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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 28.05.1923
Physical description: 8
im Tarisgebiet II auf K 1500.—; im Tarisgebiet III auf K 2400.—. Die Fahrpreise ohne Einheimischen-Legitimation wer m ’ Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö. -Genossen!" rief er warm — „vielleicht werden wir hier das Neue nicht erleben, aber durch uns soll es einstmals zur Wirklichkeit werden. .Die Vor sehung hat bei uns haltgemacht und hat uns aus ersehen, dafür zu kämpfen — ist das nicht eure Ehre! Seht, wir kommen ja vom Grunde des Gan zen, — : ganz nackend; das Alte haftet

uns nicht an den Kleidern, denn -wir haben teine — wir können uns in das Neue kleiden! — Den alten Gott m.t seinen Tausenden von Pfosten als Schutz gegen die Ungerechtigkeit kennen wir nicht; die Moral des Krieges Hab wir niemals gespürt — wir, die wir immer feine Opfer waren. Wir glauben an das Gute, weil wir wissen, daß es ohne den Sieg dos Guten keine Zukunft gibt. Unser Sinn ist licht uno kann das Licht aufnehmen, wir wollen unser klei nes Land emporheben und zeigen, daß es eine Mis sion auf Erden

hat. Wir, die wir selber klein sino, wollen zeigen, wie sich die Kleinen aufrecht halten und sich geltend machen durch das Prinzip der Güte. Wir wollen niemand etwas Böses, darum ist das Gute auf unserer «Seite. Nichts kann uns auf die Tauer Niederhalten! — Und jetzt geht nach Hause — eure Frauen und Kinder sitzen vielleicht da und sind m Sorge um euch!" Sie standen einen Augenblick schwerfällig da. »ls lauschten sie noch. Dann zerstreute sich die Menschenmenge in aller Stille. Als Pelle vom Wagen sprang, kam Morten

hu: und reichte ihm dre Hand. „Du bist stark, Pelle!" sagte er ruhig. „Woher kommst da denn?" fragte Pelle froh | überrascht. „Ich bin heute nachmittag mit dem Dampfer ge kommen -und ging gleich ins Geschäft Brnn '-e- > den betragen: für das Tarifgebiet I K 2000.—; für Tarifgebiet II K 2200.—; für Tarifgebiet III bleibt der Fahrpreis auf K 3000.—. Sommerfahrplan der österreichischen Bundes bahnen ab 1. Juni. Mit 1. Juni 1923 tritt auf den österreichischen Bundesbahnen ein neuer Fahrplan in Kraft.' Tie

mit harter Hand begegnet," sagte Pelle ernsthaft. „Gut, daß es dir gelang, sie umzustimmen. Ich habe inr Süden diese Kundgebungen gesehen, wo Polizei und Soldaten elende Arbeitslose nicder- reiteu — das ist ein trauriges Schauspiel." Sie gingen über die Felder nach der „Morgen dämmerung" hinaus. „Daß du wieder heimgekehrt bist!" sagte Pelle nochmals kindlich. „Du hast ja nicht ein Wort davon geschrieben!" „Es war auch meine Absicht, noch ein paar.Mo nate sortzubteiben; aber dann, eines Tages, sah

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 05.04.1923
Physical description: 8
" seit einiger Zeit eine Reihe von Münchener Kaufleuten und nieder- irgend etwas wollte — und sie ängstigte sich vor > dieser neuen Macht, die an die Stelle der alten ge treten war. Es war fast wie ein Fluch, daß immer irgend etwas barauf hin arbeiten mußte, rhn über sie hinan szuflihren. Und sich dagegen aufzulehnen, wagte sie nicht; sie hatte bittere Erfahrungen von ■ früher her. „Was suchst du in deinen Büchern?" fragte sie und kam hm und fetzte sich zu ihm. Pelle sah gei stesabwesend

und da sein, wo er war. „Erkläre mir, was du vorhast, und nimm mich mit", sagte sie. Pelle hatte sich im Grunde darauf gefaßt ge macht, allein in das hineinzugehen, und war froh überrascht, auch bei ihr den Trieb zur Entwicklung ■ zu finden. Vorläufig glich die Welt des Geistes noch einer Wildnis, und es war höchst angenehm, dort zu zweien zu wandeln. Er ui achte sie mit den Gedanken vertraut, die ihn selbst 'beschäftigten, und erwog sie mit ihr; und Ellen beobachtete staunend

