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Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
05.04.2003
Die Dinge sind soch alle so einfach
Die Dinge sind soch alle so einfach, aufgelesen von Herbert Rosendorfer
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Author: Tappeiner, Hans
Date: 2003.04.05
Source: Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler, Nr. 80, 14
Articletype: Primärtext: Prosa
Authormap: Rosendorfer, Herbert Literatur am Samstag
Location mark: 0847b_004
einen Universi tätslehrgang für Erwachse nenbildung und arbeitet heute als freiberuflicher Ma nagement- und Bildungsbe rater. Seine Stärke und zu gleich sein Problem ist die Die Dinge sind doch alle so einfach I m Dorf ist letzte Woche Max zu Grabe getragen worden. Max war ein Mutist. Ein Mu tist ist jemand, der nicht spricht, obwohl er, im Gegen satz zum Stummen, sprechen könnte. Dennoch war Max ei ne Persönlichkeit im Dorf. Alle hatten irgendwie einen ehr furchtsvollen Respekt vor ihm. Es gab kein Handwerk

, in dem er sich nicht auskannte. Wo immer etwas zu tun war, er konnte mithelfen. Für Max waren alle Dinge einfach ganz einfach. Diese Sicht von der Einfachheit war für die mei sten Menschen so kompliziert, dass sie erst gar nicht darüber nachdachten. Es ist eben viel leichter, Vorgedachtes nach zu denken und nach zu plap pern. Aufgewachsen ist Max auf dem Bauernhof seiner Eltern. Als dann sein Bruder die Erb nachfolge antrat, durfte er am Hof bleiben und er durfte das von ihm so geliebte Gartenhäuschen beziehen

mit den 52 Wochenblät tern. Über der gebundenen Oberkante des Blocks ist ein Schlitz. Durch diesen Schlitz können die vergangenen Wo chen nach hinten gesteckt werden, so dass nichts ver loren ging. An diesen Kalen dern, 62 Stück waren es ins gesamt, kann die Entwicklung von Max auf eine einfache Weise nachvollzogen werden. Max war mitten hinein ge boren worden, in eine Kin derschar. Lange fiel es gar nicht auf, dass er nicht reden lernte. Und als dann doch, war es schon ziemlich spät

, und ab dann hatte er viel Geschimpfe, Spott und sogar Schläge zu ertragen, weil er nicht oder nur sehr spärlich sprach. Und das machte für ihn alles noch viel schlimmer. Max verstand gar nicht, warum sich die anderen aufregten. Die Familie hatte es irgend wann aufgegeben, ihn zum Sprechen zu zwingen. Erstens war Max ein sehr umgängli ches Kind. Die Mutter wurde von den übrigen Kindern so wieso immer in Trab gehalten. Nur hie und da glaubte sie, sie müsse auch an Max ihre Mut terrolle wahmehmen. Max fürchtete sich schon immer

da vor. Er rechnete damit immer schon im Voraus, wie andere mit den Sommergewittern rechnen. Er wusste ungefähr die Abstände und auch den Ab lauf. Es begann immer mit gu tem Zureden und endete meist im Streit zwischen Mutter und Vater, der die Zeremonie mit der Verabreichung einer Tracht Prügel beendete. Dann war wieder für geraume Zeit Ruhe. Max hatte damit an und für sich keine Probleme, denn er war glücklich, wenn er nicht zu reden brauchte. Das einzige, was ihn traurig machte, war, dass er das seinen Eltern

1
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
05.04.2003
Die Dinge sind doch alle so einfach
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Author: Tappeiner, Hans
Date: 2003.04.05
Source: Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler, Nr. 80, 14
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: Erzählung
Authormap: Tappeiner, Hans
Location mark: 0994_006
beim Literaturwettbewerb in Algund mit seiner Kurz geschichte „Die Bootsfahrt“ den dritten Preis. Zurzeit schreibt er an einer satirischen Erzählung zur Entwicklung und zum Zweck der Gattung Mensch. Die Dinge sind doch alle so I m Dorf ist letzte Woche Max zu Grabe getragen worden. Max war ein Mutist. Ein Mu tist ist jemand, der nicht spricht, obwohl er, im Gegen satz zum Stummen, sprechen könnte. Dennoch war Max ei ne Persönlichkeit im Dorf. Alle hatten irgendwie einen ehr furchtsvollen Respekt

