in die Parteileitung gewählt, damit er als Fährmann die Ueberfuhr besorge. Am Tage darauf, nämlich am 10. d. M., tagten in Teschen die liberalen Vertrauens männer Ostschlesiens und vertheilten dort die oftjchlesischen LandtagSmandate, die sie noch nicht haben. Ausland. Dr. Lneger in München. Der Wiener Vize bürgermeister Dr. Lueger und der Abgeordnete wagenS ansichtig wurde, erklärte er, er werde unter keinen Umständen sich Hineinsetzen, mit einem solchen Wagen fahre er in Wien
dazu: „War das nicht ein voller Erfolg für unsere Münchener Partei?' Ein Erfolg war es, aber keiner für die antisemitische Partei. Die „AugSk Postztg.' ist bekanntlich immer dem Judenthum überall entgegengetreten, wo es das Volksleben vergiftet und wirthschaftlich die Nation entkräftet. Aber vom Antisemitismus, der in München sich zeigt, wollen wir nichts wissen, und wie wir denken alle richtigen Antisemiten. Die Münchener Be völkerung ist durchweg antisemitisch gesinnt; ob man mit Zrntrumsleuten, mit Liberalen
oder Sozialdemokraten über die Judenfrage spricht, überall hört man Worte der Abneigung gegen das Judenthum. Charakteristisch war, daß Dr. Lueger wohl den stärksten Beifall gerade damit errang, daß er sagte, nach seiner Ueberzeugung seien die Führer der Sozialdemokratie Juden- schutztruppe. Die Abneigung gegen das Juden- thum wächst in dem Grade, als in München dar Judenthum sich breit und breiter macht. Dr. Lueger führte an, daß, als er 1871 in München gewkfen, schon damals Viele dagewesen seien
, die man am Liebsten nicht sehen mochte, seitdem sei die jüdische Bevölkerung so gewachsen, daß München mit Wien getrost konkurriren könne. Das ist natürlich nur eine oratorifche Floskel; Wissenschaft, Kunst, Presse, Wirth« fchaftsleben sind in München nicht oder nicht vorwiegend in den Händen von Juden. Von der Wiffenschaft halten sich die Juden ja ohnehin zumeist, von einzelnen erleuchteten Män nern jüdischen Glaubens abgesehen, zurück. Dar Gleiche gilt von der Kunst. Musik, Malerei, Bildhauerei weisen selten
Juden auf, hier in München kaum die darstellende Kunst in den Theatern, welches sonst ein beliebtes Tummel- seld des Judenthums ist. In der Presse und Literatur der Landeshauptstadt sind nur ganz verschwindend Juden thätig. In der Presse so wenige, daß man nicht die Finger einer Hand braucht, um sie aufzuzählen, und diese wenigen sind respektable Persönlichkeiten, von denen eine z. B. den Handelstheil einer großen Münchener Zeitung in einer durch und durch soliden, noblen Weise leitet. Anders sieht