, daß dies alles etwas war, das nichts mit ihrem privaten kleinen Wohl ergehen zu schaffen hatte. Sie gab sich viele Mühe, diese Flucht fort von bem, was doch das Wesent lichste war, Zu begreifen: das war ja ganz so wie mit Kindern, die immer am liebst«? da? wollten, was sie nicht sollten. Am Abend, wenn Svend Trost und Schwester ins Bett gelegt waren, nahm Pelle ein Buch nnd > setzte sich hin, um vorzulesen. Ellen nahm irgend- } eine Flickarbeit zur Hand, und Lasse Frederik hing über einer Stuhllehne, die Augen starr auf den Vater gerichtet

, mit abstehenden Schlappohren. Obwohl er nicht die Hälfte verstand, folgte er an gespannt, bis die Natur ihr Recht geltend machte und er ernfchlief. Ellen konnte das so gut verstehen — sie hatte selbst ihre liebe Not. die Augen offen zu halten: es waren keine Ilnterhaltungsbücher, die Pelle las. Zuweilen hielt er inne, um etwas aufzufchreiben oder irgendeine Frage zu erörtern. Er konnte die sonderbarsten Einfälle haben und einen Zusam menhang zwischen Dingen sehen, von denen Ellen fand

so ernnahm, ihn doch wenigstens an das Haus fesselte. Eines Tages wurde es Pelle klar, daß er sie doch nicht bei sich hatte. Sie glaubte nicht einmal an das, was er vorhatte — sie hatte nie blindlings an ihn geglaubt. — „Sie hat mich wohl auch nie richtig geliebt — das ist der Grund", dachte er miß mutig. Vielleicht war das die Erklärung -dafür, daß sie Svend Trost so ruhig hmnahm, als sei er ihr eigenes Kind — sie war nicht eifersüchtig. Pelle hätte sich gern mit Vorwürfen überschütten lassen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 04.01.1923
Physical description: 8
- 1,51 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö. Sie hatte jenland nötig, der all ihre Tausende verteidigen konnte, die sie hier unten in den Keller- räumen versteckt hatte. Pelle wußte das wohl — sie hatte sich schon früher um ihn bemüht. »Ich würde mich wohl kaum dazu eignen, «von dem Glend anderer zu leben," sagte er lachend. „Vielleicht würde ich Sie totschlagen und all Ihre 'Batzen den Armen schenken." Die Trödlerin starrte ihn einen Augenblick ent setzt an. „Pfui, wie häßlich

gen!" Und darum mochte ich gern einen zuver lässigen Menschen in: Geschäft haben; denn was nützt es mir, daß ich nichts habe, wenn sie es doch alle glauben? Und hier im Viertel sind so viele Taugenichtse, die einen jederzeit gern überfallen formen." - „Wenn Sie nichts haben, dann seien Sie doch ruhig," sagte Pelle neckend. „Ein leerer Magen pflegt keine bösen Träume zu haben." „Haben, haben — natürlich hat man immer ! was! Und Pelle," sie beugte sich vertraulich über j chrr

zu sein, denn sie hat ja Geld genug für alle beide. Dann will sie sich 'ne große Wohnung in der feinen Stadt mieten, eüzene Equipage halten — und bloß für ihren schönen Mann leben. Was sagst du dazu, Pelle? ^ „Ja, das muß man sich ja mal überlegen," ant wortete Pelle; er war in übermütiger Laune. „Ueberlegen? Js da was bei zu überlegen? Manch ein armer Gras würde das Anerbieten mit Handkuß annehmen, wenn man ihn bloß hier hätt'." „Aber ich bin ja nun mal kein Graf — und jetzt muß ich auch fort." „Willst du denn ihre Bilder

