doch, daß ich deinen Bruder, das Kind aus meiner zweiten Ehe, für tot beweint habe.' »Ja, ja gewiß, ich weiß,' fiel Oskar in hoher Spannung ein, »die Wärterin verschwand in rätsel hafter Weise mit dem Kinde auf jener Reise, die mein Stiefvater ins Ausland machte, als er sich von dir geschieden hatte. Nun, hat sich vielleicht eine Spur von meinem verlorenen Bruder gesunden ?' „Das nicht allein, ihn selbst habe ich wieder gefunden, ich habe mit ihm gesprochen, wir haben mehrere Wochen zusammen verlebt
.' „Was — er war hier? Ist es möglich! Warum hast du ihn nicht gebeten, wenigstens so lange hier zu bleiben, bis auch ich seine Bekannt schaft gemacht hätte?' rief Oskar lebhaft. „Weil ich die Entdeckung machte, daß Konstantin und ich sehr wenig übereinstimmende Ansichten vom Leben, sehr wenig gemeinsames Emp finden haben. Zu meiner Betrübnis stellte sich dies im Laufe unseres kurzen Verkehrs immer mehr her aus,' seufzte die Gräfin, während ein harter, finsterer Ausdruck sich über ihr Gesicht legte. „Wie, ist er vielleicht
nicht standesgemäß er zogen ?' forschte Oskar ängstlich. „Auf welche Art klärte sich überhaupt die dunkle Geschichte auf, was hatte die Amme veranlaßt, sich in fluchtartiger Weise mit meinem Bruder zu entfernen?' „Deine letzte Frage zu beantworten, verspare ich mir für eine gelegenere Stunde; lasse dir einst weilen genügen, wenn ich dir sage, mein Sohn ist standesgemäß erzogen. Er ist ein hübscher, junger Mann geworden — neunzehn Jahre zählt er jetzt gerade — von formvollendetem Benehmen, aber er ist leider
nicht in unserm Glauben erzogen, er ist Katholik.' .Ach, wie wunderbar!' äußerte Oskar. „DaS war ja der Wunsch seines Vaters und der Grund eurer Entzweiung.' „Freilich und nun hat der Zufall entschieden und Konstantin zu dem gemacht, was sein Vater in starrem Eigensinn von mir forderte. Du kannst dir denken, welche Mühe ich mir gab, meinen irre geleiteten Sohn zu bekehren, aber alle Anstrengungen von meiner Seite waren vergeblich. Er wußte all meinen innigen Bitten, meinen liebevollen Bor? stcllungen stets
seines BattrS. Mt ihm wird er besser harmonieren; ich aber habe de» kaum gefundene« Sohn schon wieder verloren s»d fühle, daß es besser ist, wenn wir fem von einasder bleiben.' . , Mir will dünken, liebe Mutter,' äußere OSkar nachdenklich, .daß du zu schroff aufgettetm bist. Wie kannst du verlang«, daß jeuMd m Handumdrehen die Religion Wechsel« verde, M welcher er von Kindheit an erzogen wurde „Darf jemand sich besinnen, wen» er «UPM gegen Gold eintauschen soll?' mtgegnete Gräfin hochfahrend. ^ _ ... Oskar