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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 26.06.1922
Physical description: 8
stattfind, zu der Mitteilung, daß die Un- 171 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö, Ader wie sah es nur einmal in Gutsbesitzer Kongs- j Lnqis großen Sälen aus? Da lag wohl da? Geld auf dem bloßen Fußboden, das Gold für sich und das Sil- ; der für sich; und mitten in jedem Haufen stand ein Scheffelmaß! Was bedeutete das Wort zweckdienlich, das der Verwalter benutzte, wenn er mit dem Großbauern sprach? und warum gebrauchten die Knechte .das Wort ' Schwedisch als Schimpfwort gegeneinander

, aber wie konnte nur Eisen schwimmen, es war doch so schwer? Das Wasser in der See mußte stark sein, denn im Teich sank dos Esten sofort auf den Grund. Ganz in der Mitte war der Teich grundlos, da sank man dann also weiter bis in alle Ewigkeit! Der ( alte Dachdecker hatte in seiner Jugend über hundert Klafter Stricke mit einem Anker daran hinabgesenkt, um einen Eimer herauszuholen, aber er gelangte niemals auf den Grund. Und als er den Strick wieder in die Höhe ziehen wollte, war da tief umen

, weil sie die Grundlage selber für alles Dasein war — Vater Lasse. Er war ganz ein fach >da, stand wie eine feste Mauer hinter allent, was man unternahm. Er war die eigentliche Vorsehung, die letzte große Zuflucht in Gutem wie in Bösem; er konnte alles, was er wollte — Vater Lasse war allmächtig. Und dann war da ein natürlicher Mittelpunkt in der Welt: Pelle selber. Um ihn mußte sich alles scharen, jedes Ding war um seinetwillen da — damit er damit spielen, sich davor grauen oder es für eine große Zukunft beiseite

legen konnte. Selbst die ferneren Bäume, Häuser und Steine in der Landschaft, denen er nie nahe gekommen war, nahmen Stellung ihm gegenüber, entweder freund lich gesonnen oder als Feinde. Und das Verhältnis mußte genau erwogen werden für jeden neuen Gegenstand, der in feine Sphäre hineingeriet. Klein war feine Welt, er hatte erst gerade angefangsn, sie sich zu schaffen. Eine gute Armlänge nach allen Sei ten hin war einigermaßen festes Land, draußen trieb die rohe Materie, das Chaos. Aber Pelle fand

; sie, waren wie ein Maschinenschlund, in den sich die Ma terie unablässig in wirbelnden Einzelteilen hrneinstürzte. Und in den Strudel hinter ihnen gerieten andere und wieder andere hinein — das ganze Weltall war auf der Wanderung zu ihm hin begriffen. Zwanzig neue Dinge in der Sekunde formte Pelle und schob sie von sich ab. Die Erde wuchs unter ihm zu einer .Welt, die reich war an Spannung und grotesken Formen, Unheimlichkeiten und den alltäglichsten Dingen. Er be wegte sich unsicher darin, denn da war beständig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 13.07.1922
Physical description: 8
peitschen." „Auf 'n bloßen Leib?" fragte Pelle. Rud nickte. Mit einem Svrung war Pelle wieder aus den Hosen heraus und bei einer Nesselgruppe. Er riß sie mit Hilfe eines Klettenblattes aus, so viele wie er umklammern konnte, und kehrte zurück. Rud legte sich aus den Bauch, über einen kleinen Hügel, und das Peitschen begann. Die Verabredung lautete aus hundert Hiebe, ober als Rud zehn bekommen hatte, sprang er auf und wollte nicht mehr. „Denn kriegst du auch dos Geld nich'," sagte Pelle. „Willst

; der Laut kam überall und nirgends her. OberhaK» der Felder kam ein großes, dickes Fvawen- zinvmer gegangen. Sie war im Urrterrock. Hemd und Kopftuch, sie beschattete die Augen und spähte. Sie ging schräge über die Wiese hinab, fand Pelles Dorratskorb, nahm den Inhalt und steckte ihn unter das Hemd, auf ihve nackte, sthftveißige Brust. Dann schlug sie die Rich tung -nach dem Meere zu ein. Es knackte am Saum der Tannen und heraus kam Rud. auf dessen Rücken Pelle hing. Ruds zu großer Kopf hing vornüber

