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Der Standpunkt
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Page 7 of 12
Date: 30.11.1951
Physical description: 12
von 120 Exemplaren in Rom erscheinen liess, faksimilieren mir das oben stehende Gedicht. *' Oskar / Von Max Krell Es gibt viele Männer, die Oskar heis sen, sodass niemand wissen kann, von ygelchem ich spreche. Sage ich aber Seif- ferts-Oskar, so wird in manchen nicht mehr &an z jungen Menschen die Erin- jS§rung an einen robustem, schnurrbär tigen, stimmgewaltigen Mann wach werden. Oskar war mein erster Jahr- xharktseindruck, so etwas wächst mit der Jugend ins Mannesalter hinein. Und nüm

«Unübertrefflich exzes- slonales WeRpanoroma in natürlichen Farben», das sich in jener Seitengasse befand. Oskar war Seiltänzer gewesen. Aber einmal hatte in der Menge unter Ihm ein Mädchen gestanden, in das er sich, weiss der Himmel warum, aus seiner Höhe verliebte. Für.den Bruchteil einer Sekunde verlor er den Kopf, und das ist für einen. Seiltänzer .eine, böse Sache. Er stürzte, brach sich zwar nicht das Ge nick, aber beide Beine. Das Mädchen verschwand schreiend. Oskar behaupte te später, es sei

wahrscheinlich über haupt nicht da gewesen, sondern das Schicksal, das irgendetwas gegen ihn habe, müsse es ihm vorgekaukelt haben. Mit Spitzenlauf und Salto war es nun aus. Da aber der Jahrmarkt Oskars wahre Welt war, spann er vom Hospital bett aus an einer neuen Zukunft. Da mals gab es nur in den Grosstädten ein paar Kinos, um deren ganz • unsichere Existenz sich höchstens einige verwege ne Spekulanten kümmerten; und zu de nen gehörte Oskar nicht. Aber überall waren Panoramas beliebt, damit konn

te man auch reisen. Oskar klapperte ei niges Geld zusammen und wurde Be sitzer, Mechaniker, Anreisser, Kassierer, Erklärer seines «Unübertrefflich exzes- sionalen Weltpanoramas in natürlichen Farben». Wohin er kam, mietete er eine ge räumige Stube, deren Fenster nach aus sen abgedichtet wurden- Dunkelheit zieht immer an. In der Mitte wurde eine zylindrisch . geschlossene Tapetenwand aufgestellt mit zwanzig Gucklöchern, vor denen zwanzig harte Stühle stan den. Hinter den mit- Vergrösserungslln- sen versehenen

schritt hob, aber nicht wieder senkte, und so fort, zwanzig Punkte, die Seiff erts Oskar für die schönsten der Welt hielt Jedes Bild ruhte vor jedem Guckloch eine halbe. Minute, dann, gab es einen, kleinen Knacks, und es rückte zum Nachbarn weiter. Vor Beginn hatte Oskar am Eingang den Anreisser gemacht. Wenn die zwanzig Stühle nicht voll besetzt wa ren, schrie er die Vorübergehenden an, sei seien'Esel, wenn sie sich das Schön ste auf der Welt entgehen Hessen, in natürlichen Farben, denn die Bilder

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 8 of 12
Date: 11.10.1952
Physical description: 12
, der, um seinen Sprachfehler zu bekämpfen, sich an das Meeresufer begab, einen Stein in den Mund nahm und dort seine Reden einübte. Einerseits wollte er angeblich seine Stimme stärken, in dem er sich bemühte, das Meeres rauschen zu übertönen, andererseits sollte der Kieselstein dazu dienen, ihm das Stottern „abzugewöhnen“. Nachgewiesenermaßen jedoch war Demosthenes schon von Jugend auf Stephan Sturm Warten Sie! Lassen Sie mich bitte nachdenken, wie viele Bräute mein Freund Oskar schon

hatte. Also, da war vor allem einmal Tilly, die kleine, süße, blonde . . . Ja, und dann Rita, die Walküre . . . Und Vera, das liebe Hausmütterchen .. . Macht drei . . . Aber halt! Seine allerletzte Braut, die feine, stille, vornehme Maria, hätte ich beinahe vergessen. Das wären also schon insgesamt vier Bräute. Dabei ist Oskar weder ein Blau bart noch ein Oasanova. Er ist nur — ein Graphologe Warum er als Gra phologe so häufig die Bräute wech selt? Das wollte ich eben erzählen: Seine erste Braut Tilly lernte Oskar auf einer Reise

kennen. Sie verliebten sich Hals über Kopf inein ander, und als Oskar Abschied nahm, versprachen sie einander zu schrei ben. Aber als er dann den ersten Brief Tillys hatte, stürzte er schrek- kensbleich zu mir und keuchte: „Denk dir, Tilly, diese äußerlich so süße Tilly ist in Wirklichkeit leicht sinnig, flatterhaft und könnte in der Ehe unmöglich treu sein.“ „Hast du sie bei einer Untreue er tappt?“ fragte ich. „Das war nicht nötig! Sie schrieb mir den ersten Brief, und jetzt weiß ich alles über eie

. Sieh dir einmal diese Endstriche der H an! Beachte die abschweifende Linie der N! Nein!“ fuhr Oskar düster fort, „ein Mädchen mit solchen H und N hei rate ich nicht. Ich breche mit Tilly, solange es noch Zeit ist.“ Die Nächste — wie gesagt — war Rita, die Mächtige. Diese Verlobung dauerte längere Zeit, weil beide in der gleichen Stadt wohnten und sich infolgedessen nicht schreiben muß ten. Aber unseligerweise führte Rita ein Tagebuch, in das sie alle ihre hei ßen Gefühle für den Geliebten ein trug

