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Newspapers & Magazines
Tiroler Grenzbote
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Page 6 of 8
Date: 24.06.1933
Physical description: 8
den Verkauf -er verschiedenen landwirtschaftlichen Produkte schon seit Jahren besorgte. war da und verlangte die Unter schrift des Herrn unter einige Verkaufsstücke. Gewöhnlich ver handelte Herr Robert mit ihm persönlich. Heute aber mußte Johann dem Manne den Bescheid bringen, er möge die Sachen dem Verwalter zur Unterschrift und Begutachtung vorlegen, denn er — Robert — habe in seiner rechten Hand rheumatische Schmerzen und könnte nicht schreiben. Nun gut. Johann brachte die Briefsachen

eilte zu ihm. „Mar. satteln Sie mir ein Pferd." Johann stand verblüfft da. Ueber drei Jahre diente er im Hause Holsten, jedes kleine Kind kannte seinen Namen. Auch Herr Robert, der zur Verlobung gefahren war. kannte ihn natürlich; aber der Herr Robert, der so schnell wiederkam. irrte sich hartnäckig und machte wiederholt aus dem Johann einen Mar. „Halten zu Gnaden. Herr — ich heiße Johann — ich bin der alte Johann..." „Ja. zum Kuckuck, da habe ich den Namen schon wieder ver wechselt. Also Leopold

— zum Donnerwetter! — Johann wollte ich natürlich sagen — satteln Sie mir schnell ein Pferd! Ich will ein wenig ausreiten." Johann hatte Mund und Augen offen. Die Stimme seines Herrn war jetzt lauter gewesen und hatte dabei einen anderen Klang als... Und dann: reiten? „Reiten? Herr Robert haben mir doch im Vorjahre, als Sie vom Pferde stürzten, streng verboten, jemals wieder für Sie ein Pferd zu satteln auch wenn sie es befehlen sollten?" „Im Vorjahre? Ach ja. richtig! Aber — hm — ein Jahr ist eine lange Zeit

, wissen Sie. Betrachten Sie den Befehl als nicht gegeben." Johann wurde ständig weniger klug aus alldem, aber als gehorsamer Diener ging er eben und ließ für seinen Herrn ein Pferd satteln. Den dreijährigen Falben „Hektar", der ihm unter allen das beste Pferd schien. Und fünf Minuten darauf sprengte Robert Holsten in ge strecktem Galopp mit verhängten Zügeln zum Tor hinaus — jener Robert Holsten, der. bevor er zur Verlobung fuhr, prin zipiell kein Pferd mehr besteigen wollte. Diese dummen Sachen

- und auch hinein- zuwcrfen. Da waren allerhand Notizen, aber in einer Sprache abgefaßt. die für ihn ein Kauderwelsch war. Namen von Städten, von denen er nie gehört. Aber ein paar Zeilen, so mitten drin, die konnte er lesen, die verstand er. Darin hieß es nämlich: „Von Bruder Robert noch keine Zeile, obwohl er meine Adresse weiß und überdies Marianne..." Das Weitere war für ihn unleserlich. Johann hatte auch keine Zeit mehr, das Rätsel zu lösen, denn sein Herr rief ihn schon wieder. Diesmal bestellte

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Tiroler Grenzbote
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Page 3 of 4
Date: 29.08.1938
Physical description: 4
Mitten in der romantisch-lieblichen, Sächsischen Schweiz, in einem Tale, durch das rauschend die Elster sich zwängt, liegt der „Holsterhos". Das Tal führt den idpllischen Namen „Äosental". und nicht zu llnrecht, denn so weit das Auge schaut, sieht es nichts anderes als Gärten mit prächtigen Rosen anlagen die in den mannigfaltigsten Farben dort gezogen werden und nach den beuachbarreu Städten zum Versand ge langen. Robert Holster, der Besitzer des Holsterhofes, war ein Jung geselle. knapp

über die Dreißig. Groß, blond, blauäugig, mit Hornbrille. Robert Holster hatte das Gut von den Eltern geerbt, diese von ihren Vorfahren. Die Familie Holster saß nachweisbar schon über hundert Jahre auf dem Besitz. Sie waren also keine Kriegsgewinnler, keine Neureichen. Roben Holster war ein sehr stiller, gutmütiger Mensch, der nach Ansicht seiner Verwattdten und Nachbarn nur einen Fehler hatte: er war noch Junggeselle. Warum, darüber munkelte man viel, sprach es jedoch nie laut aus. Geiz

war es nicht, denn er besaß den Dürftigen gegenüber eine sehr freigebige Hand, und die Dorsarmen konnten sich glücklich schätzen, einen solchen Schloßherrn zu haben. Oft wurde die Befürchtung aus gesprochen. daß es wohl nicht so bleiben würde, wenn einmal im Holsterhof eine Herrin einzog. Nun — das wegen der Herrin, das sollte jetzt Tatsache werden. Robert Holster war auf dem Wege, in den beschau lichen Hafen der Ehe einzusegeln und seinem bisher ohnedies ruhigen Leben eine noch ruhigere Bahn zu geben. Daran

hatte seine Schwester das Verdienst. Sie war in Berlin mit einem hohen Negierungsbeamten verheiratet und lebte in glücklichster Ehe. Das war für sie Grund genug, auch dem einsamen Bruder ein solches Glück zu gönnen. Gelegentlich eines Besuches, den Robert bei ihr machte, fädelte sie ein Ding ein. dessen Zwirn gut hielt. Sie machte den Bruder mit Fräulein Elsbeth Dorring, der Tochter einer verwitweten Rätin, bekannt, und Elsbeths natürlicher, ungekünstelter Liebreiz setzte nun den unberührten Junggesellen Robert

Holster sofort in Brand. Robert Holster begab sich nunmehr auf Reisen. Fuhr nach Berlin, um sich dort mit Elsbeth Dorring zu verloben. Der Verlobung sollte die Heirat in kurzem Abstand folgen. So wollte es der Bräutigam, und die Braut setzte dem keinen Widerstand entgegen. Warum auch? Sie. ein armes, un begütertes Mädel, konnte dem Geschick nur Dank wissen, in Bälde versorgt zu sein. Und so gut versorgt! Also: Robert reiste. Mit seinem schmucken Auto, dem Vier sitzer. den er sich im Vorjahre gekauft

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Neueste Zeitung
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Page 7 of 16
Date: 23.06.1933
Physical description: 16
Freitag, den 23. Juni 1933 ,N e u e st e Z e i t u n 9 ' Nr. 141. Seite 7. FÜR UNSERE FRAUEN Annemarie hat eingekauft. Von Serena Flohr. Als Robert heimkam, traf er Annemarie vor dem großen Wandspiegel in ihrem Zimmer. Sie hatte einen Hut auf dem Kopfe, den er nicht kannte, und besah mit großem Ernste ihr Spiegelbild. „Ach, du kommst gerade recht", rief sie ihm entgegen, „was sagst du zu meinem neuen Hut?" Das war nun deshalb eine nicht so leicht zu beantwortende Frage, weil Robert

bin ich doch nicht vollkommen befriedigt. Ich glaube, er ist zu groß oder vielleicht macht das Strohgsflecht einen zu schweren Ein druck. Ich fürchte, ich werde ihn Umtauschen müssen." Sie seufzte ein bißchen, legte den Hut aus der Hand und trat vor Robert hin. „Und das Kleid?" fragte sie, eine Drehung ausführend und dabei in den Spiegel blickend. Robert bemerkte erst jetzt, daß auch das Kleid, das Annemarie trug, ihm fremd war. „Ich wollte nur so etwas zum Hineinschlüpfen haben, wenn ich mal rasch fortlaufen muß

wieder an zog und gar nicht zu merken schien, daß Robert seine Meinung noch gar nicht geäußert hatte. „Das kommt davon, wenn man zu sehr sparen will. Hätte ich nur das andere genommen, das mir so gut gefiel, wenn es auch um die Hälfte teurer ist! Du siehst doch ein, Roby, nicht wahr, daß ich dieses schreckliche Kleid nicht behalten kann?" Robert lehnte an der Wand und lächelte ein bißchen. „Ich verstehe es zwar nicht ganz, wieso du nicht im Ge schäfte schon sähest, was du jetzt daheim so genau siehst