vor ihm. Es gab kein Handwerk, in dem er sich nicht auskannte. Wo immer etwas zu tun war, er konnte mithelfen. Für Max waren alle Dinge einfach ganz einfach. Diese Sicht von der Einfachheit war für die mei sten Menschen so kompliziert, dass sie erst gar nicht darüber nachdachten. Es ist eben viel leichter, Vorgedachtes nach zu denken und nach zu plap pern. Aufgewachsen ist Max auf dem Bauernhof seiner Eltern. Als dann sein Bruder die Erb nachfolge antrat, durfte er am Hof bleiben und er durfte

papiers, auf ihm auf geklam mert ist dann der Kalender block mit den 52 Wochenblät tern. Über der gebundenen Oberkante des Blocks ist ein Schlitz. Durch diesen Schlitz können die vergangenen Wo chen nach hinten gesteckt werden, so dass nichts ver loren ging. An diesen Kalen dern, 62 Stück waren es ins gesamt, kann die Entwicklung von Max auf eine einfache Weise nachvollzogen werden. Max war mitten hinein ge boren worden, in eine Kin derschar. Lange fiel es gar nicht auf, dass er nicht reden lernte

. Und als dann doch, war es schon ziemlich spät, und ab dann hatte er viel Geschimpfe, Spott und sogar Schläge zu ertragen, weil er nicht oder nur sehr spärlich sprach. Und das machte für ihn alles noch viel schlimmer. Max verstand gar nicht, warum sich die anderen auf regten. Die Familie hatte es irgend wann aufgegeben, ihn zum Sprechen zu zwingen. Erstens war Max ein sehr umgängli ches Kind. Die Mutter wurde von den übrigen Kindern so wieso immer in Trab gehalten. Nur hie und da glaubte sie, sie müsse auch an Max ihre Mut

terrolle wahrnehmen. Max fürchtete sich schon immer da vor. Er rechnete damit immer schon im Voraus, wie andere mit den Sommergewittern rechnen. Er wusste ungefähr die Abstände und auch den Ab lauf. Es begann immer mit gu tem Zureden und endete meist im Streit zwischen Mutter und Vater, der die Zeremonie mit der Verabreichung einer Tracht Prügel beendete. Dann war wieder für geraume Zeit Ruhe. Max hatte damit an und für sich keine Probleme, denn er war glücklich, wenn er nicht zu reden brauchte

2
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
13.08.1997
Espresso Mortale
36. Folge von Kurt Lanthaler
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Author: Lanthaler, Kurt
Date: 1997.08.13
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: KriminalLiteratur
Authormap: Lanthaler, Kurt u.a. Autoren Espresso Mortale
Location mark: 0472_036
C<N 9 V ' J <? lf POKUMENTATTOMsgy ngj. t e cmr., Ein Kriminalroman in Fortsetzungen Von Sepp Mali* Josfer tfkMfcN HOLLENZER, ANITA PlCHLER, SABINE Gf Lanthaler nstsiritrasse 12 a^lOC GGZ^M x W>ihir^4^x77 ?-o 37 ESPRÈSSO MORTALE 36. Folge vonKurt Lanthaler Max schüttelte den Kopf und lö ste sich aus seiner Starre. „Ver rückte“, sagte er dann und sah sich um. Hinter ihm lag Schiuder am Bo den und röchelte wie in den letz ten Zügen. Vor ihm lag Else, reglos. „Alles der Reihe nach“, sagte Max

. In der Küche fand er eine Flasche Wasser. „Und?“ sagte Max, als er wieder im Zimmer stand, „wer von euch beiden hat es verdient, zu über leben?“ Keine Antwort. „Oder wollt ihr beide, damit ihr euch wieder an die Gurgel gehen könnt?“ Keine Antwort. „Alles muß man selbst ma chen“, sagte Max und schüttete erst Else, dann Schiuder Was ser ins Gesicht. Schiuder fing zu husten an, richtete sich lang sam auf und hielt sich den Hals. „Und eins“, sagte Max, ging wieder zu Else, tätschelte ihr die Wangen, goß

ihr Wasser auf die Schläfe. Else atmete erst zaghaft, dann öffnete sie lang sam die Augen. „Und zwei“, sagte Max. „Was?“ sagte Else, und dann sah sie sich suchend um und sagte: „Was war?“ „Wird schon wieder“, sagte Max. In seinem Rücken hustete sich Schiuder ins Leben zurück. „Schiuder geht’s auch schon wieder besser.“ „Schiuder“, sagte Else. Dann sagte sie einige Atemzüge lang nichts. Dann: „Miriam.“ „Ja“, sagte Max, „Miriam“. Aber Schiuder ist nicht schuld dran. Nicht mehr als du oder ich.“ „Danke, Max