, seine Beine schlotterten, seine Stirn, di« bei den Augen emsiel und oben cm der Haarlinie stark her vorsprang, war voll von blauen Flecken und alten Nar ben — sie wurden jetzt sehr deutlich sichtbar infolge der Anstrengung. Beide Jungen waren über den ganzen Körper voll roter Stellen von dem Gift der Tannen nadeln. Pelle ließ sich auf die Wiese niederfallen und blieb auf dem Bauch liegen, Rud ging langsam hm, holte das Fünfzigörestück und reichte es zögernd dem Besitzer. Er duckte sich überwunden

, aber in feinem Blick lauerte der Gedanke an einen neuen Streich. , Pelle betrachtete die Münze zärtlich. Jetzt hatte er sie seit dem April gehabt, seit damals, als er das Haselfett kaufen sollte; aller Begehrenswerte hatte er sich dafür gekauft und zweimal hatte er sie verloren — er liebte das .Geldstück. Es war wie ein Kribbeln in den Fingern — im ganzen Körper, immer forderte es ihn auf, es aus zugeben, kam bald mit diesem, bald mit jenem Vorschlag. Rollen, rollen! Danach sehnte es sich offenbar

; und das kam daher, weil es rund war, sagte Vater Lasse. Aber reich werden, das hieß: das Geld im Rollen aufhalten! Pelle. der" würde schon reich werden! Und dann kribbelte MtzlMgsemrichttmgeu wie auch über die damit «erikst* dorre Neuregelung der Bstträye offeriert«. Derselbe führte aus: So wie sich die Lohnkrone durch die allge meine Teuerung für Sie in der Werkstätte entwertet hat und durch die fallweise Neuregelung der gleitenden Teue rungszulage ihre tetttvesie Ausgleichung «rftchr

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 01.03.1923
Physical description: 8
an, sondern sie wosten ; gleichzeitig die Auswirkung des Indexes für die weitere Zukunft durch eme kautschukartige Be stimmung illusorisch machen, wie auch gleichzeitig die befristete Kündigungsklausel im Kollektivver trage aufheben, so daß es ihnen jede Stunde frei steht, den Kollektivvertrag außer Kraft zu setzen. : Man kann aus diesem Vorgehen ersehen, für was Pelle wurde in der Gießerei für einen hohen Taglohn angenommen; außerdem erhielt er das Versprechen, daß er ein Trinkgeld von fünfund zwanzig Kronen

erhalten sollte, wenn er eine ge wisse Zeit dagewesen war. „Das ist das Judas- ' geld," sagte der Werkführer grinsend. — „Und dann werden Sie, sobald die Aussperrung vorüber ist, natürlich in erster Linie bei der Arbeit berück sichtigt. Sie sind sich wohl klar darüber, daß Sie vorerst hier nicht wieder herauskommen? Wollen Sie etwas an Ihre Frau schicken, so besorgen wir ' das." Und dann wurde Pelle ein Winkel angewie sen, wo ein Strohfack lag; das war die Wohnung und das Nachtlager. In der Fabrik ging

der Hefte, fer ner Einzahlung der Mitgliederbeiträge für 1923. Ort: Gasthof „Helvetia". • Metallarbeiter Bregenz und Umgebung. Sonn tag den 4. März vormittags 9 Uhr im Vereins lokal „Helvetia"-Bregenz allgemeine Metallarbei ter-Versammlung. „Ei, ei!" dächte Pelle — „das ist ja weiß Gott der Achtstundentag. Dies ist wohl der Zukunsts staat." Gerade in dem Augenblick, als er kam, wurde eine Schicht abgelöst; sie fingen sofort an, einen Höllenspektakel zu machen, donnerten auf die Metallgegenstände los

und schrien nach Essen und Branntwein. Dann wurde aufgetragen, große Kessel mit Rindfleisch und Kartoffeln. Pelle wurde einer Abteilung von zehn Mann zugeteilt. „Iß, Kamerad!" sagten sie, „du bist wohl hungrig? Wie lange bist du arbeitslos gewesen, ehe du dich ergeben hast?" „Im dritten Monat," antwortete Pelle. „Dann mußt du aber hungrig sein. — Her mit dem Fleisch! Mehr Fleisch her!" riefen sie den Kü chenburschen zu. „Die Kartoffeln könnt ihr gern behalten! Kartoffeln haben wir unser Leben lang genug

