. | 3. Fahlgang von Klausen. Klausen, 13. August 1921. Schon in der letzten Nummer hat der „Volksbo- re' einen Bericht über das furchtbare Hochwasser unglück in Klausen gebracht. Aber jetzt erst lässt sich die Größe der Katastrophe, die über das schö ne, gewerbefleißige Städtchen hereingebrochen, einigermaßen übersehen. Die Verheerungen, die das wilde Wasser angerichtct, sind so groß, wie es seit Menschengedenken in Tirol nicht vorgekom- inen, auch in dem Ileberschwemmnngsjahre 1832 nicht. Es war am Dienstag
, den 9. August ungefähr um 8 Uhr abends. Ueber dein Eisaktale hatten sich schwarze Gewitterwolken zusammengezogen u. ununterbrochen zuckten die Blitze und dröhnten schwere Donnerschläge daraus. In verschiedenen Gebieten des Tales ging auch tatsächlich schon das Wetter nieder, aber in Klausen selber hatte es noch nicht geregnet, ja es lugte sogar die Sonne durch die Wolken, als auf einmal der Schreckens- ruf durch das Städtchen gellte: „Die Thinnabrücke hat es weggerissen!' Und diesem Rufe folgte
Stöße voll den vielen anfgeschichteten Baumstäm- men mit sich und wälzte sich damit talauswäris. Als in Klausen die ersten Leute die ihre Stadt bedrohende Gefahr bemerkten, sahen sie nicht so sehr das Wasser herankonrmen, sondern mehr eine furchtbare Mauer von Felsblöcken, Baumstäm- men, Schutt und Schlanrm sich heranwälzen. Im Nu war die Thiiniabrncke neben dem Kapuziner- .klosier in Klanien wcmicviiim und alles, was der wilde Bach mit sich führte an Felsstücken uitd Holzmassen, an mitgerissenen
Hütten und Städeln warf er in das Bett des Eisak, der sich infolgedes sen staute u. tatsächlich „zuriickfloß'. Infolge der Stauung bildete sich nämlich, wie schon erwähnt, hinter demselben ein förmlicher See, der die Stadt Klausen zum größten Teil unter Wasser setzte. Der nördliche Teil der Stadt, die Pfarrkirche, das Postgebäude, der Erödner Bahnhof und überhaupt das ganze Gebiet auf dem linken Cisakufer, steht bis zum heutigen Tage unter Wasser. Es ist un möglich in diesen Gebieten etwas daraus
zu ret ten. Falls es nicht doch bald gelingen sollte, das Wasser nbzuleiten, fürchtet man, daß viele der unter Wasser stehenden Häuser einstürzen könnten. Aber nicht bloß durch diesen Stausee kam schwe res Unglück über Klausen, wenn möglich schwerer litten noch jene Teile der Stadt, die von demsel ben unberührt, dem furchtbaren Wüten des Thin- nebaches selber ausgesetzt waren. Dieser hat näm lich ntcht^bloß einen -großen Teil des 'südlichen Stadtteiles unter Wasser gesetzt