, aber das tut ja weiter wohl nichts zur Sache." Annemarie zuckte die Achseln und warf ihm einen nicht sehr freundlichen Blick zu. Sie wollte auch etwas erwidern, doch Robert kam geistesgegenwärtig ihr zuvor, indem er auf ver schiedene Päckchen zeigte, die auf dem Tische lagen, und freund lich fragte, was sie denn noch Schönes eingekauft habe. Und Annemarie wurde gleich wieder eifrig und lebhaft und brachte eine wunderschön verpackte Seife zum Vorschein, roch daran und hielt sie dann Robert hin. „Wie findest

du den Geruch?" fragt sie mit leisem Zweifel in der Stimme. „Herrlich!" stellte Robert rasch fest. „Na, ich weiß nicht," sie roch wieder daran, „ganz so fein kommt mir der Geruch jetzt nicht mehr vor. " Dann öffnete sie das nächste Päckchen. Da war eine bunte Halskette, die Robert sehr hübsch fand. Backfisch-Abendkleid naisgelber Fmbe, hochgcgürtet mit sichuartig zuk-mm-n- laufenden Blenden und tomatenroter Blutenranke. A. Kleid aus gelber Teile de lin, dessen Bahnen zu Taschen erweitert sind. Plastron

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 10 of 12
Date: 25.06.1934
Physical description: 12
. . . Die vergessen sogar aus den Nachtmahlgast, wenn so ein d ähnlicher Saxophonist auf taucht . . . Was wird 'der alte Schücketanz dazu sagen?" „Wer?" „Nun — Generaldirektor Schücketanz!" „Was geht ihn das an?" meinte Rvbert verständnis los. „Robert —" entgegnete Toni streng, „spiel' nicht den Dumjmen! Du weißt ebensogut wie ich —" „Gar nichts weiß ich!" beteuerte Robert. „Nicht? . . . Na, dann geht's in einem Aufwaschen. Jetzt kann's dir egal sein ... Er war Agathons Freund!" Robert schnappte nach Lust

. „Er war —" „Bist du ein Kürbis . . . Wer hat deiner Frau die Toiletten gekauft, den Schmuck, das Auto? Wer hat diese Mas ist los mit ihr?" fragte bekümmert Schücketanz. Robert blickte sinfter vor sich hin. „Agathe und Sie —" murmelt er nach einer Pause, legte den Brief auf den Schreibtisch und sagte feierlich: „Da — lesen Sie selbst!" Generaldirektor Schücketanz nähm den Brief, überflog ihn, ließ ihn sinken, nahm ihn wieder auf, las ihn neuer dings, legte ihn wieder hin und meinte bekümmert: „Was ist ihr eingefallen

?" „Das frage ich mich auch!" „Ja — aber warum denn nur?" „Ich glaube — wir haben sie izu sehr geliebt!" seufzte Robert. „Ich habe ihr keinen Wunsch abgeschlagen!" beteuerte Generaldirektor Schücketanz. „Das weiß ich selbst am besten!" nickte Robert. „Und mit so einem —" „— mit so einem Windhund!" ergänzte Robert. „Was gedenken Sie zu tun?" fragte -Schücketanz. „Sie werden einsehen, Herr Generaldirektor, daß ich mich nach diesem unerhörten Vorfall scheiden lasse —" „Das sehe ich ein!" „Und —" fuhr Robert

hat ein bedeutendes Privatvermögen —" „Lächerlich! Gar nichts hatte sie. Das kam alles von Schücketanz! Verstanden? . . . Der sorgte für sie und für dich —" „Ich fange an, zu verstehen!" stöhnte Robert. „Immerhin etwas!" Toni pfiff durch die Zähne, sah den Freunid ibekümmert an und meinte treuherzig: „Du bist nichts, du Haft nichts —• und du kannst nichts — und bist, wie die Sache jetzt liegt, vollkommen aufgeWnissen!" Rvbert trommelte nachdenklich auf die Tischplatte. „Die Frau weiß ja gar

nicht — was sie mir angetan hat! . . . Was soll ich denn cmfangen in dieser schweren Zeit?" „Es ist gewissenlos von ihr," konstatierte Toni. Robert führ sich durchs Haar. „Und 'Schücketanz, Ge neraldirektor Schücketanz, sagst du?" „Kein anderer!" „Dann —" Rvbert sprang wild auf, „dann wird er mir büßen!" „Robert — was fällt dir ein!?" „Ich will zu ihm!" schrie Robert außer sich. „Abrech- nen will ich mit ihm!" „Bist du wahnsinnig? . . . Erst nimmst du die Ge schichte ruhig hin und plötzlich wirst du blutgierig

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 12
Date: 23.06.1934
Physical description: 12
für Saisonartikel unvermindert an. Die Um- Jiampi um (t Fortsetzung.) Noch lange lag sie in schweren Gedanken und fand keinen Schlaf. Als sie am anderen Morgen das Wohn zimmer betrat, stand Robert Hellmann im Fenster und pfiff leise vor sich hin. „Morgen, Erika", meinte er etwas verlegen. „Noch böse wegen gestern?" Erika antwortete nicht. Sie ging auf und ab, brachte Kaffee, schnitt Brot ab und setzte sich schließlich dem Bruder gegenüber. Wahrend er tapfer zulangte, nippte sie nur an ihrem Kaffee, stellte

dann die Tasse entschlossen beiseite. „Robert", begann sie traurig. Der junge Mann hob den Kopf. „Ja, was denn?" „ .. .. . „Es ist gut, daß heute Feiertag ist und rch endlrch em- mal Gelegenheit habe, mit dir zu sprechen. Siehst du nicht selbst ein, daß das mit uns nicht so weltergehen kann?" . . . r- . Robert Hellmanst stand auf und ging m dem kleinen Raum auf und ab. .. Sein schönes Gesicht trug einen ärgerlichen, ver- „Immer dasselbe, immer dasselbe!", sagte er dann heftig. „Du gönnst mir nicht ein wenig

Vergnügen. Ich kann nicht jeden Tag zu Hause sitzen, wie du, ich bringe es eben nicht fertig . . ." „Mir macht es keine Freude, jeden Abend hier mit meinen schweren Gedanken allein zu sem , sagte Erika Hellmann erregt. . . . Aber wenn ich nicht sparen würde, wo wären wir denn heute?" ^ _ . ... „Ja, ja, ja . . . wirf es mir nur vor, daß du für mich sorgst, daß ich der leichtsinnige Bruder bin, der seiner Schwester das Geld aus der Tasche zieht. „Robert! Du weißt, ich habe dir nie Vorwürfe ge macht. Gut

, du bist anders als ich. Wir stehen doch beide allein und müssen Zusammenhalten. Aber es geht jetzt nicht mehr! Ich habe nur noch zwechurckert Mark, das ist alles! In den nächsten Tagen rst die Miete fällig, alles, was ich verdient habe, habe ich schon vorgestreckt. In der kommenden Woche muß ich eine Inspektions reise antreten . . . dafür brauche ich allerlei ... du mußt sehen, daß du mir irgendwie hilfst. .. „Das habe ich mir schon lange überlegt , sagte Robert Hellmann heftig. „Und ich werde sehr Geld verdienen, mehr

als du denkst? Erika sah ihn erstaunt an. bald „Wenn du nur energisch dein Studium zu Ende führen und sparsam leben würdest, das wäre schon alles, was ich mir wünschte . . sagte sie ruhig. „Bergmann will mir helfen", sagte Hellmann jetzt kurz. „Er will mich an seinen Geschäften beteiligen." Erika erschrak bis ins innerste Herz. „Bergmann, Robert? Der Schieber, dieser Mann mit seinen dunklen Geschäften? O Robert, bitte! Tue das nicht!" Sie stand auf und ging auf den Bruder zu. „Robert, bitte! Sei

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 16.04.1936
Physical description: 6
Seite 4. Nr. 87. Nachrichten aus Tirol und Vorarlberg. Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Rettungs gesellschaft Innsbruck findet am Montag, den 20. d. M., abends 8.15 Uhr im Blauen Saal des Hotels „Maria Theresia" mit der üblichen Tagesordnung statt. Beratung in Patent-, Muster- und Markenschutzangelegenheiten. Das Tiroler Gewerbeförderungsinstitut teilt mit: Patentanwalt Ing. Robert Hans Walter. Salzburg, wird auf Einladung des Institutes in dessen Büro, Innsbruck, Meinhardstraße

