„Nicht so traurig sein, liebes Kind, sei tapfer! So kenne ich Dich ja gar nicht, ist das unsere muthige kleine Fee? Ja? Steh ans, Du verdirbst Dich auf der feuchten Erde, wir beten für Felix, und dann wüsten wir eilen, damit wir zu Tisch in Sibyllenbnrg sind." Sie stand gehorsam auf. „Es hat nichts zu sagen, Johannes, wir fahren, den Wagen habe ich bei mir." „Ls, deshalb! Uebrigens: weshalb hast Du Dich nicht angemeldet? Ich selbst hätte Dich abgeholt mit unfern Juckern — — cs thnt
mir auch so leid, die Eltern sind nicht da; sie sind in Wahlheim bei Onkel Edmund; sie komnien aber heute abend zurück — natürlich bleibst Du über Nacht!" „Nein, Johannes, es geht nicht, ich muß den Vicruhr- schnellzug zurück nehmen!" „Wie schade, daß Du nicht jetzt einige Tage bleiben kannst, es ist so schon — so mußs Du mit mir allein vor lieb nehmen, hoffentlich spiele ich den Hausvater zu Deiner Zufriedenheit!" Sie fuhren weiter, das einsame Thal entlang. Fee blickte nach rechts und links, alles begann
eben zu grünen und zu blühen, Kirschen, Pfirsich, Rothdorn und ab und zu auch schon frühe Fliedersorten; saftig lagen die sprossenden Wiesen, der Bach brauste daher und über dem Ganzen lag klarblau der wolkenlose Himmel gespannt. „Bielleicht das letzte Mal," dachte sie; „was wird er sagen? — Johannes!" begann sie, als Sibyllenburg in der Thalmulde sichtbar wurde, „Johannes, weißt Du, weshalb ich komme?" „Zum Besuch, sehr lobenswerth!" sagte er unbefangen. „Ich wollte Euch etwas Besonderes
, eichengetäfelten Eßstube beim Mittagessen einander gegenüber. Fee blieb sehr nachdenklich. „Bevor wir hinanfgehen in mein Studirzimmer, Fee ein Lied!" bat Johannes. Sie nickte und ging zu dem altmodischen Flügel. „Herzlich gern, Johannes, aber was? Das Trompeterlied „Es ist im Leben —" ? Felix hörte es so gern." „Nein, nein, nicht die häßliche Einrichtung, nicht das traurige: „Es hat nicht sollen sein" — seit Felix gestorben, kann ich es nicht mehr hören — — etwas anderes nach Deiner Wahl!" Sie griff
, von Ort zu Ort — Ihn sah ich ja wieder, kann nimmermehr fort!" In süßen, langgezogenen Tönen verklang Lied und Spiel. „Ich danke Dir, nun komm!" bat Johannes. Droben in seinem Studirzimmer schob er einen Sessel für Fee an das weinumsponnene Fenster, ganze Wolken Blüthenduft strömten herein, unten im Garten zwitscherten die Vögel, sonst war alles heimlich, still. Er lehnte sich leicht an die Schreibtischkante und blickte sie an mit seinen tiefen, dunkeln Augen, die sie. stets so sehr an den todten