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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 23.03.1923
Physical description: 8
und wusch ihm die Wunde unter dem Wasserhahn ab. Dos kalte Wasser machte ihn erzittern, der Kopf hing tot herab. „So ein rotziger Streikbrecher." murmelte ; er. „Ich will dem Vorsteher sagen, daß er ihm or dentlich einen im Blatt auswischt!" Plötzlich erkannte er Pelle. Ein Zucken durchlief seinen Körper, in feinen schlaffen Zügen kämpfte das Bewußtsein um die Uebermacht. „Nee. bist du das. Großmeister?" sagte er beschämt und griff nach Pelles Hand — „also bist du zurückgekommen? Du findst wohl

? Er hatte ja nicht einmal Stimmrecht! In dem Kampf, der jetzt gekämpft wurde, hatte der alte Führer nicht einmal Erlaubnis, als gewöhnlicher Gemeiner teilzunehmen. Weg von der Bahn! Sie kamen in kleinen, taktfesten Gruppen auf dem Weg nach der Wahlurne oder dem Versammlung'shaus und füllten den ganzen Bürgersteig aus, und Pelle machte ihnen freiwillig Platz. Diesmal kam er nicht angestiegen wie ein Königssohn, zu dessen Empfang alle Welt am Strande versammelt war. Ein Ausgestoßener war er — weder mehr noch weniger

auf das kohlenbestaubte Anllitz des Betrunkenen fiel, erkannte Pelle ihn; es war der fröhliche Jakob! Wütend drängte er sich vor und packte ihn bei den Schultern. „Was ist das mit dir, Jakob, bist du ein Jammerlappen ge worden?" fragte er empört. „Was soll das?" „Keiner soll Herkommen und sich gegen einen or ganisierten Arbeiter was 'rausnehmen." lallte Ja kob und stieß mit dem Fuß in die Lust, zum großen Ergötzen der Zuschauer, die ihn ermunterten, nur immer drauflos zu hauen. „Ich bin Mitglied mei ner Organisation

vom 29. Dezember 1921 auch das Bahnhofpersonal (gemeint ist das Vahnhof- p o st personal) wieder in den Genuß der im Jahre 1914 bezogenen Fahrbegünstigungen gelan gen werde, wurde auf den Verhandlungsweg ver wiesen. Die Vorschläge der Regierung sind unannehmbar. Die Vertreter des Aktionskomitees erklärten eine Kompensierung zwischen verschiedenen Kategorien Speichel stoß ihm aus dem hängenden Mund her ab auf die Jacke, das fuselumnebelte Gesicht schnitt gräßliche Fratzen. Pelle führte ihn auf einen Hof

, daß ich ein Schwein bin. aber was zum Teufel!" „Komm jetzt nur!" sagte Pelle hart; er war kein Freund von den vielen Zuschauern. Sie gingen die Meinungstraße hinab. Jakob stol perte schweigend dahin und schielte zu seinem alten Anführer hinüber. Er war eut wenig unbeholfen im Gang, aber das kam von Ueberarbeitung. Das Zusammentreffen mit Pelle hatte ihn fast nüchtern gemacht. „Du findest gewiß, daß ich ein Schwein bin," wiederholte er endlich in einem jämmerlichen Ton. „2lüer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 20.09.1922
Physical description: 8
; ich will gerade zu ihm hin und Mist abholen, und ich weiß, daß er einen Lehrling sucht. Dann brauchst du nich im ungewissen 'rumzuzappeln, und du wirst gleich vor die Tür gefahren wie 'ne Herrschaft." Pelle zuckte zusammen — nie im Leben hatte er es sich einfallsn lassen, daß er Schuster werden wollte. Selbst draußen aus dem Lande, wo man doch zu den Hand werkern aussah, hieß es immer, wenn ein Junge nicht recht gedeihen wollte: Ach was. ein Schuster oder ein Schneider kann immer

noch aus ihm werden! Aber Pelle war kein Krüppel, der eine sitzende Lebensweise wählen mußte, um durchzukommen — er hatte Kräfte und den guten Wuchs. Was er werden würde — ja, das lag in den guten Händen des Glücks; aber so viel hatte er im Gefühl, daß es etwas Flottes sein sollte, etwas, wo Schneid drinn war. Und er war sich aus alle Fälle gründ lich klar darüber, was er nicht werden wollte. Aber als sie durch die Stadt rollten und Pelle — zuvorkommend gegen die große Welt — die Mütze vor jedem abnahm, ohne daß irgend

