schöner. Düfte von Flieder und Narzissen drangen durch's offene Fenster zum Alutterle hin und sie hörte, wie im Gestrüpp die Nachtigall klagte. Das griff ihr erst gar ans Herz, und daß sie ihren Schmerz darin verschließen mußte, war' hart. Eines Tages, als sie wieder einmal herz brechend geweint um den Johannes, klopfte es schüchtern an die Tür. Die ging auf und auf der Schwelle stand, von der Sonne, die just ins Stäbchen strahlte, umflimmert, die Marlies«. Sie trug noch das nämliche ausge waschene
Röckchen und über ihrer Stirn lohte es förmlich von der roten tockensülle, darin die Sonnenstrahlen tanzten. Aber sie war nicht mehr das wilde Aind von ehedem, — still, mit Augen, die von vergossenen Tränen erzählten, stand sie da und äugte scheu zu Johannes Mutter hin. „Was willst Du?' redete diese sie an und es klang Haß und Abwehr aus den Wor ten. „Ich möch't wissen, wie es dem Johan nes geht,' stieß die ZNarliese hervor. „Was geht's Dich an?' kam es zurück. „Viel,' gab die Marlies? zur Antwort
. Die schlanke Gestalt schien zu wachsen und es war, als ginge von der roten Lockenfülle und in den in Sehnsucht erstrahlenden Augen ein Leuchten aus, das den Raum mit warmem jungen Leben erfüllte. „Ich Hab' ihn lieb, den Johannes,' gestand sie und die helle Stimme bebte, „und,' fuhr sie fort, „ich sehn' mich schier tot nach ihm.' Die festgeschlossenen Lippen der älteren Frau begannen sich zu lösen; ein Vampf malte sich auf ihren Zügen. Hier war eine, die hatte ihn ebenso lieb wie sie und weinte
wie sie um ihn. Eine, der es nicht lästig war, wie den Nachbarinnen, von ihm zu reden, son dern die danach hungerte wie sie ... . Aber der Widerwille gegen die Marlies? war noch da und das Gefühl der Eifersucht um des Sohnes Liebe — Mit abgewandten Gesicht reichte sie dem Mädchen einen Brief von Johannes. Aber nicht jenen letzten, mit dem Postskriptum: Grüße mir Schön-Rottraut, Mutterlei Ich schreibe ihr absichtlich nicht, denn sie soll ihr Herz ken nen lernen, prüfen ob sie mir die Treue hal ten will, nun ich fern bin. Ich aber weiß
nur das eine: Die Welt ist weit und schön das Schweizerland, das Lieblichste aber ist mein Herzlieb daheiin. Es war bald wie etwas Selbstverständ liches, daß die Marliese in der Dämmerstunde zu des Johannes Mutter schlüpfte und die zwei Frauen von ihm plauderten, daß man olaubte, ihn leibhaftig zu sehen: Schlank und doch kräftig von Wuchs war er und schnur gerade wie ein junger Baum. Alar die Stirn und klar die hellen Augen. Es lag so viel Jugend in ihrem Blick, sp viel Glauben und Hoffen, und um die bärtigen Lippen