.“ Schiuder schien wieder sprechen zu können. Aus Elses Gesicht wich die Far be, die eben zaghaft wieder zurückgekehrt war. Dann sprang Else ruckartig auf, stieß Max zu Boden und rannte mit gesenktem Kopf auf Schiuder los. „Ich bring dich um“, schrie sie, „ich bring dich um.“ Schiuder saß am Boden, an die Wand gelehnt, hob die Hände schützend vors Gesicht und rief nach Max. „Halt sie, Max, sie ist verrückt geworden.“ Max kam langsam wieder auf die Beine, schüttelte den Kopf und sagte: „Alles der Reihe

nach. Verhaut euch erst einmal gegenseitig. Vielleicht hilft das ja. Dann sehen wir weiter.“ „Max“, schrie Schiuder, und er hielt keine Antwort. Else trat mit kräftigem, weit ausholendem Tritt ein ums an dere Mal auf Schiuder ein, traf die Beine, den Magen, den Brustkorb, traf manchmal auch nicht, weinte und wischte sich die Tränen aus den Augen und sagte immer wieder „ich bring dich um“. Schiuder versuchte sich zu schützen, so gut es ging, wehrte sich mit Händen und Füßen, bis aus seinem Hals

3
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
18.10.1997
Espresso Mortale
41. Folge von Sabine Gruber
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Author: Gruber, Sabine
Date: 1997.10.18
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: KriminalLiteratur
Authormap: Lanthaler, Kurt u.a. Autoren Espresso Mortale
Location mark: 0472_041
Ein Kriminalroman in Fortsetzungen von Sepp Mall, Josef Ober- HOLLENZER, ANITA PlCHLER, SABINE GRUBER UND KURT LANTHALER ESPRESSO MORTALE 41. Folge von Sabine Gruber Wegen eines bedauerlichen Ver sehens fehlte bei der letzten Kurt-Lanthaler-Folge von „es presso mortale“ der letzte Ab satz. Da er nicht unerheblich für den Fortgang der Handlung ist, liefern wir ihn jetzt nach - zu sammen mit den zwei vorherge henden Absätzen, zu besserem Verständnis. (Die Red.) Max .glitt auf Engelsflügeln durchs

in der Fagenstraße auf Kaffee und Ku chen beim Doktor. Halt! sagte da Maxens analyti sches Hirn, nicht zu schnell, jetzt hudelst du wie damals die Jour naille und der dicke Tartufe im Fall Waldner/Rainer. Langsam, Max. Das, was du weißt, ist: Kon- rads alter, lettenversudelter gel ber Volvo war bei Schützt Tirol! zu Besuch gewesen. Der ja. „Und, mein lieber Max“, sagte Max, „da hast du eine nette Ho mepage gefunden: AntiAntiFa- schistischerKampf/Fahndungs- Dinst/InfosBefreundeter Kampf- Organisationen. Max gab

ein paar Begriffe ein, die Suchmaske nahm ihm die Arbeit ab, nach dreißig Sekunden hatte er gefun den, wonach er gesucht hatte. Auf seinem Monitor stand zu lesen: „Vorsicht: Volvo, gelb, zugehörig Inter.Ethn,Bng.Lang. Fahrer „Konrad“ (siehe dort) und „Zue co“ (siehe dort). Keine Aktion, aber umgehend Meldung an Lei ter Gruppe II/Q SchüTil“ „Was immer das zu bedeuten hat“, sagte Max und speicherte die Datei ab. 41. Folge von Sabine Gruber Max nahm einen letzten Schluck, drückte die Zigarette

aus und wollte zur Tür, als das Telephon klingelte. Mia grußlos, Mia mit lauter Stimme: „Die Gerstsuppe kannt Du Dir im Gasthaus bestel len. Hol’ die Kinder ab, ich geh’ aus.“ „Und was soll ich damit?“ „Sie küssen, wohin Du willst. In einer Viertelstunde?“ „Ja“, sagte Max, „aber-“, da klick te es schon in der Leitung, und Max trottete zur Tür. Else lag auf dem Diwan und sah zu, wie Schiuder Geschirr wusch. Ab und zu schüttelte es sie. Von den Fingernägel war nichts Weißes mehr zu sehen, am rech ten Zeigefinger floß

