40. Folge von Kurt Lanthaler
Ein Kriminalroman in Fortsetzungen von Sepp Mall, Josef Ober- HOLLENZER, ANITA PlCHLER, SABINE GRUBER UND KURT LANTHALER ESPRESSO MORTALE 40. Folge von Kurt Lanthaler Max faltete sich aus seinem Mini, atmete zweimal durch, bügelte die Falten aus seinem Leib und öffne te den Kofferraum (oder was Mi ster Mini dafür hielt). Er wühlte sich durch den Oberflächeninhalt einer roten Plastikkiste, Kühler dichter, Ersatzsicherungen, Altöl, Neuöl, antigelo, Starterkabel, Bremsflüssigkeit, alles Dinge
, die eine Ehefrau davon abhalten, an die Halbliterbüffelgrasvodkafla- sche zu kommen, die darunter liegt. Ein Schluck. Noch ein Schluck. Luft ablassen. Schluck. Luft ansaugen. Schluck. Weil Max ein Mensch war, dem eine gewisse Ordnung über die Jahre zur phy siologischen Notwendigkeit ge worden war und weil er außerdem dachte, daß Ehescheidungen nur für Anwälte gut sind (wieviele gute Anwälte, die geschieden sind, kennen Sie?), deswegen, und weil Max ganz einfach einen Hei denrespekt vor Mia hatte, während Mia
wiederum eine ab grundtiefe Antialkoholikerin war, was sich allerdings erst einige Stunden nach der Empfängnis ih res beider ersten Kindes so klar herausgestellt hatte, aus all die sen guten Gründen nahm Max sich Zeit, um den Vodka wieder tief und ordentlich zu verstauen. Soviel Zeit, daß noch Zeit blieb für einen Schluck. Langsam, Max, dachte Max und dankte dem Vodka, der ihn davor bewahrt hatte, so oberflächlich wie danebenliegend zu denken. Langsam. Laß dich nicht draus bringen
). Und dann der wallfahrende Para noiker. Der Runer, den er, Max, zum ersten Mal in Bozner Ober schülerkreisen erlebt hatte, ein Menetekel an der Wand. Dann in Innsbruck, JES. Oh ja, JES, das Bärele in dem Jungmännerver ein, auch Tonele genannt, Bussi, bis vor einem Jahr ein großer Re daktor, jetzt den Weg alles Fleischlichen, eben,, und ein Ver lust für die Geschichte, wenn man sich von Geschichte nichts erwar tet als Schlagzeilen. Dazu noch ei ner in dem Verein, ein gestande ner Mann, der früh erkannt zu ha ben schien
, daß weniger gut ist. Und schließlich der Reichsrieg- lerhoferbe, allein schon die Wirt schaftsgeschichte des Reichsrieg- lerhofes eine einzige Paranoia. Und als er, Max, ihn, den Erben, nach dreizehn Jahren wieder ge troffen hatte, auf der sommer nachtsoffenen Terasse eines Un terlandler Etablissements, legte der Erbe einen Arm auf seine Schulter, schwer, hob sein Glas, „Gegen die Partei, zusammen“, sagte der Erbe, und er, Max, sag te: „Maul. Und halten. Weil: hät test du vor dreizehn Jahren sa gen müssen