. Nun war jedes Zurück unmöglich. Mit gemacht fester Stimme sagte Robert laut: „Ja, ich will für die zehn Mark boxen!" Neugierige Stille entstand. Das Publikum, fast täglich auf dem Platz, war gewöhnt, den Ausrufer sofort mit einem Wortschwall über den Herausforderer herfallen zu sehen. Aber diesmal kam es anders. Die Athleten brachten ihre Köpfe zu sammen und tuschelten miteinander. Hin und wieder warf einer einen Blick auf den die Umstehenden überragenden Robert. Der Sprecher rief Robert zu, nachdem

er sich mit den andern geeinigt hatte: „Geht nich', junger Mann. Komm' Sie 'n an dermal wieder!" Dann drehte er sich um. Robert kniff die Lippen zusammen. So ließ er sich nicht ab speisen. „Hallo, hallo", ries er den verschwindenden Ringern nach. „Wenn Sie öffentlich herausfordern, müssen Sie mich annehmen." Der letzte Athlet, der gerade das Podium verlassen wollte, drehte sich ärgerlich wieder dem Publikum zu. Aber ehe er sich mit Robert auseinandersetzen konnte, sagte Hella empört: „Das ist ja noch schöner

." Von allen Seiten kamen Zurufe: „Det jibt's nich', hier soll doch alles reell vor sich gehen!" Oder: „Dann stell'n Sie sich nich' hier hin, wenn Sie sich nich' getrau'n mit'n strammen Burschen 'n Boxkampf zu wagen!" Robert schob sich mit seinen breiten Schultern durch die Menge, bis er dicht vor dem Podium stand. Die Kämpfer kamen einer nach dem andern wieder herauf. „Also, was ist, lasi'n Sie mich boxen?" Robert hatte keine Ahnung, daß die Herausforderer mit den Truppmitgliedern gemeinsam in einem Verband

bei einer Abfahrt auf der Seifer Alpe gestürzt und mit dem Kopf so unglücklich gegen einen Stein gefallen, daß er schwer verletzt liegen blieb. Sportfreunde nahmen sich sofort des Verunglückten an und brachten ihn in die nächste Schutzhütte, doch war jede ärztliche Hilfe vergeb lich. Eberstadt starb binnen weniger Stunden. „Von mir auch nich'." Mit einem Ruck schwang sich Robert auf das Podium. Breitschultrig, groß und blond stand er unter der Bogenlampe und lächelte Hella sicher zu. Sie nickte und hielt

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Neueste Zeitung
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Page 7 of 10
Date: 11.04.1936
Physical description: 10
Pistulla. I Mber-RechtSschutz: Drei-Ouellen-Verlag, Königsbr-ück (Bezirk Dresden). ni 2« Seemann Robert Prell hatte abgemustert. Er saß jetzt, ® seinem Freund Hein, im D-Zug nach Berlin. Sehr ver- % sah er nicht aus. Je mehr sich der Zug von der Wasser- - ^e entfernte, um so unbehaglicher wurde ihm zumute. Er r «sich tute ein Fisch auf dem Trocknen vor. Hein hatte ihn f* strebet, gleich ihm den Dienst auf der „Annemarie" zu j§ Steren, und sich ein paar Wochen in Berlin zu amüsieren. t Mim ihm zuerst

verlockend. Run bereute er bereits, seinem £ mnd gefolgt zu sein. r , An Lüttings Gesicht drückte nichts von Zweifeln aus. Er T M schließlich auch zu Muttern und nicht nur zum Luxus nach l W. Seine kleinen Augen blinkerten unternehmungslustig ■p Mal stieß er Robert an, wenn eine elegante Frau an W Abteil vorüberging, mal deutete er in die wunderschöne t ^Nlerlandschaft hinaus. . »Mnz niedlich, was? Wenn man immer nur Wasser sieht!" f "M", machte Robert. Und in Gedanken gab er sich die t ' Ele Mühe

, die einförmige graue Felsenlandschast der süd- , mischen Küste schöner als die bunten Wiesen und Wälder ' EschlcutdZ zu finden. Es blieb aber ein vergeblicher Versuch, i Zug ratterte immer schneller. Hein stand auf und holte > W und Wurst aus dem Handkoffer. „Dunnerlüchting, da kann , > fln beinah seekrank werden, so schüttelt dat." Als Robert > J ie . r uicht antwortete, sondern mit verdrossenem Gesicht vor . "Mstarrte, fuhr ihn Hein an: „Wat hest du denn?" ;: r W nix." "Ensch, verteil mir doch kein' Unsinn

. Wat is' denn los ' ^ ein sich umständlich und sckmitt sich ein Stück ,Wir hätt'n die Arbeit nich' upgeben soll'n." Hein's Katzenaugen blitzten verachtungsvoll. Er schob sich einen großen Happen in den Mund. „Büste bang?" Robert ärgerte sich. „Red' kein' Quatsch. Also dat is sicher, dat ich bei dir wohnen kann? Und in drei Wochen fahr'n wir Widder tausammen taurück?" „Jung, Jung, büst du nu' dreiundzwanzig oder dreizehn Jahre alt? Wie oft soll ick's noch sagen: Wir zwei zieh'n zu miner Olschen

, die hat genug Platz. Da brauchst du nich' mal wat zu betahlen. Laß man, es wird dir schon gefall'n, und die Kinners erst —" „Na ja." Robert begann ebenfalls zu essen. Zu ändern war ja nichts mehr. Wie er die Bissen langsam im Munde zer malmte, so zermalmte sein Gehirn gewissermaßen erst die Ge danken, ehe sie faßbar in ihn eingingen. Er kam zum zehnten- mal zu dem Resultat, daß man Hein, trotz aller glatten Worte, nicht recht über den Weg trauen durfte. Hein hatte ihm schon manches erzählt und versprochen

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 15.04.1936
Physical description: 6
, wo es kurz nach der Einlieferung seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Die Eltern hatten das Äini schlafengelegt und sind dann auf kurze Zeit zu einer im glei chen Hause wohnenden Verwandten gegangen. Das Kind ist aufgewacht, aus dem zugemachten Gitterbett herausgestiegen und hat einen Sessel zum Fenster gerückt. Es öffnete das Fen ster und st ü r z t e auf die Straße. Robert kratzte sich den Kopf. „Wenn ich die Rechnung bei deiner Mutter bezahle, Hab' ich nur noch mein Rückfahrgeld nach Hamburg

—" „Is doch bloß für jetzt, zu Hause Hab' ich doch Geld. Ich Hab' doch nur' zu wenig eingesteckt." „Na, denn is es ja was andres." Ohne Bedenken zog Robert fein Rückfahrgeld aus einem Extrafach seiner Brief tasche und bezahlte damit Heins fehlenden Anteil. Sie hatten zusammen über achtzehn Mark zu entrichten. Zuerst brachten sie die Mädchen nach Hause. Hein war ziemlich angeheitert, und er lärmte und sang laut in den stillen Tiergartenstraßen. Die stupsnäsige Lotte hatte große Mühe mit ihm. Robert und Hella

folgten ihnen eng um schlungen. „Willst du wirklich schon in vier Tagen fort? Aber morgen kannst du doch nochmal mit mir zusammen fein?" Hella sah Robert bittend an. „Na schön! Wo denn? Wieder hier im Tiergarten?" Robert verabredete sich mehr aus Gutmütigkeit als aus Interesse. Er war in Gedanken schon mehr in Hamburg als hier, und konnte es kaum noch abwarten, bis er seine Heimat stadt wiedersah. „Also morgen um neun. Du bist ein feinsc Kerl, Robert." Robert zog sie noch näher an sich, und begann

irgendein Lied vor sich hin zu pfeifen. 4. Es war schon spät am Morgen, als Robert noch mit benom menem Kopf in die Küche kam. Ein Geruch von billiger Seife, Dampf und schmutziger Wäsche schlug ihm entgegen. Frau Lütting wusch Kinderzeug. „Guten Morgen! Schläft Hein noch?" „Hein?" Frau Lütting putzte sich die Hände an ihrer blauen Schürze ab, und brachte Robert seinen Morgenkaffe an den Tisch. „Hein is doch heute früh weg." „Weg? Wieso?" Robert sah Frau Lütting verständnis los an. „Ja, wissen Sie'n

das nicht? Als ich heut' früh aufftand, lag 'nen Zettel von Hein da, daß ich ihn gleich wecken sollte. Aber als ich ins Zimmer kam, war er ja schon beim Koffer packen." „Kofferpacken? Dunnerlüchting, der is doch nich' etwa allein fortgefahren?" Robert fuhr hoch und schrie es beinah' heraus. Frau Lütting sah ihn entgeistert an. „Er hat doch gesagt, Sie wollten noch hier bleiben, weil Sie 'ne Braut gesunden hätten. Was is denn nu? Haben Sie sich gezankt?" „Gezankt nich', aber Hein is ein ganz verdammter —", Robert