dir Straße himck. ÄV«, mf fr? m CWintftaffer nichos, und «kk diqj« kleinen Hauser, die dangen und ^ch gegenseitig aus der Pelle der Eroberer. Roman von INsrliu Andersen Nexö. Und während sie so sang, kam der Brief zur Türe her ein. Aber aus jedem Brief, den Lasse bekam, fiel ein Zehnkronenschein heraus; und eines Tages waren da Dompferbilletts für alle beide. Da taugten die Lieder nicht mehr, denn darin kamen sie immer auf der Ueber- fahrt um, und der arme Jüngling stand den Rest seiner Tage am Strande

und spähte in der Finsternis des Wahnsinns nach jedem schwellenden Segler aus. Wer Laste und sie kamen richtig an — nach vielen Beschiuer- lichkeiten, versteht sich — und Pelle stand am Strande und nahm sie in Empfang. Er hatte sich als Wilder ver kleidet und tat, als wolle er sie fressen, ehe er sich zu erkennen gab. Hopsa! Pelle stand aus seinen Beinen. Oben vom Wege her tönte ein Rasseln, als ob mindestens tausend Sensen in Streit geraten seien, und ein Bretterwagen wackelt« langsam

aus ihn zu, von zwei Heidskracken ge zogen, wie er sie elender noch niemals gesehen hatte. Auf dem Sitzbrett saß ein alter Bauersmann und baumelte ebenso zum Fallen bereit wie all Las Uebrige. Ob es der Wagen selber war oder die zwei knochengesülltsn Häute davor, was einen so gewaltigen Spektakel aus dem Schrittgana machte, das wußte Pelle nicht, sogleich. Aber als das Fuhrwerk endlich dis zu ihm hinabgelangt war und der alte Bauer archien. C mi« er der Einladung auf- zusitzen nicht widerstehen. Seme Schulter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 29.11.1922
Physical description: 8
Pelle der Eroberer. Rom«, v»n MarÄn Andersen ItexZ. „Es ist ganz einerlei, wo ich bin," sagte Pelle gleichgültig. Sie fab ihn mit einem eigentümlichen Lächeln am „Willstchu 'eigentlich immer herumbummÄn?" fragte sie. „Ihr Männer seid doch merkwürdige Geschöpfe. Wenn euch nur irgend etwas verguert geht, so müßt ihr euch gleich betrinken oder euch auf irgendeine andere Weise ins Unglück stürzen — ihr seid nicht besser als Wickelkinder! Wir müs sen ruhig Weiterarbeiten, ob es uns so geht

oder so!" Sie' stand schon in Hut und Mantel da und zögerte noch. „Hier hast du süsifuudzwanzig Oere." sagte sie — „das ist immer für eine Taste Kaffee, daß du dich wärmen kannst!" Pelle wollte es nicht annehmen. „Was soll ich mit deinem Geld?" murmelte er. „Behalt das nur selbst!" „Ach, nimm es man! Ich weiß ja selbst, daß es nur wenig ist, aber ich Hab' nicht mehr, mid wir beide brauchen uns doch wohl nicht voreinander gu schämen." Sie steckte ihm das Geldstück in die Iackentasche und eilte davon. Pelle

er ihre Verachtung, weil er seinem Elend nicht mit Arbeit entgegentrat wie ein ordentlicher Mensch. Am' nächsten Morgen war er früh auf und mel- dete sich zur Arbeit nuten am Hafen. Er sah die Notwendigkeit davon an und für sich nicht ein — wollte aber einer Frau nichts schuldig sein. Am Sonnabend sollte sie ihre Auslagen wieder zurück erhalten. 24. Pelle stand unten au: Boden des Hafenbassins und lud Steinbrocken auf die Kippwagen. Wenn ein Wagen voll 'war, schoben er und sein Kumpan ihn aus die Hauptfpnr