nich' mal sehen?" Die Alte sing an, in einer Schublade herumzu wühlen. „Nein!" Pelle machte nur, daß er wegkam. Er hatte diese Bilder oft genug gesehen, beschmutzt von der Kellerluft und den ekligen Händen des alten Weibes, diese Bilder, die Mary darstellten, bald biegsam und gestreift wie eine Tigerkatze, so wie sie in dem feinen Tingeltangel in St. Peters burg sang, bald nackend in einem Mantel von weißem Pelzwerk, allein irr einer Schar rustiscber Offiziere — Fürsten, sagte die Alte

dahin. Es regnete ein wenig; das Licht der Laternen und der Läden spiegelte sich in der Feuchtigkeit des Pflasters wider; es lag ein fest licher Glanz über der Straße. Er ging dahin mit einem Gefühl, als sei sein Sinn über den Alltag emporgehoben: Das dreckige Weib, das von dem Elend der „Arche" schmarotzte und' eine prachtvolle Tochter kriegte, die sich an dem Reichtum festsog' — Und dann schließlich er, der kleine Pelle mit der Glückslocke, wie eine Art „Alfons" über dem Gan zen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 08.03.1923
Physical description: 8
, für politische Rechte und den wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg der Arbeiterklasse? Die Sozialdemokratische Partei. Beitrittsanmeldungen werden täglich im Sekre tariat, Innsbruck, Leopoldstraße Nr. 17 (Telephon- :: Nr. 1181/VHI) entgegengenommen. Gegen Morgen siel er in einen ruhigen Schlaf, und Pelle veranlaßt Madam Johnsen, sich zu . ihm zu setzen, während er nach Hause ging, um ; Klein-Lasse zu holen. Das war kein leichter Gang; aber der letzte Wille des Alten mußte erfüllt wer den. Und er wußte

, daß Ellen das Kind nicht in fremde Hände- ausliesern würde. Ellens versteinertes Gesicht erhellte sich, als er kam: sie hatte einen Freudenausrus auf den Lip- ' pen, aber sein Ausdruck tötete ihn. „Mein Vater liegt im Sterben," sagte er finster — „er möchte gern den Jungen sehen." Sie nickte und schickte sich still an, Klein-Lasse zurechtzumachen. Pelle stand am Fenster und sah solange hinaus. Ihm war wunderlich zumute, dgß er nun wie der hier war; die Erinnerungen aus der kleinen Häuslichkeit quollen

nichts anging, wollte die Frage doch nicht weichen; er sah sich nach einem > Zeichen um, das daraus hindeuten könne. Es war hier ärmlich, alles Ueberflüssige war von dannen gewandert. Aber eine Schusternähmaschine war > hinzugekommen, und daraus lag Arbeit. Streik- brecherarbeit! dachte Pelle ganz mechanisch. Aber ' nicht verurteilend — zum ersten Male war et* froh, Streikbrecherei konstatieren zu können. Sie hatte also angefangen zu nähen — und abgearbeitet sah sie aus. das tat chm förmlich gut

. „Jetzt ist der Junge zum Mitgehen fertig," sagte sie. Pelle warf einen Abschiedsblick durch die Stube. „Hast du auch irgend etwas nötig?" fragte er. „Danke! Ich helfe mir selber!" erwiderte sie stolz. „Du hast das Geld nicht angenommen, das ich dir Sonnabend schickte." „Ich werde selbst fertig — wenn ich nur den Jungen behalten kann. Vergiß nicht, daß du mir einmal gesagt hast, er sollte immer bei mir bleiben." „Er muß eine Mutter haben, die ihm fiei in die Augen sehen kann — denke daran, Ellen!" „Daran brauchst

du mich nicht zu erinnern," er widerte sie bitter. Laste war erwacht, als sie kamen. „Ei, das ist doch ein echter Karlsen," sagte er. „Der artet nach unserer Familie. Sieh doch mal, Pelle, mein Junge! Er hat dieselben Schlappohren, die du als Junge hattest, und die Glückslocke auf der Stirn hat er auch. Der wird schon gut durch die Welt kommen. Ich muß die kleinen Hände küsten, denn die Hände, das ist unser Segen — das einzige Gut, was wir mitbekommen haben. Man sagt, die Welt werde von den Händen armer Leute