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Page 7 of 12
Date: 25.08.1933
Physical description: 12
nach der anderen heraus, stapelt der besseren Uebersicht wegen deren Inhalt auf dem Teppich am Fuß boden auf, setzt sich selbst dazu und vertieft sich in die Arbeit. Als Robert gegen Abend heimkommt, blickt er verdutzt auf seine am Boden hockende Frau. „Was in aller Welt treibst du denn da?" fragt er neugierig. Annemarie hebt flüchtig den Kopf. „Ich mache Ordnung, wie du sehen kannst!" erwidert sie kurz. Robert betrachtet ohne rechtes Verständnis, aber schwei gend das Kunterbunt auf dem Teppich. „Ach, Roby!" sagt

noch überzeugt, hätte sie am Leben bleiben können, sie wäre eine berühmte Dichterin gewor den." Annemarie fährt sich mit der Hand über die Augen, und Robert wagt kein Wort des Zweifels an dem Talent der Früh verstorbenen. Es ist ganz still im Zimmer, man hört nur das Rascheln der Papiere, in denen Annemarie kramt, bis sie ganz unerwartet auflacht. „Nein, Roby, das mußt du ansehen, dieses alte Moden heft! Einfach greulich, wie man sich damals anziehen mußte. Was würdest du sagen, wenn ich heute

ein solches Kleid trüge und einen solchen Hut aufsetzte? Gingst du mit mir auf die Straße?" Dabei hält sie Robert die vergilbte Modezeitung hin, die sie ihre Heiterkeit wieder finden ließ. Robert beteuert, daß er mit einer so lächerlich gekleideten Frau keinen Schritt ausginge, und will dann wissen, ob Annemarie mit dem Ordnung machen bald fertig sei. Doch da kommt er schlecht an. „Was fällt dir ein, Robert!" wehrt sie gereizt ab. „Siehst du denn nicht, wieviel um mich herumliegt?" „Weshalb hast

du denn mit dieser Arbeit nicht früher angefangen?" frägt er harmlos. „Ich habe gleich nach deinem Weggehen, also um drei Uhr, mit dem Ausräumen des Schreibtisches begonnen " „ und jetzt ist es halb sieben Uhr vorbei!" vollendet Robert ihren angefangenen Satz. „Was hast du eigentlich dreieinhalb Stunden lang mit dem Zeug getrieben?" Annemarie fetzt eine abweisende Miene auf, und in ihrer Stimme grollt es dumpf, als sie erklärt, ein Mann hätte nicht das geringste Verständnis für Gefühle. „Glaubst du, ich kann all

diese Erinnerungen und so viele Gedenkzeichen ganz ohne weiteres in Bausch und Bogen in den Papierkorb werfen? Ich muß doch Stück um Stück durch setzen. Bei jedem Blatt, bei jedem Bogen, bei jedem Brief lebe ich ja einen Teil meines Lebens wieder durch, fast bei jedem spricht auch mein Herz mit." „So, — hm —!" macht Robert und zündet sich eine Ziga rette an, „ja, dann verzeih, — aber ich dachte, du wolltest nur Ordnung machen, wie du früher sagtest." „Ach, — du, — mach dich nur lustig über meine tiefsten

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 17.04.1936
Physical description: 6
zeitung, das „Cunard Daily Bulletin", ein. Den öffentlichen drahtlosen Verkehr zwischen England und Amerika richtete Marconi im Jahre 1907 ein. Sein Verfahren wurde später bei der K r i e g s - und Handelsmarine verschiedener Staaten eingesührt und von Marconi fortschreitend entwickelt, namentlich auf zahl- lNachöruck verboten.) 4 Novvy WreK siegt. Roman um einen Meisterboxer von Ernst Pistulla. Robert saß bald allein in dem großen Zeilt. Die Athleten fanden sich hinten im Wohnwagen. Er konnte

es noch kaum On, daß er zehn Mark verdient hatte. Morgen wollte er nieder hergehen und dann nach und nach die anderen Rummel te in Berlin besuchen. Dann konnte er in Hamburg wenig es mit etwas Geld ankommen, und hatte Zeit, auf neue Aer zu warten. i8on hinten rief ihn jemand. „Sie, komm'n Sie mal her und ^ Sie sich Ihren Lohn!" Sehr freundlich klang die Stimme Robert erhob sich und reckte die Arme. Er zuckte aber vor ^merz zusammen. Cr mußte sich eine Sehne gezerrt haben. E er hinten den Vorhang beiseite

schob und einen Schritt ^ivärts ging, prallte er sofort wieder zurück. Er lehnte sich seinen Pfosten, nahm die Arme hoch und zog sich gleichzeitig tmmen. „Hallo", stieß er zwischen den Zähnen hervor. So Md es also. Nun, so leicht sollten sie es nicht haben. In solchen Nationen wußte er sich zu helfen. 3m Halbkreis stand die ganze Athletentruppe um ihn, und ^ ^elt einen schweren Holzpantoffel drohend in der hoch- ebenen Hand. Wenn für Robert dies nicht so plötzlich Kommen wäre, hätte er vielleicht

sogar das Komische au dem ^ empfunden. Aufmerksam behielt er alle im Auge. ^mer nach dem andern ließ jetzt den Pantoffel sinken. Wzke, fax am meisten Ursache hatte, auf Robert wütend 1 knurrte: „Eigentlich hätt'ste 'ne furchtbare Tracht ver- nt - mein Junge." Robert fuhr Hoch. Er stellte sich aufrecht hin. „Ich mein Geld ehrlich verdient." „So, dein Geld hast du ehrlich verdient", äffte ihn der heisere Ausschreier nach. „Ick hätte gar nicht gedacht, daß ’n Junge aus Hamburg so mit'm Dämel geschlagen

sein kann." „Was wollt Ihr denn von mir?" Roberts Stimme klang, selbstbewußt. „Krieg' ich mein Geld oder mich'?" Aber innerlich versuchte er schon sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, seine zehn Mark nie im Leben zu sehen. „Jetzt woll'n wir mal deutsch reden, Kleener", nahm nun ein Glatzkopf mit dicker runder Nase das Wort. Er hieß Klingner, genannt die westfälische Eiche. Er packte seinen Holz pantoffel wieder fester -und blickte Robert in das frische, klare Gesicht. Dann begann er eine etwas pathetische Rede

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 12
Date: 10.11.1933
Physical description: 12
. Sie hat Robert, ihren Lieblingsneffen, lange nicht mehr gesehen, kennt Annemarie noch gar nicht und ist, wie sie schreibt, voll freudiger Erwartung ihres Kommens. Leider muß Robert am Montag unaufschiebbar auf einige Tage dienstlich verreisen, aber er wird jedenfalls rechtzeitig zurückkehren, um die Tante noch anzutreffen. Er bittet Annemarie, Tante Aurelie recht herzlich zu emp fangen, entwirft ein Bild ihres Wesens, zählt einige ihrer Eigenarten auf und rät Annemarie, auf diese möglichst Rück sicht

zu nehmen. Annemarie hört aufmerksam zu und sagt, sie würde schon alles richtig machen, worauf Robert beruhigt ab- reift und verspricht, sobald als nur angängig wieder da zu sein. In der Tat kommt er schon am vierten Tag abends zurück. „Wie gehtts, Annemarie?" ruft er, kaum eingetreten, er wartungsvoll. „Danke!" sagt Annemarie freundlich, „mir geht es gut, aber Tante Aurelie ist heute nachmittags abgereist." „Ab—ge—reist?!" stößt Robert ungläubig hervor. „Ja weshalb denn, um des Himmels willen

