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Newspapers & Magazines
Tiroler Grenzbote
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Page 6 of 8
Date: 22.04.1933
Physical description: 8
kann, ist, daß Sie Ihrer künftigen Gattin nicht etwa Ihr Vermögen schenken, sondern ihr nur einen Teil davon überweisen. Das ist kein Mißtrauen, sondern nur gebotene Vorsicht, denn Sie haben als Erbe dieser Reichtümer die Pflicht übernommen, sie nicht nur nutzbringend zu ver wenden, sondern auch, sie zu erhalten und weilerzuver erben." „Eben meiner Frau!" schaltete Johannes Braumüller ein. „Und Ihren Kindern, mein Lieber! Sie kennen Ihre künftige Frau sicher noch nicht ganz und wissen nicht, ob sie imstande sein wird, mit Geld

umzugehen. Doktor Brau müller aber hätte ebenso sicher dasselbe von Ihnen ver langt, lebte er noch, und so..." „So will ich Ihren Rat befolgen, Herr Doktor. Ich bitte Sie deshalb, einen entsprechenden Schriftsatz zu ver fassen!" „Brav, mein Junge! Brav! Ich werde es tun. Ich hoffe, nicht nur Sie, sondern auch Ihre doch wohl zu er hoffenden Nacherben werden Sie dafür preisen." So wartete Doktor Johannes Braumüller noch zwei Tage, besorgte während dieser Zeit dem alten Johann eine Hilfe, den Schwiegersohn

darüber verfügen dürfe. Doktor Johannes Braumüller ließ vom Notar gleich noch eine Zession dieser hunderttausend Mark an seine künftige Gattin Alix von Erkner ausfertigen. Dann reiste er wieder ab. Und als er am nächsten Tage die Geliebte wiedersah, da geschah, was geschehen mußte: er sank vor ihr nieder und aus seinem Herzen brach alles hervor, was er darin so lange schon nur noch mühsam zurückgehalten hatte. Er dünkte sich der Glücklichste der Sterblichen, als sie an seine Brust sank und seine Küsse

duldete, nahm strahlend die Glückwünsche des Barons und den stummen Hände druck der Baronin entgegen'— und am gleichen Tage noch wurde der Hochzeitstermin festgesetzt. Noch vier Wochen mußte er warten, dann — Freudestrahlend eilte Doktor Johannes Braumüller nun endlich nach der Wohnung seines Freundes Wolfram und — hörte, niedergeschmettert, die Wirtin sagen: „Herr Erkner ist bereits vor acht Tagen abgereist. Er hat sein Ziel nicht verraten, aber drin liegt ein Brief für den Herrn Doktor!" Johannes

waren ebenfalls einverstanden mit dem Vorschlag, die Villa zu bewohnen — und einen Tag vor der Hochzeit überreichte Doktor Johannes Brau müller seiner Braut die Urkunde, durch die sie in den Besitz der hunderttausend Mark gelangte. Da küßte sie ihn stürmisch und wußte sich nicht zu lassen vor Freude, weil sie nun nicht mehr arm sein sollte. Und am gleichen Abend mußte der alte Simon einen Brief zur Post besorgen, wieder an den Freiherrn von Pernheim, und darin stand: „Ich erwarte Dich in Lugano, Schatz! Sei

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Tiroler Grenzbote
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Page 6 of 8
Date: 29.04.1933
Physical description: 8
entfernte sich sogar früher, als Wolfram erwartet hatte, und da Johannes Braumüller annahm, daß den Geschwistern an einem ungestörten Alleinsein ge legen sein würde, zog er sich unter einem Borwand eben falls zurück. So saßen Alix und Wolfram einander gegenüber, und nun ergriff der Bruder mit seiner rechten Hand die der Schwester. Tief bohrten sich seine Blicke in ihre Augen, und halb laut sagte er: „Hätte ich gewußt, daß Pernheim hier weilte, ich wäre nicht gekommen. Sieh mich an, Alix, und antworte

mir! Hast du ihn gerufen?" Vergebens strebte sie, ihre Hand zu befreien — ver gebens stellte sie sich zornig — sie konnte seinem Blick nicht mehr standhalten. Da wußte Wolfram Erkner genug, und mit harter Stimme sagte er: »Da du ihn heimlich gerufen hast, so wirst du ihn auch wieder fortschicken, Alix! Das fordere ich von dir, un- hedingt! Weigerst du dich, so gehe ich noch in dieser Stunde zu Johannes und öffne ihm die Augen! Wähle!" Tränen rannen plötzlich über die Wangen der reizen den jungen Frau

. »Und mein Glück, Wolfram? Ahnst du denn nicht, daß —" »Ich habe es geahnt und Johannes vergebens ge warnt", erwiderte er. »Ich wußte sogar, daß du ihn be trügen würdest, und nun bist du im Begriff, es zu tun. Aber ich warne dich, Alix! Höher als du steht mir der Freund! Sein Glück geht mir weit über das deine und das dieses Pernheim! Ich werde nicht dulden, datz du ihn betrügst, unter keinen Umständen! Du kennst mich und weißt, weswegen ich meinem Vaterhause ferngeblieben bin. Ich bin sogar vor dem Freund

er bitter auf. „Sei ohne Sorge, Alix!" sagte er. „Ich gehe nicht zu Johannes. Aber ich gehe zu Pernheim! Vielleicht ist er vernünftiger, als du es zu sein scheinst! Und wenn nicht, dann werde ich ihn zwingen, noch heute Lugano zu verlassen! Du hast inzwischen Zeit, dir eine Lüge zu ersinnen, warum er fort mußte." Er löste die Arme der Schwester von sich und ging, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Er wußte nicht, wo Pernheim wohnte, erfuhr es jedoch bald und fand ihn daheim. Die beiden standen sich dicht

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