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 23.08.1922
Physical description: 8
, die bedeutete ein gutes Fort, kommen. Fröhlich war er und voller Gesang — und eine leichte Hand hatte er zu allem. Alle gewann er durch die Beschaffenheit seines Gemüts. Sicherlich lag das Glück irgendwo -da draußen und wartete auf ihn. „Aber -dazu is es vor allen Dingen nötig, daß man ordentlich kunfirm-iet is. Nimm -du lieber -dein« Bücher und lern' deine Aufgaben, damit du nich' zurückgewiesen ,n>irft! Ich will woll fertig futtern." Pelle nahm seine Bücher und setzte sich oben in den Futtergang, mitten

vor dem großen Stier. Er lernte halblaut. Lasse ging hin und her, eifrig beschäftigt. Eine ganze Weile dachten beide nur an ihre Arbeit. Da kam Lasse zu ihm hin — die neuen Bücher, die Pelle für die Konfirmationsstunden bekommen hatte, reizten ihn. „Is das die biblische Geschichte, das da?" „Ja." „Steht dad da dvinn von ihm, -der sich besoffen hat?" Lasse hatte es schon längst aufgegeben, das Lesen zu er lernen — er hatte keinen S?opf ha für. Aber er war noch immer voller Interesse für alles, was der Junge

vor hatte. Die Bücher übten eine eigene Zauberkraft auf ihn aus. „Was kann da nu woll stehen?" konnte er verwun dert fragen und auf etwas Gedrucktes zeigen, oder: „Was lernst du denn heute Merkwürdiges?" Pelle -mutzte ihm von- Tag zu Tag unterrichten. Und selbe Fragen kehrten häufig wieder, Lasse hatte kein gutes Gedächtnis. „Ich mein' den, dem die Söhne die Hole 'runterzogen und die Scham ihres eigenen Vaters entblößten?" fuhr Lasse fort, als Pelle nicht antwortete. „Ach, Noah!" „Ja, richtig, der alte Noah

nichts, von da," sagte Pelle geistcs- ab wesend. „Na ja," ich will dich lieber nich stören," sagte Lasse und ging wieder an seine Arbeit. Aber es währte nicht lange, da war er wieder da: „Sie sind mir nu zufällig wieder abhanden gekommen, die zwei Namen. Ich begreif wirklich nich', wo ich meinen Kopf in dem Augenblick ge lassen hack'. Aber die großen Propheten, damit weiß ich gut Bescheid — willst du mir die mal überhören?" „Na, denn man her damit!" sagte Pelle, ohne die Augen vom Buch zu erheben. „Du mußt woll

solange vom Lesen aufhalten," meinte Lasse, sonst könnt'st du da in verwirren." Er mochte es nicht, daß Pelle es wie eine Kinderei behandelte „Na, in den vier großen werd' ich woll nich' irren!" sagte Pelle überlegen, klappte das Buch aber doch zu. Lasse nahm den Priem mit dem Zeigefinger aus der Unterlippe heraus und warf ihn an die Erde, um den Mund klar zu haben, dann zog er die Hosen in die Höhe und stand eine Weile mit geschlossenen Augen da und be wegte die Lippen, während er seine Lektion leise

