drückte lächelnd den Arm des Vnters. Sie wußte, aß er sich nur unkenntlich machen wollte, denn in kurzer Zeit würden sie viel leicht vor „Tante Stasi' stehen. „Die Augen der Liebe sehen scharf', hatte Lilian scherzend gesagt. . . . Daran mußten Vater und Tochter lächelnd denken. Gleich darauf hielt der Wagen vor dem Portal. Ein Stallbursche, der für heute als Diener herausstaffiert worden war mit einer vorhandenen Livree, öffnete den Wagenschlag. John Croßhall gab ihm seine Karte. „Melden
Sie uns den Damen/ sagte er. „Bitte sehr, gnädiger Herr, die Damen er warten Sie schon uud lassen bitten,' berich tete der Bursche getreu seiner Instruktion. John Croßhall nickte stumm. Als sein Fuß die Schwelle des Schlosses überschritt, saßte er, wie von einer heimlichen Erregung überwältigt, nach der Hand seiner Tachter. Sie sah seine Fassung wieder und schritt ruhig und sicher hinter dem Diener her. - . - Ein schlicht aber vornehm ausgestattetes Empfangszimmer wurde ihnen geöffnet. Sie traten
ein. Zu. gleicher Zeit öffnete sich eine gegenüberliegende Tür und Tante Stasi und Veva kamen dem Besuch entgegen, Sie hatten beide ihre besten schwarzen. Kleider angelegt und sahen würdevoll aus. Das helle Sonnen licht fiel durch die feinen, gelblichen Spitzen stores an den Fenstern und beleuchtete die Ankommenden scharf. Tante Stasis Blick fiel zuerst auf John Croßhall. Sie sc-h die hohe Stirn über der entstellenden blauen Brille und den eigenarti- zen, sehr schönen Ansatz des grauen vollen Haares
sie, der laute, unruhige Schlag dessel ben könnte sie verraten. Aber gleich darauf hatte sie sich schon wieder in der Gewalt. Nur die Finger krampfte sie fest in die >Handslä- chen, als brauche sie einen Halt gegen den Sturm, der Plötzlich über sie dahiustrich. „Ich habe die Ehre, die Freiinnen von Kreuzberg vor mir zu sehen?' fragte John Croßhall mit seiner armen, sympathischen Stimme, sich vor den Damen verneigend. Auch diese Stimme berührte Tante Stasi wie ein vertrauter Alang aus alter Zeit. Ih re Stimme
begannen so fort ein Gespräch. Lilian lobte den maleri schen Anblick, den das Schloß bot, und die schö ne Umgebung desselben, und Veva fragte, ob die Fahrt von der Stadt nicht anstrengend gewesen sei. „Darf ich den Herrschaften zuvor eine klei ne Erfrischung reichen?' fragte Tante Stasi, ohne ihren Blick von John Croßhalls Zügen zu wenden. „Sie sind sehr liebenswürdige mein gnädi ges Fräulein, aber wir haben uns in der Stadt nach unserer Ankunft genügend er frischt. Wenn Sie uns vielleicht später