? Sie wollte doch wenig stens eine Woche bleiben." Annemarie zuckt die Achseln. „Ist etwas vorgefallen?" fragt er unsicher, und seine heitere Stimmung trübt sich. „Vorgefallen? — Nein, gar nichts!" sagt Annemarie, lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und beginnt zu erzählen, wie sie die Tante am Bahnhof abgeholt hat und mit ihr heimgefahren ist. Ins hübsche Gastzimmer hatte sie einen Strauß der schönsten Nelken gestellt, aber „Annemarie", unterbricht sie da Robert, „ich hatte dir doch aufgetragen, keine duftenden Blumen

zu wählen, die Tante bekommt Kopfschmerzen davon." „Das sagte sie auch, kaum, daß sie den Strauß erblickt hatte, und ich trug ihn natürlich sofort hinaus. Aber, weißt du, Roby", lächelt Annemarie, „es waren ganz geruchlose Treib hausnelken, die ihr nicht die geringsten Kopfschmerzen ver ursacht hätten." „Na und dann?" drängte Robert weiter. „Dann wollte sie um sechs Uhr stütz geweckt werden, sie sei es so gewohnt. Ich fand aber, die Arme soll sich einmal tüchtig ausschlafen, gab Lina keinen Befehl

zum Wecken, trug ihr im Gegenteil auf, in der Frühe recht leise zu machen. Und wirk lich, die Tante erschien erst um neun Uhr zum Frühstück, sie hatte bis acht Uhr geschlafen!" „Gewiß war sie aber ungehalten darüber", ahnt Robert. „Sie hielt sich allerdings auf, daß sie nicht geweckt worden war, doch ich glaube, sie schlief recht gerne mal zwei Stunden länger." Annemarie macht ein listiges Gesicht und berichtet weiter. „Das Essen sagte ihr leider nicht ganz zu. Du hattest mir zwar gesagt, sie äße

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 17.03.1932
Physical description: 8
, aber diese Tatsache genügte im Zeitalter der Reklame. Robert Ball, nicht der berühmte Kammer sänger, sondern sein Namensvetter, ein unbeschäfttger Ir gendwer, mit Mutterwitz begabt, dachte über die eben er wähnte Tatsache vier Wochen lang nach, wie andere Leute darüber Nachdenken, ob sie nach Aegypten oder nach der Ri viera fahren. Der Effekt seines Nachdenkens war eine Idee, an deren Ausführung er sogleich ging. Wenn Robert Ball, der Irgendwer, seine Barschaft überrechnete, seinen Kleiderschrank öffnete

, die Schubladen seiner Kommode aufzog, mußte er seststellen, daß eine Reise leider nicht zu den Möglichkeiten rechnete, in deren Bereich er lebte. Da er aber jetzt unbedingt Erholung brauchte, traf auch Robert Ball seine Vorbereitungen zur Reise, die merk würdigerweise zunächst darin bestanden, daß er sich ein Dutzend Briefbogen kaufte, von den teuersten, die es im Laden, gab. Diese Briefbogen verschickte er an folgende Firmen: Kofferfabrik Morern! Da ich demnächst eme Reise antrete. Mächte

ich Ihnen Vorschlägen, mir einige Ihrer ausgeze'chneten Koffer zur Verfügung zu stellen. Ich habe n:chts dagegen wenn Sie in Ihren Inseraten erwähnen, daß ich Ihren Koffer allen anderen Fabrikanten den Vorzug gebe. Robert Ball. P. 8. Bitte im Büro der Gepäcksförderungs G. m. b. H., Backstraße, abzuliefern. und vermerkt mit Befriedigung, daß Mussolini in den letzten Tagen dm Direktor des Zentralamtes, Pros. G i n i, seines Amtes enthoben hat. 3« der Mnheit liegt die Macht. So bitter auch die von ihren Führern

an die Schuh fabrik Elegant, an die Hutfabrik Gerold u. Co. und an die Fabrik für Sportartikel, Marke Dauerhaft. Einige Tage später wurden im Büro der Gepäckbeför- derungs-G. m. b. H. für Herrn Kammersänger Robert Ball abgegeben: ein schweinslederner Coupßkoffer, ein großer Reisekoffer, ein heller Anzug mit Knickerbockers, ein Som mersmoking. zwei Gerold-Hüte, ein Paar Sportschuhe, ein Paar Smokingschuhe und ein Tennisschläger, Marke Dauerhaft, mit einer Widmung: „Dem großen Meister der Kehle

au« dem Salon für vornehme Herrenbeklei dung, für Mab siben immer sagt Robert Ball . . „Ich trage nur Gerold-Hüte! . . . . . Robert Ball, der Namensvetter, verlebte seinen „Urlaub" zwar nicht im Süden wie der göttliche Sänger Hitlers Mlavve in Batzern. In Bayern, in dessen Hauptstadt Hitler bekanntlich „residiert", hat dM Faschismus am 13. März die größte Schlappe erlitten. Wie dem „Vorwärts" aus München be richtet wird, ließen selbst die rein protestantischen Gegenden Nordbayerns und der Pfalz

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 25.04.1936
Physical description: 6
Erich Torgglers wanclbilcler vom Imster 5chemenlaufen im „vreinötzl". Berittener Mohrenfürst. $&ßatec+ähi0+$unft Stadkthealer Innsbruck. Freitag, 8 Uhr: Aus vielseitigen Wunsch nochmalige Wiederholung m „Menschen in Weiß", Schauspiel aus dem Aerz'testand von Sid- «!h Kingsley. Unwiderruflich letzte Wiederholung. Volkspreife von öd g bis 2 S. Zenlstag, 3 Uhr nachmittags: „Schneewittchen und Rosenrot", ^tiges Kindermärchen in drei Akten von Robert Bürkner. Karten h allen Filialen des Allgemeinen

in die Hand drückte. Schließlich hatte ihr Herr Prell chon mehrmals gesagt, daß er bald ausziehen würde. Als ^bby ihr zum Abschied die Hand gab, sagte sie bittend: „Kom- W Sie uns bloß öfters besuchen, Herr Prell. Die Kinder torden's gar nicht glauben können, daß Sie weg find." Robert nickte. „Is schon gut, Frau Lütting. Und dann geb' 1 gleich noch 'ne Anzeige für Sie auf, damit Sie 'n neuen Bieter finden." «Wenn Sie das doch tun würden, dann war' ich Ihnen aber Ebar." Sie stand noch, solange sie Robert

sehen konnte, an Treppe und winkte ihm nach. ^st als Berkendts Wagen in die Straße einbog, wo Robert ^ nun ab wohnen sollte, wurde ihm klar, daß er nun völlig ^er Sebaldus' Aufficht kommen sollte. Daß sich sein Unmut W in einem energischen, wütenden Protest auslöste, lag nur to Ilse Wäningers Gegenwart. Er beherrschte sich mit Ge- Aber es war keine Kleinigkeit, sein Temperament zu Zerdrücken. Das Auto hielt vor dem Haus, wo Sebaldus lohnte. Mürrisch betrat Robert die vornehme Wohnung im ersten vtock

Berkendt erriet seine Gedanken. „Die Wohnung liegt besonders günstig, weil die neue Sportschule so nah ist. Es war ein glücklicher Zufall, daß sie frei wurde und Herr Sebal dus sofort zugegriffen hat." Ilse Wäninger sah Robert mit einem Lächeln in die Augen. „Und wir wohnen nun auch näher zusammen. Das ist hoffent lich ein Grund, uns recht zu befreunden. Kommen Sie so oft Sie Lust haben zu mir." Robby sah sie mit einem dankbaren Blick an. Es war ein Glück, daß Ilse Wäninger

an, wie sie die Möbel zu versetzen gedachte. „Es ist sehr einfach. Sie werden sehen, daß alles sehr nett werden kann. Man muß nur eine persönliche Note hineinbringen." Robby nickte gläubig, persönliche Note' hatte sie gesagt. Es hörte sich ganz schön an, aber er wußte nicht recht, was es bedeutete. Auf Herrn Berkendts Wunsch begleitete Fräulein Wäninger anschließend Robby zum Schneider. Sie sollte ihm beim Stoff- ausfuchen behilflich sein. Zwei Anzüge und einen Winterpaletot sollte Robert in Auftrag geben. Robert

