tan in Locarno befindet. Natürlich Miß nun Robert die von Edith ausgeheckte Komödie weiter spielen. Er steckt jedoch schon bei seinem ersten

Zusammentreffen mit Mary eine saftige Ohrfeige ein. Zu allem Unglück trifft nun auch noch Edith init ihrem Onkel Jim in Locarno ein u. erwischt Robert in einer ziemlich verfänglichen Situation, mit Mary, die sich inzwischen bereit erklärt hat, bei der Komödie mitzuhelfen. Eine Ohrfeige ist auch hier das Resultat der Aussprache Roberts mit Edith. Nun reist Robert wieder nach Berlin. Mary benutzt die Abreise ihres „Bräutigams' da zu, ihren Vater zur Einwilligung in ihre Ver lobung mit Ediths Vetter zu bewegen

. Nun end lich wird Edith von Mary über die Ereignisse auf geklärt und Edith versöhnt sich gerade wieder mit Robert, als der Stratosphärenflug endgültig glückt. Als Einlage ein Zeichentrickfilm. Vorstellungen um 5, 7 und 9.13 Uhr. Kurhaus: Täglich großes Nachmittags-Komert. Taverna Sphinx: SH.nmung, Tanz, maß. Preise. Thealerkino: „Glück über Nacht'. Konzerte äes Rurorchesters nachmittags von l« 3« bis lS Uhr 1. Di Lazzaro: Marsch. 2. Strauß:'Wein, Weib und Gesang, Walzer. 3. Verdi: „Die Jungfrau

. . Sternkino Bressanone Ab heilte, Sonntag, der Camera-Tonfilm Ber lin: „Taifun' mit dem mongolischen Schau spieler Jkinosf. Unter der Regie Robert Kienes wirken in weiteren Rollen noch Liane Haid. Bernhard Götzke u. a. mit. Tragische Episoden aus einer exotischen Welt, Pflicht gegenüber dem Vaterland, Freundschaft und Liebe sind die trei benden Elemente der Handlung dieses Films. Beginnzeiten: Sonntag: 4, 6.15, 8.43 Uhr: an Werttagen: 6.15, 8.45 Uhr

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Alpenzeitung
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Page 3 of 6
Date: 20.07.1939
Physical description: 6
ne Dame,' meinte da der alte Heim, „ge hen Sie zu einem jüngeren Arzt.' Der Film im Rampfe gegen äen Toä Das Leben und kämpfen des Arztes Dr. Robert Loch. — Lia Dasein voll Ein- samkeil, Entsagung und Enttäuschung. — Gespräch mit dem Regisseur Hans Steinhof. Während einer Mittagspause empfängt der bekannte Filmregisseur Hans Stein en unseren Reporter und erzählte be- reinvillig über all das Interessante sei- neuen Arbeit. 2cdcr Mensch hat sein Steckenpferd. ^ >,?m) beschäftige mich schon seit drei

mit der Idee, den Robert Koch- zu drehen. Erstens interessierte 5ie Materie «ungeheuer, und die me- Unniche Wissenschaft — mein „Hobby' ^ irühester Jugend an — und Bakte- ' '-'i e sind Gebiete, die mir neben mei- eigentlichen Beruf die schönsten u. !Beschäftigungen waren. Jeder Mensch hat ja ein Steckenpferd. Der eine sammelt Briefmarken, der an dere züchtet Kakteen oder ist auf der Jagd nach Schmetterlingen — ich befaßte mich eben mit der Màzin und ihren vielfachen Nebengebieten. Sie müßten

einmal meine Literatur darüber sehen — große Regale voll, vom vorigen Jahr hundert bis zu den heutigen neuesten Er scheinungen. kein Kultur, oder Lehrfilm. Und da war es die Gestalt des großen Forschers Dr. Robert Koch, die mich im mer wieder beeindruckte. Es drängte mich geradezu, das Schicksal des Menschen v. Arztes, des Bekämpsers des Todes, im Film aufzuzeigen. Dieser Wunsch ist nun Wirklichkeit und dieser langjährige Plan ist zur Tat ge worden. Sie können sich wohl denken, wie glücklich ich bin Schauspieler

