VII. Von Dr« Friedrich von Mlnfcus ^Ich entsinne mich gut. wie sie bei deiner Mutter aus dem Fenstertischl stand", sagte Kurt Schmidt, der gestern auf der Durchreise nach Italien Müllers be suchen gekommen war über zwei Tage, und hob die kleine Stehuhr von Franzens Bürotisch. Dabei fiel vom Haupt des Heilands das bronzene Dornenkrönlein zu Boden. „Alle Metallteile sind locker", beruhigte ihn Franz Müller, „ich muß sie reparieren lassen." Es war eine absonderliche Uhr. Das Gehäuse war ein vergol
, auch fo leuchtend . . . Aber. Donnerwetter, es ist bald vier: wir müssen gehen, Franz, daß wir deine Frau und Karl nicht warten lassen." Franz Müller rief Herrn Lang, den Buchhalter, ins Nebenzimmer, er möge doch nur auch gehen. Zu tun war ohnedies nichts. Seit Monaten stockte das Ge schäft. Dier vier saßen beim Kaffee auf der Stadtparkter rasse. Ungewöhnlich lebhaft ging es heute zu: Wohl- tätigkeitsfeft. „Sehen Sie, lieber Herr Schmidt", sagte Frau Müller, „das sind so unsere „Sensationen"; Sie haben 's gut
, Sie können nach Italien fahren mit.; Ihrem schönen Wagen; Sie schwimmen nur so ln Geld!" — „Na, so dick ist's auch nicht; aber ich kann., zufrieden sein; ich gebe zu, daß ich ein Glückspilz bin." „Kaufen Sie mir doch ein paar Lose ab, Herr Mül ler". kam das Fräulein, mit der Komiteeschleife an den Tisch, ihr Hängekörbchen zwischen den Stuhllehnen, durchzwangend: „Nur ein Schilling das Los und zehn- -, tausend Schilling der Haupttreffer! Und obendrein für so wohltätigen Zweck!" Franz Müller griff in die Tasche: „Such
du sie aus, Glückspilz!", wandte er sich zu Kurt. Der aber hatte schon zwölf Losscheine aus dem Körbchen genommen und eine Zwanzigichillmg- note drein getan: „Lassen Sie 's nur gut sein, verehr tes Fortunerl!" Franz kramte in seiner Geldbörse. „Ach, geh doch!" wehrte Kurt, „wegen der paar Tröpf chen aus meinem „Schwimmbassin"! Aber nun» aller- verehrteste Frau Müller, flechten Sie uns beruf-gemäß himmlische Rosen ins irdische Leben und verteilen Sie gefälligst die Lose so, daß jeder von uns den Haupt treffer macht
." — „Immerhin sollten wir", 'tat dann Karl, der Maturant, gewichtig und lachte dabei aus feinen leuchtenden Augen, „die Eigentumsverhältnisse schriftlich festlegen." Sein Vater zog den Drehstift her vor und schrieb auf je drei Lose — die Päckchen lagen, wie sie Frau Müller zugewiesen hatte, umgedreht auf dem Tisch — oben in die rechte Ecke: „Ma", „Pa" und »Ka". Er war ein sehr genauer Mann. Das vierte Päckchen schrieb er Kurt zu. Der aber war ins Musik programm vertieft und sah gar nicht erst h.n: „Heb