gegessen!" — „Hier ist weiß Gott das Schla raffenland mit Buttersauce dazu! Das haben sie ja immer gesagt, daß es so werden würde: guter Lohn und wenig zu tun, eine Masse zu essen und Branntwein! Nun könnt ihr sehen, daß es gut war. daß wir ausgeharrt haben, als es darauf ankam — nun kommt der Lohn! Prost, du! Zum Teufel auch, wie heißt du denn — du da?" „Karlsen." sagte Pelle. „Prost, Karlsen! Na, und wie sieht'» denn da draußen aus? Hast du nicht meine Frau kürzlich gesehen? Die ist leicht zu kennen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 09.06.1922
Physical description: 8
die Mütze vor den Leuten aus Steinhof tiefer ab als vor anderen. Dies alles hatte sich im Laufe der Jahre wohl ein we nig geändert, der ärgste Stachel war von dam Aber glauben abgefchliffen. Aber die böse Luft, die über Herrensitzen liegt — über allen großen Anhäufungen von dem, was >ben Vielen gehören sollte —, lag auch schwer über Steinhof. Es war das Urteil.des kleinen Mannes, feine einzige Rache für sich und die Seinen!. Lasse und Pelle witterten schnell die drückende Lust und sahen mit den halb

des internationalen Komitees vom Roten Kreuz auf dem unteren Hof zu schaffen — ihm lag noch immer der Klang im Ohr. Trübselig, ach, so trübselig war es mit diesem ewigen Frauenweinen, als fei ein Kind ge storben oder als säße «ine mit ihrer Schande da. Und was konnte da wohl zu weinen fein, wenn man einen Hof von mehreren hundert Morgen Land hatte und in dem großen Haus mit zwanzig Fenstern wohnte „Reichtum, dos ist eine Gabe von Gott. Doch Armut, das ist eine Belohnung. Wer den Reichtum hat, Hat das Leben oft

mit' der Mit- tagsarbeit im Stall fertig und ließ sich gute Zeit. Dies war nur etwas, was er dazwischen schob. Hin und wie der sah er freilich zu den hohen Fenstern empor ' und griff mit einem Ruck zu, aber die Müdigkeit war doch am stärksten; eine kleine Nachmittagsruhe hätte gut ge tan, aber er wagte es nicht. Es war still auf dem Hot. Pelle war nach denr Kaufmann gelaufen, um für die in der Küche etwas zu holen, alle Mannsleute waren am dem Felde, um die letz!« Sommersaat unterzupfllügen. Man war weit zurück

hatte ihn geschickt. „Bist du da, du fauler Polizeispion," murmelte Laste, als er den Eleven sah, „eines schönen Tages schlag' ich dich noch tot!" Aber er nahm die Mütze tief vor ihm ab Der lange Eleve ging über den Hof, ohne ihn anzusehen, und fing an, prit den Mädchen unten im Brauhaus zu schäkern. Dos ließ er hübsch bleiben, wenn die Knechte zu Hause waren — das Gespenst! Kongstrup trat da oben auf die Treppe hinaus, er blieb eine Weile stehen und sah nach dem Wetter, dann ging er aus den Kub- stall

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 07.11.1922
Physical description: 8
durch die Bildung von Steuergesellschaf ten der Industrie und des Gewerbes erzielt, wie sie schästigung, mit Garibaldi schwang es sich für sie um die ganze wunderbare Welt herum. In Pelle brannte das Blut vor Wanderlust; er wußte jetzt, was er wollte. Tüchtig werden wie Garibaldi — das personifizierte Genie, und in die großen Städte hineintraben mit Stock und Ranzen wie eine Fanfare. In ihnen allen blieben Spuren von seinem flüchtigen Besuch zurück. Sie hatten etwas in sich mit einem Ruck gesprengt