des Arztes Dr. Robert Koch, wie wir es im Film zeigen, ist trotz allen Erfolges letzten Endes ein schweres, hartes Dasein gewesen, voll Einsamkeit. Entsagung u. Entiäuschung Es war ein Leben voll Einsatz- und Opferbereitschaft für sein Lebenswerk, das er uneigennützig nur zum Wohle der Menschheit — durchführte, ohne auf Dank und Anerkennung zìi rechnen. Und die Rolle dieses Kämpfers hat Emil Ian nings übernommen und gestaltet sie mit seiner großen Kmift. Vorstudà und Dreharbeit. Seit September 1938

beschästigen wir uns intensiv mit den Vorarbeiten und Vorstudien zu dieser Rolle. Wir wohn ten vielen Operationen bei, waren bei manchen Sektionen zugegen und infor mierten <uns im Berliner Robert-Koch- Jnstitut, in der Anatomie und im Pa thologischen Institut mit aller Ruhe und Gründlichkeit für die kommende Arbeit. Auch möchte ich besonders dankend er wähnen die Unterstützung der Wissen-' schaftler überall, sie war in weitgehend ster Weise entgegenkommend und ver schaffte uns ungewöhnliche Einblicke

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Page 5 of 8
Date: 10.03.1938
Physical description: 8
be griffen sein, über die er schweigt. Es arbeitet in ihm. Ich kenne mich selbst nicht mehr in ihm aus.' ,,llnd doch ist eine Kraft da, eine unbändige natürliche Begabung.' Aber Robert Meißner schweigt und arbei tet verbissen weiter. Und eines Tages über rascht er alle, die an ihm zweifeln» mit einem Bildwerk, wie er es sich selbst in seinen kühn sten Träumen. nicht erhofft hätte. - Er hat eine Madonna geschnitzt, die in Kunstkreisen beträchtliches Aussehen erregt. Sie steht in der hintersten Ecke feines

in die Kunststadt. Meist kommt sie mit ihrem Onkel. Jenen Herrn vom Seewirtshaus hat Robert nie mehr bei ihr gesehen. Er fragt auch nie darum, eher hätte er sich die Zunge abgebissen. So hat er die Illusion, sie komme allein t willen, sie liebe sie komme allein um seinet- nur ihn und ihre Seele sei nur mkt der Sorge um ihn ausgefüllt. Darum vermeidet er es auch, sie über ihre Geschäfte u fragen. Er will in seiner Traumwelt leben. Als sie ihn einmal dazu anregen will, eine Porzellangruppe für sie zu ent werfen

. Sind die ersten Tage herum, dann hlteßt er sich ein, stürzt sich wie ein Der- urstender auf seine Arbeit, und.die Dinge formen sich. Nun durchdenkt er noch einmal m aller Ruhe, was sie zu ihm gesprochen. Es ist immer fast das gleiche: „Sie müssen an sich glauben, Robert! Nur der Glaube macht den Künstler! So fest und unerschütterlich müssen Sie an sich glauben, wie wir es tun. Nur aus dem Glauben kommt das Schöpferische!' Ja, es ist zum größten Teil ihr Verdienst, daß er nun auf der Plattform steht

