Posch, der rühmlich bekannte heimische Bildhauer, ist der Schöpfer dieses Kunst werkes. Mit weit ausgestreckten Armen, welche die gesamte Menschheit in Liebe umfangen wollen, hängt der sterbende Erlöser am Kreuze; die Glieder des Gottmenschen erzittern vom Kusse des Todesengels, der unsichtbar von Himmels- f höhen herabgeschwebt kommt, die Seele desjenigen, j der sich für unsere Sünden hingeopfert, in Emp- > fang zu nehmen und hinaufzugeleiten zum Throne ! des allmächtigen Vaters. Das Auge
des Ge- : kreuzigten schließt sich im Todeskampfe, es er- ! lischt, der zuckende Mund haucht noch die Worte: : „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!"—Im nächsten Augenblicke wird das \ edle Haupt auf die Brust herabsinken, der gött- j liche Dulder hat ausgelitten. Diesen erschütternden ' Vorgang hat Meister Hans Posch in seinem - Werke verewigt. Es ist ein Kunstwerk, das der Künstler mit seiner ganzen Seele geschaffen, das * der Künstler mitempfunden hat und das nicht \ nach der gewöhnlichen seelen
- und geistlosen : Schablone gewisser Kirchen-„Künstler" ausge fertigt ist. Meister Posch hat es verstanden, das auszudrücken, was seine Künstlerseele empfindet, wenn sie sich vertieft in das Leiden und Sterben unseres Erlösers und Heilandes. Der Künstler hat es verstanden, dem Marmor die Weichheit des Fleisches zu geben, dem Marmor die Seele einzuhauchen, daß der tote Stein belebt wird und zum Beschauer spricht. Und diese Sprache ist es, was dem Werk den Stempel des Kunst werkes aufdrückt: Mitempfinden, miter
leben! Der Afterkünstler dagegen kennt nur die Schablone, die ihm als Handwerker in der Lehrzeit mit mehr oder weniger Erfolg eindressiert worden, man braucht nur die Mehrzahl unserer neueren Kirchen anzusehen — Dutzendware, wie sie im „Atelier" des Handwerkers entsteht -, hier aber, vor dem Kruzifixe des Meisters Posch, stehen wir vor einem Werk, das, wie jedes echte Kunstwerk, einen eigenartigen Zauber aus den Beschauer ausübt, dem sich niemand entziehen kann. Seine Pieta in der Arkade der Familie
Angerer ist das Entzücken aller hiesigen Kunst freunde, und nun hat Meister Posch den schönen Friedhof mit seiner herrlichen Totenkapelle um eine neue Zierde bereichert. Wir gratulieren nicht nur dem Künstler zu seinem Werke, sondern auch dem Auftraggeber, der damit andern mit ; gutem Beispiel vorangegangen und andern ge zeigt hat, an wen man sich zu wenden hat, wenn man heilige Stätten mit Kunst schmücken will. Zumal gerade Hall so glücklich ist, zwei ausge zeichnete Künstler zu besitzen: Hans Posch