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 16.05.1923
Physical description: 8
sie und bohrte den Kopf in den Schoß der Mutter. „Jetzt mußt du zu Bett, mein Herz", sagte Ellen und stand auf. „Ich kann merken, daß du müde ; bist." Als sie das Kind zu Bett gebracht hatte, kam sie herein und setzte sich wieder hin, um zu stricken. „Jetzt, finde ich, solltest du für heute Feierabend machen", sagte Pelle. „Dann werde ich nicht mehr fertig", sagte Ellen und ließ die Stricknadeln noch fleißiger rasseln. „Schicke es zu einer Maschinstrickerin — du ver dienst ja bei der Hantierung

nicht an den Beinen? Dann hätte man nicht all die Mühe, die Wolle zu scheren — sie zu kratzen — zu spinnen — und Strümpfe davon zu stricken." „Nein, was für ein Unsinn!" sagte Ellen lachend. „Ja, einmal sind wir doch behaart gewesen", be- harrte Lasse Frederik. „Es ist bloß dumm, daß es nicht so geblieben ist." Pelle war der Ansicht, daß es gar nicht jo dumm fei; denn das bedeutete, daß man sich selbst über nommen habe! Die Tiere wurden fertig geboren; selbst solchen Tieren, die einen Abscheu vor dem Wasser

Pelle, „denn sie bringen ja das meiste hervor. Oder meinst du vielleicht, daß das Geld die Aecker bebaut oder Zeug webt oder die Kohlen aus der Tiefe ans Tageslicht schafft? Das läßt es hübsch bleiben. Das gesamte Kapital der ganzen Welt vermag nicht, eine Stecknadel von der Erde auszu heben, wenn keine Hünoe da sind, die es dazu tau fen kann. Wenn der Arme behaart geboren wäre, so wäre er damit als niedriges Wesen gestempelt, düs nichts selbst kann. Ist es nicht eigentlich ein Wunder, daß die Natur

so abenteuerlich, daß er. Pelle, deu sie in ihre Arme nehmen konnte, sich mit so großen Din gen beschäftigte. Nnd Pelle sah sie wieder warm und staunend an. Sie war heute dieselbe wie an dem Tage, als er sie kennen lernte — vielleicht wie an dem Tage, als die Welt erschaffen wurde! Sie wucherte mit nichts, sondern alles war ihr angeboren. Die Welt konnte nmgewandelt werden, ja, aber sie blieb sicher alle Tage die, die sie war. Der Postbote kam mit einem Brief von Morten. Er hielt sich zurzeit unten in Sizilien

sein, auch einmal so wohin zu kommen", sagte Ellen mit einem Seufzer. „Wenn erst das Neue ( laß erhalten hui, ge hört das nicht mehr zu den unerreichbaren Dingen für den Arbeiter", erwiderte Pelle . (Forts. f.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 23.03.1923
Physical description: 8
das österreichische Pa lais in Petersburg an Oesterreich übergebe. ,18T] Pelle der Eroberer. Roman von Marti« Andersen Nexö. Ach ja — ein wenig von der Welt hatte Pelle ja gesehen. Und hier in der Heimat hatte sich ja auch Merlei verändert — wie ging es mit der Bewe gung? . „Großartig, Kamerad —gewaltig gut! Die Par tei hat mächtige Fortschritte gemacht — heute er obern wir die Stadt!" „Dann kommt wohl jetzt ein anderer Gang in die Geschichte?" „Na — das will ich gerade nicht behaupten. Die , Arbeitslosigkeit

nimmt ja mit jedem Jahre zu, und es is eigentlich ganz egal, wer in der Bürgervertre- tuna und im Reichstag sitzt. Aber wir haben ja große Fortschritte gemacht — so mit dem Tarif/ „Sagen Sie mir doch einmal — vor einigen Jahren nahm ein Mann an der Bewegung teil, der Pelle hieß! Was ist eigentlich aus dem ge worden?" Der Wirt kraute sich den Scheitel: „PellePelle? Ja, das is auch wahr! Was war es doch noch mit ihm — hat er nich' falsches Geld gemacht oder aus der -Kaste gestohleü? Mir rs beinah