, von der aus es ihm möglich ist, den Sprung nach oben zu wagen. Gr hat gar keine Ahnung von den vielen Steinen, die auf seinem Wege gelegen wären. Hilde bat sie ««geräumt, K ofine Aufsehen, wie in selbstverständ- t Pflicht. Robert bat sich auch äußerlich ein wenig verändert, in Kleldung und Haltung. hat verschiedenes lernen Lebensart. Ein wenig hat die müssen, „ . „ .... !eErziehung Frau schon gewirkt. Er weiß zum Beispiel bessere crziehuna der auch, daß man nicht dastehen darf, die Hände in den Hosentaschen vergraben

als je haßt. lieber all diesem Neuen hat er Linde mehr und mehr vergessen. Auch ihre Briefe bleiben aus. Ob sie ibn aufaegeben bat? Aber da sind die Geldüberweisungen, vie regelmäßig eintreffen und die Robert so sehr beschämen. Oh, das ' ' und sich > Vielleicht, daß die Mutter doch einsprkngt, wenn er ihr schreibt, er möchte von Linde loskommen . . . Aber die Mutter hat ihren Tannhofertrotz: kurz und bündig schrieb sie zurück: „Wenn du hoimkommst, bist du der Herr und brauchst kein Bettelgeld mehr

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Page 5 of 6
Date: 26.08.1940
Physical description: 6
Mcterkilo- meter Arbeit zu leisten hat und daß die Adern eines einzigen Menschen, durch die ständig das Blut pulst, aneinandergereiht eine Leistung er gäben, die noch länger wäre als die Entfernung Mond—Erde! . . . Neben derartigen „selbstver ständlichen' Leistungen der Natur können un sere technischen Rekorde kaum bestehen! Der Vorzug Don Stry zu E u l e n b u r g. Robert galt als das schwarze Schaf der Familie. Er hatte zwar schon frühzeitig seine Eltern verloren, dafür

aber die nicht zu unter schätzende. volle Aufmerksamkeit seiner gesamten Verwandschaft gefunden. Es waren insgesamt elf Tanten und sieben Onkel, die sich im beson deren für Roberts Entwicklung, seine Er ziehung, für alles, was er tat und nicht tat, verantwortlich fühlten, die gemeinsam berat- « en, untereinander stritten, aber jedesmal, es eine Entscheidung zu treffen oder eine Mahnung an Robert zu richten gab, geschlossen, unnachgiebig starr wie eine Mauer zwischen Ro bert und seinen Wünschen sich aufrichteten. Kein Wunder

also, daß Robert tief auf atmete, als endlich der Tag kam. an dem er volljährig wurde. Kein Wunder wiederum, daß gerade dieses Aufatmen die große Familie in ihren Sorgen und Kümmernisse» nur noch be stärkte. Robert war trotz aller gegenteiligen Bemühungen ein gar nicht verschrobener, son dern höchst zeitgemäßer netter, junger Mann geworden, der frisch und froh sein Leben führte und eine zumeist auf recht witzige Art vor gebrachte, ganz untraditionelle geistige Ueber- legenheit zeigte. „Und jetzt will er sogar

heiraten!' verbreitete sich eines Tage:, einer Schreckensbotschaft gleich, diese Nachricht unter den lieben Verwandten. Sofort wurde ein Familienrat einberufen, der beschloß, Robert an einem bestimmten Nach mittag zu Tante Agathe zum Tee zu bitten, wo ihm dann das Urteil seiner verantwortungs bewußten Nächststehcnden verkündet ««de« sollte. Ahnungslos erschien Robert bei Tante Agathe und fand, wenn auch nicht alle Onkels, so doch die Tanten vollzählig versammelt vor. Und kaum hatte er Platz genommen

, erfuhr er auch schon das eigentliche Thema, das man end lich ausführlich zu zerpflücken wünschte. „Wir baben äußerst umfassende Erkundigungen über deine Braut Lulu eingezogen, mein lieber Robert!' eröffnete Tante Vilma den Neigen. Für die Frauen! Die Bekämplung der Blutarmut im Sommer. AHe Vorteile, welche aus der Proton-Kur her- , vorgelien, sind auch iin Sommer rreichbar. Diese Kur ist in den Fällen der Blutarmut außerordentlich erfolgreich (Blässe, Nieder»' geschldgenheit, andauernde Kopfschmerzen

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