Arbeit fraß das Ganze. Da war nur dieser Stein, der sortgeschafst werden mußte — und dann der nächste; dieser Wagen, der voll geladen werden mußte — und dann der nächste! Wenn der Stein sich auf den ersten Ruck nicht heben wollte, knirschte er mit den Zährren; er war wie besessen von der Arbeit. „Er ist noch so jung in den Sielen." sag ten die andern — „er läuft sich schon die Hörner ab!" Aber Pelle wollte seine Kräfte zeigen, das n>ar sein einziger Ehrgeiz. Ter Kunzpan ließ ihn ruhig darauflösgehen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 04.04.1923
Physical description: 8
zugesagt. Die Ortsgruppe ladet alle Arbei ter und Gesangsfreunde ein. sich ein paar Stun den freizuhalten, um im sonnig gelegenen Bädle eine würdige Arbeiter-Frühjahrsferer zu begehen. — Bei der letzthin abgehaltenen Generalversamm lung des Obstbauklubs wurde beschloffen. in den nächsten Tagen einen Kurs zu halten über das Zuschneiden der Bäume. Es ist dfts Beginnen sehr zu begrüßen, denn in unserer Gemeinde gibt es Obstgärten, und sogar von Mitgliedern des Der- 1941 Pelle der Eroberer. Roman

darum herum kann. Aber du selbst — wie stellst du dich zu der Sache? Bist du enttäuscht?" «Da drinnen ließ ich in meiner harten Not die Glückszeit sich an euch andern erfüllen — nun ja? Es ist freilich eine große Veränderung vor sich gegangen." «Und du freust dich darüber?" «Alles ist teurer geworden." sagte Pelle langsam. , «und die Arbeitslosigkeit scheint auf dem besten Wege, permanent zu werden." Morten nickte. «Das ist die Antwort des Kapi- . toll; die multipliziert jede Lohnsteigerung mit zwei

j und belastet die Arbeiter wieder damit. Der kleine »Mann verträgt nicht viele solche Siege." «Das' Schlimmste ist beinahe die spitzßbürger- ' liehe Entwicklung. Ich finde, unsere guten niedrigen Klassen sind im Begriff, sich in zwei Teile zu spal ten: in die Eliteberufe, die in die Bürgerschaft auf- ' rücken, und das Proletariat, das verraten zurück- bletbt. Das Ganze ist gewiß zu klein angelegt gewe sen, um weit tragen zu können." «Du bist draußen gewesen und hast größere Ver hältnisse gesehen. Pelle

und Waffendepot Innsbruck erhebt energisch Protest gegen die Verschleppung der Her ausgabe der gesetzlichen Bestimmungen für die Neu i «Ich bin nicht im klaren mit mir selber." antwor tete Pelle ausweichend —. «unb ich bin vorbestraft! Aber du selber?" «Ich tauge nicht zum Fahnenträger, dir hast es ja selbst gesehen, sie machen sich nichts aus mir. Ich bm zu weit von dem großen Troß vorgescho ben und habe keine, rechten Verbindungen — ich bin im Grunde schrecklich einsam, du! Aber viel leicht

bin ich dazu ausersehen, die Höhen vor euch anderen zu erreichen, und dann will ich versuchen, da droben ein Feuer für euch anzuzünden." Morten saß eine Weile schweigend da, plötzlich erhob er den Kopf: „Aber du m u ß t, Pelle! Du bist nfcht der Rechte, sogst du — da sind ganz einfach keine anderen als du da. Hast du vergessen, daß du der helle Brand der Bewegung warst, thr naiver Glaube? Sie glaubten ja blindlings und kindlich an dich, alle wie ein Mann, und vermochten nichts mehr, als du abfielst

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 13.06.1922
Physical description: 8
« Partei, welche mit ! den hinterlistigsten und gewalttätigsten Mitteln gegen die , Postbediensteten wegen ihrer Organisationszugehörigkeit vorgeht, ist am wenigsten geeignet und berufen, sich über ; Terrorakte zu entrüsten." Die Abstimmung ergab die einmütige Annahme der : Resolution, und mit einem Schlußwort zur Einigkeit und ' Treue gegenüber der gewerkschaftlichen Organisation«, frag« schloß Gen. Merkutto di« imposante Versammlung. " Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Rexö