Was ser. „Ich schluck das Zeug nicht.“ Else riß ihm die Tabletten aus der Hand und warf sie Richtung Küchentisch. „Dann nimm zumindest das Vali um.“ „Nein.“ „Bitte. Ich kann nicht zuschauen, wie du dich einstellst.“ „Du wirst noch einiges mehr zu sehen kriegen.“ Sie erhob sich, ging zum Tisch, bückte sich und legte die Packung auf den Stuhl. „Ich gehe nach Deutschland zurück. Zu Ludger. Oder ich stehe morgem mit einem Maschinenge wehr auf dem Walther-Platz. Hier drehe ich durch. Wann kommt Max

4
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
19.07.1997
Espresso Mortale
32. Folge von Kurt Lanthaler
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Author: Lanthaler, Kurt
Date: 1997.07.19
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: KriminalLiteratur
Authormap: Lanthaler, Kurt u.a. Autoren Espresso Mortale
Location mark: 0472_030
Ein Kriminalroman in Fortsetzungen von Sepp Mall, Josef Ober- hollenZer, Anita Pichler, Sabine Gruber und Kurt Lanthaler ESPRESSO MORTALE 32. Folge von Kurt Lanthaler Nüchtern und kalt wie das Ge setz, Schiuder. Mia kam ins Zim mer, die Kinder. Schiuder blieb nüchtern und kalt, grüßte Mia und wich den Kindern aus. Max kam ins Zimmer. „Fahrt auf den Ritten, geht Eis essen, oder sonstwas“, sagte er. „Bei dem Wetter, Max?“ Mia blickte von Max zu Schiuder und wieder zurück. Schiuder rührte

sich nicht, sah zum Fenster hinaus. Max junior zog ihn am Ärmel, „du kommst aber mit“, sagte er. Schiuder merkte nichts davon und hörte nicht. „Ja“, sagte Max, „beim dem Wetter.“ Mia schaute noch einmal auf Schiuder, schien verstanden zu haben. „Gut“, sagte sie, „kommt, Kin der, wir machen einen Sonn tagsausflug. „Ritten ist aber langweilig“, sagte Max junior. „Auch wieder wahr“, sagte Max senior und lachte. „Fahrt ins Gardaland, der Alte zahlt.“ Die Kinder brachen in Begeiste rungsstürme aus. Mia trat nahe

an Max heran. „Das machst du mir nie wieder, Angetrauter“, sagte sie, „mich ins Gardaland schicken. Du weißt, daß ich allergisch bin auf den Plastikscheiß.“ „Ich weiß“, sagte Max, „ich weiß auch, in welchem Laden das kleine schwarze Kleid hängt, mit dem du mit mir richtig fein essen gehen wirst, nächstes Wo chenende.“ „Und die Plagen kommen zur Schwiegermamma?“ „Ich werd’s ihr einreden“, sagte Max. „Wird mich einen ganzen Nachmittag kosten „Abgemacht?“ sagte Mia und schien sich zu amüsieren

. „Sie wird mich wieder fragen, wann ich mich endlich von dir scheiden lassen werde?“ „Und, Liebster, was warst du deiner liebsten Mutter antwor ten.“ „Daß du meine Beste und Allei nige bist.“ „Und vor allem die einzige, die dich aushält.“ Max nahm Mia in den Arm, küß te sie auf die Stirn und sagte: „Gardaland.“ „Wir sind schon weg“, sagte Mia, „und sind vor neun Uhr nicht zurück, Liebster. Wünsch euch viel Spaß. Ciao, Schiuder.“ Schiuder sah immer noch zum Fenster hinaus und wippte leicht im Takt der Marschmu sik

. Bis vor ein paar Jahren war Max Systemanalytiker gewe sen. Das hatte zu Gewohnheiten geführt, die er, obwohl er inzwi schen seine Brötchen damit ver diente, den letzten Scheiß als Tourismuswerbung ins hoff nungslos überfüllte Internet einzuspeisen, immer noch bei behalten hatte. Max ging systematisch vor. „Setz dich“, sagte er zu Schiu der. „Ich mach uns einen Kaf fee.“ Schiuder gehorchte, kommen tarlos. Max braute Kaffee, beschmierte Brötchen, kochte weiche Eier und stellt eine Flasche Schult- hauser kalt

