diese versteckten Angriffe gemünzt trat näher, um eine abzubrechen. Da rauschte es in der Laube, er blickte hin, und wer war es? Gertrud selbst, mit einer Handarbeit beschäftigt, faß darin. Sie errötete,-als Johannes mit einem verlegenen „Guten Abend, Gertrud, die hab' ich für Euch gebrochen', ihr die Blume überreichte. Eilends wollte sie sich aus der Laube' entfernen. Allein Johannes setzte sich nieder und zog sie leise neben sich, indem er bat: „Bleibt noch einen Augenblick, Gertrud, es ist so schön
hier!' Willenlos ließ sie es geschehen. Beide saßen eine Weile stumm neben einander; endlich begann Johannes: „Gertrud, ich bin heute gerade ein Jahr hier und Ihr wißt, ich bin gern hier. Heute Morgens habe ich dem lieben Gott recht herzlich dafür gedankt, daß er mich hieher geführt hat.' — Gertrud schlug kein Auge aus. — „Es ist mir heute gar eigen zu Muthe ge wesen, gerade so, als sollte ich den Tag durch etwas Besonderes zu einem unvergeßlichen machen . . . Gertrud, ich glaube, Ihr habt es gemerkt und wißt
und zahlreiche Prälaten, Ordensobern und Studierende, das österreichische mich lieb?' Und er hatte ihre Hand ergriffen und drückte sie warm und innig in der seinigen. Da hob Gertrud die Augenlider empor, blickte ihn an . . . und sprach: „Johannes, Ihr seid mein Alles!' Damit entzog sie ihm ihre Hand und flog aus der Laube mit glühendem Gesicht und hoch klopfendem Herzen, den Jüngling allein zurücklassend. Es dämmerte bereits über dem Garten und noch lange, nachdem Gertrud durch die Hoftür ver schwunden
war, saß Johannes träumend da, bis ihn endlich die Abendkühle an den Aufbruch mahnte. Daß er die Nacht schön träumte, versteht sich wohl von selbst; er brauchte jä bloß fortzusetzen. Etwa vier Wochen später, an einem Sonntag- Nachmittage, saß die Familie Karp gemütlich „im schönen Zimmer' beisammen. Johannes hatte feinen Platz neben Gertrud und beider Augen strahlten vor Glück; denn heute feierte man bei einem guten Kaffee die Verlobung des jungen Paares. Einige Verwandte und Freunde waren auch zugegen
, und Heiterkeit und Jubel herrschte in dem kleinen Zirkel. Der alte Müller hatte zwar anfänglich ver wundert den Kopf in den Nacken geworfen, als die gute Hausfrau ihm die Sache auf Bitten der Tochter mitgeteilt, und er hatte kurzweg gesagt: „Was? der? Sei doch vernünftig, Frau!' Lieber hätte er einen tüchtigen Bauern mit vielen Länderelen und Zubehör als Schwiegersohn gehabt; denn seine ein zige Tochter durfte darauf Anspruch machen. So gern er Johannes auch sah, als Eidam hatte er 25. Oktober 1902 Institut