Hof herum lagen die vielen kleinen und großen Wirtschaftsgebäude: Kälber- und Schweine- W» soll dos ende«? Wisuer Valuten »,m 13. Juni. ISS Mark - 6820-0 Krouc«, 106 Lire — 107970 Kronen, 109 Schweizer Franken ---- 413878 Krön«», 108 franzöfffche Franc; --- 193450Kronen, 1 Dollar--- 21594Kronen, 1 Pfnnd Ster ling ----- 97175 Kronen, 160 Dinare ---- 39948 Kronen, 186 ungarische Krone« ----3397 Kronen, ISO polnische Mark * 508-00 Kronen, 100 holländ. Gulden « 889750 Kronen ISO tschechische Kronen

auf geheimen Gängen zu den sonder barsten Stellen unter der Erd« gelangen kannte — und mit anderen Luken, die zu dunklen Bodenräumen hin- aufführten, wo die wunderbarsten Schätze in Form von altem Gerümpel aufbewahrt wurden. Aber Pelle hatte leider nicht viel Zeit, dies alles zu durchforschen. Jeden Tag mußte er dem Vater bei der Pflege der Viehes helfen, und die Arbeit mit dem gro- ßen Bestand war nahe daran, ihr« Krkfft» zu übersteigen. Sobald «r sich ein wenig verschnaufen

Grinsen — das war ein Stierkalb. Es legt« das Kinn auf die Haibtür und versuchte hinüferzusprin« gen. Pelle jagte es wieder hinunter. Dann schlug e> hinten aus, sah ihn von der Seite an und stand mit krummem Rücken da und stampfte aus den Boden roh ein Schaukelpferd. Die Sonne hatte es wirr gemacht Unten im Teich standen Enten und Gänse auf dem Kopf im Waffer und fochten mit den roten Beinen in der Luft. Und plötzlich konnte die ganz« Entenschar einen Anfäll von toller Sonnenfreude bekommen und schrei

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 31.01.1923
Physical description: 8
und zu einem aktiven Vorgehen gegen Frankreich 'zu veranlassen. Die Linie der englischen Politik ist wielmehr eine abwartende', und diese Passivität wird noch dadurch verstärkt, daß die zahlreichen Aufträge an die englische Kohlenindustrie die Ar beitslosigkeit in England gemildert und daß .außerdem in einflußreichen Kreisen Bestrebungen im Gange sind, das Interesse des englischen Oel- 1,81 Pelle der Eroberer. Roman von Martin Andersen Nexö. Den Platz als Bote bekam er nicht — es war ihm ein anderer zuvorgekommen

ihm den klei nen Lasse hm. Und Pelle versuchte zu lachen. Aber es ward nur ein grimmiges Lächeln. Er empfand kein Bedürfnis, Ellen in seine blu tende Seele hineinsehen zu lassen, und sprach mit j ihr über gleichgültige Dinge. Sonst saß er da und schaute in die Ferne, wachsam nach jedem Zeichen spähend; das Gefühl, zu etwas Besonderem aus- erwählt zu sein, erfüllte ihn wieder. Er war sicher, daß eine Botschaft für ihn unterwegs war. VölkS-Zeitung kapitals an den Petroleumquellen im Mosiulgebiet dadurch

er Ellen, obwohl sein Beschluß unwiderruflich gefaßt war. „Das mußt du ja selbst wissen," erwiderte sie zurückhaltend. „Wenn du Vergnügen davon hast, dann natürlich!" „Ich tue es nicht um »reiner selbst willen," sagte Pelle finster. „Ich bin ja kein Frauenzimmer." Er bereute sofort seine Worte und ging hin und küßte sie. Sie hatte Tränen in den Augen und sah ihn verwundert an. 19. Da war noch genug zu tun. Die Abtrünnigen mußten der Organisation wieder eingefügt wer den — eingefügt oder hineingezwungen

werden; Pelle nahm die Willigsten zuerst und ließ die Zahl auf die anderen wirken. Die ganz Störrigen ließ er einstweilen noch ihren eigenen Kurs segeln; wenn sie isoliert und gut gekennzeichnet wären, konnten sie keinen weiteren Schaden anrichten. Er war gut ausgeruht und ging ganz methodisch zu Werke. Das Gefühl, Kräfte bis an das Ende des Weges zu haben, verlieh ihm eine breite Ruhe, die Vertrauen einflößte. Er übereilte sich nicht, sondern nahm das Ganze von Grund ans; die eigentliche Frage ließ