. Und dieses Tagebuch schenkte sie Oskar zu dessen Geburtstag. Er warf nur einen kurzen Blick hinein, erbleichte und ließ sich bei Rita nicht mehr sehen. Mir aber teilte er den Grund für sein plötzliches Ab rücken von Rita mit: „Sie ist ver schwenderisch, hartherzig und skru pellos im Durchsetzen ihrer Wünsche. Hättest du nur die verkrümmte Bau chung der kleinen „i“ und die grau same Härte ihrer Beistriche gesehen! Solche Beistriche können einen Mann töten.“ Nach Tilly und Rita kam dann Vera. Oskar wußte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 12
Date: 28.07.1956
Physical description: 12
. . Herr Kupp spielt falsdi Dieser Tage traf ich Oskar Spit tel auf dem Bahnhofplatz. „Nanu!“ rief ich. „Oskar, was machst du denn für ein Gesicht? Wie stehit's mit deiner Verlobung?“ „Aus!“ sagte er mürrisch. „Sie ist mit ihrer Mutter nach Schweden gefahren. Komm, mir ist nach i einem Bier zumute . . Wir gingen zu unserem Stamm lokal und dort sagte Oskar: „Die ganze Verlobung war ja von ihrem Vater abhängig. Er wollte eben einen Schwiegersohn, der später den Kaffeegroßhandel leiten kann. Lucie

hatte mir das natürlich ge sagt . . “ „Aber Oskar!“ rief ich, „Du bist doch ein großartiger Fachmann!“ ,3in ich auch!“ meinte Oskar Spittel. „Den alten Kupp stecke ich jederzeit in die Tasche* Aber paß auf! Ich gehe also hin, mache so eine Art Antrag, weißt du, und wir reden über Kaffee. Und er wurde immer freundlicher. Auf einmal sagte er: „Spielen Sie Karten, Herr Spittel?“ Nanu, denke ich, was soll denn das? Hat der Mann vielleicht Angst, ich wäre eine Spielernatur? — Du weißt ja, Peter, daß ich ein sehr guter

Kartenspieler bin . . „Eine komische Idee von dem alten Kupp!“ Oskar trank sein Bier aus und sagte dann: „Nicht einmäi! Hör nur zu! loh sage ganz schlicht: Nur Sechsundsechzig, Herr Kupp! — Darauf er: „Großartig, spielen wir ein paar Partien!“ Er holt also Karten, und wir legen los. Ich gewinne die erste Partie, er die zweite, ich die dritte und dann gewinnt er alle fünfzehn Spiele . .. Und dann wirft er die Karten hin, betrachtet mich von oben bis unten und sagt: „Verehrter Herr Spittel, schlagen

Sie sich die Ver lobung ruhig aus dem Kopf. Von Kaffee scheinen sie ja etwas zu ver stehen — aber Geschäftsmann sind Sie nicht. Und das muß mein Schwiegersohn sein. Sie merken ja überhaupt nicht, wenn einer falsch spielt! Wie wollen Sie denn da im Geschäft bestehen, junger Mann?“» Oskar winkte dem Kellner. Ich sagte: „Das ist ja ein Ding, Oskar!“ „Ein Ding, du hast recht, Peter, „Ah — endlich ein Baum .. .• aber das toLste Ding, daß ich na türlich gemerkt habe, daß er falsch spielte . . „Und warum hast

du nicht. . „Warum?" fragte Oskar, „weil ich dachte, du kannst doch deinen zukünftigen Schwiegervater nicht als Falschspieler hinstellen!" -da UNSERE RAETSELECRE Kreuzworträtsel Waagrecht; 1. Farbe: 5. Getreidespei cher; 9. Bindewort; 10. Gangart des Pfer des; 11. Chemisches Zeichen für Niobium; 12. Auerochse; 13. Nein, engl.; 14. Stadt w 87 I 1 «! 1 97. 4L 1 l„ ,■ u ■ 1 ! is 0 ?. i RI 41 1 1 911 91 i tl ei! ■ 1 n 01 i 6 8 _iLä -i! i . \ gebiet; 17. Lebensmittel in Dauerverpak- kung; 21. Initialen von Richard

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Dolomiten
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Page 8 of 12
Date: 03.12.1957
Physical description: 12
Nach Einlangen des Befraget wird die Zusendung sofort begonnen. Yvonne und die Afinire M Kriminalroman von Otto Goldmann 29 Copyright by Virila predettili 4 Kococu KG. Essen. KibbelltraDe 9. Jan gab einen kreischenden, auffordernden Akkord mit seinem Schlfferklavier. „Ahoi!“ schrien die Matrosen und sprangen mit ihren Mädols von den Tischen zum Tanz auf. Oskar ging mit seiner groben Hand über den Schnauzbart. „Sache hier, was, die Her ren?“ Seine Augen gingen stolz über die tan zende, singende Schar. Es sah

aus, wie v/enn eine Mutter liebevoll über Ihre spielenden Kinder hinsebaut. ,,Ganz große Fache“, gab Bums grinsend zu. „Hast du eine Zigarre da?“ fragte Haller und zerdrückte den Rest seiner Brasil im Aschenbecher. „Als ob Oskar keine Zigarren hätte! Hier, Brasilsonne. Schwarz wie Schuhwichse, und die Asche Ist weiß wie ein Bettlaken. Ist doch das Richtige, was? Bel Oskar kriegst du alles." „Mizzi!“ rief er plötzlich, als sei ihm etwas eingefallen. Ein schwarzhaariges Mädchen mit stark an gemalten Lippen

wuchs aus dem Dunkel des Hintergrundes. Ihre Augen waren groß und voller Erwji tung auf Oskar gerichtet, „Denkst du auch an den ollen Käpten? Muß nachher kurz nach Mitternacht wieder auf? Schiff, Der olle Junge hat den Kater. Du kennst ihn ja. Ist schon oben,“ Mizzi hob gleichgültig die Schulter. „Nun mach schon!“ drängte Oskar, der Wirt. Er wandte sich wieder Haller und Burns zu. „Wo waren wir'noch stehengeblioben? Ach • soi Richtig! Bei Oskar kriegst du alles. Ja- woll!“ „Kann man wohl sagen