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 15.04.1936
Physical description: 6
Schneefälle gemeldet. INachdmck verboten.) 2 «ovv« Vre» siegt. Roman um einen Meisterboxer von Ernst Pistulla. „Sei still, Hein, da is sie." Robert steuerte schräg über dm Damm. Hein blieb stehen, denn eben streifte ein hübsches Haariges Mädel an ihm vorbei und warf ihm einen koketten ^ zu. Er überlegte, ob er ihr nachsteigen sollte. Robert schüttelte der Kleinen die Hand. „Ich dachte schon, kommen nich' mehr." Dann sah er sie von oben bis unten *• „Niedlich seh'n Sie wieder aus, Fräulein, daß man bloß

taten kann." "Ich gefall' Ihnen also?" fragte sie geschmeichelt. „Einfach großartig", sagte Robert. „Sonst hätt' ich mich ^ auch nich' mit Ihnen verabredet." Und dann schwatzte ^ drauf los. Was er sagte, kam von selbst über seine Lippen, fr brauchte nicht zu überlegen. In dieser Hinsicht war er Bandt. Sie hörte seinen Schmeicheleien gerne zu, nur schmal lachte sie über seinen Hamburger Dialekt, dkald kam Hein langsam über die Straße. Er hatte die Maarige aufgegeben. „Ach, da kommt ja Ihr frecher

Freund "H", sagte die Verkäuferin zu Robert. »Sagen Sie nichts über meinen Freund. Wenn der nich Mll In den Zelten' gesagt hätte, würden wir uns heut' ta’ hier seh'n." »Stimmt auffallend." Sie lachte laut und zeigte dabei zwei Men blendend weißer Zähne. Sie mußten etwas zurück- Mn, denn ein Schwarm junger Mädchen mit ihren Kanä len, meist Soldaten, wollte vorbei. Hein begrüßte das Mädchen wie eine alte Bekannte. „Ein daß Sie endlich da sind, ich' Hab' nämlich schon einen Sparen Bierdurst. Wir warten

. Ich Hab' aber auch 'nen Trost für Sie. Seh'n Sie mal, da hinten kommt 'ne Freundin von mir." Hein rieb sich die Hände. „Das klappt ja." Schmunzelnd betrachtete er das näherkommende schlanke Mädchen. „Robert, Jung', das soll heut' 'n vergnügter Abend werden." „Na, denn man tau. Vielleicht wird's der Abschiedsabend, denn länger als vier Tage bleiben wir ja doch nich' mehr hier." Alle drei gingen der Freundin entgegen, und dann betraten sie gemeinsam eins der übervollen Tanzlokale. Bald saßen sie gemütlich

an einem Ecktisch. Die Freundin machte den Vorschlag, sich ihre Namen zu nennen, und unter Gelächter und Gekicher stellte man sich gegenseitig vor. Die Verkäuferin hieß Hella und ihre Freundin Lotte. Es wurde äußerst nett. Sie tanzten viel, und Robert und Hein benahmen sich wie große Kavaliere. Abwechselnd spen dierten sie eine Lage nach der anderen. Die Mädchen waren selig. Solche Kavaliere fanden sich nicht alle Tage. Sie sahen sehr reizend aus, in ihren einfachen bunten Fähnchen und mit dem billigen Schmuck

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Neueste Zeitung
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Page 2 of 6
Date: 24.10.1931
Physical description: 6
.. Das Eierben des Sektionsrats Robert. Don Arthur Schnitzler +. Einen Tag vor Arthur Schnitzlers Tod ist sein letztes Werk, der Roman „Flucht in die Finsternis", erschienen lS. Fischer, Verlag, Berlin). Schnitzler, der als Dichter und Arzt sich immer wieder mit dem großen Problem vom Sterben be schäftigt hat, schildert auch in diesem Buch das Ende eines Menschen, eines hohen Wiener Beamten, der auf der Flucht vor oem nahenden Wahnsinn in einem kleinen Dörfchen ge landet ist. Er ist sich nicht darüber klar

, ob er die schöne Albate, die er heimlich liebte, und die kraftvolle Paula, mit der er sich verlobte, ermordet hat — dabei weiß er, daß beide leben . . . Seinen Bruder Otto, der Arzt ist, hat er früher einmal das — längst bereute — Versprechen avgenommen, ihn zu töten, falls er in die Nacht des Wahnsinns fallen sollte. — Im letzten Kapitel des Romans wartet der Sektionsrat Robert in einem ärmlichen Gasthof auf Paula, die er telegraphisch zu sich ge beten hat. Er trat ins Haustor und stagte für alle Fälle

nochmals, ob nicht ein Depesche für ihn gekommen sei. Der Wirt klärte ihn auf, daß es in diesem kleinen Orte von 7 Uhr abends bis 7 Uhr früh keinen Telegraphendienst gäbe. Nun kam Robert auf seine erste Vermutung. Er suchte sein Zimmer auf und legte sich unausgekleidet aufs Bett. Eine Stunde wollte er ruhen, denn Mitternacht war vor über, und sich dann wieder an den Bahnhof begeben. Er löschte das Licht nicht aus und starrte von seinem Bett aus durch das gegenüberliegende Fenster in die Nacht. Er sah

nur den Himmel und eine einsame Felsenspitze, über der ein Stern schimmerte. Vom Kirchturm schlug es halb eins, und die Klänge tönten lange fort, als wollte die Nacht sie nicht wieder heraus geben; sie wurden lauter, voller und endlich dröhnend wie Orgelklang. In einer riesigen, sonst völlig leeren Kirche wan delte Robert mit Dr. Leimbach umher, und an der Orgel, un gesehen, aber Robert doch bewußt, saß der Pianist aus dem Nachtlokal, während Höhnburg die Register trat und dabei wie ein Hanswurst den Kopf

weit über die Brüstung des Chors streckte und immer wieder zurückzog. Leimbach aber erklärte, daß der Mann dort oben nicht etwa eine Fuge von Bach spiele, sondern daß er Lebensgeschichten in Musik setze, wie das be kanntlich alle begabten Pianisten tun. Gleich darauf wanderte Robert zwischen Bahngleisen hin, einer offenen Landschaft zu, mit einer roten Fahne in der Hand, die er ununterbrochen schwenkte und endlich auf einen Erdhügel pflanzte, unter dem Alberta begraben lag. Dann schritt

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Innsbrucker Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 10.07.1934
Physical description: 8
. „Robert? Um Gotteswillen . . . wie kamst du hier herein?" „Sehr einfach", sagte Robert Hellmann kalt. „Du vergißt, daß ich immer noch von früher her einen Schlüssel zu deiner Wohnung habe." Er stand dicht vor ihr. „Evelyn", sagte er, und es klang Leidenschaft und Zorn durch seine Stimme. „Glaube nicht, daß ich dich ausgebe! Bergmann hielt mich ein paar Tage fest, sonst wäre ich schon längst wieder bei dir gewesen . . . Aber immerhin, es ist gut so. Unsere letzten Geschäfte . - ", es zuckte bitter

an. ^ „Ich habe meine Verlobung mit Overberg gelost ... Robert Hellmann sprang auf. „Wirklich. O, Eve- lächelte über den erregten jungen Menschen hin weg. „Du mußt verstehen, daß ich seine Werbung damals annahm, ich brauchte das Geld . . „Evelyn, ich kann dir helfen, von mir kannst du haben, was du willst . . ." Evelyn lächelte. „Im Augenblick brauche ich nichts. Aber ich will von hier fort. Mein Engagement ist ab gelaufen. Ich will reisen . . „Ich werde dich begleiten", sagte der junge Mensch freudig. O, Evelyn

. . . wie wird das schön werden . .. ich muß nach Hamburg fahren . . . wir werden erst dorthin reisen . . . und später suchen wir uns einen stillen Ort, in dem nur nur für uns leben. O, Evelyn, ich bin dir ja so dankbar . . . nicht wahr, du liebst mich noch immer, jetzt wird noch alles gut für uns..." Er griff stürmisch nach best Händen der Frau und küßte sie. Evelyn ließ es mit nachsichtigem Lächeln geschehen. „Gut", sagte sie nach kurzer Ueberlegung. „Fahren wir nach Hamburg ..." . Robert Hellmann sah in das schöne