- und Ausbeutungspraxis der Verteuerung aller Dinge. Aber Pelle ließ sei nen praktischen Sinn herrschen. Der Zeitpunkt war nicht günstig für eine Lohnerhöhungsfox'de- rung. Die Organisation konnte der Forderung nicht genug Nachdruck verleihen, man mußte sich vorläufig damit begnügen, dem geltenden Tarif Achtung zu verschaffen? Mehrere von den größe ren Meistern richteten sich nicht danach, obglerch sie ihn selber mit eingeführt hatten. Namentlich mit Hofschuhmachermeister Meyer sah es arg aus; er benutzte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 08.01.1923
Physical description: 8
ist da, die Sache ist Angriff zu nehmen." „Ja, du kannst wohl reden! Aber wer gegen das Unüberwindliche ankämpft, wird bald müde wer den. Nein, laß du das alles fahren und amüsiere dich, solange du noch jung bist. Kehr' dich nicht an mich alte Jammerliese, die hier neben dir her geht und Trübsal bläst — jetzt wollen wir ja aus und uns amüsieren." Sie sah wieder ganz ver gnügt aus. „Dann faß mich unter, das gehört sich ja so zwischen Liebesleuten," sagte Pelle scherzend. Die alte Frau nahm seinen Arm

und trippelte jugend lich. „Ja, wäre es in meinen jungen Jahren ge wesen, dann hätte ich dich schon von deinen dum men Streichen abbringen können," sagte sie mun ter, „dann hätte ich dich zum Tanz geführt." „Aber Johnsen haben Sie doch nicht davon ab- bi' wen wnnen," wandte Pelle ein. „Rein, denn damals war man ja noch zuver- fichklich. Aber jetzt sollte es niemand gelingen, mir snetnc Irgend zu rauben." gleichen Tage Theater gespielt hat bei freiem Ein tritt (was noch nie dagewesen ist seit ihrem Be stand

. Es hielt offenbar schwer, den Abend auszusüllen. Es war keine rechte Stimmung in der Versamm lung. Die Frauen amüsierten 'sich nicht, und die Männer saßen da und lauschten nach etwas, das durchgreisen würde. Pelle kannte die meisten von den Diskuffionsversammlungen; selbst die Jungen hatten harre Gesichter, aus denen ein hartnäckiges Fragen leuchtete. Diese einfache, unschuldige Un terhaltung stillte nicht die brennende Ungeduld, die die Gemüter erfüllte und sie gespannt nach Ver heißungen lauschen

ließ. Pelle saß da und litt unter dem Verlauf; das eifrige Drauflosgehen und Agitieren saß ihm im Blut. So eine Gelegenheit, einen Schlag für den Zusammenschluß zu schlagen. ging hier unbenutzt vorüber. Die Frauen hier hatren gerade eine kleine Aufrüttelung nötig, die Fabrrkmädchen wie auch die verheirateten Frauen, die ihre Männer zurück hielten. Und da oben standen sie und vergeudeten die Zeit mit Singen und Dichtergeschwätz! In einem Satz stand er auf der Tribüne. „Es mag ganz gut sein mit all

haben, uns zu besinnen! "Warum geschieht so wenig, obgleich alle auf etwas warten und bereit sind? Ist da etwa niemand, der Mut hat anzuführen?" Es erhob sich ein starker Beifall, namentlich von den Jungen; sie trampelten und riefen. Pelle taumelte hinunter, er war schweißbedeckt. Der alte Führer betrat wieder die Redner tribüne und dankte den Mitwirkenden für die an genehme Unterhaltung. Er wandte sich auch mit einem lächelnden Dank an Pelle. Es sei ersten - lich, daß noch etwas Feuer in der Jugend glühe

