noch tausendmal mehr! Aber er sagte es nicht. Seine Mutter hatte ihn ermahnt: „Sei vorsichtig, Bert, das Mädel ist noch zu jung, eben achtzehn Jahre geworden. Du könntest dir schweren Aerger bei Herrn von Schenk holen. Ich gönne dir ja alles Liebes glück der Welt mit dem Püppchen, aber jetzt ist die Sache doppelt schwer. Herr von Schenk wohnt nämlich zur Zeit in Frankfurt, und die Damen Hausen allein im hügelschloß. Es sähe leicht aus, als wenn du die Gelegenheit wahrgenommen hättest, Angela
, die durch aufsteigende Tränen nur noch schöner schimmerten, zu ihm empor. „Ich habe jetzt einen neuen Vater. Er ist ganz anders als der tote, aber er ist auch sehr lieb und gut zu mir. Er kommt mir nur, trotzdem er noch jung ist und auch so aus sieht, manchmal recht alt vor. Er hat viel Trauriges durchgemacht. Er sagte anfangs zu mir, seine Schwester wäre tot; aber letzt hin erklärte er mir, seine Schwester lebt noch. Sie hat heimlich und gegen seinen Witten einen schlechten Menschen geheiratet. Ich komme
mir nun vor, als wenn ich der Schwester, die noch jung ist, den Platz weg nehme, und das ist ein so bedrückendes Ge danke.' Bertram Moldenhauer wehrte ab. „Bewahre, Herr von Schenk weiß ganz genau, was er getan, als er Sie ins Haus genommen, kleine Angela. Deshalb brauchen Sie sich wirklich keine Gedanken zu machen.' „Nein, wirklich nicht? Oh, dann bin ich froh. Aber wissen Sie etwas ganz Neues, Bert? Mein Papa will heiraten. Raten Sie einmal, wen?' Er dachte an das Benehmen der Damen am Gesellschaftsabend im Schloß und fragte
am liebsten den kleinen, feinen Mädchenkopf an seine Brust gezogen und die hübschen Lippen geküßt, um die es jetzt weinerlich zuckte. Sagte ihm nicht die innere Bewegung Angelas, die sie auch äußerlich nicht verbergen konnte, daß sie ihm gut war? Er hielt sich die Worte seiner Mutter vor: Sei vorsichtig, Bert, das Mädel ist noch zu jung, und antwortete: „Nein, kleine Angela, ich liebe Fräulein Wartberg nicht, obwohl sie wirklich sehr schön ist.' Sie faltete die Hände, bekannte treuherzig: „Schade wäre
