, das. nöthige Geld und die weisesten Rath schläge. Zu einer Scheidung wollte Frau von Göden ihre Zustimmung nicht so leicht geben, aber sie räumte ein, daß es so nicht weiter gehen könne und daß man Zernitz ganz barbarisch zu Paaren treiben müsse. „Er muß hierher nach Berlin', rief sie immer wieder, „unser König, das ist der Zuchtmeister für solche nichtsnutzige Gesellen, hat schon mehr als ein verstockt Gemüth und manchen malitiösen Leichtsinn aus gute Wege gebracht. Der Zernitz müßte an den Hof
oder in ein Amt.' Eines Tages fuhren die beiden Damen nach Potsdam, um die Ricsengarde Friedrich Wilhelm I. excerciren zu sehen, von der damals ganz Europa wie von einem Weltwunder sprach. Der König war selbst da nud ließ persönlich die langen Kerle ihre schwerfälligen, aber für die damalige Zeit er staunlichen Uebungen vornehmen und zuletzt die ganze Truppe Vorbeimarschiren. „Was das für Leute sind!' rief Frau von Göden be geistert. „Du hast recht', erwiderte Maurizia stolz lächelnd
von Aranjuez', die leider viel zu schnell entflohen sind. „Und warum nicht?' sprach Frau von Zernitz, indem sie ?hre Tante mit ihren großen, kalten, blauen Augen lächelnd ansah. „Du meinst, das ginge?' „Wir wollen sehen.' Statt nach Berlin zurückzukehren, logirten sich die beiden Frauen in einem Einkehrhaus in Potsdam ein, und Frau von Zernitz erbat sich noch an demselben Nachmittag Audienz beim König, welche ihr gleich sür den nächsten Vormittag gewährt wurde. Um nicht als Sapplicantin zu erscheinen
, welche es auf die Börse des Königs abzielt, kleidete sie sich sehr gut, ja, mit einer gewissen soliden Pracht an und erregte denn auch im Schlosse, wo alle Welt durch den sparsamen König an eine fast herrenhuterische Einfachheit gewöhnt war, ein gewisses Aufsehen. Der König empfing sie in einem mäßig großen, recht bürgerlich eingerichteten Gemach, in welchem er, die Hände in den Taschen seines Rockes, aus- und abging. In seiner Erscheinung, seinem gedrungenen Körpex und dem Kopf mit den strengen, markigen Zügen, lag
?' „Majestät, einem Herrn wie Ihnen darf man die Wahr heit sagen,' fuhr Frau von Zernitz fvrt, „Sie gelten als ein strenger, ja harter König, aber auch als ein gerechter und gottesfürchtiger.' „DaS will ich hoffen.' „Sie haben aus -Preußen einen Staat gemacht, der als Muster gelten kann.' ' „Leine Flatterte, meine kostbare Madame.' „Insbesondere ist Ihre Ärmee einexercirt und dis- ciplinirt wie keine andere, dabei aber auch eine große in der Furcht des Herrn und guter christlicher Sitte lebende Gemeinde.' „So ist es.'