Gesicht der Frau. „Mr ist das alles noch unbegreiflich", murmelte er schwach. „Vor ein paar Stunden glaubte ich immer noch, ich müßte um dich kämpfen, müßte dich mit Ge walt wieder zu erringen versuchen . . . und nun kommst du von selbst zu mir zurück . . ." Evelyn lächelte über den gesenkten Kopf des Man nes hinweg. Ein hartes, spöttisches Lächeln. Von selbst zu Robert zurück? Ach, sie überlegte ganz anders. Der junge, leidenschaftliche Mensch be deutete eine Gefahr für sie, das spürte sie ganz deut

lich. Seine wilden Drohungen und heftigen Forderun gen machten sie nervös. Sie hätte ihn und das kleine, amüsante Abenteuer, das sie mit ihm hatte, schon längst vergessen, wenn er nicht immer wieder mit seinen drohenden Ausbrüchen sie erschreckt hätte. Warum war er schwach genug gewesen, dem Gift zu erliegen? Warum konnte er sich nicht daraus emporreißen, wie sie? Ihr Gesicht wurde hart. Immerhin, es war besser, Robert nicht noch mehr aufzuregen und zu reizen. Warum sollte er sie schließ lich

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 10.10.1933
Physical description: 6
Auer von Gries und Dr. Ambros Einer von Neustift fungiert. Der neue Propst hatte damit, wie seine Vorgänger seit über 200 Jahren, die Abtwürde erhalten. nicht. Aber Edith ließ ihm keine Zeit zum Fragen. Rücksichtslos schob sie ihn beiseite und rief den beiden Männern zu: „Hier hinauf, daß nur das Kind ins Bett kommt!" Robert Weltner sah mit irren Augen auf Edith, dann auf den leblosen Körper seines Kindes. „Ist er tot?" hörte er feine eigene Stimme wie die eines Fremden durch den Raum stöhnen

Sie ihn gut zu", sagte Edith hastig. „Ich seh zu, in der Küche heißes Wasser für eine Wärmflasche zu finden; aber lassen Sie niemand an ihn heran — er fürchtet sich vor Ina Hartwig. Es muß ihm etwas Schreckliches geschehen sein, was, weiß ich nicht. — Aber du darfst nicht von ihm gehen." Sie merkte nicht, daß sie in ihrer furchtbaren Auf regung Robert Weltner mit „du" anredete. Aber ihm selbst war es so selbstverständlich, daß in diesem Augen blick alle konventionellen Schranken fielen. Er wun derte

sich nicht einmal darüber, daß Edith ihn mit die sem Du das Geständnis ihrer Liebe machte. Er hatte das alles mit dem Herzen schon gewußt, ehe es bis in den Verstand gedrungen war. Es war ihm heute so selbstverständlich, daß sie bei seinem Kinde war, wie damals, als er sie und Ralph zum ersten Male Hand in Hand auf sich hatte zukommen sehen. Als Edith aus der Küche zurückkam, saß Robert Weltner mit stillem, gefaßtem Gesicht neben dem Bett seines Kindes. „Er wird nicht sterben — nicht wahr?" fragte er und sah zu Edith

Bernheim auf, als hätte sie die Macht, Leben oder Tod vorauszusagen. Mit unendlicher Liebe sah sie auf das Kindergesicht herab. Dann richtete sie ihre Augen groß und ernst auf Robert Weltner. „Er wird nicht sterben", sagte sie. Die Flurklingel ertönte einmal und noch einmal. Gleich darauf hörte man draußen im Korridor die laute Stimme Ina Hartwigs., Der Knabe im Bett begann unruhig zu werden. Die Augen öffneten sich und sahen mit einem wirren Blick um sich. jz Mode-Akademie in der Hofburg

entgegen und in ihre Arme. Sanft bettete Edith das Kind zurück und sagte: „Du mußt ganz ruhig sein, mein Liebling; niemand kommt herein, ich bleibe bei dir." Robert Weltner erhob sich leise und ging auf den Zehenspitzen zur Tür. Gerade, als Ina die Klinke der Tür von außen ergreifen wollte, wurde der Griff nie dergedrückt. Robert Weltner öffnete leise die Tür, schloß sie wieder und stand auf dem Korridor vor Ina Hartwig. ' „Nicht herein!" sprach er drohend. Seine Gesicht war hart. „Was hast

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 04.04.1939
Physical description: 8
Zer Führer an Nord des „Robert Ley" Einzigartige Jungsernlahrt Ser Flaggschiffes Her KüF-Flotle - llnvergebliche Tage für Sie Urlauber 5 n Bord des KdF -Flaggschiffes „Robert Ley". 4. April. Die Jungfernfahrt des KdF-Flaggschfffes „Robert Ley" gestaltete sich durch die Teilnahme des Füh rers zu einem außergewöhnlichen Ereignis und unver geßlichen Erlebnis für die KdF-Fährer. Bei herrlichem Sonnenschein stach das Schiff am Sonntag morgens in See und nahm Kurs auf Helgo- tand, auf seiner Fahrt

auf dem Promenadedeck, im Speiseraum und in den Gesellschafts- räumen stets im Kreise der Volksgenossen und -genossinnen, die 'das Glück haben, an dieser einzigartigen Fahrt des „Robert Ley" teilnehmen zu können. Begegnung mit dem Schlachtschiff „Scharnhorst" Ein besonderes Erlebnis für die KdF-Urlauber war -daun das Zusammentreffen dos „Robert Ley" mit dem neuesten deutschen Schlachtschiff „Scharnhorst", an dessen Bord sich der Oberbefehlshaber 'der Kriegsmarine, Groß admiral Dr. 'h. c. Raeder, befand

. Während sich das Schlachtschiff 'dem „Robert Ley" näherte, rollte der Don ner des Standartensaluts über die Nordsee. Das Schlacht schiff, 'dessen Besatzung in Paradeaufstellung angetreten war, passierte das KdFSchifs in geringem Abstand und mit hoher Fahrt. Der Großadmiral, der zum erstenmal seine neue Flagge auf See führte, grüßte den Führer vom Schlachffchiff aus mit erhobenem Großadmiralstab. und unter einem dreifachen Siegheil der Besatzung auf den Führer rauschte das stolze Schlachtschiff vorüber. Die KdFFahrer jubelten

diesem wundervollen militärischen Schauspiel in stürmischer Begeisterung zu. Es folgte noch eine weitere Vorführung. Die „Scharnhorst" lief mit höchster Fahrt auf den „Robert Ley" zu und drehte in unmittelbarer Nähe des KdFSchiffes stark ab. Zwischen dem Führer und dem Großadmiral sowie zwischen dem Reichsorganisationsleiter und dem Großadmiral fand aus Anlaß der Begegnung der beiden Schiffe ein herzlicher Lelsgramanwechsel statt. Der zweite Tag der Nordsee-Reise Irr der Nacht zum Montag lag das KdF-Schiff

.1200 Meter ein Tauchmanö- öet durch und tauchte nach etwa zehn Minuten unmittelbar neben dem „Robert Ley" wieder auf. Dein militärischen Schauspiel folgte unmittelbar ein künstlerisches Ereignis. In den: großen Theatersaal des Schisses wohnten der Führer und die KdF-Urlauber der inoffiziellen Uraufführung des neuen Heinz-Rühmann- Films „Der Florentiuechut" bei, der infolge der über wältigenden Komik seiner Szenen und Hanvlungssührung stürmische Heiterkeit erweckte und mit großem Beifall