— hatten einen freieren, kühneren Geist bekommen; und sie hatten das Fach groß, wie eine Art künstlerischen Kultus, an sich vorüberziehen sehen. Das Brausen von dem Flug großer Vögel hing lange über der kleinen Werk statt mit ihrer rechtschaffenen Bürgerlichkeit. Dieser frische Luftzug um die Ohren, da? Mar der Geist des Faches selber, der über ihren Köpfen dahinzog — getragen von seinen beiden mächtigen Schwingen: Genie und Liederlichkeit. Eir^s aber blieb in Pelle al? sinnloser Brocken Zurück — das Wort Streik

sestgefahren. Vom Fleck kamen sie nicht, arbeite ten sich nur noch tiefer hinein. Pelle hatte sich oft genug darüber gewundert, wie viele Arme hier waren — warum strengten sie sich nicht an und wurden wohlhabend? Alle hat- j von den Sozialdemokraten vorgeschlagen worden seien. Redner wendet sich gegen die Phasensteuer auf Gas und Elektrizität, worin er nicht nur eine schwere Bedrückung der städtischen Bevölkerung, sondern auch eine Gefahr für viele Industrien er blickt. Er kritisiert sodann eingehend

, geschah es, um den Trost der Armen, den Branntwein, zu suchen oder sich der inneren Mis sion anzuschließen. Pelle begriff auch das nicht. Er hatte ein dunk les Gefühl von dem fröhlichen Wahnsinn, der sich aus der Not selbst erhebt als nebelhafter, aber mächtiger Traum, anS Licht zu gelangen. Auch er begriff nicht, warum das sehlschlug, mußte aber beständig dem Triebe auswärts, der in ihm lag, folgen und wieder drauflos krabbeln. Sonst aber wußte er eine ganze Menge: eine zugestopfte Fen sterscheibe

, geraten wir anderen alle ins Stocken." Der Mangel an Betriebskapital hina entnervend über ihnen, aber dann prahlten sie mir Reeder Monsens Geld — es gab doch noch reiche Leute in der Stadt! Im übrigen hielten sie sich ein jeder an den eigenen Verdiensten aufrecht, der eine hatte Schuhzeug bis nach Westindien ver- sandt, ein anderer hatte daS Brautbett für des Bürgermeisters Tochter selbst gemacht; sie behaup- teten sich als Klasse, indem sie mit Verachtung aus das Volk herabsahen. Pelle

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 15.12.1922
Physical description: 8
für 8 Wochen. Die Forderungen aus den gewährten Darlehen des Staates sowie auf Rückzahlung der Zuschüsse, falls die gestellten Bedingungen nicht eingehalten werden, genießen ein gesetzliches Pfandrecht an der j Liegenschaft, zu deren Verbesserung die Arbeiten j vorgenommen werden. Für die Entlohnung der ! Arbeiter sind die ortsüblichen, kollektivvertrag- j 1541 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö. „Ach, halt's Maul!" sagte der Alte gemütlich, sobald er Pelle erblickte. „Ach, halt's Maul

!" Er j stellte sich in der Tür ans, stand da und gluckste, j Pelle packte ihn beim Kragen. „Wo ist meine Sonn- ! tagshose?" fragte er empört. Die alte hatte Pichet- j nteier an, die neue, wo aber war die? Pichelmeier . sah ihn verständnislos an. Seine schlaffen Züge , arbeiteten unter dem Bestreben, irgend etwas auf- j ' zugraben. Plötzlich pfiff er. „Hose sagst du. Junge? ; Was, was? Hast du wirklich Hose gesagt? — Also j du fragst mich, wo deine Hose geblieben ist? Das i hattest du gleich sagen

können! Denn, siehst du, deine Bure — die hüb' ich ja — die bah' ich ja ver setzt!" ■ „Du hast meine gute Hose versetzt?" rief Pelle und ließ ihn entsetzt los. tz „Ja, bei Gott, das Hab' ich getan! Du kannst ja selbst sehen, daß du gar nicht so hitzig zu werden brauchst. — Denn mich kannst du doch nicht aus- ; fressen. — Das klart sich immer alles von selbst auf. Ja, das tut es. — Man muß sich bloß nicht ausregen!" I „Du bist ein Schuft von einem Dieb!" schrie Pelle. „Ja. das bist du!" ^„Nee, nee. Kamerad

