, wo die Musikwissenschaft und Mu sikforschung einen hohen Aufschwung genommen und namentlich die Entwicklungsgeschichte der Musik von berufenen und Heroorragenden Gelehr ten auf Grund archioalischer Quellen beschrieben wird, ist man leicht geneigt, die Verdienste der er sten Pioniere dieser Disziplin zu verkennen, ohne zu bedenken, wie mühevoll und aufregend die grundlegenden Arbeiten waren. Zu den Musikge lehrten von Bedeutung, die am Bau der Funda mente beteiligt waren, gehörte auch Giambattista Martini, gewöhnlich
„Padre Martini' genannt, geboren am 24. April 170k in Bologna und dort gestorben am 13. Dezember 1784. Dieses 150. To desjahr nehmen wir zum Anlaß eines kleinen Ge denkartikels. Vom Vater, der als guter'Violinspieler besannt mm, erhielt Giambattista den ersten, musikalischen, Unterricht: auch der ältere Bruder Giuseppe (1773 bis1779) wurde ein gesuchter Violincellist. Giam battista erhielt aber auch eine gründliche allge meine und wissenschaftliche Ausbildung. Er stu dierte mit großem Fleiße
den Lstiminigen Psalm Ere- didi in B dur (16. Januar 17?4) und aus dem gleichen Jahre den Psalm Eonfitebyr in G dur für drei Stimmen mit Begleitung von Violinen. Am 24. Februar 1729 zum Priester geweiht, brachte er, eine Reise nach Roma und Osimo ausgenom men, seine ganze Lebenszeit in seiner Naterstadt Bologna zu. Nach dem Bater war sein.zweiter Lehrer Pater Angelo Predieri. Als dritten Lehrer bezeichnete Padre Martini den Giacomo Antonio Perii, der eine große Zahl von Oratorien, Messen, Psalmen. Hymnen
. Kantaten usw. schuf. Der vier te Meister, der zugleich am nachhaltigsten auf die musikalische Bildung seines genialen Jüngers ein wirkte, war der berühmte Gründer der Bologne- sischen Gesangschule Francesco Antonio Pestochi. Von dem Einfluß, den diese 4 Heroorragenden Männer auf den künstlerischen Entwicklungsgang unseres Meisters ausübten, aber auch von der Eigenart Martinis sagt der italienische Biograph Martinis, Leonida Busi, treffend: „Durch Predie ri wurde P. Martini mit den musikalischen
^Forschungen und. Betrachtungen anregen, welche für die literarische Bildung nok wendig sind, uni zur Geschichte und Philosophie der Kunst vorzudringen. Wenn P. Martini in die Harmonie und Kontrapunktlehre ein System und eine Methode gebracht und in Italien zuerst den Versuch gemacht hat, eine Geschichte der musikali schen Kunst zu schreiben, so ist dieses Verdienst sei ner eigenen Kraft und Beharrlichkeit beizulegen, nicht aber der Anregung und dem Beispiel seiner Lehrer.' Padre Martini wurde 1725