Maria von Wangen war es ein Ver zeihen. ,Jch kann ruhig vor Gott hintreten und Rechenschaft äblegen über alles. Ich habe ihm verziehen.' Das Echo dieser Worte saß auf Rosen. Es saß in allen Winkeln und rief den Vorübergehenden an. Es kam wie ein Lispeln vom Bette her, in besten Kisten es versteckt lag, erhob sich zum Müstern, das nicht zu überhören war, und ward zur Stimme, die erst leise klang, aber anschwoll und laut, als wollte sie alles übertönen, rief: „Ich habe ihm verziehen." Die Wand
des Sterbezimmers hallte es wieder. Es klang so laut, daß Helene davon erschrak. Denn die Stimme der Toten selbst war es, die schrie und gegen das Unrecht Einwand erhob. Und wieder — zum wievielten Male — -wieder gab Helene darauf Antwort: „Es ist nicht möglich" Es war chr unfaßbar, wie dieses Testament zustande gekommen war. Ms sie den harten Wortlaut zum ersten Male gehört, hatte sie, vor Erstaunen, vor Verwunderung lange nichts daraus zu erwidern gewußt. Vorerst war es nicht daran, daß sie den Verzicht
in ihr ge gen die-fürchterlichen Anklagen, die sich laut und breitmäu lig gegen die Tote erhöben. Sie versuchte, diese schwere An klage niederzuringen, suchte nach Entschuldigungen, die ihr Schweigen gebieten würden, daß das Bild der Verstorbenen wieder so vor ihr anfftünde, wie sie es lieben gelernt und weiter lieben wollte, makellos rein, gut und edel. In der Not dieses Kampfes hätte die sonst Arglose selbst andere der Schuld geziehen, auch daran gedacht, die schwere Schuld auf Schultern zu wälzen
Einheit zwischen Leben und Tod, ihren Wider streit und u-nerforschlichen Zusammenhang. ehe sie laut wurden. Und vergebens auch durchforschte sie Briese und Aufzeichnungen der Toten nach einem Wort, das alle Schuld von derselben genommen hätte. Geängstigt von den Stimmen im Hause, erhob sie sich, trübe, enttäuscht und brachte die Briefe, die nichts verrieten, wieder in die alten Fächer, die nichts aussagten, und verließ ratlos wieder die Räume, die nicht Rat wußten. Aber auch ungestüme Fragen