27. November 1918. Tiroler Voltsblatt. Seite 3 fuhr, schienen armselig und verlassen. Türen und Fenster waren geschlossen. Aber die Häuser waren mit Papierfahnen geschmückt, von dem Kirchtürmen ohne Glocken wehten Trikoloren, die aus Stücken von Leintüchern, Schürzen und Decken zusammen- gesetzt waren, und überall an den Ortseingängen standen Triumphpforten aus Reisig mit Inschriften, zum Empfange der italienischen Truppen, die aber durch das Tal des Avisio bis über Predazzo hinaus uoch
, durch die Dolomitenmauern »or der verderblichen Einwirkung der deutschen Garnisonen und des deutschen Fremden verkehrs geschützt worden sei. Unangenehm berühren ibn die deutschen Aufschriften, die er überall findet: „Gasthof'. «Bierhalle', „Speisesaal'. Die Leute erzählen von dem Abzüge der österreichischen Truppen. Im Fleimstale zogen jene vorüber, die von der Valsngana über den Cadin-Paß nach Cavalese herabstiegen »nd die von Primiero über den Rolle-Paß nach Predazzo zogen. Zuerst kamen die Regellosen
Nächte harrten die Leute, die die Ankunft der Italiener ersehnten, mit dem Bürgermeister im Festkleide auf das Eintreffen der Alpiui, die man in Grumes wußte, auf halbem Wege zwischen Cembra und Cavalese; endlich kamen ste... Andere Alpini folgten nach. In Predazzo ließen sich die vom Bataillon Feltre nieder, dieselben, die im Sommer 1917 auf dem Cauriol gekämpft hatten. Nun standen sie auf den Straßen und Plätzen, die sie tief unten liegen gesehen hatten, als sie dort oben, an die nakten Felsen
geklammert, lagen, umtobt vom Feuer der Forts von Paneveggio und der über das ganze Tal verstreuten österreichi schen Batterien. Nun schauten sie hinank zu ihren alten Schützengräben, auf die bereits der erste Winterschnee gefallen war; Cardinal, Bus« Alta, Cöltorondo, wie viele Erinnerungen knüpfen sich an jene Zinnen, wie viele Kreuze stehen dahinter! „Nach Predazzo hinabsteigen zu können!...' hatte man sich damals gesagt. „Predazzo, Cavalese, die Straße nach Trient!' Und nun steht
man hier und hat den Weg umgekehrt gemacht, von Trient herauf. Befriedigt blicken die alten Kämpfer auf ihren Cauriol und schütteln den Kopf.. - ? Ueber Predazzo hinaus gab es Mitte November keine italienischen Soldaten mehr. Man mußte auf der Dolomitenstraße über daS Pordoijoch, um in Cortina wieder italienische Truppen zu treffen. Nach einer im Bezirksgerichtsgebäude in Vigo di Fassa verbrachten Nacht besucht der Bertcyt- erstatter am nächsten Morgen den Soldatenfriedhof, den die Oesterreicher oberhalb Vigo bei der Santa