stürzte aus den treuen, blauen Mutteraugen der erlösende Tränenstrom und aus der Brust wand sich ein Laut so voll von Schmerz, wie ihn eben nur eine Mutter aiisstoßen kann, der man ihr Liebstes entriß. „Mein Sohn, mein heißgeliebter Sohn ist wie ein gemeiner Verbrecher verhaftet! Könnt Ihr, die Ihr ihn alle kennt, das begreifen?" rief sie. „O Mama!" Nelly hing leichenblaß am Halse ihrer Mutter und alles um sich her ver gessend, rief sie: „Mama, glaubst du das? Mein Rudo — ein Verbrecher!" „Rudo
verhaftet!" Trude schrie es laut heraus und schlug zurücktaumelnd die Hände vor das Gesicht. Müller fing sie schnell in seinen Armen auf. Er ließ die bebende Gestalt auf einen Stuhl gleiten und zog ihr dann die Hände von dem tränenüberströmten Gesicht weg. „Fräulein Trude, fassen Sie sich. Ihr Bruder ist kein Verbrecher. Noch weiß ich nicht, wessen man ihn beschuldigt, aber das weiß ich bestimmt, daß Ihr Bruder keiner unehrenhaften Tat schul dig ist. Es ist nicht das erstemal, daß ein Mann meines Berufs
noch Zweifelnden fort. Er drückte Müller stumm die Hand und wandte sich dann an Frau Ger hard, die sich allmählich zu fassen schien, wäh rend Trude laut schluchzend dasaß und Nelly noch immer wie gebrochen am Halse ihrer Mutter Mg. Welche Vorstellung auch für sie, den Ge- uebten im Gefängnis zu wissen, ihn, den sie über alles liebte und vertraute, in dessen wahrhaft hoher, edler Gesinnung die Güte eme seiner bezauberndsten Eigenschaften und der Grundzug seines ganzen Wesens war. „^ch weiß bereits, wessen