5
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
15.10.1997
Espresso Mortale
40. Folge von Kurt Lanthaler
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Author: Lanthaler, Kurt
Date: 1997.10.15
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: KriminalLiteratur
Authormap: Lanthaler, Kurt u.a. Autoren Espresso Mortale
Location mark: 0472_040
Ein Kriminalroman in Fortsetzungen von Sepp Mall, Josef Ober- HOLLENZER, ANITA PlCHLER, SABINE GRUBER UND KURT LANTHALER ESPRESSO MORTALE 40. Folge von Kurt Lanthaler Max faltete sich aus seinem Mini, atmete zweimal durch, bügelte die Falten aus seinem Leib und öffne te den Kofferraum (oder was Mi ster Mini dafür hielt). Er wühlte sich durch den Oberflächeninhalt einer roten Plastikkiste, Kühler dichter, Ersatzsicherungen, Altöl, Neuöl, antigelo, Starterkabel, Bremsflüssigkeit, alles Dinge

, die eine Ehefrau davon abhalten, an die Halbliterbüffelgrasvodkafla- sche zu kommen, die darunter liegt. Ein Schluck. Noch ein Schluck. Luft ablassen. Schluck. Luft ansaugen. Schluck. Weil Max ein Mensch war, dem eine gewisse Ordnung über die Jahre zur phy siologischen Notwendigkeit ge worden war und weil er außerdem dachte, daß Ehescheidungen nur für Anwälte gut sind (wieviele gute Anwälte, die geschieden sind, kennen Sie?), deswegen, und weil Max ganz einfach einen Hei denrespekt vor Mia hatte, während Mia

wiederum eine ab grundtiefe Antialkoholikerin war, was sich allerdings erst einige Stunden nach der Empfängnis ih res beider ersten Kindes so klar herausgestellt hatte, aus all die sen guten Gründen nahm Max sich Zeit, um den Vodka wieder tief und ordentlich zu verstauen. Soviel Zeit, daß noch Zeit blieb für einen Schluck. Langsam, Max, dachte Max und dankte dem Vodka, der ihn davor bewahrt hatte, so oberflächlich wie danebenliegend zu denken. Langsam. Laß dich nicht draus bringen

). Und dann der wallfahrende Para noiker. Der Runer, den er, Max, zum ersten Mal in Bozner Ober schülerkreisen erlebt hatte, ein Menetekel an der Wand. Dann in Innsbruck, JES. Oh ja, JES, das Bärele in dem Jungmännerver ein, auch Tonele genannt, Bussi, bis vor einem Jahr ein großer Re daktor, jetzt den Weg alles Fleischlichen, eben,, und ein Ver lust für die Geschichte, wenn man sich von Geschichte nichts erwar tet als Schlagzeilen. Dazu noch ei ner in dem Verein, ein gestande ner Mann, der früh erkannt zu ha ben schien

, daß weniger gut ist. Und schließlich der Reichsrieg- lerhoferbe, allein schon die Wirt schaftsgeschichte des Reichsrieg- lerhofes eine einzige Paranoia. Und als er, Max, ihn, den Erben, nach dreizehn Jahren wieder ge troffen hatte, auf der sommer nachtsoffenen Terasse eines Un terlandler Etablissements, legte der Erbe einen Arm auf seine Schulter, schwer, hob sein Glas, „Gegen die Partei, zusammen“, sagte der Erbe, und er, Max, sag te: „Maul. Und halten. Weil: hät test du vor dreizehn Jahren sa gen müssen

6
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
25.10.1997
Espresso Mortale
43. Folge von J. Oberhollenzer
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Author: Oberhollenzer, Josef
Date: 1997.10.25
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: KriminalLiteratur
Authormap: Lanthaler, Kurt u.a. Autoren Espresso Mortale
Location mark: 0472_043
Scheiß tag, dachte max. „Scheiß köter“, fluchte er. Irgendwo zwi schen dem pichler und dem haf- linger war der ihm vor die rader. Wie einer, der in den tod will, dachte max. „Idiot“, fluchte er. Plötzlich war der vor ihm gewe sen .. und im nächsten augen- blick tot, dachte max. Und war wie ein knäuel über die straße, daß die haarbüschel flogen .. bis er im rückspiegel in der dämme- rung nicht mehr auszumachen war. Wie schnell die nacht her einbricht, dachte max. „Scheiß wetter scheiß herbst