, man immer ruhig Blut. Smrei dir man nicht die Lunge aus. Bei mir ist nichts zu holen. Pichelmeier ist ein ehrlicher Mann, will ich dir sagen. Hier kannst du selbst .sehen! Was willst du mir dafür gel>en. was?" Er hatte den Psandzettel aus der Tasche berausge- nommen und reichte ihn Pelle totbeleidigt. Pelle fingerte nervös an seinem Kragen herum; er war ganz außer sich vor Wut. Aber was konnte das nützen? Und nun kamen Hanne und ihre ; Wcutter da drüben heraus. Hanne hatte einen s gelben Strohhut

mit breiten Bindebändern auf. ! Reizend sah sie aus; die Alte hatte den Korb über ! einen Arm gehängt. Sorgfältig schloß sie ab und ; steckte den Schlüssel unter die Türschwelle. Dam: ! gingen sie voraus. ' s Es war nicht möglich, fertig zu werden vor die- j fern Jammerlappen von Pichelmeier. Er ging um j Pelle herum mit einem unsicheren Lächeln, guckte i ihm neugierig ins Gesicht und hielt sich vorsichtig ' außerhalb seines Bereiches. „Bist du böse, wie?" j sagte er tröstend, als spreche

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 01.09.1922
Physical description: 8
. Ohne Sensationen geht es in der Erlerftraße einfach nicht.) Pelle der Eroberer. Roman von Marlin Andersen Itexö. Lasses Füße traten so unsicher in der Dunkelheit, immer häufiger mußte er die Last niedersetzen. Er ward müde und atemlos, die lichten Worte erstorben ihm auf den Lippen. „Ach. wie schwer sie is!" seufzte er, „wieviel Dreck scharrt man nich' auch zujarmnen im Lause der Zeit." Und dann saß er auf der Kiste und rang nach Atem — er konnte nicht mehr. ,Ahütte ich man bloß 'ne kleine Stärkung gehabt

," sagte er matt. „Wie dunkel und traurig «s auch über Nacht is!" „Hilf mir di« Kiste auf den Nacken!" sagt« Pelle, „denn will ich sie ein Stück wagen." Lasse wollte nicht, gab aber schließlich nach, und es ging wieder vorwärts; er lief voran und meldete, wenn Grä ben und Erdwälle kamen. „Wenn Bruder Kalle uns nu nich haben kann!" sagte er plötzlich. „Das kann er gewiß — da is ja Großmut ters Bett, das !5 breit genug für uns beide." „Wer, wenn wir nu keine Arbeit kriegen? — denn lie gen

wir ihm ja zur Last!" „Wir werden schon was kriegen — es fehlt überall an Arbeitskraft." J3a, dich nehmen sie schon mit Kußhand, aber ich bin «oll zu alt, um mich auszubieten.". Lasse hatte alle Hoff nung verloren und untergrub nun auch Pelles »Nu kann ich nich' mehr!" sagte Pelle und ließ die Kiste fallen. Sie standen mit herabhängenden Armen da und starrten aufs Geratewohl in die Dunkelheit hin- ain; Laste verriet kein Der langen, wieder zuzkMeife», vnd Pelle war jetzt erschöpft. Die Nacht lag dunkel rnn

* sie her und Mächte alles jo verlassen, als flössen sie allein im Weltraum umher. „Denn müssen wir woll sehen, daß wir weiterkommen," rief Pelle aus und wollte die Kiste wieder aufnehmen; als Lasse sich nicht rührte, gab er es auf und setzte sich hin. Sie saßen mit dem Rücken gegeneinander und konnten Las rechte Wort nicht finden — es entstand eine immer grö ßere Kluft zwischen ihnen. Lasse kroch schaudernd in der Nachtkälte zusammen. Wäre er nur zu Hause in seinem guten Bett! seufzte er. Pelle

war kurz davor zu wünschen, daß er allein ge wesen wäre, er wollte sein Vorhaben schon ausführen. Der Alte war ebenso schwer mitzuschleppen wie die Kiste. „Ich glaub', ich geh wieder zurück, du!" sagte Lasse end lich kleinmütig, „ich tauge woll nich' dazu, die losen Wege zu treten. — Und du wirst auf diese Weise ja auch nie kunfirmiert! Wenn wir zurückgingen und Kongstrup bäten, daß er ein gutes Wort bei dem Paster für uns ein legt." Laste stand da und faßte an den einen Henkel der Kifte. Pelle blieb