“, erwiderte Haller mit einer eisigen Stimme. „Ja, meine Herren, Geschäft ist Geschäft, da kannst du nichts dran machen. Und immer auf dem laufenden sein, das ist meine Spe zialität“ „Hör mal, Oskar, um mal von etwas ande rem zu reden“, Haller beugte sich lässig über die Theke. Oskar stieß ihm seinen Atem, der häßlich nach Schnaps und Zwiebeln roch, mitten Ins Gesicht. „Ich versteh nicht“, sagte Oskar auswei chend. „Da ist nicht viel zu verstehen. Ich muß mal unbedingt mit Berentzki sprechen.“ Oskar sah

ihn groß und prüfend an. Er machte Augen wie ein Metzger, der das Schlachtgewicht eines Tieres prüft. „Und was wollt ihr mit Berentzki?“ fragte er argwöhnisch. „Berentzki steht unter mei nem Schutz, versteht ihr? Ich dreh* euch den Hals rum, wenn ihr Ihm zu nahe kommt.“ „Keine Rede davon, Oskar. Genau das Ge genteil ist der Fall, wir wollen ihn nur war nen.“ „Ha! Das kennen wir. Berentzki ist sdion gewarnt.“ „Was du nicht sagst! Von wem denn?“ „Weiß ich nicht Es war einer hier und hat Bescheid gesagt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 29.01.1957
Physical description: 8
und ging. Am liebsten wäre ich ihm nach und hätte ihm gesagt: „Bitte, bleiben Sie! Ich brauche Sie schon jetzt! . . Als Oskar eine Stunde später zurückkam, waren wir bereits in Meaux. Wir näherten uns der großen Stadt. Villen, Siedlungen, Fabriken, Schlote, Straßenzüge -— alles das wurde immer dichter, schloß sich mehr und mehr zu einem ungeheuren, lebendigen Etwas zusammen, in das wir untertauchten: wir ware n in Paris. Schon fuhr der Zug langsamer, das Getümmel des Aufbruches setzte

ein und dann rollten wir in die däm merige Halle der Gare de l‘Est. Im Gewimmel sah ich Gunar Eiström noch einmal in einiger Entferung auftau chen; auch er blickte zu mir herüber, grüßte und verschwand dann in der Men schenbrandung ringsum. Oskar dirigierte, obwohl sein Französisch rieht eben großartig war, und ich trieb in sc.’ ?m Kielwasser. Ich fand mich erst rieb, tig wieder, als wir in einem Taxi saßen, dessen Fahrer sich mit artistischer Ge schicklichkeit durch das Gewühl von Fahr zeugen und Menschen

hindurchwand. Und dann tgüitten wir im breiten Strom der Fahrzeuge dahin, die den Boulevard de Strasbourg hinabrollten, während an den Häuserfronten schon die ersten Lichtrekla men aufflammten, fuhren über die Brücken der Cite.Insel. Am Boul Saint Germain bog der Wagen rechts ein und hielt schließlich in einer engen Seitengasse vor einem Ge bäude: wir waren beim Hotel Grignon an gelangt, das Oskar für uns ausgewählt hatte. Ein Bediensteter mit fleckiger, grüner Schürze, der zugleich Portier und Haus diener

zu sein schien, führte uns über eine mit Zigarettenstummeln (garnierte Treppe hinauf und trug die beiden Koffer. Das Zimmer, dessen Tür er öffnete, war mäßig groß und schien lange nicht gelüftet wor den zu sein. Die Jalousien waren geschlos sen. Quer zur einen Seitenwand stand ein übermäßig breites Bett. Ich wunderte mich darüber. Oskar verzog die Lippen. „Natürlich! Es ist. doch ein zweischläferiges Bett. Das ist in Frankreich so üblich.“ „Und wo ist dein Zimmer?“ fragte ich. Er lachte. „Wir bleiben

hier zusammen. Es wäre doch lächerlich, wenn wir ge trennte Zimmer nähmen. Und auch teurer.“ „Völlig ausgeschlossen!" erklärte ich, und ich sagte es, da der Portier-Hausdiener eben die Koffer abstellte, absichtlich französisch. „Entweder nimmst du dir ein eigenes Zim mer oder ich verlasse sofort das Hotel.“ Ich sah, daß er rot vor Zorn wurde, aber er beherrschte sich. Der Mann mit den Koffern grinste unverhohlen. „Sie können nebenan ein zweites Zimmer haben“, sagte er zu Oskar, Die beiden gingen hinaus

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Der Standpunkt
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Page 8 of 12
Date: 30.11.1951
Physical description: 12
zusammen- schmelssen, denn die bringen die grosse Unruhe in die Welt. Erst wenn sie ka putt sind, kommt wieder Ruhe und Ordnung... Will der Herr nicht eintre- ten?» Ich trat ein. Es war dunkel, geheim nisvoll, nur schäbiger als früher. Viel leicht war es auch früher schäbig gewe sen, ich hatte es nur nicht bemerkt. Draussem hielt Oskar seine Ansprache an das Volk von Portici, es war noch die von der Reeperbahn, und als niemand folgte, kam auch der Schlussatz: «Schlagt euch einen Nagel ins Kreuz

und hängt euch dran auf!» Ich bezahlte an der Kasse alle zwan zig Plätze und sass alleine vor einem der Guckkästen. «Das Programm ist zeit gemäss modernisiert», sagte Oskar, «die grössten Verbrecher der Weltge schichte!» Es waren schaurige Bilder, schaurig ausgemält: der Frauenmörder Landru, die Giftmischerin Gesche Gott fried, siziliamische Banditen, Al Capo- ne, schliesslich zwei Akteure der Welt geschichte, deren Namen ich verschwei ge. Auch dazu hielt Oskar einen Vier minutenvortrag voller Fehler

