Beilage zum „Tiroler Volksblatt' Nr. 53. Bozen, Mittwoch, Ven 3 Juli 1895. an einem Greise so seltene Eigenschaft geht bei Leo Hand in Hand mit der pietätvollsten Sorgsamkeit für die alte Wahrheit und Lebensordnung des Christen thums, einer Sorgsamkeit, bei der man an das Wort des göttlichen Heilandes von der Henne denken möchte. Jeder Weltmann, der zu ihm kommt, ist überrascht von seinem Interesse und seiner Werthschätzung für alle Künste und Wissenschaften und für alles, was die Welt neu
. Vor allem aber gibt es keine Auctorität in der Welt, deren Sache Leo XIII. nicht als die seillige betrachtete. Im höchsten Maße gilt dies Mürlich von der kirch lichen Auctorität. .... Auf der Höhe, auf der der Papst steht, eröffnet sich, ganz abgesehen von der inneren Erleuchtung durch den Geist Gottes, schon natürlicher Weise ein Gesichtskreis, der keinem Sterblichen zu Gebote steht. Sein Horizont endet nur mit den Grenzen der Menschheit. Es gibt nur eine internationale Macht, und das ist der Papst. Für ihn gibt
' die Eindrücke, welche der gefeierte Ver fasser der „Apologie des Christenthums' bei seiner letzten Romfahrt im Vatikan bekommen hat. Aus den umfang reichen Betrachtungen theilen wir unsern Lesern jene mit, welche sich mit der erhabenen Persönlichkeit Papst Leo XIII. befassen. ?. Weiß sagt: Es wird wohl keinen zweiten Mann auf Erden geben, mit dem jeder nngescheuter, gerader und herz hafter reden kann, keinen, bei dem man fühlt, daß Umschweife und leere Complimente nicht am Platze sind, keinen, der so wenig
auf die Form und so aus schließlich, so unverwandt, so klaren Blickes bloß auf die Sache sieht. Wären alle Menschen so gerade, wie Leo XIII., die Welt ließe sich rasch in Ordnung bringen. Mit einem solchen Manne, solid, wie reines Gold, läßt sich leicht reden, an seinem Herzen kommt der Geist im Augenblick zur Klarheit und das Herz zur Ruhe. .... Was einer vor allem an diesem 85jährigen Greise mit seinem jugendlichen Optimismus lernen kann, was sich jeder Beobachter der traurigen Wirklichkeit
aus die letzten Gründe der Erscheinungen sehen, wie Leo XIII. In diesem Mücke ist er ein leuchtendes Vorbild für unsere oberflächliche Zeit. Wie rasch sind die Menschen mit einer Sache fertig, die ihnen zum erstenmale be gegnet ! Und dieser kluge, erfahrene Nestor braucht Wochen, bis er über eine Angelegenheit im Reinen ist, mit der er sich schon so oft befaßt hat, mitunter fo laiige, daß ungeduldige und kurzsichtige Geister klagen, beim apostolischen Stuhle könne man nichts abwarten, wenngleich Dach und Fach