über den Minberheitsschutz ebenso wie von uns auch von den anderen Nach folgestaaten eingehalten werden. Er wünscht fer ner eine Organisierung der Auswanderung und eine entsprechende Fürsorge für die Auswanderer. Wg. Dr. Schön b a n c r, wünscht eine Vereini gung aller handelspolitischen Agenden rat Aus- Her: er könnt' einem weiß Gott einreden. daß man ein verteufelter Kerl war'. Ja. das war damals! Prost. Kamerad, unb wohl bet'omm's!" Pelle erhob sich schweigend und ging. Er war vergessen; er hatte keine Spuren

die Zahlen. In' den Kaffeestubetr und Restaurants wimmelte es von Gästen. Das Telephon klingelte unabläs sig. Boten kamen mit Listen von den Telegraphen bureaus. Man kämpfte um die Ergebnisse vor dem schwarzen Brett, erwog die Chancen an der: Tischen, trieb Kannegießeret. Pelle hatte nie die Stadt in einer solchen Er regung gesehen, nicht einmal während des großen Lockouts. Wie geballte Fäuste standen die einzel nen Stände einander gegenüber, die Arbeiter noch eistiger als die Oberklassen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 07.03.1923
Physical description: 8
so ernsten Zeit muß jeder Arbeiter m Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Skexö. „Das brauchst du nicht mehr zu tun/ sagte Pelle bitter, „er hat mich gettoften! Aber deinem Mann habe ich nichts Böses gewollt;, die beiden Male, wo ich ihn traf, wollte ich ihm helfen. Wir müssen ja zum Besten aller leiden — und mein eigenes Glück ist auch in Scherben gegangen." Er brach plötzlich in linderndes Weinen aus. „Das sollen sie nur sehen — die Arbeiter, daß Pelle wemt; dann würden sie wohl nicht Hurra

rufen, wenn er kommt!" rief sie höhnisch aus. „Ich habe noch zehn Kronen, willst du sie ha- ben?" sagte Pelle und reichte ihr das Geld. Sie nahm es zögernd. „Das solltest du wohl für Frau und Kinder ge brauchen — das ist ja deine Unterstützung aus der Kaffe!" „Ich habe keine Frau und Kinder mehr. Nimm es nur!" „Großer Gott! Ist deine Häuslichkeit auch da» bei draufgegangen! Konnte helle es nicht einmal Zusammenhalten? Ja, ja. es ist nur natürlich, daß der. der sät, auch erntet!" Belle ging

, sobald die Jndu- strie gleichzeitig vernichtet würde. Pelle sah, wie das Werk wuchs, während er in den kleinen Straßen umherging und Vater Lasse suchte. Jetzt also vollzog sich die Sache von selbst, und er konnte ruhen. Eine unendliche Last war von seinen Schultern genommen, nnd nun wollte er auch die Erlaubnis haben, die Ueberreste seines eiaenen Glückes ru sammeln — und endlich einmal Gewerkschaftliches. Bauarbeiter Achtung! In Rorschach (Schweiz) sind zwischen den dor tigen Bauarbeitern

hatte; es war wie die Liebe einer Mutter. Laffe hauste nicht mehr in seinem Nest hinter der Bäckerstraße. Das alte Frauenzimmer, mit dem er zusammen gelebt hatte, war vor kurzem gestorben, und da war er verschwunden. Pelle fragte sich weiter und, bekannt, wie er un- ter den Armen war, wurde es ihm nicht schwer, die Spur des Alten zu verfolgen, die allmählich nach Kristianshafen hinauswies. Während seines Forschens stieß er auf viel Elend, das ihn aushielt. Jetzt, wo sich der Kampf selbst abspielte, sprang ihm die Not

auf, und dann rufe ich hin unter und warne sie. damit sie nicht gefaßt wer den. Wenn, ich dann glücklich weg bin, kommen sie heraufgeschlichen. Mir ist. als hätte ich von einem alten Mann gehört, der da unten liegen soll, aber sicher bin ich nicht, denn ich habe ja Watte in den Ohren. Dazu bin ich in mein-r Profession gezwungen — /um nicht all;nvi«5 hören!" Er gigg mit. Pelle hinüber.