, aber sie brachten meine Bildung nicht durch einander. Die Drehscheibe drinnen knackste, knackste, die zwanzig Bilder waren vorüber- Es war stickig heiss in der Baracke, ich sass wie gelähmt auf meinem Stuhl. «Die neue Vorstellung beginnt In fünf- Minuten», keuchte Oskar, «Bitte zur Kasse». Ich Hess mich hihauswerfen, aber ich empfand kein Vergnügen dabei. «Gute Reise nach Sizilien, Oskar», sagte ich. Doch ich war bereits Luft, ich war kein Kunde mehr. Oskar klopf te gegen das Pappschild. Niemand kam. «Schlagt

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Der Standpunkt
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Page 7 of 12
Date: 26.06.1953
Physical description: 12
auf die Politik geschimpft, wie das infolge der Erfahrungen der letzten Jahrzehnte je der Mensch tut, der nicht berüfspoli- tisch tätig ist. Plötzlich waren sie still geworden. Der Wirt glaubte, sie würden nun endlich gehen; aber da täuschte er sich. Der eine von den beiden fing wieder an. «Ueberleg’ dir mal, wie vielerlei Ma schinen es, gibt. Ueberleg’s dir mal! » Der andere schien nicht viel Lust zu haben, seinen ziemlich benebelten Kopf anzustrengen. «Ich will dir was erzählen, Oskar», sagte

wieder der erste. « Aber du musst zuhören... Also es gibt massenhaft Maschinen. Zum Fahren, zum Fliegen, zum Säen, zum Ernten, zum Aufbauen, zum Einreissen, zum Schreiben, zum Drucken, zum Rechnen, na und so wei ter. Alber eine fehlt.» «Richtig!» bekräftigte Oskar. «Mir fehlt die auch. Die besonders. Her da mit! » Er hieb in vehementem alkoho lischem Ausdrucksbedürfnis die geball te Faust auf den Tisch. «Die fehlt! Die Maschine, mit der man echtes Geld machen kann, ohne eingesperrt zu wer den! Stimmt’s, Willi

nichts dazu, er wandte sich wieder an Oskar. « Es fehlt eine Maschine zum Regieren. In Ame rika haben sie Rechenmaschinen ge baut: tolle Dinger, die wie fünfhundert Mathematikprofessoren rechnen. War um baut man nicht Regierungsma schinen, die wie sechshundertdreiund achtzig Abgeordnete samt fünfund zwanzig. Ministern und einem Staats oberhaupt regieren? » «Was sollten denn dann die Leute anfangen, die jetzt mit dem Politikma chen und der Regiererei beschäftigt sind? » «Schach spielen. Regiert

wird nur noch vom maschinellen Uebergehirn, da klappt’s dann. Und wenn’s nicht klappt — Aber es muss ja klappen, wenn die Wissenschaften wirklich Wissenschaf ten sind.» Oskar lehnte sich grinsend über die Tischkante, blies den Rauch seiner Zi garre gegen Willis Brillengläser. «Und wje veranstaltet man darin Krieg? » « Wird alles in die Maschine eirigear- beitet, das heisst: die betreffenden Ent scheidungen werden eingearbeitet.» «Dann hat die Maschine keinen Zweck, Willi.» «Doch! Hat Zweck. Wer lässt sich denn gerne

wird. Und das ist ungesund, Oskar. Der Mensch braucht die bewusste Sünde, das gehört zu sei nem Seelenheil. In der Politik gibt’s keine Sünde. Da hat einfach der Stär kere recht, und wo bleibt da die be wusste Untat? » «Ich will so was nicht hören, Willi», brabbelte Oskar gegen das Lampen licht, das zu grell war und ihn störte. «Das strengt mich zu sehr an.'Das ist zu • allgemein. Alsq wenn ich hier sitze und nicht nach Hause gehe, und meine Frau sitzt zu Hause und wartet auf mich, und . ich gehe extra deswegen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 04.02.1957
Physical description: 8
Der Roman eines jungen Mädchens „Hast du gesehen?“ grinste Oskar „Ich komme mir schon vor wie ein richtiger Prinzgemahl. Es ist unbedingt am besten, wir warten die Ankunft von Papa Shaney nicht ab und lassen uns gleich hier an der Quelle nieder.“ „Welchen Wagen?“ fragte der Page, der draußen Dienst hatte. Und als ich den Kopf schüttelte fragte er: „Taxi?“ „Nein danke!“ sagte ich und ging weiter. Oskar blieb an meiner Seite. Endlich schien ihm meine Schweigsamkeit aufzufal len. „Würdest du die große

er alles.“ Wenn es nicht heller Mittag gewesen wäre und wir mitten unter den vielen Menschen auf den Champs Elysees gestanden hätten, Oskar hätte zu toben begonnen. So bemühte er sich nur, ein Taxi herbeizuwinken. Der Wagen hielt vor uns. „Du kannst fahren, wohin du willst“, sagte ich. „Ich gehe lieber zu Fuß.“ „Du steigst sofort ein!“ schrie Oskar, aber ich lehnte wiederum ab. Der Chauffeur blieb Gleichmütig sitzen. Derlei Auftritte schienen keinen besonderen Eindruck auf ihn zu machen. Pariser Taxi- lenker erleben wohl

noch ganz andere Dinge! „Vielleicht entscheiden sich die Herrschaf ten. Ich habe nicht soviel Zeit“, sagte er endlich nur. Ein paar Passanten waren stehengeblie ben; auch ein Sergeant de Ville schlenderte herbei. Es war wohl am besten, rasch von hier wegzukommen. Ich stieg ein. Oskar nannte unser Hotel und schwang sich zu mir herein. Die Fahrt war sehr kurz Wir sprachen kein Wort Als wir beide oben in meinem Zimmer waren, brach er los. Zuerst kam ein Schwall von Schimpfworten und dann erklärte er, immer

ich fragen, ob er irgendwelche Ansprüche an Sie zu stellen hat? Oder sind Sie mit ihm ver wandt?“ Oskar wollte neuerlich aufbrausen, aber der Fremde hob ein wenig die Hand, an deren Gelenk ein Platinreifchen mit einem brillantbesetzten Kleeblatt glitzerte, und be wegte die Finger ein paarmal abwärts wie ein Dirigent, der die Bläser etwas dämpfer will; und Oskar folgte ihm wie ein diszipli nierter Hornist.