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 28.07.1922
Physical description: 8
keine Verbayerung Vorarl berg. * * Der ech«!sebkt»rvm«el. Ist das ein Fauchen, ein Zischen, ein Geschrei in der klerikalen Presse! Welches Gekreisch erhebt Nummer für Nummer das Vorarlberger Pfarr- hofblatt, das sich „Volksblatt" nennt! Welches Geheul die schwarzen Schandblätter in Tirol! *°i Pelle der Eroberer. Roma» von Martin Andersen NexS. „Ree, denn müssen di« Flaschen am Boden undicht fern!'*' sagte Lasse, den der Schnaps ganz kühn gemacht hatte — „denn ich Hab bloß mal da an gerochen. Aber man muß

den Besuch der Religionsstunde von der Willensentscheidung der Eltern abhängig ge macht, und zwar waren es in beiden Ländern Klerikale, unter deren Mithilfe diese gesetzlichen Bestimmungen zustande kamen. Bedeutet die Anheimgabe des Religionsunterrichtes an den Willen der Eltern, also die praktische Beseiti gung der Religion als eines Pflichtgegenstandes aus dem Unterrichtsplan, etwa weniger als die bestellungen selbst ausrichten!" rief Erik dem Wirtschafts lehrling nach. Lasse gab Pelle einen Puff

Hände auf die Erde setzen und seinen Gegner mit den Stiefelhaken schlagen, daß er zu Boden sank wie ein Strohhalm. Aber nu is die Zeit aus, und es is am besten, sich vorzusehen. Da kann Polizei und alles möglich« bet 'rausbraten. Von dem Verwalter gar nich' zu reden, du! Nu haben sie ihn den ganzen Sommer gereizt, mit diesem Eri-k als An- führer; aber wenn sie ihn erst wirklich wütend gemacht haben, denn kann Erik man Gute Nacht sagen." Pelle wollte gern noch ein weng aufbleiben und ihnen zufehen

. — „Wenn ich hinter den Zaun kriech' und mich platt hinleg' — nich', Vater, du!" bettelte er. „Ach was, das sind Dummheiten, sie können dir was antün, wenn sie dich sehen! — Man weiß nich', wo die auf verfallen können. Na, aber du muß selbst deinen Mann stehen — und paß man ja auf, daß sie dich nich' sehen." Und dann ging Lasse zu Bett, Pelle kroch auf dem Bauch hinter den Zaun, bis er ganz dicht an sie heran-' gekommen war und alles sehen konnte. Gustav saß noch immer auf Karnds offenem Schoß und spielte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 28.12.1922
Physical description: 8
, der die Hand über ihn hielt. Darum habe . ich oft an dich gedacht. Aus dem ist was gewor den. sagte ich zu mir selbst. Gott mag wissen, wo er geblieben ist'/ Er sah Pelle mit ein Paar treu herzigen Augen au. „iftctn, das war Vater Lasse sein Verdienst/ sagte Pelle mit einem ganz kindlichen Tonfall. ..Der sagte immer, ich müßte gut zu dir sein/du ständest tn des lieben Gottes Hut." „Sagte er: in des lieben Gottes Hut?" wieder holte Per Kofod sinnend. „Das war doch ein son derbarer Ausdruck. Das- Gefühl

so über mich kommen — ganz sinnlos, so daß ich brüllen mußte: und dann prü gelten mich die Bauern. Jedesmal, wenn ich ver suchte, mich um das Ganze wegzudrücken, indem ich mich erhängte, prügelten sie mich auch. Es war im Gemeinderat beschlossen, daß ich Prügel haben sollt'. — Und darum will ick) ja auch nicht, Pelle! Ein Seemann, der soll sich an die Frauen zimmer halten, die Bezahlung dafür kriegen, wenn sie sich seiner annehmen — das heißt, wenn er sich nicht verheiraten kann. Da hast du meine An sicht