“, fluchte er .. und drückte die Zigarette aus und warf sie in den abend hinaus. Als max in den hof einbog, sah er das licht hinter den fenstern. Sind also da, dachte er, die eise und der schiuder .. bonnie & cly- de. Das ganze haus hell erleuch tet .. und wie dem einen im mär- chen fiel ihm ein mühlstein vom hals. Nur daß ich dabei nichts hör, daß er mir nicht die zehen zermalmt, dachte max und lach te. Erich, friedrich .. oder wie ging das noch, verdammt.. hatte er seiner hannah doch ein dut zendmal

vorgelesen wenigstens. Heinrich, ja. Heinrich, der wa gen bricht! Nein, herr, der wa gen nicht, es ist ein .. band, ein stein von meinem herzen .. Wie hatte die hannah immer gelacht, als er dann mit tieferer, mit lau terer stimme als ihre eine fret- sche wast deklamierte .. Wie oft hatte er diese zeile wiederholen müssen - Verdammt, wie lange denn noch! Liegen im bett oder irgendwo und gehen ihrer lust nach .. und er fror sich den arsch ab, stand sich die beine in den bauch. Max ließ den daumen

auf dem klingel- knopf- Da ging endlich das tor auf .. schiuder. Und der stand eigenar tig gerade da und das haar wirr ins gesicht und starrte den max groß an .. daß der seinen ärger begrub und die Wörter & sätze, die er dem schiuder, die er der eise ins gesicht schleudern woll te, vor ein paar augenblicken noch - „Schiuder?“ Und schon fiel ihm der um den hals und hing wie ein mehlsack an ihm. Wie ein mühlstein, dach te max. Dann schüttelte es den schiuder, dann brach es aus ihm: „Die else, max, die eise

ist weg, die eise .. die eise .. max!“ Dann war der fluß schon brach und die worte aus.. und der schiuder war still, ließ ab von max, stand schwankend vor ihm, schaute ihm starr ins gesicht, atmete schwer. Eine fahne wie tausend schützen, dachte max, legte ei nen arm um schiuder, ging mit ihm ins haus. Irgendwann, zwischen einem ge- kotze und dem nächsten, während schluders gesicht im mer weißer geworden war und die klomuschel immer mehr ei nem pollock glich, wußte max dann doch, ungefähr, was ge schehen

7
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
30.07.1997
Espresso Mortale
34. Folge von J. Oberhollenzer
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Author: Oberhollenzer, Josef
Date: 1997.07.30
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: KriminalLiteratur
Authormap: Lanthaler, Kurt u.a. Autoren Espresso Mortale
Location mark: 0472_033
„Was wissen wir mehr“, fragte schiuder, „max, ich weiß nichts, verdammt .. außer daß ich noch immer in der scheißgrube steck und man mir andauernd auf den köpf scheißt und ein arsch dem anderen gleicht und daß ich er stick in dem loch da dem dreck und schiuder schnappte nach luft, „und ich will raus da, max, nichts als raus und all den säuen ins gesicht schaun und .. Miriam ist tot, max .. und die eise „Beruhige dich, schiuder, es wird alles „Was wird? Nichts wird wieder und gut, max! Miriam

ist tot! Hast du gehört, miriam haben sie das hirn aus dem köpf „Ich weiß, schiuder, ich „Nichts weißt du, verdammt, dir hat niemand das herz aus dem leib „Himmelherrgott! Hör endlich auf mit deinem geplärre, ver dammt .. Wenn du willst, daß ich dir helf, dann hör endlich zu .. oder geh, lauf amok .. Aber ohne mich, hast du gehört, ohne mich!“ Max schlug mit der faust auf den tisch, daß die halbleere flasche schulthauser aus dem gleichge- wicht kam und übern tisch rollte und fiel und auf dem küchenbo