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 18.01.1957
Physical description: 8
hörte ich die Flurglocke, dreimal, im be kannten Rhythmus taa-ta-ta. Ich wußte, das war Oskar; und Frau Scheuberie wußte es such, weshalb ich selbst öffnete! Es war das eine stillschweigende Vereinbarung. Oskar, der hinter mir mein Zimmer be trat, war ein hübscher Mensch, und man merkte sofort, daß er sich dessen auch be wußt war Nicht zuletzt deshalb hatte die Scheuberie das verächtliche Wort „Gigolo“ gebraucht, aber auch deshalb, well er Kla vierspieler in der Duibarry-Bar war, deren Name

seine Wirkung auf das Gemüt der Scheuberie nicht verfehlte. Oskar trug einen Flauschmantel, der Wohl für die Jahreszeit etwas verfrüht, aber ten aus Ismailia „Von ägyptischer Seite ist e?n alter Frachter vor Ismailia vor Anker ge legt worden. Dieser Frachter ist unter Deck mit Zement vollgeladen. Das Schiff ist dazu ausersehen, im Augenblick der - Kriegsgefahr in den Kanal gezogen und versenkt zu wer den.“ Diese vertrauliche Information wurde in Paris und London nicht ernst genommen. Als es dann ernst wurde

sonst tadellos war, und war auch sonst tip- top angepge> n — vielleicht etwas zu tiptop. Selbstverständlich Konfektion, denn ein Barspieler ist kein Attache und noch weni ger ein Generaldirektor. Ich bin übrigens überzeugt, daß mit diesem ominösen Wort viel Schindluder getrieben wird. Was denn bei mir los sei, wollte Oskar wissen. Er hatte natürlich die verräteri schen feuchten Spuren in meinen Augen winkeln sofort bemerkt „Ach, des alte Lied. Du weißt

hatte, dort jemals singen zu dürfen, wie Königin von England oder Wolworth-Erbin zu werden. Und deshalb lenkte ich auf ein anderes Thema über: „Sieh dir das einmal an!“ Oskar runzelte mißtrauisch die Brauen. drang in die gut getarnten Kisten ein und ver_ wandelte das ganze Schiff in einen einzigen mächtigen Zementblock, dem man nur mit Dynamit beikommen könnte. Ein Taucher nach dem anderen geht, sobald es Tag wird, im Bereich des Kanals in die Tiefe. Sie sind mit langen Baststricken anein andergebunden. Keuchend

, mit d°m er nach Fot'c'au ""tm. c ; n d-"- -»"m Dienstag den Embrueh ausführte. Dem Jun gen gelang es aLe^d'nes rieht, s^hw^re P?”dkaes° an Ort ^tUle zu ö ff n°n w^s- hs’b er d-n S f pMb- a hä 1+ Pr au* s° : npr Ver- arik CT T’l''' n P r ; ß nn-d ihr x, freie Feld hmausschieopte. M't Hammer und Meißel knackte er dort d e Kas^e und suchte dann mit 6509 Schilling Bargeld das Weite. Bedenke, da!! auch Du aS hußgäm»er im Verkehr Verantwortung trägst! Wende da tier a'!e Vorsicht und Aufmerksamkeit anS Geh rechts! Oskar

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Der Standpunkt
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Page 12 of 12
Date: 14.12.1956
Physical description: 12
Seite 11 DER STANDPUNKT, 14.. uçzemper^i95p. Vas hatte icU nickt erfinden können (Ein vierjacher Wagenzusammen• • stoss). Durch die Unvorsichtigkeit eines Kutschers wurde gestern nachmittag auf dem Franz Josefskai der Zusammen- ' stoss von vier Wagen verursacht. Gegen 314 6 Uhr abends stand ein Fiaker, den der Kutscher Oskar 'Schner lenkte, vor dem Café Residenz auf dem Franz Jo sefskai 31. Der bei der Internationalen Transportgesellschaft bedienstete, Kut scher Franz Ertel kam mit seinem zwei

, das vor seiner Unabänderlichkeit zürn- tfasigen Hiersein zwingt. Nicht, dass sie zusammenstossen müssen, wenn hier- vier Wagen fahren, und nicht, dass was hier geschieht, auch in seiner Unmittel barkeit gesehen wird, sondern die Identi tät des Geschehens und Sehens schafft das Bild dieser Welt. Es ist so: auf der Strasse des Wiener Lebens hat jeweils nur eine Individualität Platz; der Kutscher Oskar Schner oder der Kutscher Franz Ertel oder der Kutscher Franz Erschinger oder der Strassenbahnwagën

, der auch ei ne Individualität ist, denn wenn man auch nicht weiss, wie der Motorführer heisst, so heisst jener doch «EK ». Nur eine In dividualität hat Raum, will steh ausleben, gesehen werden. Nun geschieht es aber, dass der Kutscher Oskar Schner um 3/4 6 Uhr abends auf dem Franz-Josefs-Kal steht. Aber wo? Bei Nr. 31. Was befindet sich dort7 Das Café Residenz, das unter der bewährten Leitung steht. Wir würden uns gern dabei aufhalten, aber es handelt sich jetzt nicht um den Cafètier, sondern um den Kutscher. Er steht

durch die riesenhafte Erscheinung des Kutschers Oskar Schner gesperrt, jetzt ist es auch der Verkehr, der. sich bis dahin noch mühsam durch- quetschen konnte. Wenn man nur wüsste, wie der Wachmann heisst, der nicht da istt Dafür ist plötzlich der Kutscher Georg Erschinger da. Sehen wir uns einstweilen .den Kutscher Georg Erschinger an, von wannen er kam und wohin er fahren woll te. Er kam von der Marienbrücke mit sei nem zweispännigen Paketwagen der Post station Simmering, Am Kanal Nr. 527, und fuhr