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Innsbrucker Zeitung
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Page 8 of 12
Date: 23.06.1934
Physical description: 12
werden. Aus dem Käsemarkt hält die flaue Stimmung besonders für Halbemmentaler an. Die Notierungen können sich nur schwer behaupten. Kaffee wurde aus Brasilien niedriger angeboten und daher haben sich auch bei uns die Notierungen gesenkt. Auch Kakao folgt der abgeschwächten Tendenz der Auslandsmärkte. Die Forderungen für Reis sind in den Produktions gebieten fest, da jedoch aus dem Weltmarkt große Kon kurrenz besteht, sind die Kurse im allgemeinen stetig Evelyn Ostin trat nahe an ihn heran. „Was soll ich tun, Robert

sich wieder und sah Robert Hellmann, der wie gebrochen im Sessel lag, ins Gesicht. „Siehst du nicht ein, daß es einmal so sein muß?" Für Robert Hellmann brach in diesem Augenblick das Kartenhaus seines Lebens Zusammen. Eine leidenschaftliche Neigung hatte ihn mit Evelyn Ostin verbunden, sorglos hatte er gedacht, alles würde immer so bleiben. Fatalist und Optimist, der er war, nahm er an, das Leben habe für ihn noch irgendwie und wann angenehme Ueberraschungen in Bereitschaft, die ihm für immer ein Zusammensein

mit der Frau ermöglichen würden. Langsam breitete sich ein heißer Haß gegen den Mann, der ihm diese Frau raubte, in seiner Seele aUs^ Evelyn Ostin beobachtete ihn mit ängstlicher Span nung. Was würde er tun? Er würde ihr doch um Gotteswillen keine Schwierigkeiten machen? Robert Hellmann hob den Blick und las die Angst in den Augen der Frau. „Du brauchst keine Sorge zu haben", sagte er spöttisch. „Dein Verlobter wird nichts erfahren." Eine Weile war es still. Ein prasselnder Regen schlug draußen

an die Scheiben. Robert sah sich um. „Ja, dann muß ich wohl gehen", sagte er heiser. Er umfing die Umgebung noch einmal mit seinen Blicken. Da war der Flügel, an dem Evelyn häufig gespielt hatte. Wie immer türmten sich Noten- und Rollenbücher dar auf, da war die gemütliche Ecke mit der großen Steh lampe. Sie hatten häufig hier gesessen und geplau dert . . . Im letzten Augenblick fiel ihm das alles noch einmal auf. Und schwer und drückend legte sich das Gefühl des großen Verlustes über ihn. War wirklich

. Uraniavortrag, ge halten von Landesgerichtsrat Dr. Robert S k o r p i l. — Man mag sich zu den zwei aktuellsten Fragen: Pazifis mus, also unbedingter Friedenswille, oder Wehrhaf tigkeit stellen wie man will, eines bleibt sicher: Weder das seinerzeit propagierte „Nie wieder Krieg!" noch die Ab rüstungskonferenzen werden einen Krieg verhindern, zu mindest ihn für die allernächste Zeit hintanzuhalten ver mögen, wenn nicht die Menschen selbst aus ihrem Inneren heraus dazu beitragen, dieses unabsehbare

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 12
Date: 13.10.1933
Physical description: 12
gemessen), Vorderlänge (von der Schulternaht bis zum Rockende gemes sen). Für Kinder wollen Sie Alter, Brustweite und Gesamtlänge angeben. Annemarie war verreist. Annemarie war bei ihrer Freundin Lily zu Besuch gewesen und ist heute zurückgekehrt. Robert hat sie am Bahnhof abgeholt und Hilst nun ihr und ihrem Gepäck in ein Autotaxi. „Ich muß leider jetzt Mch ins Büro," sagt er, die Hand am Wagenschlag, aber ich will mich heute früher freimachen. So um S Uhr herum wird es mir wohl möglich

sein. Bis dahin hast du ausgepackt und dich ein wenig von der Reife aus geruht, denke ich. Bitte, warte gewiß mit dem Tee auf mich, ja?" „Aber das ist doch selbstverständlich!" meint Annemarie und tippt zählend mit dem Finger auf ihre verschiedenen Gepäcksstücke. „Na, dann ist's gut!" sagte Robert zufrieden, schließt die Türe und winkt dem davonrollenden Wagen nach, und Anne marie winkt lächelnd zurück. Pünktlich um 5 Uhr kommt Robert dann he>im. Er ist noch ganz atemlos, als ihm Lina die Türe öffnet

, so rasch ist er die Treppen heraufgesprungen. Während er den Hut auf den Haken hängt, fällt sein Blick auf Annemariens Koffer, die noch verschlossen im Vorraum stehen. „Nanu, was ist denn das?" fragt er verwundert, „hat meine Frau noch nicht ausgepackt?" „Die gnädige Frau hatte bisher keine Zeit dazu," erwidert Lina, und ihre Stimme klingt merkwürdig tonlos. Robert, der das Mädchen daraufhin näher anschaut, glaubt, feststellen zu müssen, daß es verweinte Augen hat. Sollte iss einen Krach gegeben

haben? — Aber warum denn nur, zum Kuckuck? — Lina hat doch mit Feuereifer die Wohnung blitzblank geputzt, alles aufs schönste gerichtet und hat zuletzt noch in alle Vasen bunte Blumen gesteckt. Robert hat sich von allem selbst über zeugt, ehe er auf den Bahnhof gegangen war. Seine frohe Stimmung sinkt um ein paar Grade, er bleibt einige Augen blicke unschlüssig vor den Koffern stehen, denn er hätte gerne gewußt, was los sei, aber das Mädchen fragen will er doch nicht. Ja, und wo steckt denn nun Annemarie

? — Als hätte Lina feine stumme Frage' erraten, sagt sie, die gnädige Frau sei im Empfangszimmer. Also geht Robert dorthin. Und da sieht er Annemarie! Mitten im Zimmer steht sie, im Reisekleid, sogar das Mützchen hat sie noch auf dem Kopfe. Der Raum, der schön, ruhig, ordentlich, teppichbelegt, blumen geschmückt vor Roberts Weggehen sich seinem Auge gezeigt hatte, ist jetzt kaum wiederzuerkennen. Die Teppiche liegen achtlos übereinander geworfen, das Sopha, die Lehnstühle sind in eine Ecke zusammengerückt

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Page 8 of 10
Date: 11.04.1936
Physical description: 10
hat nicht stattgefund en. Eine Vereinbarung, daß eine Forderung als dem roar er als Seemann an enge Kojen gewöhnt. Daß man ein Zimmer nur als Schlafraum brauchte, schien ihm ganz selbstverständlich. * Seine Wirtin war eine sehr gute und unglaublich fleißige Frau. Von morgens bis abends wusch sie fremder Leute Wäsche, um sich und ihre drei kleinen Iungens durchzubrin gen. Robert hatte sich bereits mit den Bengels angefreundet, die sich fast den ganzen Tag auf der Straße Herumtrieben. Gleich in den ersten Tagen

hatte er jedem einen Hundertschuß- revoloer mitgebracht. Ihr Glück war ungeheuer. Hein hatte sich ungefähr drei Tage lang zärtlich zu seiner Mutter und zu den Brüdern gezeigt. Dann kümmerte er sich nicht mehr viel um sie. Das Bummeln trat in den Vordergrund und verdrängte jedes andere Interesse. Tag für Tag zogen sie nachmittags los und kamen erst tief in der Nacht nach Hause. Am nächsten Tag schliefen sie natürlich bis zum Mittag. Robert ließ sich stets geduldig mitschleppen, obwohl ihm nach dem ersten paarmal der Spaß daran

schon vergangen war. Er schimpfte auf das Schluderleben und versicherte Hein, sich erst wieder wohlzufühlen, wenn er an Bord sei. Er begann schon manch mal zur Abfahrt zu drängen. Der Nachmittag bereitete ihm mehr Vergnügen, wo sie kreuz und quer durch die lebhaften Straßen Berlins zagem Aber immer, wenn es Robert am schönsten fand, schwenkte Hein ab und ging auf den Schwof. Jeden Tag machte er einen anderen Vorschlag. Im Entdecken neuer Tanzgelegenheiten war er unermüdlich. Auf Heins Programm stand

für heute abends Halensee. Die Freunde waren zu Fuß nach dem Westen gegangen. Es war kurz vor sieben, und sie befanden sich auf der Tauentzienstraße. „Komm, geh'n wir vorher nochmal durch's Kaufhaus", schlug Hein vor. „Wir sind ja schon in 'ner halben Stunde oben, und vor acht is doch nichts los." „Schön!" Etwas mißmutig schob Robert mit wiegendem Seemannsgang hinterher. Er quetschte sich vorsichtig durch die Drehtür und hatte trotzdem Angst, mit seinen breiten Schul tern die Scheiben MztzMLen

Parfümierte, aber verbrauchte Luft schlug ihnen entgegen. Sie befanden sich gerade in der Kosmetikabteilung, wo Seifen und Parfüms aller Sorten einen betäubenden Duft ausftröm- ten. Heins lebendige Augen gingen hin und her. Es machte ihm großen Spaß, sich im Strom der Menschen treiben zu lassen. Robert blieb Hein auf den Fersen. Er mußte sich Mühe geben, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. „Sieh mal. Dunnerlüchting, was für'n schönes Mädel." Hein stieß Robert an und deutete unauffällig auf eine junge

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