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 05.04.1923
Physical description: 8
" seit einiger Zeit eine Reihe von Münchener Kaufleuten und nieder- irgend etwas wollte — und sie ängstigte sich vor > dieser neuen Macht, die an die Stelle der alten ge treten war. Es war fast wie ein Fluch, daß immer irgend etwas barauf hin arbeiten mußte, rhn über sie hinan szuflihren. Und sich dagegen aufzulehnen, wagte sie nicht; sie hatte bittere Erfahrungen von ■ früher her. „Was suchst du in deinen Büchern?" fragte sie und kam hm und fetzte sich zu ihm. Pelle sah gei stesabwesend

und da sein, wo er war. „Erkläre mir, was du vorhast, und nimm mich mit", sagte sie. Pelle hatte sich im Grunde darauf gefaßt ge macht, allein in das hineinzugehen, und war froh überrascht, auch bei ihr den Trieb zur Entwicklung ■ zu finden. Vorläufig glich die Welt des Geistes noch einer Wildnis, und es war höchst angenehm, dort zu zweien zu wandeln. Er ui achte sie mit den Gedanken vertraut, die ihn selbst 'beschäftigten, und erwog sie mit ihr; und Ellen beobachtete staunend

, daß dies alles etwas war, das nichts mit ihrem privaten kleinen Wohl ergehen zu schaffen hatte. Sie gab sich viele Mühe, diese Flucht fort von bem, was doch das Wesent lichste war, Zu begreifen: das war ja ganz so wie mit Kindern, die immer am liebst«? da? wollten, was sie nicht sollten. Am Abend, wenn Svend Trost und Schwester ins Bett gelegt waren, nahm Pelle ein Buch nnd > setzte sich hin, um vorzulesen. Ellen nahm irgend- } eine Flickarbeit zur Hand, und Lasse Frederik hing über einer Stuhllehne, die Augen starr auf den Vater gerichtet

, mit abstehenden Schlappohren. Obwohl er nicht die Hälfte verstand, folgte er an gespannt, bis die Natur ihr Recht geltend machte und er ernfchlief. Ellen konnte das so gut verstehen — sie hatte selbst ihre liebe Not. die Augen offen zu halten: es waren keine Ilnterhaltungsbücher, die Pelle las. Zuweilen hielt er inne, um etwas aufzufchreiben oder irgendeine Frage zu erörtern. Er konnte die sonderbarsten Einfälle haben und einen Zusam menhang zwischen Dingen sehen, von denen Ellen fand

so ernnahm, ihn doch wenigstens an das Haus fesselte. Eines Tages wurde es Pelle klar, daß er sie doch nicht bei sich hatte. Sie glaubte nicht einmal an das, was er vorhatte — sie hatte nie blindlings an ihn geglaubt. — „Sie hat mich wohl auch nie richtig geliebt — das ist der Grund", dachte er miß mutig. Vielleicht war das die Erklärung -dafür, daß sie Svend Trost so ruhig hmnahm, als sei er ihr eigenes Kind — sie war nicht eifersüchtig. Pelle hätte sich gern mit Vorwürfen überschütten lassen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 04.01.1923
Physical description: 8
- 1,51 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö. Sie hatte jenland nötig, der all ihre Tausende verteidigen konnte, die sie hier unten in den Keller- räumen versteckt hatte. Pelle wußte das wohl — sie hatte sich schon früher um ihn bemüht. »Ich würde mich wohl kaum dazu eignen, «von dem Glend anderer zu leben," sagte er lachend. „Vielleicht würde ich Sie totschlagen und all Ihre 'Batzen den Armen schenken." Die Trödlerin starrte ihn einen Augenblick ent setzt an. „Pfui, wie häßlich