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 07.05.1923
Physical description: 8
Kommune", die den Nachweis erbrachte, daß der römische Nuntius und die Versailler Negierung dir; Ermordung des von der Kommune als Geisel go- ^ Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. „Ellen ist ein wenig zurückhaltend, aber das ist rmr Lhr äußeres Wesen — sie hat Sie sehr lieb!" sagte Pelle warm. „Wer die Kinder auf den Schoß nimmt, hat Ellens Herz eingenommen." „Meinst du das wirklich? — Ich habe die Frauen immer mißachtet, weil es ihnen an Persönlichkeit fehlt, bis rch deine Frau kennen

lernte. Du hast eine seltene Frau, Pelle; sie ist stark im Wesen — so stark, daß sie mich unsicher macht. Konntest du sie nicht bewegen, daß sie mich nicht immer Herr Brun nennt?" „Ich will es ihr sagen," antwortete Pelle lachend. ! „Aber es ist nicht sicher, daß es nützt." . „Dieser „Herr Brun" ist mir nachgerade eine unausstehliche Person geworden, will rch dir sagen; und da draußen bei euch möchte ich gern eine Frei stätte vor ihm haben. Du solltest nur ahnen, was es heißt, sich fern ganzes Leben

nicht, daß die Felder hier so nahe an der Stadt liegen bleiben — daß sich die Spekulation nicht meldet!" „Daran ist wohl das Moor da unten schuld. )kber setzt haben sie freilich angefangen, es an dem nördliiAn Ende auszusüllen, wie ich sehe," sagte Pelle. . Brun sah interessiert hinüber, schüttelte aber ver zweifelt den Kops. „Nein, so weit kann ich ohne Brille nicht sehen, das ist auch eine der Segnungen der Bücher. — Ja. das ist es! Die alten Leute aus dem Lande greisen doch nur zu der Brille

sich nicht dazu, in allem Wetter in die Stadt hinein- und wieder herauszufahren." „Dann gebe ich die Bibliothek auf," erwiderte Brun. «Das wird mir keinen großen Kummer be reiten — ich habe genug von meinem Leben dort verbracht. Denk dir, Pelle, über Nacht bin ich mir darüber klar geworden, daß ich mich daran betei ligt habe, das meiste von der Weltliteratur zu kata logisieren — daß ich aber nicht einmal gesehen habe, wie ein Kind in Windeln gelegt wird. Welch ein Recht haben Leute Me ich, mitzureden

?" „Ich kann das nicht verstehen," sagte Pelle. „Mir haben die Bücher so sehr geholfen." „Ja, weil du das Eigentliche hattest! Wenn ich jung wäre, ginge ich hinaus und griffe mit meinen Händen zu. Mir ist mehr verloren gegangen, weil ich meinen Körper niemals schtveißig und müde gearbeitet habe, als dir, weil du die großen Klas siker nicht kennst. Ich entdeckte meine eigene Ar mut, Pelle, jetzt würde ich gern alles hingeben für einen Platz als Großvater in einer warmen Ofen- « cdfe." Die Kinder kamen über das Feld gelaufen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 03.05.1923
Physical description: 8
in einem politischen oder einem Fachverein. ..Pelle, was du doch alles zu tun hast?" sagte Ellen, wenn er nach Hause kam. Ihr Zustand er- stillte ihn mit Glück, es tvar gleichsam eine Be- siegelung ihrer neuen Vereinigung. Sie hatte sich . eiu wenig mehr in sich selbst zurückgezogen^ über ihr Gesicht und ihre Gestalt legte sich ein Schim mer träumerischer Weichheit: eiu wenig hilflos und abwesend nahm sie ihn jetzt an der Pforte in Emp fang — eine junge Mutter, die man mit vorsichti gen" Händen anfassen muß