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 9 of 12
Date: 24.07.1954
Physical description: 12
by Berglandbuchverlag — Presserechte bei Europäischer Kultur- | J,1 dienst Salzburg Stettners Gesicht verzog sich. Er empfand beinahe etwas wie Genugtuung. Seine Ah nung hatte ihn also nicht betrogen: schon wieder war er Heßler! Heßler an allen Ecken uvd Enden! Und Oskar hatte sie gesagt. Ja, das stimmte. Oskar Heßler stand auch auf dem Paß, den er damals nach der Flugzeug katastrophe mit dem Notizbuch und der Pho tographie geborgen und zu sich genommen tatte. „Oskar Heßler“, das hatte sogar eine gewisse

, daß du jetzt anders ausschaust, weil du ein Auge verloren hast? Und wegen deiner Narben? Armer Kerl! Aber du siehst doch, daß ich dich sofort erkannt habe! Und sonst bist du doch ganz der alte Oskar Heß ler!“ Sie ergriff seine Hand und preßte sie, ihre Augen strahlten ihn an. „Ein Irrtum ... ich bin es nicht“, murmelte er. „Ja, natürlich! Weiß schon! Ich kann mir denken, was du alles mitgemacht hast. Furchtbar muß das gewesen sein mit der Flugzeugkatastrophe. Aber jetzt bist du doch wieder da und du lebst! Das ist die Haupt

. Die österreichische Bundesregierung wird al les in ihrer Macht Stehende unternehmen, um ihrer Pflicht gegenüber den Geschädigten nachzukommen. ren gewaltig. Ich bin nicht ihr Oskar Heßler, ich bin nur ein Doppelgänger von ihm, und er selbst ist leider wirklich tot; ich selbst habe seine Leiohe gesehen. Sie kennen mich also nicht, und ich weiß nicht einmal Ihren Na men“? — Oder sollte er einfach so tun „als ob“? War das schlimmer, verwerflicher als das andere? — Aber schlimm hin und ver werflich her

sie vor sich zu sehen, ihn begrüßten sie. Er empfand beinahe etwas wie Eifersucht gegen diesen toten Heßler, die zugleich mit einem gewissen Triumph gemischt war, denn er war ja der Lebende von ihnen beiden! — Und für diese liebesbereite Barmaid war er also Heßler. — Gut, sie sollte ihn haben, ihren Oskar; und er selbst ein paar nette Stunden. Er hungerte doch so darnach! Was lag daran, für sie, für ihn, daß die Adresse nicht stimm te? Nichts. Morgen fuhr er ja doch wieder weiter, und alles war vorbei

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 6
Date: 13.01.1954
Physical description: 6
, daß du schnell damit nach Hause kommst!“ Ein Bauer hatte das Tier beim ersten Gebot er standen und schenkte es seinem alten Be sitzer. Oh, weiche Lust... »Bei mir soll niemand sagen, es sei keine Lust, Soldat zu sein!" proklamierte der ameri kanische Hauptmann James C. Blackford auf dem Truppenübungsplatz Sül in Oklahoma führt« folgende Ordnung ein: Jeder Mann seiner Kompanie bekommt zu seinem Ge burtstag einen Kuchen, einen Urlaubsschein für drei Tage und einen persönlichen Geburts tagsglückwunsch. Oskar

mit ordentlichem Schrecken herunterfielen und feststellen mußten, daß Oskar kein Arzt, sondern ein Metzger war. Es dauerte ziemlich lange, bis es so weit war. Der Weg, den in dieser Zeit der spätere Angeklagte ging, war gepflastert mit einer ganzen Reihe gebrochener Mädchenherzen, di© es einfach nicht verstehen wollten, daß ihr Traum von der „Frau Doktor“ wenig stens für dieses Mal ausgeträumt war. Unter den auf der Walstatt Liegenden befand sich beispielsweise Yvonne. Ihre Mutter wurde eines Tages

mit einem telephonischen An ruf, die Tochter liege im Spital, es sei zwar nicht schlimm, aber immerhin... in höchste Bestürzung versetzt, von der sie sich erst wieder erholte, als etwas später erneut tele phoniert wurde, es habe sich um ein Mißver ständnis gehandelt, womit die Anfrage ver bunden war, ob sich der Sünder nicht in aller Form entschuldigen dürfe. Weil es schließlich ein Herr Doktor war, wurde ihm das huldvollst gewährt. Oskar erschien im diskreten Zweireiher mit einem Strauß Ro sen im Arm und gefiel

auf die drohende Gefahr einer wachsen den „Vergreisung“ des deutschen Volkes auf merksam. Diese Entwicklung ähnelt derjeni gen in allen Ländern, deren Lebensstandard und Hygieneeinrichtungen hoch entwickelt sind. tel, den Vater einer weiteren Braut im Spi tal zu besuchen und sich mit ihm angeregt über seine Krankheit zu unterhalten. Was schadete es, daß Oskar die lateinischen Krankheitsbezeichnungen furchtbar falsch servierte? Der gute Mann hätte sie auch nicht verstanden, wenn sie richtig ausge sprochen

worden wären, weshalb sie den Eindruck auf ihn ohnehin nicht verfehlten. Nur eine Serviertoohter, die ihm für die Einrichtung einer Praxis in Mailand vier tausend Franken pumpen sollte, glaubte das mit dem Dr. med. nicht ganz. Sie fragte Os kar eines Abends zwischen zwei Zigaretten anscheinend ganz zufällig, ob er vielleicht einen Metzger, welcher genau so wie er heiße, kenne. Das genügte; Oskar verließ, ohne eine Antwort zu geben, fluchtartig das Lokal und ward dort nicht mehr gesehen

