¬Der¬ obere Weg : von Landeck über den Reschen nach Meran.- (Jahrbuch des Südtiroler Kulturinstitutes ; 5/6/7)
und das Kloster erblickte, mächtig unci ausgedehnt mit seinen vielen Fenstern, dem wuchtigen, grauen Schindeldach, den Fas sadenerkern mit barocken Hauben drüber, dem golden funkeln den Exemtionskreuz dazwischen und dem hochaufsteigenden Kirchturm. Wehrhaft scheint Marienberg mit seinen massigen_ Stützmauern, welche den Kloster- und Kirchenbau tragen. Der um 1780 in Marienberg studierende Roveretaner Jakob Gottfried Ferrari schildert seine Ankunft in seinen Memoiren: „In einer Entfernung
von drei Meilen über Slaunders (Schluderns) erhebt sich dann elegant und prunkvoll das Kloster und die Kirche von Marienberg, etwa eine Meile über dem Talboden gelegen. Am Fuß dieses Berges sieht man das Dorf Purgaitz mit einer schö nen Kirche und einem Schloß . . . Ich ließ in Purgaitz meinen Führer und Wagen und ging zu Fuß nach Marienberg, da die Straße zu steil und steinig war, um mit dem Wagen hinauf zu fahren.' Es ist auch heute ratsam, den die Berglehne in Ser pentinen verlaufenden Klosterweg
zwischen Lärchen, Fichten und Föhren und Wiesen hinanzusteigen und das Fahrzeug in Burgeis stehen zu lassen. Dies empfiehlt sich auch des Eindruk- kes wegen, der sich mit dem im Aufstieg weitenden Blick sowohl vom Kloster wie von der Landschaft bietet. Dabei wird einem bewußt, daß Marienberg etwas besitzt, was keinem, auch glänzen deren und mächtigeren Stifte eigen ist: clie Fernsicht. Voll ent faltet sich die großartige Fernsicht, wenn man von den Fenstern des Klosters sie genießt, aber sie erschließt
sich im Aufstieg immer mehr: zu Füßen liegen die Häuser von Burgeis und die Fürstenburg, wie Spielzeugbauten, die Maiser Haide wellt sich im Winde und über sie blickt man hinein ins Tal Piawenn mit seinem Edelsitz und das Planailtal, aus dem die Trabanten der Weißkugel herausgrüßen; wendet sich cier Blick nach rechts, so kommt das türmereiche Mals in den Gesichtskreis, darunter der Turm des wohl dreihundert Jahre länger als das Kloster stehenden Benediktskirchleins; es öffnet sich das Matschertal, wo die Vögte
des Klosters, die ihm so viel zu schaffen machten, auf nun verfallenen Burgen saßen, der Tartscher Bühel mit seiner uralten Kirche und die stolze Churburg der Grafen Trapp zeigt sich, und über die Wiesen und Obsthaine heben sich die Flanken der Berge, hinter denen der weiße Firngipfel des Ortlers schimmert. Das ist die Umwelt von Marienberg, seine Land schaft, karg, rauh, aber großartig, geschichtsträchtig. Ausculta, o fili Man tritt durch den Torbau in den Klosterhof. „Der Kloster hof stand offen