." ...Tn hast viel Schlimmes erlitten/ sagte Pelle und nahm seine Hand. „Es ist ja eine förmliche Verwandlung mit dir vorgegangen/ „Verwandlung? Hm. ja, das kannst du wohl sa gen! Einen Augenblick Heulpeter und den nächsten der stärkste Mann an Bord — da hast du das Ganze. Denn siehst du, es war ja auf See natür lich dasselbe; selbst der Schiffsjunge fühlte sich ver- , pflichtet, mir einen Fußtritt an die Beine zu ver setzen, wenn er vorüberging. Jeder, der Schelte oder Haue kriegte, ließ es gleich

zu machen. 'Denn, siehst du, da ging ich nach vorn und drosch die ganze Gesell schaft von Anfang bis zu Ende durch. Es war übrigens ein großartiger Augenblick,' solche Menge Wut, die im Körper war und 'raus wollte." Pelle lachte. Ein Glück, daß ich dich von ftüher her kannte, sonst hättest du aus mir am Ende noch . Plückfisch gemacht/ „Na. Karnerad. das war ja nur n kleiner Jur. Man wird so guter Laune, wenn man wieder an Land kommt. Denn da draußen heißt es: prügelst du die anderen nicht, denn prügeln sie dich! All

ich dann; „aber cs ist ein Jammer um alle die Weiber." „Halt'sM ayl. Per!" sagte er — .die meisten sind ja verheiratet." Er ist übrigens von uns zu Hause, aus einer kleinen Hütte oben in der Heide/ „Wie heißt er denn?" fragte Pelle interestiert. ,/llbert Earlsen." (Fortsetzung folgt.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 15.01.1923
Physical description: 8
| herum und warteten daraus, daß Pelle fertig wer- . den sollte. Sie wollten nicht ohne ihn Weihnach- ' ten feiern. Aber nun machte auch er Feierabend; er warf eine Jacke über, packte die Arbeit ein und ; lief davon. Draußen aus der Plattform blieb er einen Augenblick stehen. Er konnte den Lichtschein aus der'Stadt an dem tief mit Sternen übersäten Him mel ausblinzeln sehen. Die Nacht war so feierlich ^schön. Unter ihm hing das Holzwerk verlosten und seufzte im Frost.; alle Türen waren geschlosten

ein . Paar ftagende Augen empor, um nach dem Weih nachtsstern zu spähen! — Bei Frau Franzen war -Licht. Sie hatte heute ein weißes Tuch vor das Fenster gehängt und es stramm, davorgezogen; die Lampe stand dicht neben der Gardine, so daß der jenige, der sich da drinnen bewegte, keinen Schatten ' darauf werfen konnte. Das arme, alle Wurm! ^dachte Pelle, während er lief — die Mühe könnte sie sich gewiß sparen. Als er die Arbeit abgeliefert chatte, lies er in die Holbergstraße hinüber, um El len

ein fröhliches Fest zu wünschen. In seiner Stube war festlich gedeckt, als er wie der nach Hause kam: Schweinskarbonade, Reisbrei und Weihnachtsbier. Marie glühte vor Stolz über -ihr Werk; sie saß da und nötigte die anderen, aß aber selbst fast nichts. „Solch gutes Esten solltest du jeden Tag machen, ! Deern!" sagte Karl und hieb ein. „Du könntest, weiß Gott, in der königlichen Küche angestellt wer den!" „Warum ißt du denn gar nicht von dem schönen Esten?" fragte Pelle. „Ach nein, ich kann nicht", antwortete

Franzen hinüber — es war ein Jammer, daß sie nicht mit dabei sein wollte. Jetzt brannten da drüben fünf Lichter — sie saßen offenbar auf einem kleinen Tannenbaum in einem Blumentopf. Sie bewegten sich wie ferne Sterne durch den weißen Vorhang, und Frau Franzens Stimme klang dünn und gesprungen: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit?" Pelle öffnete das Fenster und lauschte; es wunderte ihn. daß die arme Alle so fröhlich sein konnte. Plötzlich ertönte eine warnende Stimme vou

?" Ms keine Antwort er folgte, gingen sie. Die alte Franzen ging in ihre Stube hinein und schloß ab; sie war müde und sorgenvoll und wollte zu Bett gehen. Aber nach einer Weile kam sie über den langen Gang gelatscht. „Pelle", flüsterte sie. „er liegt in meiner Stube! Während sie auf den Dächern herumkrabbelten, hat er sich ganz leise über den Boden heruntergeschlichen und in mein Bette geleg:. Großer Gott, seit vier Monaten hat er in keinem Bett gelegen — er schnarcht schon!" Dann schlich sie wieder hinaus

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