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Volksbote
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Page 9 of 12
Date: 02.07.1953
Physical description: 12
. Er hatte sich zu den Arbeiterdemonstrationen in die sowjetische Zone begeben, um in den Zei tungen über dieses weltbewegende Ereignis Bericht zu erstatten. Da traf ihn die Kugel eines Volkspolizisten. In einer gewaltigen Kundgebung hat das deutsche Volk am 23. Juni von den Toten, Abschied genommen, die für die Freiheit ihr Blut gegeben haben. Hunderttausende von Berlinern standen vordem Rathaus in Schöne berg in stummer Trauer an den Särgen, un ter (Jenen sich auch jener unseres Oskar Pohl befand. Sie vertraten in dieser Stunde mit dem Bundeskanzler

das ganze deutsche Volk, darüber hinaus aber alle die Freiheit und Gerechtigkeit liebenden Menschen. Dann trat Oskar Pohl die Heimfahrt an. In einem schwarzen Leichenwagen verließ er die Stadt, die er wenige Wochen zuvor mit so viel Lebenshoffnung betreten hatte; auf seinem Sarg lagen Blumen, welche ihm un bekannte Berliner als letzten Gruß ln die Heimat mitgeben wollten. Eine Eskorte west deutscher Polizei erwartete den Toten an der Zonengrenze. Sie gab ihm das Ehrengeleite bis zur bayrisch

-österreichischen Grenze, wo sie von österreichischen Gendarmen abgelöst wurde; am Brenner übernahmen dann die Carebinderi das ehrende Geleite. So kehrte Oskar Pohl in die Heimat zurück. Tausende gaben ihm am Sonntag, 28. Juni, das letzte Geleite. Die Musikkapelle von Kastel bell eröffnete den Begräbniszug, der sich vom Köfelesnwesen durch die Ortschaft hinauf zum neuen Friedhof bewegte. Weißgeklei dete Mädchen, Schulkinder, Burschen in Burggräfler Tracht und Feuerwehrmänner trugen die vielen Blumengrüße

, bewegte Worte. Der Früh ling, sagte er, war angebrochen, die Saat be rechtigte zu den höchsten Erwartungen; da bildete sich ein Gewitter am Himmel und vernichtete alle Hoffnungen. So haben wir es mit Oskar Pohl erlebt. Er war der Trost der Mutter, dlie Freudfe und der Stolz das Vatere; am ersten Schmerz, den seine Eltern durch ihn erleiden, hat er keine Schuld. Er war ein harmonischer, ausgeglichener Mensch, vielfältig begabt, eine Blüte unseres Volkes. Zu früh ist er von uns gegangen

. Doch er wird weiterleben. Er wird weiterleben im Herzen seiner Eltern, er wird weiterleben in seiner Familie, in seinem Volk und in der Gemeinschaft der Gläubigen. Möge es so sein! Der Sarg wurde in die Familiengruft ge senkt, das Lied vom «Guten Kameraden» er klang und dann nahmen alle, die ihn auf dem letzten Weg begleitet hatten, Abschied von Oskar Pohl, Burggrafenamt und Vinsdigau Meran. (Verechiedenes.) In Meran starb am 28. Juni der 63jährige Gärtner Mi chael Haas an einem Herzleiden. Er war als tüchtiger

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 6
Date: 22.09.1954
Physical description: 6
. Das sagt ihr dann im mer! Zuerst heißt es: ich muß, und später dann: ich kann nimmer. Aber wir müssen immer können. Na schön!“ Sie griff nach dem Glas und leerte es in einem Zug. "Aber du brauchst keine Angst haben, daß ich dir des halb eine Szene mache, oder Skandal. Ich bin nicht so. Sagen wir halt Servus zu einander und machen wir einen Punkt hinters Kapi tel". Sie füllte ihr Glas wieder und hob es ihm entgegen: „Also dann — bis zum näch- stenmal, Oskar! lachte sie. Er nippte an seinem Kelch. „Nein

Susette, es ist wirklich aus. Ganz aus. Du weißt ja warum." „So? — Da kann man natürlich nichts ma chen. Schade! — Aber weißt du . . ." Sie zö gerte und trank wieder hastig. „Also weißt du, wenn es jetzt wirklich ganz aus ist mit uns zwei, dann . . . dann kannst du mir wohl auch endlich sagen, wie du wirklich heißt." Er war so verblüfft, daß er erst nach eini gen Sekunden antworten konnte. „Wie ich wirklich heiße? Ich verstehe dich nicht . . ." „Aber Oskar — ich weiß ja gar nicht, ob du wirklich

so heißt; vielleicht nennst du dich Fritz oder Karl oder was weiß ich! Aber daß du nicht der Oskar Heßler bist, das weiß ich schon lang, mein Lieber. Mir kannst du doch nichts vormachen! Ich weiß ja nicht, wie du mit deiner Braut stehst, geht mich auch nix an, aber wenn sie dich so gut kennt wie ich dich kenne — verstehst mich? —, dann müßt auch sie wissen daß du ein anderer bist." „Warum hast du mir dann nie etwas von dieser . . . Vermutung gesagt?** „Vermutung? — Haha, du bist gut