. Von Morten sahen sie nicht viel, er befand sich in einer Krisis und bewegte sich am liebsten für sich allein. Er klagte beständig, daß es mit seiner Ar beit nicht vorwärts gehen wolle, selbst mit der ge ringsten Kleinigkeit, die er in Angriff nahm, fuhr er sich fest. „Das kommt daher, weil du nicht mehr daran glaubst." sagte Pelle. „Wer an seiner Arbeit zwei felt, sägt ja den Ast ab. auf dem er sitzt." Morten hörte ihm mit einem müden Ausdruck zu. „Es steht noch viel schlimmer — denn ich zweifle

ja au den Menschen selbst. Ich gehe umher und mich ftiert. und ich konnte nicht ergründen, weswegen: aber nun weiß ich es — das kommt daher, weil die Menschen kein Herz haben. Alles Wachstum beruht ja aus Wärme, aber unsere ganze Kultur ist ja aus Kälte aufgebaut; daher ist es hier so kalt, wie es ist." ..Die Kleinen haben aber doch ein Herz." sagte Pelle — „das und nicht der Verstand hält sie aus recht. sonst wären sie schon längst zugrunde ge gangen — wären ganz einfach zu Tieren gewor den. Warum

, das Elend all der anderen mitzuerleben — und mein eigenes Leben ist gerade nicht reich an Sonnenschein ge.tvesen. Denke doch ntir an meine Kindheit. wie freudlos die gewesen ist! Ich fyabc. nicht deinen Fonds, aus dem ich schöpfen kann, das mußt du bedenken. Pelle!" (Fortsetzung folgt.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 07.06.1922
Physical description: 8
leuchtete, bei ihm und auch bei den Hunden. Aber Pelle besann sich trotzdem. Der Vater war so besorgt um den Sack, er würde ganz sicher betrübt sein, wenn er ihn verlöre — vielleicht würde et gar weinen wie damals, als er Mutter Bengta verlor. Zum erstenmal« stand der Knabe wohl einer der ern stest eisernen Proben des Lebens gegenüber, war — wie das' so vielen Menschen vor ihm ergangen ist — zwischen die Wahl gestellt, sich selbst oder das Eigentum anderer zu opfern. Liebe zum Batet, Knabenstolz

, die Pflicht treue, in der die Wiegengabe der bürgerlichen Gesell schaft an den Armen besteht — eins kam zum andern und entschied die Wahl. Er bestand die Probe — freilich nicht tapfer; er heulte fortwährend laut, während er„ die Augen starr aus den Bösen und seine Höllenhunde ge richtet, nach dem Sack zurückschlich und ihn in schnellem Lauf hinter sich her die Straße hinaufschleppte. Niemand ist wohl ein Held, ehe die Gefahr überstan den ist. Aber auch da bekam Pelle keine Gelegenheit, über seinen eigenen

Mut zu schaudern; denn als er erst aus dem Bereich des schwarzen Mannes heraus war und der Schrecken ihn nun hätte loslassen sollen, da,nahm er nur eine neue Form an: wo blieb nur einmal der Vater? Er hatte ja gesagt, daß er gleich wiederkommen würde! Wenn er nun gar nicht wiederkam? Vielleicht war er weggegangen, um seinen kleinen Jungen loszu- werden, der ihm nur - eine Last war und es schwierig für ihn machte, einen Dienst zu finden. Pelle war sich verzweifelnd klar darüber, daß es so kommen

mußte, während er brüllend mit dem Sack ab zog. Sv war es ja auch anderen Kindern feiner ver trautesten Bekanntschaft ergangen. Aber sie kamen an das Pfannkuchenhaus, und es ging ihnen gut, und Pelle selbst wollte schon vielleicht suchte er den König in eigener Person auf und wurde ins Haus ausgenom men und bekam.die jungen Prinzen zu Spielgefährten und sein eigenenes kleines Schloß, worin er wohnen sollte. Aber lAüer Lasse sollte auch kein Körnchen ab haben, denn jetzt war Pelle böse

und rachsüchtig, ob wohl er noch immer ebenso aus vollem Halse brüllte. Drei Tage sollte er draußen vor der Tür stehen und an klopfen und betteln, und ersv wenn er ganz jämmerlich weinte — nein, er wollte ihm doch nur lieber gleich er lauben, hineinzukommen, denn Vater Lasses Weinen war das qualvollste in der ganzen Welt. Aber ek sollte auch nicht einen einzigen von den Nägeln haben, mit denen Pelle seine Taschen unten auf dem Zimmerplatz gefüllt hatte; und wenn die Frau des Königs ihnen dm Kaffee ans Bett

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