- den zersprang - Dann war es ganz still in der küche .. und der schiuder war ganz weiß im gesicht .. und der max stand da wie angeschraubt.. Dann rollten dem schiuder die tränen heraus .. und da beugte sich der max über ihn und drück te ihn an sich - „Es wird alles gut, schiuder, es wird alles gut Max war, als wiegte er ein kind in den schlaf.. nach & nach fiel von schiuder die Verzweiflung ab. Während max dann die Scherben zusammenkehrte, hörte der schiuder dem regen zu .. schaute er den regentropfen

zu, wie sie über die fensterscheibe rannen, einmal langsam, stockend & stol pernd, kurz innehaltend dann, einmal schnell.. und wie die rinn- sale ineinander mündeten und sich verzweigten und zerbrachen „Alles der reihe nach, schiuder .. okay?“ „Alles der reihe nach, ja .. Wo willst denn du hin?“ „Zu eise“, sagte max und knöpfte sich den schmutzigweißen tren- chcoat zu. „Ich hab sie vorhin an gerufen, sie ist in ihrer wohnung und wartet.“ „Auf wen?“ „Auf dich, schiuder .. bis du mit miriam auftauchst .. Hab ver sprochen

zu dritt.“ Und als die beiden den gerichts platz überquert hatten und in die horazstraße einbogen, der max voraus und der schiuder hinter her, sagte max: „Alles der reihe nach, schiuder, eins nach dem an dern.“ „Alles der reihe nach .. ja.“ Dann kam ein sturm auf in bozen und schlug den beiden den regen ins gesicht. „Und miriam?“ fragte eise .. und wußte nicht, wohin mit den hän- den .. da war der schiuder wieder da - „Laß uns erst mal in die woh nung, eise.. sind etw as ins werter gekommen

8
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
01.01.1999
Erinnerungen eines literarischen Generalsekretärs
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Author: Rosendorfer, Herbert
Date: 1999
Source: Fenster, Das – Tiroler Kulturzeitschrift, Nr. 68
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: Prosa
Authormap: Rosendorfer, Herbert Texte 2
Location mark: 0847_014
. Die Dame, bei der ich den Mann kennen- und alles andere als schätzen lernte, war Anneliese Halbe. Warum ich sogar ihren vollen Vornamen, den sie mit stolzer Emphase zu rezitieren pflegte, im Gedächtnis be halten habe, weiß ich nicht; vielleicht eben wegen dieser Emphase: „Holde Bettina Anna Luise“. Sie war die einzige Tochter Max Halbes und lebte in München in der Martiusstraße in nicht einer, sondern in zwei großen Altbauwohnungen, die der damals längst verewigte Max Halbe viele Jahre bewohnt

hatte. Das Arbeitszimmer war noch so, wie Max Halbe es verlassen hatte. Auf seinem Schreibtisch lag - rührend - seine Lesebrille. Der Teppich, Anneliese Halbe wies darauf hin, war kreisförmig ausgetreten: „Da ist Papä“ (mit der Betonung immer auf der letzten Silbe) „immer rundum gegangen, wenn er darüber nachdachte, wie das Stück weitergeht, an dem er grad schrieb.“ Und: „Ja, da ma chen Sie sich keine Vorstellung: Die ganze Familie hat den Atem ange halten. Mama“ (auch auf der letzten Silbe betont) „hat die Köchin

erkannte. Für sie war es eben das Bild ihrer Mutter. Es gab noch ein anderes, großes Bild von Corinth in der Wohnung: die Familie Halbe, die Kinder noch jung, im Garten. Halbe war mit Corinth befreundet gewesen. Ich kam zu Anneliese Halbe und in die sehr große, überaus finstere Wohnung in der Martiusstraße durch niemand geringeren als Wieland Schmied. Er lebte damals - es dürfte 1955 gewesen sein - noch in Wien und hatte irgend etwas zu tun mit der von Anneliese Halbe ge gründeten „Max-Halbe