, wieso . . ." „Aber nein! Es wird schon seinen Grund haben. — Also Oswald! Da war einmal ein Film mit einem Oswald . . . Oswald ist eigentlich hübscher als Oskar, gefällt mir viel besser. Du hast mir überhaupt besser ge fallen als der andere, und deshalb bin ich auch still geblieben — weil du mich früher gefragt hast, warum ich nix g'sagt hab. Also sollst leben, Oswald!" Sie trank ihm zu. „Und brauchst auch keine Angst haben. Ich sag nix weiter. — Trinken wir noch ein Fla- scherl?“ „Ich möchte lieber

nach Hause. Entschul dige bitte." „Mein Gott, seid ihr alle komisch!“ Sie glitt immer mehr in ihren Dialekt. „Tut mir leid, wenn's dir dein Appetit verschlagen hat. Was ist denn schon dabei, wenn du dich Oskar Heßler nennst statt Oswald Stettner? Ich heiß auch net Susette, sondern Mitzi Pum- merer. Das ist ja nur eine Etikett, genau so wie auf der Flaschen da, sonst nix, und die Etiketten sind ja meistens falsch. Hab ich recht? — Was denn? Warum gibst mir denn a Geld? Damit ich meinen Schnabel halt?

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 28.01.1957
Physical description: 8
, daß Romane nur von Engländern geschrieben werden dürfen.“ „Wäre gar nicht so übel!“ lachte er zu rück. „Wie lange bleiben Sie in Paris?“ „Das hängt nicht von mir ab.“ „Sondern?** „Von meinem Vater, den ich allerdings noch nie gesehen habe“, — hätte ich bei nahe gesagt, aber ich konnte es noch unter drücken und schwieg. „Werden Sie bei Bekannten oder in einem Hotel wohnen?" fragte er weiter. Ich nannte ihm den Namen des Hotels, das Oskar gewählt hatte. „Es liegt im Quar tier Latin, nahe dem Boulevard

St. Michel“, setzte ich hinzu. Eiström dachte nach, schüttelte dann den Kopf. „Ich kenne dieses Viertel ziemlich gut, aber von diesem Haus habe ich noch nie gehört. Wer hat es Ihnen empfohlen?“ „Ich reise mit einem Bekannten; er wählte es aus.“ In diesem Augenblick wurde ich hinter mir von Oskar angerufen. Ich drehte mich rasch um. Er kam den Seitengang des stark schlingernden Waggo entlang auf uns zu, sich mit beiden Händen seitlich stützend. „Wo bleibst du den n so lange?“ sagte er. „Herr Oskar Corvin

— Herr Gunar El- ström“, stellte ich vor. Die beiden Herren wechselten ein paar belanglose Worte. Die Hände gaben sie eint ander nicht. Als mein Blick Elströms Ant litz streifte, sah ich, daß es wie ei n Schatten über ihm lag und seine Augen noch dunkler geworden waren. Oskar gefiel ihm also nicht, das war mir sofort klar; und ich weiß noch genau, daß auch mich damals, zum erstenmal deutlich bewußt, ein Gefühl hef tiger Abneigung gegen ihn übermannte. „Ich werde im Speisewagen noch einen Kaffee

nehmen“, erklärte er. „Und dann wird es wohl Zeit, daß wir uns fertigma chen. Kommst du mit?“ Nein. Ich wollte ins Abteil gehen. Oskar deutete gegenüber Eiström ein* flüchtige Verbeugung an und tastete sich dann in Richtung Speisewagen weiter. „Ist das jener Bekannte, mit dem Sie nach Paris fahren?“ erkundigte sich El ström.

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 26.12.1956
Physical description: 8
, die zu diesem Raufhandel führten, hatte sich das Grazer Bezirksgericht zu beschäftigen. Es begann ganz harmlos. Karl saß mit sei ner Frau Emma an einem Tisch im Tanzlokal und vermutete nichts Arges, als ein Unbe kannter vor seiner Frau sein Kreuz verbog, womit er andeuten wollte, daß er einem Tänzchen mit ihr nicht abgeneigt wäre. Emma war es auch nicht und Karl wurde gar nicht gefragt. Kaum schob der Unbekannte, der sich Oskar nannte, mit Emma übers Parkett, als er auch Ungehorsamer Soldat mußte vor den Kadi

das Gericht um ein mildes Urteil. Diesem Ersuchen entsprach der Richter: Die Strafe wurde mit, zwei Monaten Kerkers bedingt bemessen. schon anzüglich bemerkte: „Du, Puppe, wer ist die halbe Portion da?“ und deutete mit dem Daumen auf Karl. Emma ergriff nun leider nicht die Partei ihres Mannes, sondern war eher geneigt zu erkunden, ob sie es etwa bei Oskar mit einer „ganzen Portion“ zu tun habe. Auf jeden Ball erhielt Emma im Garten eine Kostprobe von dieser ganzen Portion in Gestalt eines Kusses

. Sie hätte eigentlich ganz guter Dinge sein können, wenn sich ihr Mann nicht mittlerweile Susi an seine Seite geholt und bei ihr schadlos gehalten hätte. Gerade als Karl und Susi Bruderschaft tranken, kam Emma wieder in den Saal. Emma wollte ihrem Gatten sofort eine Lek tion erteilen und ließ sich, als sie bei ihm vor beitanzte, demonstrativ von Oskar küssen. Als Karl dies sah, drückte er nur Susi fester an sich und rief: „Laßt mich in Ruh, heut ist alles frei!“ Diese tolerante Reaktion ihres Gatten

hatte Emma nicht erwartet Statt zu triumphieren, fühlte sie sich verhöhnt und sie stachelte Oskar auf ihr beleidigtes Weibtum zu rächen. Oskar ließ sich das nicht zweimal sagen, nahm ein Glas Bier und schüttete es Karl ins Ge sicht. Die Wirkung dieser Dusche ist bekannt und eingangs beschrieben. Die zwei Paare, die gestern im Bezirksge richt saßen, waren inzwischen wieder ver söhnt, mußten aber trotzdem Geldstrafen von je 200 Schilling auf sich nehmen . Schnappschüsse 1000 Meter unterm Meeresspiegel

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