. Johannes war nun keinen Augenblick mehr im Zweifel über die Absicht desselben, und das intime Benehmen des Müllers gegen den Erzdorfer verletzte ihn tief, zumal da dessen Artigkeiten gegen ihn immer sel tener geworden waren. Der Wurm der Eifersucht hatte sein Herz umstrickt und zog es immer mehr zusammen, während er seinen Giftzahn immer tiefer einbohrte. Am Abend, als der Fritz weg war, winkte Karp feine Ehehälfte zu sich in die Stube und sprach mit gedämpfter Stimme zu ihr: „Weist du, Marie
, was er will?' — „Nein, Heinrich,' sagte die Müllerin etwas verlegen. — „Er ist ein prächtiger Kerl, dazu reich; er will unsere Gertrud freien.' — „Unsere Gertrud! rief fast erschreckt die Hausfrau, „die ist ja Braut!' — „Braut! ja, aber wessen Braut! Höre, Marie, es wäre doch schöner, wenn wir einen Schwiegersohn bekämen, der auch etwas in den Brei zu brocken hat.' — „Mein lieber Mann, bedenke doch, was du sagst und erwäge; was du willst! Johannes ist Bräutigam unseres einzigen Kindes; er ist — du weist
es — ein Mann, wie es deren wenige gibt: brav, gut herzig, fleißig und verständig. Wir haben ja so viel Vermögen, daß beide ein sorgensreies Leben sühren können. Es wird ihnen an nichts fehlen. Reichtum macht nicht immer glücklich.' — „Nicht immer, aber Armut und Bettelei gewiß niemals. Es hat mir von vornherein niemals munden wollen, daß der Müllerknecht unsere Tochter kriegen sollt', nein, nie; der Fritz aber gefällt mir.' — „Johannes ist mit Gertrud verlobt, er hat also ein Recht
den sonst trauten Familienkreis verlassen zu wollen. Der Müller sprach wenig und schaute düster unter den riesigen Brauen hervor. Johannes saß stumm da; däs gewohnte Lächeln war von seinen Lippen ver schwunden. Die Hausfrau seufzte oft tief auf, und Gertrud, die mit der Lage der Dinge nicht unbe kannt geblieben war, blickte vor sich hin, um die Tränen zu verbergen, die das sonstso helle Auge trübten. Die Kirmeß rückte mit dem Oktober immer näher und dem Müller Karp der Gedanke an die Hochzeit seiner Tochter
mit Johannes immer ferner. Dagegen sah er den Erzdorfer bereits als Eidam im Hause schalten und walten. Eines Morgens kam er zu Johannes auf die Mühle und sprach zu ihm: „Sagt einmal, Johannes, ist es Euch noch immer Ernst mit der Heirat?' — Warum nicht?' fuhr jener erblassend aus. — „Mir aber nicht,' versetzte der Müller; „Ihr tätet mir einen großen Gefallen, wenn Ihr davon abständet.' — „Wie, was?' schrie Johannes, bebend vor Aufregung; „abstehen zu Gunsten des Erzdorfers? niemals!' — „Nur ruhig