, was, auf die Biographie Max Halbes bezogen, stimmen dürfte. So war sie also damals, 1955, Mitte der Sechzig. Sie war, so erfuhr man von ihr nebenbei und eher unwillig, irgendwann einmal verheiratet gewesen. Wie sie dann geheißen hatte, wurde so totgeschwiegen, daß man den Eindruck hatte, sie wisse es selber nicht mehr. Einen Sohn hatte sie gehabt, Alexis, der kam noch 1945 im Krieg ums Leben; ein wirklicher Schmerz im Leben dieser Frau, die alle anderen Empfindungen, hatte ich den Eindruck, eher spielte. Nur Papä

war ein Heiliger, der übergroße Dichter, der größte Dichter - nein: der einzige. Sie war übrigens Schauspielerin. In den zwanziger Jahren hatte sie wohl sogar einigen Erfolg gehabt. Bei Max Reinhardt hatte sie gespielt - ach ja, wer zu jener Zeit hat nicht bei Max Reinhardt gespielt. Und ich sah sie sogar noch einmal auf der Bühne. Das war zu einer Zeit, als ich, wie erwähnt, den Umgang mit ihr schon mied. Sie spielte, an das Stück erinnere ich mich ansonsten nicht, eine Hosenrolle: einen alten General

9
Literature Archive
Category:
Primärtext: Prosa
Year:
05.11.1997
Espresso Mortale
46. Folge von Sepp Mall
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/0472_046/0472_046_1_object_5896004.png
Author: Mall, Sepp
Date: 1997.11.05
Source: Neue Südtiroler Tageszeitung, Die
Articletype: Primärtext: Prosa
Keywords: KriminalLiteratur
Authormap: Lanthaler, Kurt u.a. Autoren Espresso Mortale
Location mark: 0472_046
, so umsichtig hatte sie ihren Plan in die Tat umgesetzt. Erst jetzt kam das Zittern. Und die Gedanken, die sich drehten. Miriam, Zucco, Miriam. Dieses Schwein, er hatte sich verraten, sie hatte es genau gehört. Daß auch Max ihr gesagt hatte, daß Zucco auf der anderen Seite stehe, war nur die letzte Bestätigung gewe sen. Oder hatte Max gesagt: Er könnte auf der anderen Seite ... egal, da hatte sie es schon gewußt ... nein: gespürt. Genau. Das war mehr. Mochte Max auch noch so- viele Beweise Zusammentragen

bei ihm, und auch dann wär’s praktisch unmöglich, ihn noch zurückzuholen... Verrecke, du Schwein, sagte sie laut, und dann ließ sie den Fuß vom Bremspedal schnellen, und die Reifen jaulten. Max knallte die Tür hinter sich zu. Sollte der Schiuder doch machen, was er wollte, seinen Rausch aus- schlafen, sich umbringen, sich ei nen runterholen, wenn er’s noch zustandebrachte ... Er war ganz nahe dran gewesen, Klarheit in die verworrene Geschichte zu bringen, zumindest war er auf dem richtigen Weg, wie es aussah, aber weder

Schiuder noch Else schien das groß zu interessieren. Sollten die doch selber schauen, wie sie weiterkommen. Er stand schon vor dem Haus und kramte nach seinen Autoschlüs seln. Leck mich, Schiuder, brummte er, kreuzweis kannst du mich ... Dann ertastete er etwas Kaltes in seiner Jacke. Scheiße, das war die Patronenhülse, Schlu- ders tolpatschiger Versuch, den Mörder seiner Tochter zu finden. Wie kam die in seine Tasche ... hatte Schiuder etwa, der arme Hund ... Und Max machte kehrt, ging zurück ins Haus

, in die Stu be, wo sein alter Freund halb ver dreht auf der Eckbank saß und ihn anstarrte. „Du bist ein armes Schwein, weißt du das“, schrie Max, „und ich bin ein Arschloch, weil ich nicht ein fach zu Mia fahre, mich zu ihr ins Bett lege und einfach meine Ruhe genieße. Oder ihren warmen Hin tern.“ „Genau“, sagte Schiuder. Dann ließ er sich widerstandslos von Max auf das Kanapee betten, zog die Decke bis über seine Oh ren, murmelte gute Nacht, du Arschloch, und schon war er hinüber. Max setzte sich daneben

und überlegte. Vielleicht ist es besser so, sagte er sich, wenn er Schiuder wirklich helfen wollte ... das ganze Aufklären einfach sein lassen und ab jetzt nur mehr schauen, seine Haut zu retten. Seine eigene und die Schluders. Das Läuten der Türglocke riß Max aus seinen Gedanken. Und auch der Schiuder regte sich und kroch halb aus seiner Decke her aus. Draußen stand Else, wirres Haar, entschlossener Blick. „So“, sagte sie und stürmte ins Zimmer, „ein Anfang ist gemacht. Und jetzt ge hen

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