gen!" Und darum mochte ich gern einen zuver lässigen Menschen in: Geschäft haben; denn was nützt es mir, daß ich nichts habe, wenn sie es doch alle glauben? Und hier im Viertel sind so viele Taugenichtse, die einen jederzeit gern überfallen formen." - „Wenn Sie nichts haben, dann seien Sie doch ruhig," sagte Pelle neckend. „Ein leerer Magen pflegt keine bösen Träume zu haben." „Haben, haben — natürlich hat man immer ! was! Und Pelle," sie beugte sich vertraulich über j chrr

zu sein, denn sie hat ja Geld genug für alle beide. Dann will sie sich 'ne große Wohnung in der feinen Stadt mieten, eüzene Equipage halten — und bloß für ihren schönen Mann leben. Was sagst du dazu, Pelle? ^ „Ja, das muß man sich ja mal überlegen," ant wortete Pelle; er war in übermütiger Laune. „Ueberlegen? Js da was bei zu überlegen? Manch ein armer Gras würde das Anerbieten mit Handkuß annehmen, wenn man ihn bloß hier hätt'." „Aber ich bin ja nun mal kein Graf — und jetzt muß ich auch fort." „Willst du denn ihre Bilder

nich' mal sehen?" Die Alte sing an, in einer Schublade herumzu wühlen. „Nein!" Pelle machte nur, daß er wegkam. Er hatte diese Bilder oft genug gesehen, beschmutzt von der Kellerluft und den ekligen Händen des alten Weibes, diese Bilder, die Mary darstellten, bald biegsam und gestreift wie eine Tigerkatze, so wie sie in dem feinen Tingeltangel in St. Peters burg sang, bald nackend in einem Mantel von weißem Pelzwerk, allein irr einer Schar rustiscber Offiziere — Fürsten, sagte die Alte

dahin. Es regnete ein wenig; das Licht der Laternen und der Läden spiegelte sich in der Feuchtigkeit des Pflasters wider; es lag ein fest licher Glanz über der Straße. Er ging dahin mit einem Gefühl, als sei sein Sinn über den Alltag emporgehoben: Das dreckige Weib, das von dem Elend der „Arche" schmarotzte und' eine prachtvolle Tochter kriegte, die sich an dem Reichtum festsog' — Und dann schließlich er, der kleine Pelle mit der Glückslocke, wie eine Art „Alfons" über dem Gan zen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 18.04.1923
Physical description: 8
, sondern waren auf der Stelle wie äbgehanen. Die Maschinen kosteten Geld. Pelle konnte es von Brun erhalten, der Alte hatte ihm oft genug Kapi tal angeboten. um irgend etwas anzusangen. Aber er schuldete ihm bereits Geld, und wenn nun das Kapital sein Unternehmen niederrannte? Es war aus seinem Posten und duldete dergleichen Wirk samkeiten nicht neben sich. Es war eine Unsicherheit über ihn gekommen, er hatte nicht den Mut, den «Einsatz zu wagen. Der alte Philosoph kam fast täglich, Pelle war ein Teil seines Lebens

mit allerlei Sticheleien, um Pelle aus seinem schlaf artigen Zustand zu reißen. Dann schüttelte sich Pelle ungeduldig. Don allen Seiten stichelten sie an ihm herum und wollten, daß er eine Wahl treffen sollte — und er konnte seinen Weg nicht sehen! Ja, wohl lag er im Schlummer — er merkte es selbst recht gut. Er fühlte sich wie jemand, der dem allem entrückt war. und verlangte Ruhe — sein Wesen arbeitete für ihn da draußen im Ungewissen. „Ich weiß ja nichts," sagte er halb gereizt, „was kann es da nützen

. „Lasten Sie uns jetzt sehen, ob es auch Sie befriedigen kann." Es war Darwins „Kamps ums Dasein". Pelle las wie in einem Nebel. Hier war ja der Punkt, das Ganze mächtig zusammengefaßt zu einem einzigen Satz. Es kochte in seinem Gehirn, er konnte das Buch nicht wieder hinlegen, sondern fuhr die ganze Nacht fort, darin zu lesen, verzaubert und entsetzt über die unbarmherzige Aussicht. Als Ellen verwundert mrt dem Morgemaffee herunter kam. war er mit dem Buch fertig; er antwortete

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