Seite 2 Merauer Zeitung. Rr. 1l4 Der Stadthauptmail« von St. Petersburg. Der an den Folgen einer Blutver giftung kürzlich verstorbene Stadthauptmann von St. Petersburg, P. A. Gresser, stammte aus einer russisicirten deutschen Familie der Ostseeprovinzen und hat seine Ausbildung im ersten St. Petersburger Cadettencorps gefunden; 1850 trat er als Officier in ein ^Grenadierregiment und mit 21 Jahren nahm er an der Krimcam pagne theil. Schon 1855 zum Stabscapitän be fördert, wurde
einer der gefährdetsten Punkte. Hier hat nun Gresser unerbittlich aufgeräumt und durch seine Thätigkeit wurde in St. Petersburg die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt. Die russischen Zeitungen übergehen mit wohl verständlicher Einmüthigkeit diese Seite seiner „Verdienste', wissen aber zu rühmen, daß er sich in Charkow durch energische Aus rottung von Zieselmäusen ausgezeichnet habe. Nach St. Petersburg berief man ihn jeden falls nicht, um Zieselmäuse zu bekämpfen, sondern um die Hauptstadt und den neuen Zaren
seinen Zorn in bitteren und verächtlichen Worten gegen den gemeinsamen Freund Fjet. Schließlich schrieb er aber an Turgenjew, der sich ihm zur Verfügung stellte, daß er sich jetzt nicht mit ihm schlagen wolle, um nicht zum Eeklatfch deS russischen Publikums zu werden. Er habe weder Lost noch Ursache, die Welt mit Ekandalgeschichten zu belustigen. Der unselige Zwist fand indessen noch ein Nachspiel. Turgenjew war schon wieder auf dem Wege nach Paris, da drangen in Petersburg Gerüchte zu ihm, daß Tolstoi
in russischem Leichtsinn, daß es nun wirklich und wahrhaftig mit ihnen vorüber sei. Alle Anzeichen sprechen aber dafür, daß nun. nach dem Tode Gresser's, der Nihilismus sich wieder zu regen beginnt; es ist wahrscheinlich, daß Rußland einer Aera neuer Schrecken entgegen geht. — Was Gresser's muthmaßlichen Nachfolger anbelangt, so wird der „Köln. Ztg.' aus St. Petersburg gemeldet, daß dem Vernehmen nach General Wahl, der Gouverneur von Kursk, zum Nachfolger Gresser's ausersehen sei. — Gät sch